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Der Ort besteht aus den Ortsteilen Grafenschachen, Kroisgg und Unterwaldbauern. 1971 wurde auch Neustift an der Lafnitz angeschlossen, trennte sich aber 1990 wieder von der Gemeinde.

  • 1331 Graphsahia
  • 1358 Groffensach seu Grofunsah
  • 1393, 1425 Grofansah, Groffonsah
  • 1453 Groffenschachen
  • 1667 Grobenschahen
  • 1751 Groffonsoch

 

Urgeschichte und Römerzeit

Aus der Römerzeit, aus dem 1.und 2. Jahrhundert n.Chr., sind drei Hügelgräbergruppen erhalten. Eine große Grabhügelgruppe von Grafenschachen – Kroisegg umfasst 24 Hügel, eine große Gruppe beim „Zigeunerdorf“ umfasst 30 Tumuli. 1924 wurde erstmals ein Hügelgrab geöffnet, 1924 und 1925 erfolgte die Vermessung und Grabungen an zwei Hügelgräbern durch Ing. Karl Schirmer. 1974 wurden die Hügelgräber durch Karl Homma erneut vermessen und fotografiert.

Bemerkenswert ist die „Römerbrücke“, ein Ziegelbau über den Stögersbach, der allerdings nicht aus der Römerzeit stammt. Vermutlich wurde sie um 1750 gebaut, an einem früher bedeutenden Verbindungsweg in Richtung Pinkafeld über Kroisegg. Die Brücke hat die bemerkenswerte Breite von 6 Metern. Zu ihr führt ein 300 m langer, künstlich aufgeschütteter Damm. Eine Straßenverbindung wird allerdings schon in der Römerzeit vermutet.

 

Mittelalter

Grafenschachen gehörte zu keinem der größeren Herrschaftskomplexe des Gebietes. Aus 1358 ist eine Grenzbeschreibung erhalten. 1373 stellte der Landesrichter Jakob Sepesi für Lorenz Thibay und dessen Töchter eine Urteils- und Teilungsurkunde aus über deren Besitzungen Laak, Grafenschachen und Gerenthe. Die Besitzer dürften häufig gewechselt haben. 20 Jahre später wurden Grafenschachen und Laak dem Stefan Jobbágyi zugesprochen. 1425 bestätigte König Sigismund einen früheren Schenkungsbrief an Peter, den Sohn Johann Lakis und dessen zwei Schwestern, betreffend ihren Besitz in Grafenschachen, Anteile in Laak und einen Meierhof in Gerenthus. Besitzer waren neben den Laky die Myske und ein Beke von Ovár (Burg) aus dem Geschlecht der Seyfriede von Chem.  1458 kaufte Andreas Baumkircher Grafenschachen und schloss das Dorf der Herrschaft Schlaining an. 1497 verpfändete Georg Baumkircher die "deutsche Gegend) mit Allhau, Buchschachen, Wolfau, Loipersdorf, Grafenschachen und Kitzladen um 1400 Gulden an den steirischen Adeligen Georg von Rottal. Dieser besaß damals die Burgen Kirchberg und Thalberg. 1515 befanden sie sich noch im Pfandbesitz, da sie im Schlaininger Urbar von 1515 nicht erwähnt werden. Sie müssen aber noch vor 1538 von den Baumkircher ausgelöst worden sein.

 

Neuzeit

Im Urbar der Herrschaft Schlaining des Longinus von Puchheim von 1541 werden in Grafenschachen acht Bauern mit ganzer Ansässigkeit und zahlreiche Wiesen aufgezählt. Nach den Baumkircher wurden die Batthyany Grundherren und blieben es bis 1848. 1644 kaufte Adam Batthyany auch Burg der Herrschaft Bernstein von den Königsberg. In der Herrschaftsteilung zwischen Christoph und Paul Batthyany fiel Grafenschachen mit der Herrschaft Bernstein und Pinkafeld an die jüngere Linie. 1662 wurden Grafenschachen und Kroisegg mit damals etwa 70 Einwohnern der Herrschaft Pinkafeld angegliedert. 1667 verschrieb Paul Batthyány Grafenschachen dem Grafen Sigismund Leisser um 3000 Gulden. 1711 schloss Eleonora von Batthyány-Strattmann mit dem Kapitel von Vorau einen Kontrakt, kraft dessen das Kapitel die Dörfer Neustift und Grafenschachen in der Herrschaft Schlaining von den Pfandinhabern lösen und 25 Jahre ab 1711 nützen sollte. (Prickler, H. Bernstein, S. 37)

