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  • 1317 Fulseulluew
  • 1403 Geschies
  • 1483 Lewew alias Sycz
  • 1500 Geschies
  • 1569 Geschieß
  • 1674 Sirtz seu Schitz
  • 1773 Schies, Siertz, Czesna
  • 1863 Sircz (Geschiesz)
  • 1907 Sércz

Fulseuluew – Felsölövö bedeutet Oberes Schützen und bezog sich auf die später wüstgefallene Grenzwächtersiedlung südlich der Wulka.

Das neue Dorf nördlich der Wulka wurde auch Zeek genannt – die altungarische Schreibweise für „Szek“ – Sitz, Herrensitz. Der deutsche Ortsname „Gschieß“ bedeutet dasselbe, also ebenfalls Herrensitz. Sie hat also nicht ursächlich mit der ursprünglichen Grenzwächtersiedlung zu tun. Die deutsche mundartliche Bezeichnung Gschies war vom Mittelalter bis in die Gegenwart üblich. Mit dem Beinamen „am Gebirge“ ist nicht der Leithaberg gemeint, sondern das Schützener Weingebirge, der Goldberg im Ruster Hügelland.

 

Urgeschichte und Römerzeit

Eine größere jungsteinzeitliche Siedlung bestand offenbar auf den Wulkaäckern. Die Funde(Tongefäße, Tonlöffel. Stein- und Knochengeräte) sind der Lengyel-Kulur zuzurechnen. Aus der Hallstattzeit stammen Streufunde von den Leberäckern und den Wulkaäckern. Aus der La Tène – Zeit wurden 1928 ein Skelettgrab und 1933 ein weiteres Grab gefunden. Dieses enthielt ein Eisenschwert mit einer eisernen Scheide und eine eiserne Lanzenspitze.

Besonders reich sind die Funde aus der Römerzeit. 1886 erwarb L. Bella einen Votivstein, dem Hercules von M(arcus) Ulpius Kalendius geweiht. Etwas später wurde ein Stein, dem Vulkanus geweiht, entdeckt und 1885 wurde ein ähnlicher Altarstein gefunden, aber zerstört. Bella legte die Fundamente eines kleinen Baues frei. 1913/14 grub Oberstleutnant Groller im Auftrag von Sandor Wolf in Schützen und konnte die Römerstraße von der Wulka bis zum etwa 1 km entfernten Sebastiankreuz verfolgen. Entlang der Straße stellte er eine große römische Siedlung fest. Sechs Gebäude wurden vollständig ausgegraben, eine weit größere Anzahl durch Bauschutt festgestellt. Aus den Ausgrabungen sind eine gut erhaltene Bronzelampe, einen Silenuskopf sarstellend, und ein Spiegelgriff aus verzinnter Bronze sowie zahlreiche weitere Kleinfunde (Glasperlen, Glasgefäße, Bronzefibeln, Bronzeschmuck und Werkzeuge aus Eisen, Münzen usw.) bekannt. Zwischen 1927 und 1940 kamen noch zahlreiche weitere von den Wulkaäckern hinzu.1958 stieß man während der Wulkaregulierung auf Piloten einer Holubrücke (aus dem Mittelalter?) und daneben auf den römischen Straßenübergang.

Der bedeutendste Fund aus der Römerzeit ist die 6,5 cm große bronzene Porträtbüste eines römischen Knaben, die 1934 gefunden wurde. 1981 wurde sie von E.Thomas als Jugendbildnis des späteren Kaisers Honorius identifiziert. Sie ist eines der Prunkstücke des burgenländischen Landesmuseums.

 

Mittelalter

„Oberes Schützen“ und die Gründung des deutschen Dorfes

Die Vorgängersiedlung des heutigen Schützen am Gebirge lag an der Wulka bzw. südlich des Flusses bis zum Goldberg. Sie war eine magyarische Grenwächtersiedlung. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1211 anlässlich einer Güterteilung zwischen den Brüdern Chawa und Laurenz und ihren Verwandten Paul und Benqua. Paul und Benqua erhielten „Lev de parochia Supruniensi“. Die genannten gehörten dem Geschlecht der Jáak an, der Wasserburger, die aus Bayern um 1000 eingewandert waren. Baxa und sen Sohn Stephan waren Anhänger der Güssinger. Dass es sich bei Lev um Schützen am Gebirge bzw. eine Vorgängersiedlung handelte wird durch späteren Besitz der Jaak dort bewiesen: 1317 bestätigte König Karl Robert, dass Magister Desew (Desiderius), Sohn des Dionys de Heydreh, um Verleihung der Besitzungen Fulseuluew und Rust ersuchte, die Baxta, Sohn des Abrams, besessen hatte. Baxta aber war ein Nachkomme der Jáak. Zur Schenkung von 1317 gehörte die Maut im „oberen Löwö“. Das Vorhandensein einer Mautstelle spricht jedenfalls für einen Ort an der Wulka. Desew (Desiderius) gehörte dem Geschlecht der Heidriche an. Er fiel von den mit ihm verwandten Güssingern ab und wurde Anhänger König Karls von Anjou. Er machte Karriere als Vizegespan von Ödenburg, Hofrichter der Königin und 1326/30 Obergespan von Ödenburg. 1330 rettete er Karl von Anjou in einer Schlacht in der Walachei das Leben, kam dabei aber selbst um. Nach ihm war sein Sohn Hedrich V. Besitzer von Schützen, danach dessen Söhne Jakob und der Johanniter Johann.

Unklar ist, ob es neben dem „oberen Schützen“ ein weiteres, „unteres Schützen“ gab. Eine Urkunde von 1399 spricht dafür. In ihr werden zwei „Schützen“ als als Zubehör zur Burg Oslip genannt. Die beiden Lövö südlich der Wulka waren 1211 ungarische Grenzwächtersiedlungen, die noch vor 1390 verödeten. Nach 1380 tauchen die Hedrechvára als Besitzer von Schützen auf. Schützen kam in den Besitz der Grafen Kimling.

Die deutsche Dorfsiedlung nördlich der Wulka wird als „Gschieß“ erstmals 1390 urkundlich erwähnt. 1403 gehörte das neue „dorff ze Geschies“ einem „groff Michel von Geschies“. Er war anscheinend ein Gefolgsmann der Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein. Er und sein Schwiegersohn Konrad Swerczer (Schwarzer) bezeichneten Graf Paul II. von Forchtenstein als ihren Herrn. Das Dorf wurde von Graf Michael gegründet, der sich nach Verlust seiner Burg Rowo „de Gesies“ nannte. Er erbaute als Edelsitz den Thurnhoff (Turmhof).

1405 fielen ungarische Streifscharen in Österreich ein. Gegen sie wandte sich Herzog Wilhelm von Habsburg, der gegen die Friedensstörer vorging und das Gebiet am Neusiedler See unterwarf. In Neusiedl ließ er 67 der Rädelsführer hängen. Er eroberte Burg und Herrschaft Eisenstadt,wo er Albrecht von Puchheim, Oberster Truchseß von Österreich, mit einer Besatzung zurückließ. Unterstützt wurde er von den Forchtensteinern, die mit den Eisenstädter Kanizsai verfeindet waren. Graf Michael von Geschies und Konrad Swerczer von Pirichendorf schlosssen sich anscheinend an.

1404 verpfändete Swerczer im Einvernehmen mit seinem Schwiegervater, der sich auch Michael von Széki nannte, die Hälfte seines Besitzes an Gregor von Kleinhöflein. 1408 verpfändeten auch Michael und sein Sohn Peter die Besitzungen Haraß und Ramsau mit dem Bergrecht in den Ramsauer Weingärten an Friedrich von Scharffeneck.

1426 schenkten die Kanizsai dem Franziskanerkloster in Eisenstadt „Magyartelek“, mit Mühle, Wiesen und Äckern. Nach A. Ratz war dies kein Dorf und später keine Dorfwüstung sondern ein Gutshof. Von der „Minichmüll“ aus wurde der Klosterbesitz der Franziskaner verwaltet.

Unklar ist, wo das alte Dorf „oberes Schützen“ lag. Am wahrscheinlichsten ist die Angermühle, heute Cselley-Mühle, möglich wäre aber auch in der Nähe der Brücke („Steinerne Brücke“) oder an der Gabelung der alten Straßen. Das „untere Schützen lag nach A. Ratz wahrscheinlich an der alten Brückenstelle, dort, wo auch die römische Siedlung lag. Zur Zeit der Grenzwächter hatten diese wohl auf dem Hölzelstein ihren „Ausguck“. In der Türkenzeit befand sich „Zukhschiess am Steinpüchel“, also am Goldberg, eine Kreitfeuerstelle (Warnfeuer).

