Emmerich Tököly (Thököly)
Sein Vater war Stephan Tököly, der wegen der Beteiligung an der Magnatenverschwörung 1671 seine Güter verlor. Er wurde in seiner Burg Arwa belagert und wurde während der Belagerung getötet. Emmerich studierte am evangelischen Kollegium in Eperies (Preschau). 1670 floh er nach Siebenbürgen, wo er bei seinem Verwandten Michael Telki, dem Minister des siebenbürgischen Fürsten Michael Apafi I., Zuflucht fand. Dort kam er in Kontakt mit den vielen Flüchtlingen aus dem königlichen Ungarn, die in ihm ihren Führer sahen. Der Absolutismus Wiens nach der „Magnatenverschwörung“ stützte sich vor allem auf die katholische Kirche und auf das Militär. Die Aufständischen wollten Glaubensfreiheit und die ständischen Sonderrechte Ungarns. Ein Teil der verfolgten protestantischen Adeligen floh auf türkisches Gebiet und nach Siebenbürgen. Von dort trug man den Kampf immer wieder in das königliche Ungarn hinein. Dabei wurden die Güter katholischer Grundbesitzer verwüstet und auch Priester verfolgt. Dieser „Guerillakrieg“ wurde mit großer Grausamkeit geführt.
Durch Hilfszusagen aus Frankreich ermutigt erhoben sich die Habsburggegner 1678 und wählten Tököly zum Anführer. In kürzester Zeit brachten sie ganz Oberungarn einschließlich der Bergstädte unter ihre Kontrolle. Tököly versuchte, Racheübergriffe seiner Anhänger einzudämmen. Er selbst hatte offenbar wenige religiöse Vorurteile. Das zeige auch die Heirat mit der Katholikin Ilona Zrinyi. 1681 musste der Kaiser einen Waffenstillstand schließen, da die Aufständischen von einem großen Heer aus Siebenbürgen und einer türkischen Truppe unter Führung des Paschas von Großwardein unterstützt wurden. Der Aufstand Tökölis wurde weitgehend vom Komitatsadel getragen, kaum jedoch von den Städten. Das größte Problem war immer das Verhältnis zu den Türken.
Der Sultan verlieh Tököly 1682 den Titel eines König von Oberungarn, den er selbst aber nicht führte. Er bezeichnete sich als Fürst von Oberungarn. Es gelang seinen Truppen, weitere Gebiete bis weit nach Westen zu erobern. Auf dem Landtag von Kaschau 1683 versuchte Tököly eine Aussöhnung der drei Konfessionen und versprach die Befriedigung der „rechtmäßigen“ Ansprüche – ein Anliegen, das er anscheinend durchaus ernst nahm - fand jedoch nicht die bedingungslose Unterstützung durch die ungarischen Stände, die sein Bündnis mit den Türken mit Misstrauen sahen. Sie verweigerten ihm Hilfsgelder und Truppen, die Tököly dann unter Gewaltanwendung eintrieb.
Tököly und seine Kuruzzen schlossen sich dem riesigen Türkenheer an, das 1683 Wien belagerte. Seine Kommissare verlangten von den westungarischen Adeligen die Unterwerfung und Huldigung und entsprechende materielle Unterstützung. Den bisher kaisertreuen Adeligen und Städten blieb nichts anderes übrig als sich zu beugen. Obwohl unter der Herrschaft Tökölys den Protestanten vielfach ihre Kirchen zurückgegeben wurden fand er auch unter ihnen wegen seiner Zusammenarbeit mit den Türken und wegen der hohen Hilfslieferungen für die türkische Belagerungsarmee wenig Zustimmung. Tököly versicherte immer wieder, etwa gegenüber dem Polenkönig Sobieski – dass sich seine Politik nicht gegen die katholische Kirche richte. Dem Papst gegenüber erklärte er, dass er für die Freiheit der ungarischen Nation kämpfe. Der Papst akzeptierte freilich das Bündnis mit den Türken nicht und sah in Tököly einen Rebellen.
