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Prof. Paul Eitler

 

Er war der Sohn des Postbeamten Paul Eitler aus Agendorf. Er absolvierte die Oberrealschule in Ödenburg und legte an der Universität Budapest die Lehramtsprüfung für Mittelschulen in den Fächern deutsche und französische Sprache und Literatur ab. Als ordentlicher Professor unterrichtete er an den Handelsakademien in Kecskemet, Steinamenger, Zalaegerszeg und schließlich 1919/20 in Ödenburg. Da er sich für den Anschluss an Österreich engagierte wurde er gemaßregelt und in den Ruhestand versetzt. Er ging nach Österreich und fand in der Verwaltungsstelle für den Anschluss Deutschwestungarns eine Anstellung als Vertragsbediensteter. Am 1. September 1921 wurde er Schriftleiter des Landesamtsblattes am Landesverwaltungsamt für das Burgenland, am 1. Dezember 1921 wurde er zum Archivar beim Landesverwaltungsamt ernannt. Am 14. November 1922 wurde er von der Landesregierung zum Landesarchivar und Landesbibliothekar ernannt,  und am 1. Jänner 1923 in den Landesdienst übernommen. Er war auch weiterhin Schriftleiter des des Landesgesetz- und Landesamtsblattes. Mit 1. Jänner 1923 bekam er weitere Aufgaben übertragen: Landessammlungen, Heimatschutz, Fremdenverkehr, Pressedienst, Übersetzungsdienst, Denkmalschutz, Kunst, Wissenschaft und Statistik. Ziel der neuen Kulturinstitutionen war es, die  deutsche Identität des Landes zu stärken. Eitler verfasste zahlreiche Aufsätze zum Selbstverständnis des Landes, etwa zu Fragen des Fremdenverkehrs oder über die Minderheiten des Burgenlandes. Besonders wichtig war sein zusammen mit Alphons Barb und Heinrich Kunert verfasster "Burgenland - Führer. Wegweiser für deine Freunde ..."der erstmals 1932 erschien.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Eitler durch den Gauleiter und Landeshauptmann Portschy die Leitung der Eisenstädter Zweigstelle der "Amtlichen Nachrichtenstelle" übertragen, die ihm zuvor der Landeshauptmann Sylvester entzogen hatte. Nach der Auflösung des Landes Burgenland wurde er in die Landeshauptmannschaft Niederdonau übernommen und ihm die Leitung der 1938 eingerichteten "Volkstumsstelle Eisenstadt" übertragen. Unterstellt war ihm auch das Filialarchiv des Reichsgaues Niederdonau, also des früheren Landesarchivs unter Leitung von Dr. Heinrich Kunert. Eitlers Aufgabe war es, die burgenländischen Volksgruppen und auch die Entwicklung in Ungarn zu beobachten.

Am 1. Jänner 1943 wurde die Volkstumsstelle aufgelöst. Eitler blieb aber in Eisenstadt, zur "Durchführung besonderer Aufgaben". Ehrenamtlich war er für den Reichssicherheitsdienst tätig. Vor den herannahenden Russen flüchtete er nach Schladming. Er wurde verhaftet und beschuldigt, seit Mai 1932 Mitglied der NSDAP und seit März 1938 der SA gewesen zu sein. Das Verfahren gegen ihn vor dem Volksgerichtshof wurde aber eingestellt. Im März 1949 wurde er pensioniert. 1976 starb er in Eisenstadt.

Daten

* 07.12.1887 in Ödenburg
† Februar 1976 in Eisenstadt

 

Landesarchivar und Landesbibliothekar

 

verwandte Beiträge

 

Quellen

  • Hess, Michael: Brave Beamte, Opportunisten, Verfolgte. Die burgenländischen Spitzenbeamten  von 1923 bis 1938. Burgenländische  Forschungen 110, S.332-259