Das alte Schützener Weingebirge (Satz, Setz, Haidsätz, Ungerberg, Siner, Pruenshut und Steinweingarten) gehörte ursprünglich nicht zur späteren Dorfsiedlung. Der Anschluss erfolgte erst mit der Gründung der neuen Siedlung nördlich der Wulka. Die Weingärten gehörten auch dann nicht zum Hof, sie waren ausschließlich Überlandweingärten.

Der Wulkaübergang bei Gschieß war für den überregionalen Verkehr, etwa für die Ödenburger Kaufleute, von großer Bedeutung. Das zeigt etwa ein Brief des Ernst von Fürst im Jahre 1524 aus Eisenstadt an die Stadt Ödenburg, in dem er – sobald das Wetter es erlaube- die Instandsetzung der Brücke versprach. Offenbar verursachten Überschwemmungen an der Brücke Schäden. Die alte Brücke wurde zwischen 1666 und 1675 an die heutige Brückenstelle verlegt.

Neben den Inhabern der Herrschaft gab es in Schützen auch den Kleinadelsbesitz der Bothka, der bis ins 15. Jahrhundert nachweisbar ist. Der Besitz wurde später der Herrschaft Eisenstadt angeschlossen.

1455 wurde der Gschieser Pfaff Gilig wegen Totschlags an Peter Drascher in Ödenburg eingekerkert. Er wurde begnadigt, hatte aber erhebliche Sühneleistungen zu erbringen, auch an die Nachkommen Draschers. An der Mordstelle musste er ein steinernes Kreuz (Sühnekreuz) errichten.

1447/50 ist der „edle Herr Lassla, Graff zu Gämern oder von Kempul (Kimling) bis 1482 Besitzer von Anteilen in „Oka et Lewew alias Sycz“ – vermutlich jenes Anteils, der den Jaák und später den Hedrichen gehört hatte. 1483 schenkte König Matthias Corvinus den Besitz des ohne männlichen Erben verstorbenen Ladislaus Graf von Kemnye (Kimling) an die Nagylucsei, Thankhazy und Illeshazy, - umfangreiche Besitzungen im Komitat Wieselburg und die Anteile in „Oka et Lewew alias Sycs“ im Komitat Ödenburg.

1494 wurde der Besitz in Oggau und Schützen wahrscheinlich an die kaiserliche Herrschaft Eisenstadt verkauft. Nach dem Urbar von 1500 gehörte ganz Schützen zur Herrschaft Eisenstadt.

 

Schützen und die Herrn von Row

Das neue Dorf Schützen nördlich der Wulka gehörte im 13. Und 14. Jahrhundert zur Herrschaft der „Rowoburg“, deren Standort noch immer unbekannt ist, unter anderen aber auch im Bereich Tiergarten-Schützener Urbarialwald vermutet wird.

Im Jahre 1271, in einem Vertrag zwischen Ottokar II. von Böhmen und Stephan V. von Ungarn, wird u.a. auch das „castrum Row, das von Merch Sohn des Gianur behauptet wird“ erwähnt. Die Herkunft der Herrn von Row ist ungeklärt, möglicherweise kamen sie aus Mähren (A. Ratz). Als Angehörige der Familie werden später Dietrich und Jenslin (1358) und Henslin (1390) erwähnt. Zur Herrschaft Row gehörten sieben Dörfer, darunter Donnerskirchen. Die Dörfer wurden nach dem Vorbild der Güssinger mit deutschen Bauern besiedelt. Die Verbindungen der Herrschaft zu Österreich waren immer sehr eng. In den Wirren der Zeit nach dem Tod Ludwigs des Großen 1382 öffneten die Herren von Roy ihre Herrschaft dem österreichischen Grenzadel und beunruhigte mit diesem die Dörfer der Kanizsai der Herrschaft Eisenstadt. Auf Beschwerde der Ödenburger Kaufleute richtete Königin Maria 1385 ein energisches Schreiben an die Unruhestifter. Die Unruhen gingen weiter. 1390 fielen 40 österreichische Reiter ein und raubten zwischen „Pürbach und Gschijzz“ die Ödenburger Kaufleute, die vom Jahrmarkt in Petronell kamen, aus.

König Sigismund gab den Kanizsai den Auftrag, die Rowoburg im Leithagebirge zu erobern. Die Herren von Rowo wurden aus ihrer Burg vertrieben und 1390 wurde der Konvent von St. Martinsberg beauftragt, die Kanizsai in den Besitz von Rowo einzuführen. Ein Einspruch des Henslin, Michael, Stephan und Ladislaus von Roy wurde abgelehnt. 1391 oder 1392 wurden die Kanizsai dann in die Herrschaft Rowo eingeführt.

Die Burg Roy (Rovo, Ravo, Raw, Roj, Row, Rov) wurde wahrscheinlich nach dem Mongoleneinfall von 1241 von König Bela IV. zum Schutz der Grenze erbaut. 1271 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. 1273 eroberte sie Ottokar II. von Böhmen, musste sie aber im Hainburger Vertrag 1291 an Ungarn zurückgeben. 1293 wurde die Burg gegen Herzog Albrecht von Österreich verteidigt. 1355 erhob Magister Petheu de Kolon (von Pirichendorf) vor dem Kapitel von Neutra Einspruch gegen den Verkauf von Besitzanteilen in Roy, Tothchagan (Donnerskirchen), Zentpeterteleke und Zaka (Oggau) durch Michael, Wenzel und Ladislaus, die Söhne des Nikolaus de Roy und von Johann und Stephan, die Söhne des Dietrich von Roy, an Beled von Heulen (Kleinhöflein). 1382 verkaufte Ladislaus, der Sohn des Nikolaus de Roy, seinen Besitzanteil „in castro et in Villa Roy sub comitatu Mosoniense“ an den Grafen Thomas von St. Georgen-Bösinh um 200 Pfund Wiener Denare.

1390 verfügte König Sigismund die Einverleibung der Burg Row, bisher im Besitz des Henslein, Stephan und Ladislaus von Row, wegen Untreue gegen den König in den Besitz der Kanizsai. Diese schlossen Burg und Ort ihrer Herrschaft Hornstein an. Die Besitzrechte der St.Georgen-Bösinger wurden offenbar nicht beachtet. 1409 wurde die Burg mit königlicher Erlaubnis abgetragen, wegen Baufälligkeit und vermutlich auch, weil sie nach Errichtung von Neu-Scharfeneck überflüssig geworden war. 1420 schenkten die Kanizsai dem Eisenstädter Minoritenkloster Güter in St.Georgen, Großhöflein, Rowo, Antau, Wulkaprodersdorf und das Predium Magyartelek. Ein letztes Mal wird Rowo 1457 erwähnt: Die Kanizsai gaben in diesem Jahr die Besitzungen Rowo, Pordan (Wulkaprodersdorf), Chacy (Donnerskirchen), Zarkwalle (Hornstein) Bwdwskuth (Szeinbrunn) und Milchdorf (Müllendorf) dem Georg Podondorfar de Ebenwerth (Pottendorfer von Ebenfurth) zu Pfand. Die letzten Rowoburger nannten sich 1393/1415 nach „Zeek“.

Ebenfalls 1393 ließ König Sigismund Burg und Herrschaft Zazlop (Oslip) mit den Besitzanteilen in „Seck Zaka et Oka“ den Kaniszai übertragen. Der Niedergang der Herrn von Rowo ist nur unter Berücksichtigung der überregionalen und gesamtungarischen Ereignisse zu verstehen. Die Rowoburger standen auf Seiten der Österreicher gegen die von Sigismund von Luxemburg besonders geförderten Kanizsai. Sie waren mit den ebenfalls proösterreichischen Mattersdorf-Forchtensteinern verbündet und traten unter deren Vogtherrschaft. Die Versuche der Herren von Rowo, ihre Güter zurückzugewinnen hatten keinen Erfolg. Nur vorübergehend, von 1401 bis 1409, konnten die Herren von Rowoburg bzw. Zeck-Gschieß wieder über ihre Güter verfügen. Mit dem Erbvertrag von Ofen 1409 zwischen Habsburgern und Luxemburgern und der Wahl Sigismunds zum Römisch-deutschen König konnten sie auch nicht mehr mit der Hilfe der Österreicher rechnen.

