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wolf adalbert

Adalbert Wolf Mag.

 

 

Adalbert Wolf entstammte der Familie eines wohlhabenden Eisenhändlers in Neusiedl am See.Den Betrieb hatte der Großvater Adalberts, Michael Wolf 1805 gegründet. 1807 erwarb er den Baldinger Edelhof am Haupzplatz. Sein Sohn Franz übernahm 1858 das Geschäft. Er war mit Maria Böhm, Tochter des Stuhlrichters und Gutsverwalters Johann Böhm und nach deren Tod mit ihrer Schwester Anna verheiratet.. Die Eisenhandlung bestand bis 1965. Schon Franz Wolf und seine Söhne Eugen und Oskar spielten im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben Neusiedls eine wichtige Rolle. Aus der Ehe mit Anna Böhm stammten acht Kinder, darunter der 1879 geborene Bela (Adalbert).

Adalbert Wolf besuchte die Pfarrschule in Neusiedl und ab 1888 das Piaristengymnasium in Ungarisch Altenburg, ab 1891  das Benediktinergymnasium in Raab, wo er im Jahre 1896 maturierte. Er wollte Apotheker werden wie sein Onkel Adalbert Böhm, der in Bruck a.d. Leitha eine Apotheke besaß. Dort absolvierte Adalbert eine zweijährige Aspirantenpraxis.  Er studierte ab 1898  Pharmazie an der Universität  Wien und schloss das Studium 1900 als Magister der Pharmazie ab. 1902/3 leistete er Militärdienst in der Honved- Garnisonsapotheke in Budapest als Milität - medizinischer Akzessist. 1900 bis 1910 war er Adjunkt in verschiedenen Apotheken, in Wien, Abbazia, Karlsbad, Marienbad und eineinhalb Jahre in Genf. Er erhielt die Genehmigung, eine eigene Apotheke zu führen. 1904/5 hielt er sich einige Monate bei seinem Onkel in Bruck auf, vermutlich eine prägende Zeit, da Adalbert Böhm in der Volkstumsarbeit für das Deutschtum äußerst aktiv war. Er war Obmann des deutschen Schulvereins, des Volks- und des Turnvereins.  1909/10 war er bei seinem Onkel angestellt. Ab Mai 1910 war er wieder in Wien und nahm ein Doktoratsstudium auf. 1912 bis 1913  war er Demostrator an der Lehrkanzel für Chemie. Der Kriegsausbruch verhinderte den Abschluss des Doltoratsstudiums.

1912 war anscheinend das Jahr des "Nationalen Identitätsbruchs" (Sepp Gmasz). Die Wolfs, früher magyarophil, wurden Vorkämpfer des deutschnationalen ERwachens in Neusiedl a. S. Wolf geriet, nachdem er die Umstellung der Korrespondenz der Sparkasse auf die deutsche Sprache gefordert hatte - in einen heftigen Konflikt mit dem Obernotär Alexander Toth.Toth wurde wegen Ehrenbeleidigung verurteilt, Wolf aber in den ungarischen Zeitungen als Pangermanischer Agitator gebrandmarkt. Während des Krieges war Wolf als medizintechnischer Militärbeamter in Komorn und Raab stationiert. In dieser Zeit betrieb er bereits eifrig Volkstumsarbeit, etwa in dem 1913 neu belebten Gesangverein. 1916 wurde dieser allerdings vom INnenminister aufgelöst.Erst 1922 wurde der Verein wieder begründet, unter dem Namen "Deutscher Singverein Germanennest".

