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Die Gemeindebesuche waren von Lentsch eingeführt worden, Kery griff sie 1966 wieder auf. Die ÖVP protestierte heftig, da ihrer Meinung nach sozialistische Gemeinden bevorzugt wurden. Daraufhin begleitete der Landeshauptmannstellvertreter Polster den Landeshauptmann, wurde dabei aber häufig in den Hintergrund gedrängt und verzichtete schließlich auf seine "Beiwagen-funktion". Wie sehr diese Besuche Kery nutzten und zu seiner überaus großen Popularität in den folgenden Jahren beitrugen, zeigt der bissige Kommentar der ÖVP:

"Vor der Landtagswahl 1968 nütze Kery die Möglichkeit seiner Präsenz im ganzen Land weidlich aus: entgegen sozialistischer Tradition und Erwartung zog er Kirchen besuchend und Orgel spielend - offensichtlich mit den konfessionellen Unterschieden spekulierend - von Gemeinde zu Gemeinde, streichelte Kinderwangen, schüttelte Hände und verteilte Erinnerungsgeschenke wie weiland nur besonders volksverbundene Mitglieder von Herrscherhäusern". (Geschichte der ÖVP,S.69)

"Die Presse" schrieb zum Wahlkampfstil Kerys: "Kery ist zweifellos ein Politikertyp mit dem 'gewissen Etwas', strahlt Optimismus aus, wirkt auf Frauen aller Altersklassen und Bildungsgrade, kann ebenso stromlinienförmig intellektuell sein wie ungekünstelt herzlich und verfügt über eine eiserne Konstitution. Die 'Hofberichte' der sozialistischen Korrespondenz übertreiben nicht, wenn sie von riesigen Scharen begeisterter Zuschauer berichten". (zitiert nach Sinowatz, Schlag, Feymann: Aufbruch an der Grenze, S.216)

Die ÖVP war also besonders durch die Annäherung der Sozialisten an die Kirche alarmiert - zu recht, denn es zeigte sich bald, daß damit die alte ideologische Barriere wegfiel. Am Höhepunkt des Wahlkampfes verteilte die SPÖ zudem einen Postwurf, der LH Kery zusammen mit Bischof Laszló zeigte. Dies wurde auch von kirchlicher Seite als "Mißbrauch der Kirche" bezeichnet und löste besonders heftige Proteste der ÖVP aus. Sie warf Kery vor, er hätte die Kirchen als "Fremdenverkehrseinrichtungen" bezeichnet...

 Die katholische Wochenzeitung "Die Furche" schrieb am 20.Jänner 1968:

" Sollte die ÖVP die Mehrheit erreichen, würde erstmals im Burgenland eine konfessionelle Minderheit den Landeshauptmann stellen. Es soll auch nicht übersehen werden, dass die burgenländische SPÖ das erste Mal seit Bestehen des Bundeslandes Burgenland einen Mann, der sich offensichtlich als Christ bekennt und sich bemüht hat, ein gutes Verhältnis zwischen der Kirche und der SPÖ im Land zu schaffen, zum Spitzenkandidaten ...erkürt hat. Es ist Landeshauptmann Theodor Kery. Mit ihm ist die marxistische Ära in der burgenländischen SPÖ zu Ende gegangen".

In der ÖVP kam es zu keinen wesentlichen Veränderungen, die alten Funktionäre behaupteten ihre Position. Es gab Probleme mit der Vergabe der Listenplätze. Im Vergleich zu den äußerst dynamischen und modernen Wahlkampfmethoden des Landeshauptmannes Kery war der Wahlkampf der ÖVP eher traditionell und bieder. Sie entwickelte ein "Arbeitsprogramm", in dem damals wenig attraktive Ziele wie etwa die Gründung eines Institutes für Kulturgeschichte in Eisen stadt enthalten waren. Die ÖVP wies zurecht immer wieder auf die steigende Verschuldung des Landes hin. Die Sozialisten parierten geschickt, indem sie dies als "Negativpropaganda", die das Ansehen des Landes schädigen würde, abtaten...