Im übrigen Europa beurteile man Tököly und seine Politik sehr ambivalent. Die Protestantenverfolgungen fanden in den evangelischen Ländern große Beachtung und hatten auch energische Proteste in Wien zur Folge. Die Sampathien für Tököly waren allerdings wegen dessen Zusammengehen mit den Türken beschränkt. Leibnitz wandte sich in einer Publikation gegen die Ansicht, dass die Religion die Ursache es ungarischen Aufstandes sei. Vielmehr sah er sie in den Ambitionen der Magnaten und im Deutschenhass der Ungarn. Tököly hätte das unterdrückte Volk aufgewiegelt. Und hinter dem Ganzen sah er französische Interessen. In England war die Einstellung zu Tököly besonders ambivalent. Der Schriftsteller Daniel Defoe rügte Tököly nicht wegen seines Bündnisses mit den Türken, sondern wegen mangelnder „Moderation“. Unter französischen Emigranten war die Sympathie für Tököly größer. In Frankreich selbst erschienen Schriften, die nachzuweisen versuchten, dass sich die Ungarn rechtmäßig gegen den Kaiser erhoben. Enstache Le Noble rechtfertigte das Bündnis mit den Türken und lobte deren religiöse Toleranz. In Frankreich wurde das Staatsinteresse deutlich über die christliche Solidarität gestellt.
Der Großwesir Kara Mustafa gab Tököly die Schuld an der Niederlage der türkischen Truppen vor Wien. Tököly musste sich in Adrianopel vor dem Sultan rechtfertigen. Bald darauf versuchte er, mit Hilfe des polnischen Königs Johann Sobieski eine Versöhnung mit Habsburg zu erreichen. Er bot an, die Waffen niederzulegen und verlangte dafür ein Fürstentum in Oberungarn und Religionsfreiheit für die Protestanten im ganzen Königreich Ungarn. Kaiser Leopold verlangte aber die bedingungslose Kapitulation. Tököly setzte daraufhin 1685 seine Angriffe fort, musste aber eine Reihe von Niederlagen einstecken. Die Türken verweigerten ihre Hilfe und setzten Tököly gefangen. Viele Anhänger Tökölys liefen nun angesichts der großen Erfolge im Befreiungskampf auf die kaiserliche Seite über. Diese aber wiederholte ihre alten Fehler: sie ging gnadenlos gegen vermutete Anhänger Tökölys vor. Das Blutgericht von Eperjes 1687 war ein besonders schlimmer Exzess. 1686 wurde Tököly aus dem türkischen Gefängnis entlassen und mit einer kleinen Armee nach Siebenbürgen geschickt, scheiterte aber erneut. Die misstrauischen Türken setzten ihn erneut gefangen. 1690 durfte er dann mit 16000 Mann erneut aufbrechen. Es gelang ihm, die Truppen von General Heißler und Teleki in Zernyest zu besiegen. Teleki fiel im Kampf, Heißler wurde gefangen genommen. Der siebenbürgische Landtag in Kereszténsziget wählte Tököly zum Fürsten von Siebenbürgen, geriet aber unter den Druck der kaiserlichen Armee und musste 1691 das Land verlassen.
In der Folgezeit kämpfte Tököly weiter auf türkischer Seite gegen Habsburg. In der Schlacht von Slankamen 1691 etwa führte er eine türkische Kavallerieeinheit und auch in der Schlacht von Zenta 1697 war er Kommandant einer türkischen Einheit. Als im Frieden von Karlowitz die ungarischen Aufständischen Amnestie erhielten wurde Tököly ausdrücklich ausgenommen. Er konnte nicht mehr nach Ungarn zurück. Er erhielt vom Sultanin Galata bei Konstantinopel große Ländereien, wo er zusammen mit seiner Frau Ilona Zrinyi als „Graf von Widdin“ lebte. 1705 starb er in Nikomedia. 1906 wurden seine Gebeine in seine Geburtsstadt Käsmark überführt.
Daten* 25.04.1657 in Käsmark
Führer der Habsburggegner, Fürst von Oberungarn
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