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In den ersten Jahrzehnten der Regierungszeit Stephans des Heiligen, der ja mit einer Tochter des Bayernherzogs verheiratet war, gab es keine Konflikte mit dem westlichen Nachbarn. Aber mit dem Tod Kaiser Heinrichts II (1002 - 1024) begann eine Angriffswelle vom Römisch-Deutschen Reich her, die mit Unterbrechungen und wechselhaftem Erfolg rund hundert Jahre andauerte. EineFolge dieser Kriege war, daß sich immer mehr deutsche Siedler im Grenzvorland, also im Gyepüelve, niederließen. Als Kaiser Konrad II. im Jahre 1030 in Ungarn einfiel, erlitt er eine Niederlage. Darauf hin besetzten die Ungarn das Land zwischen Leitha und Fischa.

Nach dem Tod Stephans des Heiligen verfiel die starke Zentralgewalt in Ungarn. Mit seinem Nachfolger Peter Orseolo, Sohn des vertriebenen Dogen von Venedig, waren die Ungarn unzufrieden und deswegen verjagten sie ihn. Peter floh zu Kaiser Heinrich III (1039 - 1056), der ihn wieder mit Krieg auf den ungarischen Königsthron zurückbrachte. Allerdings ließ er Peter einen Treueeid schwören und machte ihn so zu seinem Vasallen. Außerdem erwarb er im Jahre 1034 das ungarische Grenzvorland bis zur Lafnitz. Im Norden wurde die Leitha wieder zum Grenzfluß. Ab nun begann der Kaiser in der einstmals breiten Grenzschutzzone des ungarischen Königreiches Land zu "verleihen". Peter Orseolo konnte sich aber nicht lange auf dem ungarischen Königsthron halten. Unter seinem Nachfolger Andreas I. (1046 - 1060) gingen die Angriffe der kaiserlichen Armeen weiter. Der letzte größere Feldzug der kaiserlichen Armeen, der bis Stuhlweißenburg/ Szèkesfehèrvàr vorgetragen wurde, brachte dem Kaiser eine empfindliche Niederlage. Er musste auf Ungarn verzichten.


Die Pilger- und Kreuzzüge brachten immer wieder Belastungen im Verhältnis Ungarns zum Hl. Römischen (Deutschen) Reich. Der Hauptpilgerweg aus Mittel- und Westeuropa verlief entlang der Donau und betraf auch den nördlichsten Teil des heutigen Burgenlandes. Die Hauptroute führte von Wien und Fischamend bei Bruck über die Leitha und dann über die Parndorfer Platte nach Wieselburg. Schon 1064 zog eine große Pilgerschar, angeblich 7000 Personen, unter Führung von Siegfried, Erzbischof von Mainz, und mit Beteiligung der Bischöfe Altmann von Passau, Wilhelm von Utrecht und Otto von Regensburg Richtung Südosten. Nur 2000 Teilnehmer sollen überlebt haben. Im Gefolge Bischof Gunthers von Bamberg befand sich der Domscholastiker Ezzo, der das Ezzolied dichtete. Gunther soll auf dem Rückweg Gast des ungarischen Königs in Stuhlweißenburg gewesen sein. 1065 starb er in Ödenburg oder Wieselburg (in den Niederaltaicher Annalen "Deserta Civitas"). Nach dem Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. in Clermont 1095 zogen zunächst ungeordnete, fanatisierte Volkshaufen unter einem Ritter Walter und unter Peter dem Einsiedler in Richtung Ungarn und hinterließen eine breite Spur der Plünderung und Verwüstung. Die Burg Semlin wurde erobert und die Besatzung niedergemetzelt. Daraufhin wurden die Kreuzfahrer größtenteils aufgerieben, erschlagen, in die Sklaverei verkauft ... Ähnlich erging es einer Schar des Priesters Gottschalk. Sie belagerten Ungarisch Altenburg und wurden von König Koloman besiegt. 1096 folgte ein riesiger Kreuzfahrerhaufen unter Emich von Leiningen. König Koloman verweigerte ihnen das Durchmarschrecht durch Ungarn. Sie besetzten Ungarisch Altenburg und belagerten Wieselburg. Koloman zog rasch ein Heer zusammen und besiegte die Kreuzfahrer. Viele von ihnen gerieten in Gefangenschaft. Der erste gut durchorganisierte Kreuzzug 1096 unter Gottfried von Bouillon hielt an der ungarischen Grenze. Eine Gesandtschaft verhandelte mit dem ungarischen König in Wieselburg. In St. Martinsberg wurden die Bedingungen und die Versorgung des Kreuzfahrerheeres geregelt. Es folgte eine Besprechung in der Burg "Cyperon" zwischen Gottfried mit dreihundert Rittern und dem ungarischen König. Der Bericht über diese Ereignissse durch Albrecht Aquensis ist eher rätselhaft und verwirrend, ebenso die Schlussfolgerungen, die Karl Mollay daraus zog, indem er Cyperon mit Ödenburg (Sopron!) gleichsetzte. Der zweize Kreuzzug führte ebenfalls über Ungarn. In der Ebene an der Fischa wurde das Pfingstfest gefeiert. Die angeblich 100 000 Pilger und 70 000 Krieger zu verpflegen war natürlich keine leichte Aufgabe. König, hohe Geistlichkeit und Klöster mussten entsprechende Beiträge leisten .Am Kreuzzug beteiligt war auch Otto von Freising, der einen ausführlichen Bericht über Ungarn in seinem Geschichtswerk verfasste. Der dritte Kreuzzug 1189/90 unter Kaiser Friedrich Barbarosso ging ebenfalls durch UNgarn, ohne dort größere Probleme zu verursachen. Das Heer lagerte während der Verhandlungen auf dem Vierfeld bei Kittsee. Diesmal schlossen sich sogar ungarische Teilnehmer an, etwa der Bischof von Raab. Die UNgarn kehrten aber bald um.