Die Wahlen am 24.März 1968 brachten der SPÖ die absolute Mehrheit von 50,3 % der Stimmen, die ÖVP sank auf 46,6 %. Die ÖVP konnte zwar ihr 15.Mandat halten, die SPÖ gewann aber das Mandat der FPÖ und hatte somit 17 Abgeordnete im Landtag. Die Niederlage der FPÖ wurde von der ÖVP boshaft, aber durchaus zweischneidig kommentiert: "Die Wähler haben nicht mehr den Schmiedl (Rezar), sondern den Schmied (Kery) gewählt" . Sie anerkannte damit, dass Kery nunmehr ohne jeden Zweifel der "Schmied" der burgenländischen Politik geworden war. Die Niederlage hatte in der ÖVP erneut personelle Konsequenzen: Lentsch schied auch als Landesparteiobmann aus, sein Nachfolger wurde Franz Soronics. Auch Erhardt musste gehen, neuer Landesparteisekretär wurde Dr.Josef Schmall, der in der Folgezeit den Versuch unternahm, die Politik seiner Partei "volksnäher" zu gestalten.

Das Regierungsprogramm

Die Regierungserklärung Kerys ließ bereits die Schwerpunkte der folgenden Jahre erkennen: Eine umfassende Strukturreform sollte die wirtschaftliche Position des Landes verbessern: "...In einem Europa der Interessensgegensätze und der geteilten Wirtschaftsblöcke nimmt unsere Heimat eine extreme Randlage mit all den damit verbundenen Nachteilen ein. Dazu kommt der Umstand, dass unsere Wirtschaft durch die historische Entwicklung und den Dorfcharakter seiner Besiedlungsform nachhaltige strukturelle Schwächen aufweist. Es fehlt nicht nur an einer traditionellen Industrie und an genügend leistungsfähigen Mittelbetrieben der gewerblichen Wirtschaft, sondern auch an Schwerpunktsorten in einer Größe und Verkehrslage, die ihrerseits Impulse für eine Belebung des Wirtschaftsgeschehens vermitteln könnten...." (zitiert nach Sinowatz, Schlag,Feymann: Aufbruch...,S.218).

Von folgenden Maßnahmen versprach man sich eine Verbesserung: Ausbau der Infrastruktur (überregionales Verkehrsnetz, Verbesserung der Stromversorgung, Vollendung der Wasserversorgung durch den Wasserlleitungsverband Nördliches Burgenland und einen Wasserleitungsverband Mitte, Ausbau der Abwasserentsorgung...), Aufbau eines entsprechenden Instrumentariums der Raumplanung, wobei das Raumplanungsgesetz und das Gemeindestrukturverbesserungsgesetz im Mittelpunkt stehen sollten. Allerdings war dabei zunehmend auf die Verschuldung des Landes und auf das allmählich abflachende Wirtschaftswachstum Rücksicht zu nehmen.

Autobahntrasse, Seestraße, Kery- und Polsterstraße - Die Wahlkampfschlager von 1968

Mit anderen "Wahlschlagern" war die SPÖ weniger erfolgreich. Das keineswegs neue Projekt einer Straße über den südlichen Neusiedler See zur Erschließung des Seewinkels rief im Süden des Landes, der sich benachteiligt fühlte, Proteste hervor und auch von Seiten des Naturschutzes wurden schwerwiegende Bedenken vorgebracht.

Ganz anders die Frage nach der Autobahntrasse, die ja schon jahrelang aktuell war. Der ÖVP-Verkehrsminister Dr. Kotzina machte seine Entscheidung von "Gutachten" abhängig. Diese Gutachten waren aber keineswegs eindeutig für die Wechsel -Trasse; es gab nach wie vor gewichtige Argumente für die Burgenlandvariante. Durch Indiskretionen wurde aber noch vor der burgenländischen Landtagswahl die Entscheidung zugunsten der Wechseltrasse bekannt. Die Enttäuschung im Burgenland war groß und erneut wurde die Entscheidung der Bundes-ÖVP angelastet (endgültig gebaut wurde die Südautobahn dann von sozialistischen Verkehrsministern). Der burgenländische Landtag beschloss daraufhin den Bau der Schnellstraße von Müllendorf bis Lockenhaus und übernahm die Vorfinanzierung.

Noch zwei Straßen spielten im Wahlkampf eine Rolle: Die "Kerystraße" und die "Polsterstraße". Als "Kerystraße" wurde eine Zufahrt zum Wohnhaus des Landeshauptmannes in Kobersdorf bezeichnet, die ohne ausreichende Beschlüsse gebaut worden war; ähnliche Vorwürfe machte man Polster wegen einer Zufahrt zu seinem Haus in Oberschützen.