Im Oktober 1918 war der Gemeinderat von Neusiedl von glühenden magyarischen Patrioten bestimmt, vom Obernotär Alexander Toth und Pfarrer Istvan Békeffy. Auch die Schulen waren noch fest in magyarischer Hand. 1918 kehrte Wolf  nach Neusiedl zurück und baute ein Netzwerk auf, das sich bis nach Wien erstreckte. Am 10 November 1918 gründete Rudolf Brandsch den "Deutschen Volksrat für Ungarn". Auf der Rednerliste stand auch Wolf als Abgesandter der Stadt Neusiedl  a. S. Zusammen mit Karl Amon und Karl Wollinger saß er auch im 40köpfigen leutenden Ausschuss.Am 1. Dezember 1918 wurden die ersten Volksversammlungen im Ödenburger und Wieselburger Komitat abgehalten, die größte davon in Neusiedl. Brandsch trat als Redner auf. Dabei wurde die Gründung der Deutschen Volkspartei für das Komitat Moson und deren Anschluss an den Deutschen Volksrat  vorgenommen  In Neusiedl organisierte Wolf einen "Marsch auf die Gemeinde". Toth musste Neusiedl am 21. Dezember 1918 verlassen, ebenso sein Nachfolger Artur Vasváry. Auch der Pfarrer wurde zum Verlassen der Gemeinde aufgefordert und musste weichen. Sein Nachfolger wurde Johann Thullner, Pfarrer von Zanegg und später burgenländischer Landeshauptmann. Auch zwei proungarische Lehrerinnen in der Klosterschule mussten gehen.

Interessant ist, dass Wolf intensive Kontakte zur österreichischen Regierung, zu Staatskanzler Renner, hatte.Er wurde - wie sich im Prozess gegen ihn zeigte- auch unterstützt. Er bekam von den Österreichern ein Auto zur Verfügung gestellt und erhielöt anscheinend auch finanzielle Zuwendungen.

Wolf  gründete also gemeinsam mit Dr. Karl Amon die Deutsche Volkspartei, die im Feber 1919 auf Vierburgenländische Deutsche Autonome Volkspartei umbenannt wurde. Ihr Ziel war zunächst die Autonomie der Deutschen innerhalb Ungarns. Wolf schloss sich dem Deutschen Volksrat für Westungarn an und vertrat das Gebiet um den Neusiedlersee auch im Deutschen Volksrat für Ungarn. 1919 kandidierte 1919 bei den Reichsratswahlen. Dann ergriffen jedoch die Kommunisten die Macht. Wolf wurde  von der Roten Wache als Gegenrevolutionär und Österreichfreund verhaftet, musste aber nach heftigen Protesten der Bevölkerung wieder freigelassen werden. Wolf gehörte auch in der Rätezeit zu den Anschlussbefürwortern. Josef Buchinger berichtet von einem Geheimtreffen im Gasthaus Schindler in Ödenburg im April 1919, an dem auch Hans Suchard und Michael Unger teilnahmen. Man einigte sich darauf, zunächst in der Räteregierung mitzuarbeiten, um den geeigneten Zeitpunkt für den Anschluss abzuwarten.

Nach dem Sieg der Gegenrevolution wurde er, als er von Wien aus am 31. August 1919 seine Familie in Neusiedl besuchte, erneut verhaftet, diesmal wegen "Hochverrats". Seine Neusiedler Wohnung wurde beschlagnahmt und einem Offizier der Weißen Garde übergeben. Die Anzeige erfolgte vermutlich durch den Golser Notär Julius Halwax, einem Doppelagenten. In der Nacht vom 29. auf den 30. September wurden weiters verhafte: Oskar Wolf, Eugen Wolf, Johann Muck, Koloman Vollath, Paul Rittsteuer, Viktor Horvath, Edmund Neuburg, Georg Göpschl, Dr. Karl Amon Julius Seeberger und Julius Halwax.. Georg Leiner, Dr.Amon und Oskar Wolf konnten fliehen. Viktor Horvath wurde schwer misshandlet. MIt Ausnahme von Horvath und Seeberger wurden sie wieder freigelassen.

 Wolf war weit über ein Jahr in Untersuchungshaft, dann wurde ihm die Anklageschrift mit den Aussagen von 19 Belastungszeugen übermittelt, darunter der Obernotär Toth und der Pfarrer. Die Hauptverhandlung begann am 19. Jänner 1921. Am folgenden Tag wurde Wolf zu drei Jahren Kerkerhaft verurteilt. . Am 1. Juni 1921 gab es eine Berufungsverhandlung, die Haftstrafe wurde auf 2 1/2 Jahre herabgesetzt.  Er hoffte vergeblich auf eine vorzeitige Begnadigung.  Erst nach einer allgemeinen Amnestieverordnung durch Reichverweser Horthy wurde er am 31. Dezember 1921 freigelassen. Er war zum Zeitpunkt der Entstehung des Burgenlandes also im Gefängnis. In Nuesiedl wurde er mit großer Begeisterung empfangen und begann sofort wieder aktiv zu werden.