1483 wurde Gschieß mit Oggau von Matthias Corvinus dem Raaber Bischof Urban Nagyluchy und Valentin Tankhazy verliehen. Die Tankhazy verkauften 1489 ihren Anteil um 700 Gulden an Bischof Urban und seine Geschwister.

Das deutsche Dorf Schützen wurde als Schmalangerdorf angelegt, an den beiden Enden verengte sich der Anger, hatte also linsenförmige Gestalt. Gegen Westen sperrten die Kirche und das Gemeindehaus den Anger ab. Die Kirche war von einer Ringmauer umgeben, deren Schießscharten 1989 freigelegt wurden. Gegen Osten war der Anger durch quergestellte Zeilen kleiner Häuser fast abgesperrt. Dort lag auch der mächtige, viekantige Meierhof der Esterhazy. Der geschlossene Stadelreihe war im Nordosten ein „Schanzgraben“ vorgelagert.

Vermutlich noch im ausgehenden Mittelalter wurde die verödete Siedlung St.Peter – Lehndorf an Schützen angeschlossen. Der Hotter der Gemeinde erstreckte sich daraufhin bis zum See.

 

Der „Turnhof“

Im Eisenstädter Urbar von 1527 heißt es: „….danach ligt der Thurnhof vnd ist frey gehört den Hansen praunen zu Wien hat zw Ockau 3 Holden und 1 Vischwasser…“ Der Thurnhof wurde von Michael von Rowo als Herrschaftssitz errichtet. Schon vor 1429 hatte die Edelfrau Hedwig von Rowoburg und ihr Gemahl Peter Traismaurer den Thurnhof inne. Der weitere Erbgang ist ungewiss. 1527 hatte Hans Praun und 1569 Cämerl den Besitz inne. Wie sie zu diesem Besitz gekommen sind ist unbekannt. 1572 war der Hof im Besitz von Apollonia, Witwe von Ulrich Cämerl. Zuvor hatten der „alt Liblinger“ und Praun den Edelhof inne. Der Edelhof hatte in Oggau einen beträchtlichen Weingartenbesitz. 1580/89 war ein Herr Geyer von Osterburg im Besitz eines Edelhofes mit 5 Untertanen. Vor 1622, der Übernahme der Herrschaft Eisenstadt durch die Esterhazy, besaß Christoph Adam Geyer von Osterburg in Gschieß eine Kurie, dazu in Oggau 5 Kolonen. Dieser Hof wurde ausdrücklich von der Übernahme durch die Esterhazy ausgenommen. 1651 hatte bereits Johann Baptist Föggler den Hof in Gschieß und Oggau gekauft.

1679 erklärten Richter, Bürger und Gemeinden von Schützen und Oggau, dass sie die Freihöfe, den Thurnhof in Schützen und den Studhof in Oggau den Herrn Johann Baptist Föggler und Johann Ehrenreich Föggler um 8000 Gulden und 300 Gulden Leikauf abgekauft hatten. Gschieß hatte 2300 Gulden bezahlt. Der Grundherr stimmte dem Kauf durch die Gemeinde zu. Der Freihof wurde in eine Hofstatt umgewandelt. Seine Größe war 24 Joch Acker, 5 Tagwerk Wiesen und 56 Pfund Weingärten. Der Kaufbrief von 1677 wurde von den beiden Föggler und deren Schwester Anna Rosina Föggler und deren Schwager Christoph Sowitsch, evangelischer Pfarrer von Ödenburg im Namen seiner früh verstorbenen Frau Maria Barbara, geborene Föggler, und deren Kinder unterfertigt. Äcker und Wiesen wurden an Bauern als Überlandgründe weiterverkauft, die Weingärten bewirtschaftete das Dorf selbst. Der Thurnhof in Gschieß hatte ein ganzes Lehen, in Oggau bestanden ein ganzes, zwei Viertel- und 2 Achtellehen.

 

Die „Rebellion“

In späterer Zeit wurde das Eigentum der Gemeinde am Thurnhof von der Grundherrschaft völlig zu Unrecht angefochten. 1774 wollte die Grundherrschaft das Eigentum der Gemeinde nicht mehr anerkennen. Das Dorf leistete Widerstand. Im Thurnhof war die Gemeindegaststätte untergebracht. Die Grundherrschaft rechtfertigte ihren Schritt damit, dass die Straße zwischen Gschieß und Preßburg stark frequentiert war und die Gemeinde nicht in der Lage war, den Ansprüchen der Reisenden Genüge zu tun, ein geeigneter Platz für einen Gasthof aber nicht zu finden war. Ein Rückkaufrecht konnte der Grundherr, Fürst Nikolaus der Prachtliebende aber nicht beanspruchen, da ein solches im Vertrag von 1679 zwischen Graf Paul und der Gemeinde nicht verankert war. Tatsächlich ging es wohl auch um das Schankrecht der Gemeinde. Die Grundherrschaft begann sofort mit dem Abbruch des Thurnhofes und wollte auch die seit 95 Jahren im Besitz der Gemeinde befindlichen Grundstücke zurückkaufen. Als der Verwalter der Domäne eine Exekution einleitete und den Wein im Gemeindekeller konfiszierte kam es zu einem Tumult, angeblich hauptsächlich durch die Frauen, die sich den „Fürstlichen“ in den Weg stellten. Daraufhin wurden neun Einwohner von Schützen in Ketten abgeführt und für 10 Tage ins Gefängnis geworfen und am 11. Tag verprügelt. Der Richter Josef Salzer wurde zur Herausgabe des Kaufbriefes gezwungen und auch ihm wurde mit dem Gefängnis gedroht. Er erwies sich aber als überaus mutig und klagte den Fürsten bei Maria Theresia als Königin von Ungarn und bei Kaiser Josef II. an. Die Klagen waren schließlich erfolgreich. Die Gemeinde protestierte entschieden gegen diese Vorgangsweise Esterhazys und bestritt, dass es sich um einen „Austand“ gehandelt hatte. Über den königliche Statthalterbeirat bekam die Gemeinde ihr Recht.

Der Fürst rächte sich, indem er ein Herrschaftswirthaus erbauen ließ. Den Postmeister zwang er 1789, ihm die Poststation zu verkaufen. Das Herrschaftswirtshaus, die Post und die Mautstation wurden verpachtet. Nach der Beschreibung von 1802 hatte das Herrschaftswirtshaus einen Schankraum, drei Zimmer für den Wirt und zwei für den Mautner, zwei Küchen und einen Keller für 200 Eimer Wein, zwei Ställe für 30 und 8 Stück Vieh und einen Wagenschuppen für acht Wagen. Der Wirt schenkte jährlich 300 Eimer Wein aus und entrichtete der Herrschaft jährlich 958 Gulden Kontraktgeld. Das Wirtshaus und die Mautstation wurden bis 1860 weiter geführt. 1861 wurde das Wirtshaus an Ignatz Spitzer aus Eisenstadt um 9750 Gulden verkauft. Ab 1887 war Elisabeth Wimmer die Pächterin. Sie kaufte 1897 den Gasthof von Spitzer. Der Gasthof blieb bis 1948 im Besitz der Familie Wimmer. Am östlichen Ortsende ließ der Fürst den großen Herrschaftshof erbauen. Dort waren 38 Zugtiere und ein Wagenschuppen für 20 Wagen untergebracht.

 

Die Urbare

Herrschaftsurbare liegen aus den Jahren 1500, 1527, 1569, 1588/89 und 1675 vor.

Nach dem Urbar von 1500 gab es 42 Halblehen – ein ganzes, 18 halbe und ein Viertellehen. Nur 13 halbe und ein Viertellehen waren bewohnt. Die beiden besten Höfe gaben Getreide- und Weinzehent.

1527 werden 5 ganze, 24 halbe und zwei Viertellehen verzeichnet. Ein ganzes Lehen lag öde. Eine Mühle im Dorf ist im Besitz von Kroaten. Am „Steinpruckhlein“ befindet sich eine öde Hofstatt.