Das "Problem Esterhazy" bestimmt auch die Landtagswahl 1968

Die Frage des Esterhazy-Besitzes war, wie bereits dargestellt, in der Nachkriegszeit eng mit der Frage der Bodenreform verbunden. Diese wurde vor allem von den Sozialisten immer wieder heftig gefordert. Eine Enteignung gegen Entschädigung war aber aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich. Eine vorläufige Lösung fand man in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre insofern, als die esterhazysche Güterdirektion bereit war, einen Teil des Ackerlandes zu verkaufen. Es wurde unter der Leitung der Landwirtschaftskammer ein Bodenerwerbsfonds gegründet, der diese Grundstücke erwarb und sie an die Bauern weiterverkaufte. Eine echte Lösung für das Problem der Landnot burgenländischer Kleinbauern war diese "kleine Bodenreform" aber nicht.

Die Familie Esterhazy besaß rund 60 000 ha, das war mehr als ein Sechstel der Gesamtfläche des Burgenlandes. Davon waren 28 000 ha Forste, etwa ein Drittel der burgenländischen Waldfläche, 16 000 ha Ackerland , der Rest waren Anteile am Schilfgürtel des Neusiedler Sees, aber auch viele Baugründe. Vom Ackerland und den Baugründen wurden insgesamt etwa 8 500 ha verkauft. Das größte Problem in der ganzen Esterhazy-Frage war die zwiespältige, ja schizophrene Haltung der ÖVP ( nach der offiziellen Eigendarstellung in der Geschichte der burgenländischen ÖVP). Sie wollte und forderte einerseits die Bodenreform, aber ohne Enteignung. Für eine Enteignung hätten die Bundesgesetze geändert werden müssen - was von der Bundes-ÖVP immer wieder verhindert wurde. Zwar zeigte sich Dr.Paul Esterhazy zeitwise bereit, Grundstücke, die etwa für öffentliche Aufgaben oder auch für den Wohnungsbau benötigt wurden, zu verkaufen, und er stellte auch das Schloß Esterhazy der Landesregierung zur Verfügung, bis diese in das Landhaus zutückkehren konnte. Andererseits gab es aber von Seiten Esterhazys und seiner Güterdirektion auch immer wieder Mißtrauen.

Nachdem die "kleine Bodenreform" zumindest teilweise den Wünschen der Politik entgegengekommen war und für einige Jahre Ruhe in die Beziehungen zu Esterhazy eingekehrt war, brachte das Jahr 1968 einen neuen, schweren Konflikt, der sich erheblich auf die burgenländische Politik auswirkte. Völlig überraschend verbot Dr. Paul Esterhazy von Zürich aus, wo er sich nach seiner Flucht aus Ungarn niedergelassen hatte, die Benützung des Haydn-Saales im Eisenstädter Schloss, das Betreten des Schlossparks und die Benützung von Teilen der Burg Forchtenstein (die zuvor mit Landesgeldern saniert worden war) für kulturelle Zwecke und verlängerte eine Reihe von Pachtverträgen nicht mehr. Die Empörung im Lande war dementsprechend groß. Vor allem die Sozialisten griffen Esterhazy heftig an, der ÖVP warf man Doppelzüngigkeit und sogar geheime Kontakte zu Esterhazy vor.

Die Verbote Esterhazys hätten durch Anwendung des kurz zuvor beschlossenen burgenländischen Fremdenverkehrsgesetzes verhindert werden können, da es Eigentumsbeschränkungen im öffentlichen Interesse vorsah. Dazu war aber die Zustimmung der betreffenden "Fremdenverkehrsgemeinden" erforderlich. Die aber gab es noch nicht. Die ÖVP griff nunmehr den Fremdenverkehrsreferenten, Landeshauptmann Kery, heftig an, da man ihm vorwarf, er hätte die 50 Anträge von Gemeinden, die als Fremdenverkehrsgemeinden anerkannt werden wollten, nicht erledigt. So konnte das Gesetz nicht exekutiert werden. Die SPÖ spielte den Ball aber geschickt an die ÖVP zurück: sozialistische Abgeordnete brachten im Parlament einen Antrag auf ein "Burgenland-Bodengesetz" (inoffiziell Lex Esterhazy genannt ) ein, wohl wissend, daß die ÖVP- Mehrheit nicht zustimmen würde. Vier Monate vor der nächsten Landtagswahl gab es also erneut heftige Auseinandersetzungen um das Problem Esterhazy, das sich als Wahlschlager aus SPÖ - Sicht bestens eignete. Schließlich wurde sogar ein Antrag auf Änderung der Bundesverfassung eingebracht. Das Finale des Wahlkampfes wurde also wieder von der Esterhazyfrage beherrscht, die ÖVP wurde als "Esterhazy-Partei" dargestellt...

