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Jahr Primärer Sektor Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor
1900   67,5     19,1    13,4
1910   63,8     25,8    10,4
1934   69,4     19,2    11,4
1951   63,8     23,7    12,5
1961   48,8     33,0    18,2

 Wirtschaftssektoren in % der Erwerbstätigen

Die Gesellschaft des neuen österreichischen Bundeslandes wird zumeist als "rein agrarisch" beschrieben. geht man von den Statistiken aus, so kann man dies gerade noch akzeptieren. Etwa zwei Drittel der Erwerbstätigen waren dem primären Sektor zuzuzählen. Daran änderte sich auch in der Zwischenkriegszeit nichts.

Sieht man jedoch genauer hin, so muss man diese vereinfachende Darstellung relativieren.  Es zeigt sich, dass die Statistik nicht in der Lage ist, die äußerst komplexe sozialökonomische Struktur Westungarns bzw. des Burgenlandes zu erfassen. Es sind mehrere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. "Rein agrarisch" ist zunächst ein relativer Begriff. Gemessen an den angrenzenden Industrieregionen Niederösterreichs war natürlich die Bedeutung der Landwirtschaft groß. Gemessen an den meisten ländlichen Gebieten Ungarns war Deutschwestungarn relativ stark von Gewerbe und Industrie überprägt. Problematisch ist auch die Bezugsgröße "Burgenland". Natürlich kann man in sozialökonomischer Hinsicht diese "zufällig" zustande gekommene politische Einheit nicht losgelöst von den städtischen Zentren sehen, zu deren näheren Umland zumindest das Nordburgenland gehörte. Ödenburg, Pressburg waren Städte, die um die Jahrhundertwende einen raschen Industrialisierungsprozess erlebten. Im   Raum Wr. Neustadt hatte schon Jahrzehnte früher eine intensive Industrialisierung begonnen. Die Dörfer vor allem im Raume Mattersburg - Eisenstadt waren von den Umstrukturierungsprozessen längst erfasst, sie waren im Übergang zur Industriegesellschaft. Es war ein typisch interurbaner Raum mit allen sozioökonomischen Merkmalen, wie sie derartige Regionen in ganz Europa aufwiesen. Als Besonderheit kam freilich hinzu, dass in den großen Pendlerdörfern der Besitz an Grund und Boden infolge der Erbteilung weit verbreitet war. Dadurch wurden auch die Pendler und Wanderarbeiter an ihre Dörfer gebunden und es entstand kein typisches Industriearbeiterproletariat. Etwas anders stellte sich die Situation im südlichen und östlichen Teil des Mittelburgenlandes und im Südburgenland dar. Diese Gebiete lagen weit weg von den Zentralräumen, sie waren verkehrsmäßig wenig erschlossen. Auf sie trifft die Aussage von den "rein agrarischen " Strukturen eher zu. Das Hauptventil für den relativen Bevölkerungsüberschuss blieb hier neben der Wanderarbeit die Auswanderung, die man ja auch als Sonderfall der Arbeitswanderung sehen kann, denn in vielen Fällen ging man ja zunächst nach Amerika, um etwas Geld zu verdienen. Zur dauerhaften "Auswanderung" kam es erst im Laufe der Zeit.

Gesundheitswesen:

Um die Versorgung des Landes mit Einrichtungen des Gesundheitswesens war es zur Zeit des Anschlusses an Österreich nicht gut bestellt. Zwar gab es in den größeren Orten Ärzte, in den Bezirksvororten auch einige Fachärzte, die Krankenhäuser waren aber unzureichend. Krankenhäuser gab es In KIttsee, in Eisenstadt, in Oberwart und in Güssing.

Relativ alt war das Güssinger Krankenhaus.Dort wurde schon 1855 ein Fonds zum Bau eines Krankenhauses eingerichtet. 1877 wurde die Gemeinde vom Stuhlrichteramt aufgefordert, ein Spital zu bauen. Das Geld reichte jedoch nicht, sodass ein Gebäude gemietet wurde mit nur einem Zimmer, in dem unbemittelte kranke Bewohner untergebracht werden konnten.. 1894 wurde mit der Errichtung eines Gemeinde-Krankenhauses begonnen. Es wurde 1900 eröffnet. Die Gemeinde konnte die Kosten allein nicht aufbringen, so wurde aus dem Gemeindekrankenhaus ein "Allgemeines Krankenhaus", vom Komitat gefördert. 1903 übernahm das Komitat das Krankenhaus. Während des Ersten Weltkrieges war es ein Kriegsspital. 1921 war es in einem desolaten Zustand. 1922 übernahmen Franziskanerinnen die Pflege, 1924 wurde es ausgebaut, eine Röntgenstation eingerichtet. 1945 wurde das Gebäude von den Russen geplündert und weitgehend zerstört. 1956 wurde ein Zubau errichtet, 1972 wurde das Krankenhaus auf 200 Betten erweitert.

Größere Bedeutung für das Südburgenland hatte das Oberwarter Krankenhaus. 1893 wurde der "Oberwarther Bezirks-Krankenhausverein" gegründet, dem sich auch Mitglieder aus den Dörfern anschlossen.Die Gemeinde Oberwart stellte unentgeltlich einen Bauplatz zur Verfügung. Aber erst 1903 wurde der Verein wieder aktiv. Gräfin Emmy Erdödy, eine geborene Gräfin Szechenyi, setzte sich ebenfalls für den Bau ein.

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