Das Urbar von 1569 zeigt eine geringe Kontinuität der Familiennamen, vermutlich eine Folge der Türkenkriege von 1529 und 1532. Es gab 45 halbe und 12 Viertellehen, aber erstmals auch schon 20 Hofstätten. Die „“Padstube auf dem Anger bey dem Trinckhprun“ wird erwähnt, eine Mühle und ein „Zechkeller in dem Weingarten in Gschießer Weingebirg in der Stainhuet, so Herr Colman Rorrer, Pfarrer zu Gschieß, von neweun erpaut“

Das Urbar von 1569 weist 11 Kroaten als Lehensbauern aus. 1589 sind von 102 Lehensbauern 15 Kroaten. 1675 tragen von 104 Lehensbauern 32 kroatische Familiennamen. Es gab also eine beträchtliche kroatische Einsiedlung. Nach 1683 wanderte der Großteil der Kroaten nach Oslip ab, Das Urbar von 1720 verzeichnet nur mehr drei kroatische Namen.

Der Pfarrer in Schützen besaß ein Lehenshaus mit 30 Joch Grund, 16 Tagwerk Wiesen und 6 verschiedene Wiesen und einige Weingärten.

1588/89 gab es 43 halbe, 13 Viertellehen und 20 Hofstätten., eine Fleischbank, einen Zechkeller, einen Pfarrkeller im Weingebirge, 1589 eine Gemeindeschmiede am Anger. 69 Joch waren in Eigenbewirtschaftung der Herrschaft, 148 Tagwerk waren Hofwiese.

Die Naturalienabgaben und der Zehent wurden 1646 durch einen Kontrakt mit Graf Ladislaus Esterhazy abgelöst. Die jährlichen Zahlungen dafür betrugen 1212 Gulden.

Nach dem Urbar von 1675 bestanden zwei ganze Höfe: der Thurnhof und der Pfarrhof.

Die erste Ortserweiterung fand nach dem Türkenkrieg statt. 1675 gab es bereits 11 „Neuhäusl“. In der Umgebung des Thurnhpfes gab es 5 Hofstätten.

Das Urbar von 1675 verzeichnet zwei ganze Lehen, 28 halbe, 49 Viertellehen und 23 Hofstätten, ein „spital“ , den Kirchenkeller und ein Halterhaus. 40 Eimer Bannwein mussten von der Gemeinde ausgeschenkt werden. Die Herrschaft bekam 40 Eimer Bergrechtswein. Es gab einen herrschaftlichen Kalkofen, für den die Untertanen 10 Gulden Brandgeld bezahlen mussten. Die Herrschaft hatte 65 Tagwerk Hofwiesen und 52 Pfund Weingärten. Die Weingärten im Dorf waren nur etwa zur Hälfte im Besitz der Einheimischen. Auswärtige Besitzer kamen aus Wr. Neustadt, Ebenfurth, Neunkirchen, Deutsch Brodersdorf und Au.

 

Hexenverfolgungen

Ein besonders dunkles Kapitel in der Ortsgeschichte von Schützen sind die Hexenverfolgungen von 1573/1574. Wenn man im Jahre 1624 den Prozess gegen die „Prisaalitzin“, die Frau des Niclaß Prisalitz, die auf Burg Forchtenstein mit ihrer namentlich nicht bekannten „Gespielin“ hingerichtet wurde, kamen insgesamt sieben Frauen ums Leben. Der erste Prozess war zur Zeit des Dienstantritts des kaiserlichen Pflegers Georg Seyfried von Kollonitsch, der Prozess von 1624 fiel bereits in die Zeit der Herrschaft von Nikolaus Esterhazy. In der Ortschronik von Schützen wird die Hexenverfolgung von 1573/74 mit dem Wirken des Flacianers Kolman Rohrer in Verbindung gebracht, was allerdings nicht beweisbar ist. Jedenfalls fallen die Prozesse in die Zeit, in der die konfessionellen Auseinandersetzungen auch in Schützen tobten. Pfarrer Rohrer war 1569 evangelisch geworden, wurde 1582 von der Diözese 1582 abgesetzt, hatte aber auch weiterhin anscheinend den Großteil der Einwohner hinter sich.

1573 hat sich Appolonia, die Ehefrau des Lorenz Taler, die wegen „Zauberei“ im Gefängnis war, „dort selbst erwürgt“. Ihr Leib wurde verbrannt. Zurück blieben zwei Kinder im Alter von 5 und 7 Jahren. Der Witwer „nahm hernach ein anderes Weib zu sich, hauste mit ihr außer der Ehe in Unehren und schwängerte es“. Er wurde aus der Herrschaft „abgeschafft“. Vom Verkauf des Huses erhielt er die Hälfte, die andere Hälfte fiel an die Herrschaft, wurde aber „aus Barmherzigkeit“ den Kindern zugesprochen. Für sie wurde ein Vormund bestellt. Ebenfalls 1573 wurde Gertraud, die Ehefrau des Hofstättlers Ulrich Gibisser wegen „Zauberei“ eingekerkert und hingerichtet. Sie hinterließ drei Kinder im Alter von 10, 8 und 4 Jahren. 1574 kam Katharina, Frau des Viertelhausbesitzers Stefan Weigl, wegen Verdachts der Zauberei ins Gefängnis, wurde zwar freigesprochen, starb aber noch im Gefängnis. Man kann vermuten, als Folge der „peinlichen Befragung“ also der Folter. Die Frauen hatten gestanden, der Prozessverlauf war aber offensichtlich nicht ganz korrekt. Die Geständnisse waren „unbeständig“ und widersprüchlich. Die beiden verurteilten Frauen gehörten offenbar der dörflichen Unterschicht an. Ebenfalls angeklagt wurden Elß, Sebastian Schmids Frau, und Ursula, Peter Scheuchs Weib. Ihre Männer waren angesehen. Die beiden Frauen wurden offensichtlich von den Verurteilten in die Verdächtigungen unter der Folter hineingezogen. Sie kamen beide frei. Derartige Vorgänge sind auch in vielen anderen Hexenprozessen belegt.

 

Erschlagen und verschleppt – Die Überfälle der Bocskai – Rebellen und Türken 1605

In der Bocskai- Rebellion wurden viele Dörfer um den Neusiedler See verwüstet, viele Menschen erschlagen oder verschleppt. Wie die von Hans Kitaibl ausgewerteten Waisenbücher von Schützen zeigen, war der Ort besonders schwer betroffen, und zwar beim Überfall am 14. Mai und dann wieder im Oktober, an dem auch mit den Bocskai-Leuten verbündete Türken beteiligt waren. Acht Häuser wurden niedergebrannt und 14 Personen getötet, hauptsächlich Männer, die sich offenbar zur Wehr setzten. Zwei Frauen und ein Kind verbrannten in der Kirche. 53 Personen, hauptsächlich Frauen und Kinder, wurden verschleppt und in die Sklaverei verkauft. Nur zwei Frauen und kein einziges der Kinder kamen aus der Gefangenschaft wieder nach Hause. Damit verlor Schützen bei diesen barbarischen Überfällen einen beträchtlichen Teil seiner Bevölkerung. Auch im Bethlenaufstand von 1619/20 wurde Schützen erneut geplündert und angezündet. Elena Markowitsch wurde in ihrem Haus erschlagen.

 

Unter der Herrschaft der Esterhazy

Nach der rechtswidrigen und gegen alle Zusagen erfolgten Abtretung auch der Herrschaft Eisenstadt an die Esterhazy und deren „Reincorporation“ nach Ungarn wurde Schützen als Teil der Herrschaft Eisenstadt ein Esterhazy-Dorf.

1646 schloss das Dorf mit Graf Ladislaus Esterhazy einen Kontrakt. Die Gemeinde hatte jährlich 1212 Gulden zu zahlen. Dazu kamen an Abgaben 155 Gulden Mautgeld, 40 Eimer Bergrechtswein, Ausschankpflicht für 40 Eimer Bannwein zu erhöhtem Preis, Fleischbankabgaben, Heiden- und Hirsezehent und Abgaben von den 11 „Neuhäusl“ sowie die Zahlungen für die Überlandgründe. Insgesamt entrichtete Schützen jährlich mehr als 6000 Gulden an die Herrschaft – eine enorme Summe, die auch den relativen Wohlstand des Dorfes widerspiegelt.

