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An der Spitze der ungarischen Gesellschaft standen im ausgehenden Hochmittelalter die königlichen Funktionsträger, die "Beamten" des Königs. Sie wirkten am königlichen Hof oder an der Spitze der Comitate (Burggespanschaften, Grafschaften). Diese verschmolzen noch im Hochmittelalter mit der Gruppe der Nobiles advenae, den vornehmen "Einwanderern", also jenen Adeligen, die in den Dienst des ungarischen Königs traten und für ihre Leistungen auf kriegerischem oder anderem Gebiet mit reichem Grundbesitz ausgestattet wurden. Sie bildeten die Gruppe der Barone, die man später als Magnaten bezeichnete.

Die zweite Gruppe, die Servientes, der deutschen Ritterschaft oder Ministerialität vergleichbar, der niedere Adel, stand ebenfalls im Dienste des Königs, aber in niedrigerer Funktion, aber auch im Dienste der Magnaten.

Die Udvornici, am ehesten mit den Königsfreien im deutschen Raum vergleichbar, stand in Ungarn ebenfalls zunächst im Dienste des Königs oder der Komitate, war kriegsdienstpflichtig, lebte aber verstreut im Land und verschmolz zunehmend mit den hörigen Bauern zur neuen bäuerlichen Schicht der Untertanen, der Iobagiones. Diese Entwicklung war einerseits eine Folge der Veränderung im Militärwesen. Der Kriegsdienst wurde zunehmend von "adeligen" Reiterkriegern übernommen. Andererseits bildete sich nach westlichem Vorbild die Grundherrschaft heraus, die Bauern bekamen "Lehen" übertragen und so entstand die relativ einheitliche soziale Gruppe der Lehensbauern. Über den Lehenshof wurde der Bauer zum Untertanen. Er darf jedoch nicht mit dem Leibeigenen, dem Sklaven, verwechselt werden. Im Frühmittelalter war die Sklaverei weit verbreitet, im Hochmittelalter gab es sie noch vereinzelt.

Eine Sonderstellung nahmen in diesem System die Grenzwächter und (Bogen)schützen ein. Sie waren ursprünglich frei. Aber nur wenigen gelang es im Verlauf des Hochmittelalters, ihre Privilegien durch Bestätigung zu erhalten. Sie wurden zu Kleinadeligen, deren Lebensweise sich aber manchmal nicht von der der Bauern unterschied. Sie besaßen nur einen Hof, scherzhaft wurden sie Siebenzwetschkenbäume – Adelige genannt. In Ober- und Unterwart, dazu in einem Teil von Jabing, Kleinbachselten und Kleinschachendorf gelang dieser Aufstieg nach der Erneuerung der Wart im Jahre 1327. Die meisten Grenzwächtersiedlungen wurden aufgegeben oder in untertänige Bauerndörfer umgewandelt.

Eine neue soziale Schicht entstand mit den "Hospites" ("Gäste") oder "Cives" (Bürger), die hauptsächlich in den größeren Siedlungen lebten. Ihre Rechtsstellung ist durch verschiedene "Freiheiten" gekennzeichnet. Die Hospites – Siedlungen hatten das Recht auf freie Wahl ihres Richters bzw. Bürgermeisters (villicus, iudex). Später wurde dieses Recht in etwas veränderter Form auf alle Siedlungen übertragen.

Ödenburg kann schon im 13. Jahrhundert als eine nahezu ausschließlich deutsche Stadt gelten. Vorübergehend gab es auch eine Judengemeinde. 1324 bestätigt König Karl Robert seinen Schutz über die Bürger Ödenburgs, "egal ob Christen oder Juden". 1526, nach der Schlacht von Mohacs, wurden die Juden vertrieben. Die Stadt beklagt sich 1537, daß diese Vertreibung "nur mit schwerer Müh' und großen Unkosten" erfolgt sei und erläßt strenge Bestimmungen, um die Rückkehr zu verhindern. Selbst die Beherbergung eines Juden für eine Nacht wurde schwer bestraft. Die Synagoge sollte geschätzt und abgerissen werden.

Ödenburg versuchte, auch den Zuzug von Magyaren zu verhindern. In den Statuten von 1543 und 1546 kommt dies deutlich zum Ausdruck. Man ist der Meinung, dass es zu gefährlich wäre, die Magyaren in die Stadt zu lassen. Offenbar befürchtete man, dass unter ihnen Sympathisanten der Türken sein könnten. Auch als Konkurrenten im Getreidehandel wollte man sie ausschalten. Die "fremden, noch aussässigen Ungarn tragen mit Gemeiner – Stadt kein mitleiden", das heißt, die Ungarn tragen nichts zu den Ausgaben der Stadt bei. Daher durften sie keine Häuser erwerben und sollten sich in der Vorstadt niederlassen. Selbst der Kirchenbesuch in der Stadt scheint ein Problem gewesen zu sein: "das ungarische Volk soll mit Trennung des Weges zu der Seligkeit unterwiesen werden". An Feiertragen wurde die Predigt für die Ungarn in der Stadt zugelassen, für die Deutschen wurde in der Michaelerkirche gepredigt. Es gibt also gegen Ende des Mittelalters bereits Spannungen, die dann im Verlauf der frühen Neuzeit wiederholt aufbrechen.

 

 

 

 

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Quellen

 Ratz, Alfred: Mittelalterlicher Bergbau im Südburgenland. Burgenländische Heimatblätter 11. Jahrgang Heft 1, Eisenstadt 1949

Ratz, Alfred: Gefährdete, Unbekannte und verlorene Bau- und Kunstdenkmäler aus dem Mittelalater des Burgenlandes. Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 13, Heft 1, Eisenstadt 1951
 
Gruszecki, O.: Zur Geschichte des Wiener Pfennigs in Ungarn. Teil 1. Münzprivilege für Ödenburg und Preßburg. Burgenländische Heimatblätter 15. Jahrgang, heft 3. Eisenstadt  1953. Teil 2 ebendort, Heft 4
 
 

 

 

 
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