Am 8. Jänner 1922 wurde in Sauerbrunn die  Der "Großdeutsche Landbund für das Burgenland " gegründet. Wolf  wurde Mitglied des Landesparteivorstandes Nach Wollinger war er zweiter Vorsaitzender. Bei der am 22. Feber 1922 durchgeführten endgültigen Konstituierung wurde aber nicht Wolf sondern Dr. Alfred Walheim zum zweiten und geschäftsführenden Obmann gewählt. Er wurde aber in die Verwaltungsstelle für das  Burgenland entsandt. Nach der ersten Wahl zog er 1922 als einer der vier  großdeutscher Abgeordneter in den Burgenländischen Landtag ein. Das Ergebnis der Landtagswahl war enttäuschend: die Sozialdemokraten erhielten 38,08 %, die Christlichsozialen 31,17 %, die Deutschösterreichische Bauernpartei 17,07 und die Großdeutsche Volkspartei nur 12,83 % der Stimmen. In den Nationalrat schaffte es nur Wollinger. Wolf  widmete sich besonders den Schulangelegenheiten. 1923 wurde er auch Bürgermeister von Neusiedl am See. Diese Wahl wurde durch ein Zusammengehen der Großdeutschen mit den Sozialdemokraten möglich. Im Gemeinderat wurde der Bürgermeister heftig von den Christlichsozialen unter Pfarrer Thullner und Anton Horvath boykottiert.

Wolf wurde im Gesangverein, der 2913 neu belebt wurde, zum ersten Vorstand gewählt. 1916 wurde der Gesangverein vom Innenministerium aufgelöst. Nach seiner Rückkehr aus dem Gefängnis setzte Wolf seine Volkstumsarbeit in Neusiedl fort, etwa im Gesangverein, der 1922 neu gegründet wurde, unter dem Namen "Deutscher Singverein Germanennest" - nunmehr ein gemischter Chor -  oder im Turnverein. Es fanden spektakuläre Veranstaltungen statt, etwa im August 1922 die "Feier am Tabor", die Sonnwendfeier am 28. Juni 1925, bei der erstmals der Deutsche Jugendbund "Volksgemeinschaft" auftrat, oder die Hindenburgfeier Anfang Oktober 1927. Der Turnverein "Vier Burgen" errichtete eine Turnhalle und das "Deutsche Heim". Anfang September  1934 wurde der Turnverein zwangsweise aufgelöst, das Vereinslokal vorübergehend geschlossen.

In der Wahl von September 1923 verlor Wolf  sein Landtagsmandat und trat im September 1924 nach einem Misstrauensantrag, der nunmehr auch von Sozialdemokraten unterstützt wurde, auch als Bürgermeister von Neusiedl am See zurück. Er wollte eine Apotheke in Neusiedl eröffnen, doch wurde ihm die Konzession verweigert. 1925 musste er so nach Wien gehen und in einer Apotheke arbeiten. 1937 konnte er in Meidling seine eigene Apotheke eröffnen (Vierburgenland - Apotheke). Aus der Politik zog sich Wolf enttäuscht zurück, blieb aber seiner Partei und der Burgenländischen Landsmannschaft in Wien verbunden. Wolf trat, wahrscheinlich aus wirtchaftlichen Gründen - der NSDAP bei, von der er sich aber bald weltanschaulich distanzierte.

Daten

* 12.02.1879 in Neusiedl am See
† 23.10.1950 in Wien

Grab am Friedhof von Neusiedl a.S.

 

Großdeutscher Politiker, der sich um den Anschluss des Burgenlandes an Österreich besonders verdient gemacht hat (Großdeutsche).

 

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Quellen

Gmasz, Sepp: Der Traum von einem großdeutschen Vierburgenland. Biographie des Neusiedler Anschlusskämpfers Mag. Adalbert Wolf. Neusiedl a. See 2021