Noch 1648 verpfändete Graf Ladislaus Esterhazy die Gemeinde Gschieß mit Patronatsrecht um 22 000 Gulden an Elisabeth Geczl, Frau des Ladislaus Amadé. Sie war eine geborene Esterhazy. 1699 kaufte Fürst Paul Esterhazy zwei Kurien um 7000 Gulden (untere und obere Hofäcker). In dieser Zeit wurde vermutlich der große Wirtschaftshof errichtet. 1702 erwarb Freiherr Hieronymus a Scalavinoni die Gemeinden St. Margarethen um 28 500 Gulden, Gschieß um 22 000 Gulden und Zagersdorf um 10 000 Gulden als Pfandbesitz. Die Verpfändung war wegen der schweren Schäden, die die Esterhazy im Türkenkrieg von 1683 erlitten hatten, notwendig gewoirden. Franz Christoph a Scalvinoni hatte diese Kleinherrschaft um den Herrensitz in St. Margarethen bis 1710 inne. Auf ihn folgte Baron Stefan Jesensky de Nagy Jeczen als Pfandinhaber. Unter ihm und Pfarrer Migschitz wurden der stinerne Turm und 1720 das Kirchenschiff errichtet. 1722 übernahm die Fürstin Maria Octavia Esterhazy, geborene Gilleis, die Witwe des Joseph Esterhazy die Kleinherrschaftund behielt sie bis 1748. Danach ging die Kleinherrschaft an ihren Sohn Paul Anton und wurde damit wieder ein Teil der Herrschaft Eisenstadt.

Im Türkenjahr 1683 brannten Kirche und Kirchturm ab. Eine Frau wurde verschleppt. Offenbar konnte der Großteil der Bevölkerung fliehen Den Nachbargemeinden ging es schlechter. In Breitenbrunn wurden in der alten Schanze 500 Bauern erschlagen, in Winden 76 Leute getötet und 50 verschleppt. Nach einer Tagebucheintragung in Wien soll der „Krabattenoberst Graf Franz Kery mit einem kroatischen Reiterregiment dem Ort zur Hilfe gekommen sein und bei Gschieß 600 Tataren zu Allah“ geschickt haben. Kirche und Pfarrhof brannten jedenfalls völlig aus. Die Kirche musste Weingärten und Grundstücke verkaufen. 1705 wurde auch Schützen von den Kuruzzen geplündert und gebranntschatzt. Nach der Ödenburger Ritter-Chronik kam es in Schützen am 6. März 1705 in Schützen zu einem Kampf zwischen Kaiserlichen und Kuruzzen. Auch von der Pest blieb das Dorf nicht verschont. Schon 1633 gab es einen ersten Pestfall. 1713 wurden vier Todesfälle verzeichnet. Auffallend ist, dass zwischen 1715 und 1723 15 Häuser den Besitzer wechselten.

Nach der Waltherkarte von 1754/55 gab es in Schützen eine Dorfmühle, eine Schwefelquelle mit Badhäusern und Spital sowie einen Kalkofen.

Von November 1724 bis Oktober 1725 wurde die Gemeinde durch Militäreinquartierungen schwer belastet. Sie hatte mehrmals Proviant und Futter für die Pferde aufzubringen. Dann dürfte eine Erholungsphase eingetreten sein. 1754 weist der Markt ein blühendes Handwerk auf: es gab 2 Fleischhacker, 3 Schuhmacher, 7 Töpfer (ab 1719 bestand eine Töpferzunft), 2 Maurer, je 3 Schneider, Weber, Schmiede, 2 Müllner, je einen Tischler, Bäcker, Friseur, Gastwirt, Korbflechter, Gewehrmacher, Salzhändler, Hirten. Auch der Viehbestand hatte sich erholt: 214 Zugochsen, 158 Melkkühe, 125 Zugpferde und 78 Schafe, aber nur 3 Schweine. Bewirtschaftet wurden 991 Joch Acker, 213 Joch Wiesen und 2218 Tagwerk Weingärten.

Nach 1750 richtete Graf Paul Esterhazy auf dem Gebiet der Wüstungen Rowo und Pirichendorf den Wildpark ein, ganz nach französischem Muster. Die erste Umzäunung war aus Holz, gestützt von Steinpfeilern. Die drei Meter hohe Steinmauer wurde unter Nikolaus dem Prachtliebenden in Fronarbeit errichtet. Bei den acht Toren wurde jeweils ein Jägerhaus errichtet. Im Tierpark befanden sich ein Schildkrötenteich, ein Forellen- und ein Krebsenteich sowie zwei Karpfenteiche. Nikolaus ließ das Jagdschlössl („Rendezvous- Schlössel“) 1772/74 von Baumeister Ringer erbauen – einen zweigeschossigen, achteckigen Spätbarockbau. Die Bauern, die Besitzungen im Tierpark hatten, wurden verdrängt, die Wein- und Obstgärten wurden 1883 mit anderem Grundbesitz entschädigt. Das Jagdschloss wurde 1945 von den Russen zerstört. Im Tiergarten befanden sich ein Rehpark, ein Wildschweingarten und als größter Teil ein Damwildareal. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es im Wildpark 300 Stück Damwild, 50 Rehe und 17 Wildschweine.

Die Schützener Schwefelquelle lag außerhalb des Ortes. Bei der Quelle befanden sich die „Baderhäuser“, vom 17. Bis ins 19. Jahrhundert im Besitz der jeweiligen Bader und Wundärzte. 1672 ist erstmals ein Bader urkundlich belegt. Die Bader gehörten zur Wiener Neustädter Baderinnung. Die Quelle galt als Heilquelle. 1873 wurde im Gefolge der Choleraepidemie der Bade- und Kurbetrieb eingestellt. Die Wassertemperatur war zu dieser Zeit schon stark abgesunken. 1675 gab es in Schützen ein „Spital“, dessen Bestand über lange Zeit belegt ist.

1772 und bald darauf erneut gab es schwere Brandkatastrophen. Im Tiergarten bestanden 1802 zwei Fischteiche der Herrschaft und drei Häuser – für den Revierjäger und zwei Heger sowie das fürstliche „Lusthaus“ mit sechs Zimmern und einem Saal und einem Keller für 50 Eimer Wein. Es wurde nur bei Jagden des Fürsten benutzt. Die Pfarre besaß noch immer zahlreiche Äcker. Im Dorf bestand ein Schulhaus mit zwei Räumen, ein Gemeindegasthaus mit einem Stall für 20 Pferde und einen Keller für 200 Eimer Wein.

Von Juli bis November 1809 war französisches Militär in Schützen einquartiert. Aber auch kaiserliche Truppen marschierten immer wieder durch den Ort. Von den Franzosen wurden hohe Geldsummen gewaltsam requiriert, 1809 insgesamt Schäden in der Höhe von 38 250 Gulden verursacht, dazu Lebensmittel und Futter um 4554 Gulden. Um die Entschädigung für die vom Komitat verlangten Leistungen, etwa die Stellung von Ochsenwagen, musste gestritten werden. Die Einquartierungen und dann vor allem der große Brand vom 5.Oktober 1812, in dem der Ort komplett bis auf wenige Kleinhäusel abbrannte, ließen das Dorf verarmen. Die Steuerkonskription von 1828 weist nur wenige Handwerksbetriebe aus, zumeist nur Ein-Mann –Betriebe, die nur zeitweise arbeiteten. Weitere Rückschläge brachten die Choleraepidemie von 1831, in der 100 Personen erkrankten und 46 starben. Bei einem Brand 1847 brannten erneut 27 Häuser ab. 1852 wieder 13 Wohnhäuser und 4 Scheunen. 1855 folgten weitere Einquartierungen und 1873 erneut die Cholera, in der in vier Wochen 73 Personen starben.

Im Revolutionsjahr 1848 erhielt das Dorf am 25. September den Befehl, bis 28. September sämtliche „Nationalgardisten“ zum Abmarsch nach Steinamnger bereitzustellen. Erneut mussten Lebensmittel und Futter in beträchtlicher Höhe abgeliefert werden. Zwischen August und Oktober 1850 mussten 1741 Mann und 1045 Pferde einquartiert werden.

Die Grundablöse (Bauernbefreiung) gestaltete sich in Schützen sehr schwierig. Vor allem der Besitz im herrschaftliche Tiergarten, der von der ehemaligen Herrschaft beansprucht wurde, war ein Problem. Der Tiergarten war von den Esterhazy nach 1750 eingerichtet worden, die Bauern wurden aus diesem Gebiet verdrängt. Die Schützener verloren Holz- und Weiderechte und 49 Joch Weingärten. Der Vergleich konnte erst im Mai 1881 abgeschlossen werden. Um 10 000 Gulden mussten die Remanentialgründe abgelöst werden, ebenso die Rodungsgründe. Für die Weingärten bekamen die Bauern Ackerland als Entschädigung. 1887 wurde der Hotter vermessen und das neue Grundbuch angelegt. Der Tiergarten mit 1440,26 Joch auf Schützener Gebiet blieb im Besitz der Esterhazy, die insgesamt 84 Joch Acker, 175 Joch Wiesen und 2439 Joch Wald zugeteilt bekamen.