Polemik gegen Esterhazy: BF 25. August 1967

"Feenreich Esterházy nannte ein ungarischer Kulturhistoriker ... die riesigen Besitzungen der Magnaten und feenhaft waren in Wahrheit der Glanz und die Pracht der Esterhazyschen Hofhaltung. Ein Reich im Reich waren die Güter der Palatine und sie wetteiferten mit Kaisern und Königen, um sie mit ihrem Prunk und Pomp zu übertreffen.

... Der Weg zu diesem Reichtum war blutig und voll Unrecht ...Glanz für die wenigen, die die Sonne 'fürstlicher Gnade ' beschien ... Elend schon für jene, die in ihren Diensten standen ... Und Elend vollends für die, aus deren Fleiß und Not die Esterhazys das Geld für ihre Hofhaltung nahmen..

...Das Feenreich Esterhazy besteht noch immer, es hat wohl an Glanz eingebüßt, aber nichts von seiner Macht verloren- Die Macht verkörpern die rund 50 000 Hektar, die Dr. Esterhazy... heute noch im Burgenland besitzt. Sie wird demonstriert von jenem Staat, den er gegen den Staat Österreich und gegen das Land Burgenland aufgebaut hat. Denn Doktor Esterhazy liebt Österreich nicht. Es ist dokumentarisch zweifelsfrei nachgewiesen, daß seine Vorfahren und er die Banden, die gegen den Anschluss des Burgenlandes an Österreich kämpften, sehr maßgeblich unterstützt haben ... Er verlangte in der Ersten Republik von seinen Beamten in Eisenstadt, daß sie in der Güterdirektion ungarisch sprechen. Er errichtete so eine magyarische Kolonie in der burgenländischen Landeshauptstadt, die die Demokratie hasste ... Er blieb 1945 in Ungarn und war erst 1956 bereit, das Gefängnis gegen einen Aufenthalt in Österreich zu vertauschen. Doch der Aufenthalt war so kurz wie die Dankbarkeit gegen seine Befreier. Von der Schweiz aus ... leitete er die Entlassungswellen ein, die auch vor jenen nicht halt machten, die in schwerer Zeit für seinen Besitz eingetreten waren und ihn unter eigener Lebensgefahr nach Österreich gebracht hatten.

Schatten über dem Burgenland

Wenn sich Dr. Esterházy derzeit auch nicht im Burgenland aufhält: sein Schatten liegt über dem Land ... Jeden Tag fährt ein Kurier nach Wien und gibt ein verschlossenes Kuvert auf dem Westbahnhof ab. Bestimmungsort: Zürich, Dr. Esterházy weiß also, was im Burgenland vor sich geht...

Die "Esterhazy-Frage" in der Folgezeit (Vorausschau)

Zu einer gewissen Entspannung und zu einer neuen Bewertung des Verhältnisses SPÖ - Esterhazy kam es nach einem Treffen zwischen Kery und Esterhazy im Jahre 1969, das unter strengster Geheimhaltung stattfand ("Versöhnungsgipfel").In der Folgezeit gab es einen regelmäßigen Briefverkehr zwischen Kery und dem "Fürsten". Nach 1972 wurde die Rolle Esterhazys und der Esterhazy-Domänen im Burgenland zunehmend positiver bewertet. Es wurde zugegeben, dass Esterhazy in vielen Bereichen kooperativ war. So entstanden rd. 1800 Wohnhäuser in 56 Gemeinden auf Grundstücken, die früher Esterhazy gehörten. Grund und Boden wurde auch für Schulbauten, Bäder, Sportplätze zur Verfügung gestellt, besonders aber für den Straßenbau. Die Esterhazysche Güterverwaltung verwandelte die ehemaligen Kohlegruben in Pöttsching und Neufeld, die zu Seen geworden waren, in Bade- und Freizeitanlagen. Etwa 1600 Wochenendhäuser entstanden auf Esterhazy-Grund. Waldrandsiedlungen, Reitklubs in den aufgelassenen Meierhöfen, öffentliche Badeanlagen im Schilfgürtel des Neusiedler Sees - der ja ebenfalls größtenteils Esterhazy gehört - folgten und waren wesentliche Elemente in der Fremdenverkehrsentwicklung.

