Davy, Robert Henry Louis, Dr.
Davy war schottischer Abstammung. Sein Vater war Eisenbahningenieur, der in Ostpreußen arbeitete. Davy besuchte das Gymnasium in Berlin und Schulpforta. Er absolvierte den Militärdienst in Deutschland und studierte Orientalische Sprachen in Berlin, anschließend Jus und Staatswissenschaften in Leipzig und schloss sein Studium in Wien mit der Promotion ab. Er erhielt die österreichische Staatsbürgerschaft und trat in den österreichischen Verwaltungsdienst, zunächst in der Landesregierung in Österreichisch-Schlesien in Troppau, ein. 1897 wurde er in das Innenministerium nach Wien versetzt, in das Amt des Ministerpräsidenten übernommen und mit Sonderaufgaben betraut. Er leitete das Pressedepartement und anschließend eine Kommission zur Förderung der Verwaltungsreform. Er wurde Sektionschef im Ministerium für Inneres und Unterricht.
Im Mai 1919 ernannte Staatskanzler Renner Davy zum Leiter der "Verwaltungsstelle für den Anschluss Deutsch-Westungarns". Er sollte die nötigen Vorarbeiten für den Anschluss durchführen. Am 25. Feber 1921 wurde er Landesverwalter des Burgenlandes. Davy war ein tüchtiger Beamter. Besonderes Verdienst erwarb er sich durch die Herausgabe des "Rechtsarchives des Burgenlandes" in sechs Bänden, das die Rechtsangleichung an das österreichische Recht sehr erleichterte. Sein großer Nachteil war, dass er in der zentralistischen, antidemokratischen Tradition des k. u. k. Beamtentums die Vorstellungen der Vertreter des Burgenlandes nicht sehr ernst nahm und auf die Traditionen des Landes nicht einging. Er wurde von den Burgenländern als stur und arrogant empfunden und es kam zu zahlreichen Streitereien mit den Politikern. Schon als Leiter der Verwaltungsstelle in Wien versuchte er, den Einfluss der politischen Gruppen fern zu halten. Durch eine entsprechende Geschäftsordnung beschränkte er die Arbeit der Verwaltungsstelle auf eher technische Angelegenheiten. Vor allem den Einfluss der Großdeutschen Walheim, Schuster, Beer und Jungmann, die sich größtes Verdienst in der Burgenlandfrage erworben hatten, wurde von Davy mit allen Mitteln verhindert. Noch vor seinem Abgang aus Sauerbrunn rächte er sich an den Großdeutschen, indem er nicht für den von den Großdeutschen vorgeschlagenen, damals parteilosen Burgenländer Dr. Rauhofer, sondern für den von den Christlichsozialen gewünschten Dr. Rausnitz, dem Leiter des Polizeikommissariates Wr. Neustadt, eintrat. Dieser wurde dann auch Davys Nachfolger. Am 22. Feber 1922 legte er sein Amt zurück. Für einige Monate war er noch in Wien, im Ministerium tätig, um dann im November 1922 in Pension zu gehen.
Daten* 22.01.1867 in Königsberg
Landesverwalter des Burgenlandes
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