1889 waren sämtliche Weingärten von der Reblaus befallen. 1900 begann die Umstellung auf amerikanische Unterlagsreben. 1898 musste die Gemeinde für den Bahnbau Ödenburg – Preßburg 3000 Gulden aufbringen.1900 wurde eine Kreisnotarswohnung, ein Gendarmeriezimmer und ein Arrestlokal errichtet. 1903 wurde die Volksschule um ein drittes Klassenzimmer erweitert, 1904 eine Milchgenossenschaft gegründet. Ab 1905 begann die Auseinandersetzung um das Ungarische als Amtssprache. Der Vizegespan ordnete an, dass die Gemeinderatsprotokolle in ungarischer Sprache verfasst werden müssen. Der Gemeinderat lehnte ab, da es kaum Mitglieder gab, die die ungarische Sprache beherrschten, Auch die Abänderung des Ortsnamens von Sercz auf Fertölövö wurde abgelehnt. Die ortsinternen Auseinandersetzungen zwischen der dominierenden Gruppe der Bauern und der Opposition der „Radikalen“ nahmen zu. Die Radikalen waren eine rund um Ödenburg stark verankerte freiheitliche Partei, die für deutsche Volksgruppenrechte, für das allgemeine gleiche Wahlrecht und Bodenreform eintrat. Die Wahl im Jahre 1906 ging äußerst knapp aus und wurde zweimal angefochten. Der Richter Truksitz konnte sich aber bis 1912 halten. Die gegenseitigen Anfeindungen nahmen zu. 1906 wurde die Abfassung der Sitzungsprotokolle in ungarischer Sprache erzwungen. 1908 lehnte die Gemeinde die Umsiedlung der Zigeuner, die in einer Hütte auf der Hutweide neben dem Friedhof lebten, in das Armenhaus aus „Sicherheitsgründen“ ab. 1908 brach der Streit zwischen den politschen Lagern erneut aus. Richter Truksitz wurde wegen Körperverletzung und Ehrenbeleidigung vorübergehend suspendiert. Ein ständiger Konfliktbereich war die große Wohnungsnot. Bittgesuche von Ernst Pieler und 27 Parteien um die Errichtung von Arbeiterhäusern für landwirtschaftliche Arbeiter wurden 1909 und erneut 1910 abgelehnt. Die Bauwilligen wurden an die Urbarialgemeinde verwiesen, da die Gemeinde angeblich über keine Baugründe verfügte. Der Kreisnotär Stefan Roth wurde wegen Betrügereien angezeigt und zum Amtsverlust verurteilt. Der neue Kreisnotär erschoss sich 1911. Er war unheilbar krank. Gewählt wurde gegen den Protest der Opposition Arpad Tar, der sich später im Anschlusskampf als entschiedener Österreichfeind erweisen sollte. Erst 1911 wurde die Einrichtung einer neuen Straße in Richtung Tiergarten (Waldgasse) beschlossen.

1911 kam es zu einem Großbrand, Das ganze Dorf und die Scheunen mit der bereits eingebrachten Jahresernte brannten ab. Auch ein Teil des Viehbestandes ging verloren. 160 Wohn- und 120 Wirtschaftsgebäude. Nur 67 der 227 Wohnhäuser blieben verschont. Der Schaden belief sich auf 739 162 Kronen, von dem nur ein geringer Teil durch Feuerversicherungen abgedeckt war.

 

Zeitgeschichte

Während des Ersten Weltkrieges wurde ein Kinderheim eingerichtet 1916 wurden Kriegsgefangene im Pferdestall des Gemeindegasthauses untergebrachtt. 1918 wurde August Jakob Kleinl zum Richter gewählt. Die Räteregierung ließ 17 Schlachtrinder requirieren und sieben Mann der „Roten Armee“ im Dorf einquartieren. Der Gemeinderat trat zurück. Im Krieg hatte Schützen 58 Gefallene und 17 Vermisste zu beklagen.

Am 23. Jänner 1920 legte der Notär Arpad Tar dem Gemeinderat einen ungarischen Text vor, in dem gegen die Abtretung Deutsch Westungarns protestiert wurde. Der Gemeinderat wurde überrumpelt und fühlte sich vom Notär getäuscht und betrogen. 1921 hielten sich auch in Schützen ungarische Freischärler auf und setzten die Bevölkerung unter Druck. Die Einwohner des Dorfes waren mit wenigen Ausnahmen, besonders des Pfarrers, proösterreichisch. Nach dem Anschluss an Österreich wurde Tar am 8. Mai 1922 seines Dienstes enthoben und später delogiert. Der Ortspfarrer Josef Paar war ebenfalls gegen den Anschluss an Österreich und hatte mit der Abneigung der Bevölkerung zu kämpfen. Die Fensterscheiben wurden ihm eingeschlagen. Er konnte sich aber im Dorf halten und das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. 1925 wurde er sogar zum Ehrenbürger ernannt. Als Gemeindeverwaltungskommissär wurde Martin Wimmer eingesetzt. Die Nationalrats- und Landtagswahl von 1922 brachte den Christlichsozialen 415, den Sozialdemokraten 182 und den Großdeutschen 102 Stimmen. In der ersten Gemeinderatswahl von 1923 erhielten die vereinigten „bürgerlichen“ Parteien 480 und die Sozialdemokraten 134 Stimmen. Martin Wimmer wurde zum Bürgermeister gewählt. Der Ortsname wurde im Juli 1922 auf „Schützen am See“ und im August auf „Schützen am Gebirge“ geändert. Ab 1927 war Ludwig Peppert Bürgermeister. Ab 1931 Peter Grafl. Grafl gründete 1927 eine „Christliche Volkspartei“. 1932 wählte der Landbund ihn zum Landesparteiobmann. 1928 wurde ein viertes Schulzimmer eingerichtet und eine vierte Lehrkraft angestellt. 1931 wurde eine Sreaßenbeleuchtung beschlossen. 1932 erfolgte die verwaltungsmäßige Trennung von  Oslip.

Von der Vaterländischen Front wurde Johann Truksitz als Bürgermeister eingesetzt und blieb es bis 1938. Von 1938 bis 1943 war Johann Wimmer Bürgermeister, von 1943 bis 1945 Matthias Mollatz. 1938 wurde mit der Errichtung eines großen Reichsarbeitsdienstlagers begonnen, mit zwei Führerhäusern und zahlreichen Baracken. Der Reichsarbeitsdienst arbeitete an der Regulierung der Gewässer. In zwei Baracken für etwa 50 Gefangene beim Bahnhof waren britische Kriegsgefangene untergebracht. Interessant ist, dass die Familie eines früheren Kriegsgefangenen 1967 nach Schützen übersiedelte und dort ein Haus baute. Im Gasthaus Wimmer waren etwa 100 Franzosen untergebracht, die bei den Bauern arbeiteten. Ab 25. Oktober 1944 wurden von der Familie des Maurermeisters Matthias Kaufmann vier Personen, darunter ein Amerikaner und zwei Österreicher, versteckt. Sie waren in der Nähe von Podersdorf abgesprungen und sollten die Verteidigungsanlagen ausspionieren, hatten aber beim Absprung ihr Funkgerät verloren. Zwei Männer aus der Gruppe wurden am 29. November 1944 in der Fischkolonie in Wiener Neustadt von der Gestapo verhaftet. Alle vier Personen und die Familie Kaufmann wurden gefangen genommen und blieben bis Kriegsende im Gefängnis. Oberamtmann Josef Prieler, der im Hause Kaufmann verkehrte, drohte ebenfalls die Verhaftung. Er beging Selbstmord oder wurde erschossen. Am 13 Februar 1945 stürzte im Tiergarten ein amerikanischer Bomber ab. Drei mit dem Fallschirm abgesprungene Besatzungsmitglieder wurden gefangen genommen und während des Abtransportes erschossen. Im Zweiten Weltkrieg beklagte Schützen 45 Gefallene und 46 Vermisste.