In den Mittelpunkt des Interesses rückte der Esterhazy-Besitz erst wieder knapp vor dem Tod Paul Esterhazys im Jahre 1989, und zwar im Zusammenhang mit dem Nationalpark-Plan im Seewinkel. Denn die beiden als Kernzonen vorgesehenen Regionen Sandeck und Neudeck in der Größe von 3700 ha sind ebenfalls Esterhazy-Besitz. Es kam zu Verstimmungen, da vorzeitig von den Medien Verkaufspreise genannt wurden. Knapp vor Beginn der Verhandlungen starb dann Dr. Paul Esterhazy und man musste die Regelung der Erbschaftsfrage abwarten. Geplant war zunächst ein Tausch der genannten Gebiete gegen Wald aus dem Besitz der Bundesforste. Alleinerbin des riesigen Esterhazybesitzes war die Witwe des Verstorbenen, Melinda Esterhazy. Sie wurde am 8.September 1989 im Burgenland großartig empfangen, zunächst im Rathaus von Eisenstadt, dann in der Landesregierung. Gespräche über die Seeanteile und den Nationalpark fanden statt. Man einigte sich schließlich auf eine Verpachtung.

 Esterhazy-Besitzungen im Burgenland im Jahre 1989:

50 000 ha Grund, ein Sechstel der Gesamtfläche des Burgenlandes; darunter drei Fünftel des Neusiedler Sees, 26 000 ha Forst, 9000 ha landwirtschaftlicher Grund (zumeist verpachtet), Schloß Eisenstadt, Burg Forchtenstein ... Rund 200 Personen arbeiteten für die "Firma Esterhazy"

Dazu Artikelserie in BF: Esterhazy - gestern und heute,von J.P.Mayer ab 11.März 1971. Artikel in der BF vom 7.4.72, S17

Esterhazy-Besitz im Burgenland 1967:

  • 27 000 ha Wald
  • 5000 ha landwirtschaftl. genutzte Fläche
  • 2300 ha nutzbares Schilf
  • 6500 ha Hutweide u.Wiesen
  • 10700 ha Seeflächen und unproduktives Land
  • Schlösser,Burgen,Seen, Steinbrüche, Sägewerke, zahlreiche Bauparzellen...
  • geschätzter Reingewinn 1967: 17 Millionen Schilling

LH Kery am Landesparteitag der SPÖ 1970 in Neudörfl:

" Seitdem die Sozialisten im Burgenland die politische Führung übernommen haben, hat dieses Land sein Gesicht grundlegend verändert. An die Stelle der Improvisation ist in der Landespolitik die Konzeption getreten. Das kleinliche Ressortdenken wurde überwunden, und zum ersten mal wurden Arbeitsprogramme nicht nur formuliert, sondern auch realisiert.

... Mit Stolz kann das Burgenland auf seine planvolle Kulturpolitik hinweisen... Ein reichhaltiges Kulturbauprogramm, eine beispielhafte Kunstförderung, eine überaus erfolgreiche Denkmalpflege, eine fruchtbare Pflege der Wissenschaft und ein zeitgemäßes Bemühen um die Erwachsenenbildung haben dem Burgenland den Ruf eines kulturell engagierten Bundeslandes eingetragen".

BF 29.10.70,S.4 f.

Ergebnisse der Volkszählung 1971: Der große Strukturwandel wird deutlich

Die Ergebnisse der Volkszählung von 1971 zeigten vor allem die rasant voranschreitende "Entagrarisierung" auch des Burgenlandes: Der Anteil der Bevölkerung in der Land-und Forstwirtschaft ging innerhalb eines Jahrzehntes von 33,3 auf 18,2 % zurück. Hinter dieser Zahl stand eine geradezu dramatische Veränderung der Lebensverhältnisse. Nahezu jeder zweite Bauer gab auf und suchte sich einen neuen Beruf, zumeist als Pendler im Gewerbe oder in der Industrie. Insbesondere war es das Baugewerbe, das den meisten Arbeit gab. Insgesamt 21 % oder 57 000 Personen arbeiteten im Baugewerbe. Nicht weniger dramatisch waren die Auswirkungen auf die Familien und Dörfer. Da in den meisten Fällen Grund und Boden nicht verkauft wurden, mussten nunmehr die Frauen die Landwirtschaft übernehmen. In den Dörfern begann der Prozess der Haus- und Wohnungsmodernisierung anzulaufen. Parallel zum sozialen Wandel änderten sich in vielen Dörfern auch die politischen Strukturen. Die Bauern verloren ihre bisher führende Rolle...

 

 

 

 

 

 
 

 

 
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