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Der Grundherr Hans von Weißpriach , eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Westungarn des 16. Jahrhunderts, förderte den Protestantismus besonders erfolgreich. Als Herr von Kobersdorf und Landsee wurde er 1537 auch Kapitän und Obergespan des Komitates Ödenburg. 1546 bekam er Forchtenstein,1554 auch Eisenstadt als Pfandherrschaften übertragen, obwohl er zu dieser Zeit bereits offen als Protestant auftrat. Als Pfandherr nahm er das Recht, Pfarrer einzusetzen, in Anspruch. In Eisenstadt etwa stellte er Georg Eckel (Ecker) an, zuvor Pfarrer von Bruck a.d. Leitha. Bis etwa 1570 war der Großteil der Bevölkerung in den beiden Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt evangelisch, und zwar anscheinend aus tiefster Überzeugung, zum Teil sogar so fanatisch, daß sie sich der Rekatholisierung mit aller Macht widersetzte. In wirtschaftlicher Hinsicht war Weißpriach ein hervorragender Verwalter seiner Güter, zwang aber auch seine Untertanen zu immer höheren Leistungen. Er zog auch Kirchengüter ein, was zu Protesten gegen ihn führte. Trotzdem behielt er die Pfandherrschaften bis zu seinem Tod im Jahre 1570.

Nicht nur Hans von Weißpriach, auch seine Tochter, Susanne von Teuffel, gehörte zu den eifrigen Förderern des Protestantismus. Sie richtete in Katzelsdorf bei Wiener Neustadt in einem ehemaligen Klostergebäude eine berühmte evangelische Schule ein, an der der Prediger Friedrich Stock wirkte. Katzelsdorf wurde später, ebenso wie Trautmannsdorf, auch zur Zufluchtstätte für die bedrängten Evangelischen aus dem Eisenstädter und Mattersburger Raum.

Die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt wurden nach Weißpriachs Tod vom eigentlichen Besitzer, dem Kaiser, rückgelöst und der Verwaltung der niederösterreichischen Kammer unterstellt. Das Geld dafür brachten zum Großteil die Dörfer der Herrschaft selbst auf, beträchtliche Summen, wofür man ihnen versprach, dass sie nicht wieder verkauft oder in Pfandherrschaft vergeben würden, sowie dass sie bei ihren "Freyhaiten, Recht und Gebrauch" bleiben durften - worauf sie sich später, als die Gegenreformation begann, vergeblich beriefen. Mit der Übergabe an die Esterhazy wurde auch der zweite Teil der Zusagen gebrochen.

Die nunmehr vom Kaiser eingesetzten Hauptleute waren aber ebenfalls evangelisch, so Hannibal von Zinzendorf, unter dem der Zuzug der Flacianer begann, und Seyfried Georg von Kollonich. Unter ihnen erfuhr der Protestantismus die größte Vertiefung, zur gleichen Zeit begann aber auch die Gegenreformation.

Die Flacianer werden nach Matthias Flacius Illyricus (Matthias Vlasich) benannt. Er wurde 1520 in Istrien geboren, studierte in Wittenberg und wurde Lehrer an der dortigen Universität. Er wehrte sich in den Religionsstreitigkeiten heftig gegen jeden Kompromiss mit den Katholiken. Er musste weichen und verbrachte den Rest seines Lebens auf der Flucht. Seine Anhänger waren großartige, kämpferische Persönlichkeiten, aber unnachgiebig bis zur Streitsucht. Sie fanden zunächst in Österreich Zuflucht, später wichen viele von ihnen nach Westungarn aus, wo sie zunächst vor allen Verfolgungen sicher waren. In Westungarn, besonders aber in den Herrschaften Forchtenstein - Eisenstadt, aber auch im Südburgenland, wurden sie als Pfarrer angestellt und übten vor allem in der Zeit von 1575 bis 1585 den größten Einfluss aus. Es waren hervorragende Prediger von hohem sittlichen Ernst, gebildet und geistig überaus wendig, in theologischen Auseinandersetzungen geschult. Kein Wunder, dass sie bei den Menschen ihrer Gemeinden einen tiefen Eindruck hinterließen. Sie vertieften in den Gemeinden den evangelischen Glauben und wirkten so überzeugend, dass die Menschen trotz Androhung der schwersten Strafen in der beginnenden Gegenreformation zu ihnen standen. Von katholischer Seite warf man ihnen - in manchen Fällen nicht unberechtigt- Heftigkeit und Fanatismus vor. Einige weníge der besonders herausragenden Pfarrer seien aufgezählt: Johannes Hauser in Donnerskirchen, Coloman Rohrer in Schützen, Laurentius Rath in Illmitz und Apetlon, Michael Schwenninger in Oggau, Albertus Böttiger in Eisenstadt, Stephan Hasler in Großhöflein, Johannes Hoe in Forchtenstein, Andreas Zschinkel in Purbach, Michael Kern in Mattersburg.... Flacianer wirkten auch in St. Margarethen, Marz, Sieggraben und selbst in kleineren Orten.

 

 

 

 

 
 
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