  Ein Bruderkampf zwischen Andreas I. und seinem Bruder Bela gab dem Kaiser erneut Gelegenheit, in die politischen Verhältnisse in Ungarn einzugreifen. Andreas wollte seinen Sohn Salomon als seinen Nachfolger auf den ungarischen Königsthron bringen. Bela strebte aber selbst nach der Königswürde. In dieser Situation gewann Andreas seinem Sohn die Tochter des Römisch - Deutschen Kaisers zur Frau. Das war der Beginn des Bruderkampfes. Bald darauf starb Andreas und sein Sohn Salomon floh mit seiner Gattin Judith zum Kaiser. Kaiser Heinrich IV. (1056 - 1106) geleitete Salomon nach Ungarn zurück und ließ ihn in Stuhlweißenburg/Szèkesfehèrvàr krönen. Salomon wurde aber bald verdrängt. Er mußte sich an die Westgrenze zurückziehen, wo er sichzunächst in der Burg von Wieselburg/Moson, später in der Burg von Preßburg/Bratislava aufhielt. Sein Schwiegervater, Kaiser Heinrich IV., konnte ihm nicht mehr helfen, da inzwischen der "Investiturstreit" mit dem Papst ausgebrochen war. Die Ungarn ihrerseits konnten bis an die äußerste Westgrenze nicht vordringen, da sie im Südosten Angriffen des Byzantinischen Reiches ausgesetzt waren. Ein Teil der Petschenegen, die dem Druck des Byzantinischen Reiches ausweichen wollte, bat um Aufnahme in das ungarische Königreich. Eine Gruppe von ihnen siedelte König Geza in der Region des Neusiedler Sees an. Hier sollten sie den in Wieselburg/Moson und später in Preßburg/Bratislava verschanzten Salomon überwachen. Später wurden die Petschenegen mit dem Schutz der Leithagrenze beauftragt.


  Nach Beendigung der ungarischen Thronstreitigkeiten und der kurzfristigen Beilegung der Kämpfe mit dem Deutschen Reich, flammten am Beginn des 12. Jahrhunderts kleinere Gefechte zwischen den österreichischen Babenbergern und dem ungarischen König auf. Der Babenberger Markgraf Leopold fiel im Jahre 1118 in die Gyepüzone ein, zerstörte eine Burg - möglicherweise war es Eisenstadt - und kehrte wieder heim, nachdem er auch ihre Umgebung zerstört hatte.


Der zweite Kreuzzug (1147 - 1149) unterbrach die Grenzfehden. In den christlichen Ländern Europas herrschte Frieden, denn der Kreuzzug drängte alle Feindseligkeiten zurück. Ungarn sah aber dem Kreuzzug nicht ohne Bedenken entgegen, da der Weg in das Heilige Land durch das ungarische Königreich führte und da es während des ersten Kreuzzuges eine schlechte Erfahrung machen mußte. Der damalige König Kolomann konnte nur mit Gewalt eine Eroberung Ungarns durch christliche Heere verhindern. Im zweiten Kreuzzug kamen die Deutschen unter der Führung Kaiser Konrads III., die Franzosen unter ihrem König Ludwig VII. Die Versorgung des durchziehenden Kreuzfahrerheeres kostete den ungarischen König enorm viel Geld, aber er konnte dadurch Plünderungen und Raubzüge in seinem Land verhindern. Mit dem Kreuzfahrerheer zog auch Bischof Otto von Freising durch das Land. Er war der Bruder Heinrich"Jasomirgotts". Der Bischof, sicherlich kein Freund der Ungarn, gibt uns in seinem Bericht einen Überblick über die Geographie und Gesellschaft Ungarns.
Unter Herzog Heinrich "Jasomirgott", dem ersten Babenbergerherzog, kam es zu Kämpfen um die ungarische Grenzburg Preßburg/Bratislava, Pozony. Die Ungarn eroberten die besetzte Burg zurück und drangen in Österreich ein. An der Leitha kam es zu einer Schlacht, in der Herzog Heinrich eine schwere Niederlage erlitt.