Nach der Besetzung des Ortes durch die Russen wurde Matthias Kaufmann als Bürgermeister eingesetzt. Trat aber noch 1945 zurück. Sein Bruder, der Tischlermeister Hans Kaufmann, der ebenfalls verfolgt worden war, wurde sein Nachfolger bis 1950.

Die Reichsschutzstellung (Ostwall) wurde auch über Schützen geführt. Mehrere Panzersperren wurden angelegt. Die Wulkabrücken wurden gesprengt. Um den Wulkaübergang wurde dann erbittert gekämpft. 16 russische Panzer wurden abgeschossen. Die deutschen Truppen, hauptsächlich Waffen–SS, leisteten erbitterten Widerstand. Das Jagdschloss im Tiergarten wurde von den Russen zerstört. In der Nacht vom 31.3. auf den 1.4.1945 mussten Oggau und Schützen aufgegeben werden. Das Gemeindeamt geriet in Brand, die Kirche wurde beschädigt, mehrere Häuser und Scheunen brannten ab. Verwundete deutsche Soldaten wurden von den Russen erschossen. Auch einige Zivilisten kamen ums Leben. Die Häuser wurden geplündert und vor allem die Frauen bedrängt. Die beiden NS-Bürgermeister Wimmer und Mollatz sowie einige Volkssturmmänner wurden eingekerkert.

Die Zeit nach 1945 war für die Einwohner besonders schwer. Noch immer waren viele Männer in Gefangenschaft, die Versorgung prekär. Trotzdem wurde unermüdlich mit den Aufräumarbeiten begonnen. 1950 wurde das Gemeindegasthaus verkauft, die Amtmannwohnung wieder aufgebaut. In der Gemeinderatswahl von 1950 erhielten die ÖVP 637, die SPÖ 169, die Kleinen Landwirte der KPÖ 30 Stimmen. Im Gemeinderat stand es 11:2. Bürgermeister wurde Josef Truksits. 1954 war das Mandatsverhältnis 10:3, Truksitz blieb Bürgermeister. 1958 gewann die SPÖ erneut hinzu, auf 9:4. Bürgermeister wurde Georg Prieler. 1951 begann die Kirchenrenovierung und die Renovierung des Gemeindeamtes. 1952/53 wurde der Kindergarten gebaut. Die Gemeinde erwarb von der Urbarialgemeinde Hutweidegrundstücke und parzellierte diese zu Bauplätzen. 1954 wurde die Ortsstraße asphaltiert. 1959 begann die Gemeinde mit großen Entwässerungsprojekten, 1960 erfolgte der Beitritt zum Wasserleitungsverband, ab 1963 wurde die Ortswasserleitung gebaut. 1965/66 begann auch Schützen mit dem Ausbau der Kanalisation und der Errichtung einer Kläranlage. 1976 ging die vollbiologische Kläranlage am östlichen Ortsende in Betrieb. Bauprojekte waren der Bau eines Pfarrheimes und 1967 der Neubau der Volksschule. Sie wurde 1973/74 eröffnet. 1967 stand es im Gemeinderat 8:5, Bürgermeister war Matthias Schneider von der ÖVP, Vizebürgermeister Josef Mad von der SPÖ. 1972 schrumpfte der Abstand zwischen den Parteien auf 8:7. 1977 hingegen war das Mandatsverhältnis 9:6. Bürgermeister wurde Leonhard Kleinl. 1971 versiegte im Verlauf der Kanalbauarbeiten die Schwefelquelle. 1979 wurde die Aufbahrungshalle errichtet.

In den 1980er Jahren wurden die Probleme rund um den starken Durchzugsverkehr immer dringender. Umstritten war der Verlauf einer Umfahrungsstraße. Die Gemeinde schlug eine Trasse nahe des Schilfgürtels vor. Dagegen erhob die Naturschutzabteilung des Landes Einspruch. Es konnte keine Lösung gefunden werden. Nur die Durchzugsstraße wurde „rückgebaut“.1982 ergab die Gemeinderatswahl ein Ergebnis von 9:5. Die Freie Liste Schützen erreichte ein Mandat. Kleinl blieb Bürgermeister. Dieses Ergebnis wurde auch 1987 erzielt. Die FPÖ erhielt ein Mandat. 1983/85 wurde das Feuerwehrhaus, 1986 der Kindergarten neu gebaut. 1989/90, wurde die Kirche unter Pfarrer Martin Korpisch zunächst außen und dann auch innen renoviert, 1995 das Gemeindeamt saniert. Bürgermeister war ab 1992 Gottfried Truksitz von der ÖVP. Die Gemeinde trat dem Verband „Abwasserreinigung Region Neusiedler See Westufer“ bei, mit Errichtung einer Zentralkläranlage. 1995 wurden neue Hausplätze, auch für Wohnhausanlagen und Reihenhäuser, gewidmet.

In der Parteipolitischen Struktur der Gemeinde kam es über Jahrzehnte kaum zu Veränderungen. Die ÖVP hatte immer eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat und stellte alle Bürgermeister. Die FPÖ hatte 1997 und 2002 je zwei Mandate inne. 2007 erreichte eine Bürgerliste fünf Mandate. Bürgermeister war bis 2013 Walter Hofer, gefolgt von Roman Zehetbauer, der 2017 und 2022 im Amt bestätigt wurde.

1991 wurde mit Gerhard Jellasitz ein gebürtiger Schützener, der allerdings in Purbach wohnte, Landesparteiobmann der ÖVP und ab April 1993 Landeshauptmannstellvertreter.Jellasitz wurde 1949 in Schützen geboren, wurde mit 10 Jahren Vollwaise. Er übernahm den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb, machte im zweiten Bildungsweg die Matura, wurde Bezirksparteisekretär, war 1980 bis 1986 Landesparteisekretär und bis 1990 Bauernbunddirektor. 1982 zog er in den Landtag ein.

 

Bevölkerung und Wirtschaft

Die Bevölkerungszahl stagnierte bis 1981 um die 1300 Einwohner. Lediglich 1939 betrug sie 1677 Personen, eine Folge der Errichtung des Reichsarbeitsdienstlagers. Derzeit steigt die Bevölkerung leicht an, bei negativer Geburtenbilanz, aber leicht positiver Wanderungsbilanz.

Auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der Großteil der Bevölkerung von Schützen bis in die 1960er Jahre von der Landwirtschaft. Dem Weinbau auf 230 ha kam dabei die größte Bedeutung zu. Bis 1970 gab es starke strukturelle Veränderungen in der Landwirtschaft. Bis 1970 wurde die Großtierhaltung ganz aufgegeben. Die Weingartenfläche wurde bis 1986 auf 649 ha ausgeweitet (70% der landwirtschaftlich genutzten Fläche!). Dann aber führten Preisverfall und Weinskandal zu vielen Weingartenrodungen. 1995 war die Weingartenfläche wieder auf 351 ha gesunken. Auch die Zahl der Weinbau treibenden Betriebe ging von 379 auf 271 im Jahre 1995 zurück.

2010 gab es noch 48 landwirtschaftliche Betriebe. Nur fünf Betriebe bewirtschafteten mehr als 50 ha. Die meisten Betriebe waren Kleinst- und Kleinbetriebe. Ihre Zahl ging aber zwischen 1999 und 2010 stark zurück. Nur 15 Betriebe waren Vollerwerbsbetriebe. Die Tierhaltung wurde vollständig eingestellt.

Auch im Gewerbe kam es zu den bekannten und typischen Umstellungen. Bäcker und Fleischhauer und die meisten Gasthäuser und Gemischtwarenhandlungen gaben auf, aber auch Obsthändler, Weinhändler, Weinsensale und Lohndrescher. Zeitbedingt stellten auch Schmiede, Schneider, Schuhmacher, Tischler und Wagner meist mit dem Generationswechsel ihre Betriebe ein. Erfolgreich war über längere Zeit die Maschinenschlosserei Matthias Grafl. Heute ist Schützen arm an Gewerbetrieben und auch an Nahversorgern. Nut mehr 12 Personen warn hauptberuflich in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 57 in der Warenproduktion und 44 im Bauwesen, hingegen 15% imn Handel, 10% in Erziehung und Unterricht und über 16% in der öffentlichen Verwaltung. 2011 waren von den insgesamt 48 Betrieben mit 210 Beschäftigten 19 dem Handel, die meisten aber waren kleine Dienstleistungsbetriebe. 2001 hatten nur 7 Betriebe mehr als 4 Beschäftigte.