Am Beginn des 13. Jahrhunderts ergab sich anlässlich ungarischer Thronwirren für die österreichischen Herzöge erneut die Gelegenheit, in die ungarischen Grenzgebiete einzufallen. König Emmerich (1182 - 1204) lag mit seinem Bruder Andreas im Streit. Nach dem Tod Emmerichs floh seine Witwe mit ihrem kleinen Sohn vor Andreas nach Wien. Andreas war der Vormund des kleinen Königs, strebte aber selbst nach der Krone. Es kam aber zu keinem kriegerischen Konflikt, da der kleine König starb, und Andreas konnte als König Andreas II. (1205 - 1235) den Thron besteigen. Infolge seiner übermäßigen Verschenkungen königlicher Güter und seiner ständigen Kriegsunternehmungen kam es zu einem Adelsaufstand gegen ihn. Auch Prinz Bela war mit der Politik seines Vaters nicht einverstanden. Bela floh zum Babenberger Herzog Leopold VI. Bald aber versöhnte sich der geflohene Sohn mit seinem Vater, als dieser sich mit den Bayern gegen seinen Schutzherren Leopold VI. verbündete. Diese Versöhnung war auch geboten, denn auf Herzog Leopold VI. folgte nämlich sein Sohn Friedrich II., "der Streitbare" (1230 - 1246).


Der erst zwanzigjährige selbstbewußte Herzog schuf sich zahlreiche Gegner innerhalb und außerhalb seines Landes, ja selbst dem Kaiser kündigte er seinen Gehorsam auf. Schon in seinem ersten Regierungsjahr griff der junge Babenberger Herzog das Komitat Eisenburg an und eroberte die Burg Bernstein. Die Ungarn antworteten mit einem Gegenangriff, eroberten Bernstein zurück und fielen in die Steiermark ein. Sie lockten dabei die Steirer nach Ungarn und metzelten viele von ihnen nieder. Herzog Friedrich verlangte vom Kaiser finanzielle Unterstützung für den Krieg gegen die Ungarn. Als ihm diese verweigert wurde, brach er die Kirchenkassen auf und bediente sich am Kirchenschatz. Den neuerlichen Angriff Friedrichs parierten die Ungarn und rächten sich mit einem Beutezug gegen Österreich, der bis Wien führte.


Kurz darauf (1241) fielen die Mongolen in Ungarn ein. Ein Jahr lang besetzten und plünderten sie das Land und peinigten die Bewohner. Nach dem plötzlichen und überraschenden Abzug der Mongolen mußte das Land wieder neu aufgebaut werden. Die fürchterliche Tatarenherrschaft war für Jahrhunderte nicht aus der Erinnerung des ungarischen Volkes auszumerzen.


König Bela IV. (1235 - 1270) war während der Tatarenherrschaft an die Westgrenze geflohen, wo er sich in Preßburg und danach auf Anraten Friedrichs "des Streitbaren" in Hainburg niedergelassen hatte. Herzog Friedrich war vorher dem Ungarnkönig nach Pest zu Hilfe gekommen, wo er mit seiner Truppe schwerer Reiter ein kleineres tatarisches Heer zersprengte. Aber das Hauptheer der Ungarn wurde bei Muhi in Ostungarn vernichtet. Deswegen floh Bela IV. in den sicheren Westteil seines Reiches. In dieser Not bat König Bela IV. den Babenberger Herzog erneut um Hilfe. Dafür wollte er dem Herzog die Besetzung der drei zum Großteil deutsch besiedelten Grenzkomitate Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg überlassen.


Zur Hilfeleistung kam es nicht. Im Gegenteil: Herzog Friedrich nutzte die Notlage seines Nachbarn aus und besetzte westungarische Gebiete. Nach dem Abzug der Tataren (Mongolen) verweigerte Friedrich "der Streitbare" die Rückgabe der besetzten ungarischen Gebiete. Bela IV. mußte sie zurückerobern. (1242).


Einige Jahre später ereilte aber den Babenberger Herzog sein Schicksal. Nach einem für ihn erfolgreichen Überfall auf ein böhmisches Heer bei Staatz (NÖ), fiel er an der Leitha im Kampf gegen das ungarische Heer, das bis Wiener Neustadt vorgedrungen war.


 

 

 

 

 

 
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