Das Dorf ist – so wie die meisten Gemeinden der Region – zu einer Pendlergemeinde geworden, mit Schwergewicht auf Dienstleistungsberufen. 2020 waren 528 Personen Auspendler, davon 196 nach Eisenstadt und 108 nach Wien.

 

Kirche

Im Mittelalter gehörte das heutige Schützen zu zwei Pfarren. Die zwei Schützenorte südlich der Wulka unterstanden der Urpfarre St. Margarethen, Gschieß und Oggau gehörten zur Urpfarre Donnerskirchen. Rittsteuer nimmt an, dass die Kirche im 14. oder 15. Jahrhundert entstanden ist. 1455 wird der Phaff Gilig erwähnt. Im Urbar von 1527 ist von einem Pfarrhof die Rede; der als ganzes Lehenshaus bewertet wurde.

Erster bekannter Pfarrer, 1569 erwähnt, war Koloman Rohrer. Er schloss sich der Reformation an und war wie viele evangelische Pfarrer in der Region Flacianer. Er wurde vom Eisenstädter Pfandherrn Weispriach unterstützt. 1582 musste er der Gegenreformation weichen. Als katholischer Pfarrer wurde Johann Flanhammer eingesetzt. Rohrer blieb trotzdem in der Gemeinde und hatte offenbar den Großteil der Bevölkerung auf seiner Seite. Er predigte in Keller und Scheunen. Seyfried von Kollonitsch, der Eisenstädter Burghauptmann, unterstütze ihn anscheinend weiterhin. Flanhammer wurde aus dem Dorf verdrängt. Im Februar 1584 erging ein Befehl Erzherzog Ernsts, der den Schützener befahl, Rohrer zu entfernen. Daraufhin kam es zu schweren Unruhen im Dorf. Als deren Urheber wurde Flanhammer in Ketten gelegt und aus dem Dorf vertrieben. Aber auch Rohrer musste 1584 Schützen verlassen. Er wirkte bis 1591 in Rechnitz. Schützen blieb jahrelang ohne Pfarrer. Vinzenz Scheiger, wahrschinlich ein Lehensbauer, hielt evangelische Predigten, unterstützt vom ehemaligen Schulmeister Kestner. Dieser hielt sich bis 1588 in Schützen auf.

1588 ersuchte Ambrosius Feigl, Pfarrer von St. Georgen, den Klosterrat zusätzlich um die Pfarre Schützen. Er wurde als Pfarrer eingesetzt. Die Bevölkerung verweigerte ihm alle Abgaben. Der Richter Albrecht Räbell ließ ihm ausrichten, die Abgaben sollen jene bezahlen, die „zum reißenden Wolff zur Kirche giengen“ (also zum katholischen Pfarrer). Der Zechmeister bezeichnete die katholische Messe als „Zauberei und Gaukelei“.Rittsteuer ist der Ansicht, dass die wenigen, die den katholischen Gottesdienst besuchten, die eingesiedelten kroatischen Familien waren. Die Kirche war in dieser Zeit laut Klosterratsakten „ganz und gar ödt“. Die Schützener ließen ihre Kinder von evangelischen Predigern taufen. 1596 wurde Feigl Pfarrer von Eisenstadt. Er musste Schützen aufgeben. Der Ort wurde nun von Christoph Villanus, Pfarrer in Donnerskirchen, mit betreut, Villanus wurde aber auch in Donnerskirchen abgelehnt und war heftig umstritten. 1597 fand eine Visitation statt. Villanus berichtete, dass die meisten Schützener den Gottesdienst auswärts, wo evangelisch gepredigt wurde, besuchten. Die beiden Pfarren und ihre großen Besitzungen waren in einem schlechten Zustand. Villanus kümmerte sich nicht um ihre Bewirtschaftung. 1597 ging Villanus als Stadtpfarrer nach Ödenburg. 1599 wurde Markus Payeritsch zum Pfarrer ernannt. Er musste auch Rust betreuen. Nach ihm wurde Schützen wahrscheinlich von Pfarrer Felix Grundtner in St. Georgen betreut. Später musste Johann Mayenbrunn, Pfarrer von Purbach, auch Donnerskirchen und Breitenbrunn mit versehen. Wer in Schützen Pfarrer war ist unbekannt. Ab 1609/10 war Severin Sturm Pfarrer von St. Georgen und Schützen, 1611 Marin Reinpott, danach bis 1617 Bartholomäus Grimm. Wann die Rückwendung zum Katholizismus erfolgte ist zeitlich nicht zu bestimmen. Vermutlich war es ein langdauernder Prozess 1631 stellte die Gemeindevertretung dem Provisor von Schützen, Nikolaus Geiß, ein gutes Zeugnis aus. Entscheidend waren neben dem herrschaftlichen Zwang die häufigen Jesuitenmissionen der Esterhazy. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es in Schützen nur kroatische Priester. Die Schützener Pfarre war finanziell gut ausgestattet: 27 Joch Acker, mehrere Wiesen, zwei Weingärten. Die Äcker und Weingärten wurden von den Bauern bearbeitet. Der Pfarrer erhielt von der Gemeinde 100 Gulden, dazu die Stolagebühren, einen Teil des Wein- und Fruchtzehents. Zu Ostern hatte er das Weinausschankrecht. Ein schöner Pfarrhof stand zur Verfügung. 1651 ist eine Schule belegt. Die Bevölkerung wird – mit einer Ausnahme – als katholisch und eifrig beschrieben. 1659 waren aber die drei Altäre noch immer nicht geweiht, 1663 Kirche und Schule in schlechtem baulichen Zustand. 1683 ist dann der Pfarrhof total ausgebrannt. 1695 war ein neuer Kirchturm im Bau, die Kirche glich 1696 noch einer Ruine. 1720 erfolgte der Neubau der Kirche. Ab 1750 wirkte über 35 Jahre Matthias Schuster als Pfarrer. 1757 fand eine Visitation statt. Das Einkommen des Pfarrers war mit 334 Gulden relativ hoch. 1713 wurde eine Sebastian – Bruderschaft gegründet. 1812 brannte die Pfarrkirche , 1823 zerstörte ein Brand den Hochaltar. Ab 1910 war Josef Paar Pfarrer. ER verhinderte den Bau einer Fabrik. 1923, anlässlich der Gemeinderatswahl, exponierte sich Paar heftig gegen die Sozialdemokratie. Er war Mitbegründer der Milchgenossenschaft und engagierte sich in der Reblauskrise. Sein Nachfolger wurde 1929 für drei Jahre Johann Sabel, ein politisch ebenfalls sehr engagierter Priester. Er war 1908 bis 1914 Kaplan in Ödenburg und Redakteur des „Westungarischen Volksblattes“ 1915 bis 1921 war er Pfarrer in Neufeld. Sabel wurde im Eisenstädter Wahlbezirk zum Abgeordneten im Budapester Parlament gewählt und trat entschieden gegen die Abtretung Deutsch Westungarns an Österreich, aber für die Autonomie ein. Nach dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich war er weiterhin politisch aktiv und war zeitweise sogar zweiter Landtagspräsident. In Schützen gründete er den katholischen Burschen- und Mädchenverein. Er starb 1932. Bis 1949 war dann Georg Vihár (magyarisiert, eigentlich Sturm) Pfarrer. 1935 fand eine große Kirchenrenovierung statt. Pfarrer war ab 1949 Fabian Udulutsch. Der Stall des Pfarrhofes wurde zum Pfarrheim umgebaut. 1951 der Kirchturm renoviert, 1952 der Kindergarten gebaut, 1958 die Kirche renoviert und 1965 ein neues Pfarrheim gebaut. 1976 wurde auch der Pfarrhof neu gebaut. Udulutsch blieb bis 1982 Pfarrer, gefolgt von Thomas Krojer, Martin Korpitsch und Werner Riegler.

1569 wird der flazianische Schulmeister Jakob Kestner erwähnt, der sich auch noch nach der Vertreibung des evangelischen Pfarrers für einige Zeit im Dorf halten konnte. 1641 ist ein Schulhus belegt . An der Wende zum 19. Jahrhundert wurde die konfessionelle Schule dreiklassig, 1933 vierklassig geführt. 19711 bis 1973 wurde die neue Schule gebaut.

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Quellen

  • Chronik der Gemeinde Schützen am Gebirge. 1996