1668 wurde Unterwaldbauern erstmals genannt. 1732 wurde dort ein Schafflerhof für 400 Tiere errichtet, bald, 1783, aber wegen Unrentabilität wieder aufgegeben. 1720/21 lebten in Grafenschachen 49 Bauern und 3 Söllner. 1833 hatte der Ort 565, 1894 862 Einwohner.  Ab 1883 setzte die Auswanderung nach Amerika ein.

 

Zeitgeschichte

Neben der Landwirtschaft spielten die Herstellung von Holzgeräten eine Rolle. Die ständigen Besitzteilungen reichten für den Lebensunterhalt nicht mehr aus. Es mussten Fuhrmannsdienste geleistet werden und schon bald Arbeit als Bauarbeiter in der Steiermark und Österreich aufgenommen werden. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es einige Hausweber. Neue Arbeitsplätze boten dann die Webereien in Pinkafeld.

Im Ersten Weltkrieg hatten Grafenschachen 26 und Kroisegg 5 Gefallene zu beklagen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Ort zunächst ohne Schäden besetzt. Da die Kampfhandlungen aber anhielten wurde die Bevölkerung evakuiert. Der Krieg kostete Grafenschachen 34 Gefallene und 10 Vermisste, in Kroisegg 22 Gefallene.

An der Straße nach Pinkafeld bestand eine Romasiedlung mit 10 Hütten, die von 70 bis 80 Personen bewohnt wurden. 74 Roma wurden nach Lackenbach deportiert, ihre Hütten abgerissen.

1952 wurde die Rothvilla angekauft und als Gemeindeamt und Arztpraxis ausgebaut. 1956 bis 1959 entstand die vierklassige Volksschule. Bürgermeister war von 1943 bis 1967 Josef Zankl. Er gehörte der NSDAP, dann der ÖVP und schließlich der SPÖ an. 1962 bis 1964 wurde die Wasserversorgungsanlage errichtet, 1963 ein Feuerwehrhaus gebaut. Von 1967 bis 1984 war Alexander Pratl von der SPÖ Bürgermeister. Unter ihm wurde die Infrastruktur ausgebaut, das Ortsbild neu gestaltet und 1968 die Viennatone angesiedelt. Die Fabrik bot zahlreiche Arbeitsplätze. Stögersbach und Kroisbach wurden reguliert und die Ortskanalisation ausgebaut. Im Zuge der Kommassierung wurden die Gemeindestraßen und Güterwege ausgebaut. Mit dem Bau der neuen Volksschule und der Leichenhallen in Grafenschachen und Kroisegg weitere Schwerpunkte gesetzt. Auch die Sportstätten wurden ausgebaut. Das Gemeindestrukrutverbesserungsgesetz schloss Grafenschachen mit Kroiasegg und Neustift an der Lafnitz zusammen. Von 1984 bis 1997 war Wilhelm Zankl von der SPÖ Bürgermeister. Tennis- und Eislaufplätze entstanden und der Hauptplatz wurde neu gestaltet. Gemeindestraßen, Güterwege, die Wasseraufbereitungsanlage und die Errichtung des Bauhofes waren wichtige Gemeindevorhaben. Vor allem aber die Ausweitung des Baulandes war dringend erforderlich, um Bauplätze zu schaffen. Das Gemeindeamt wurde renoviert und ein Hochwasserrückhaltebecken angelegt.  Zankl wurde in der Bürgermeisterdirektwahl bestätigt. Ab 1997 war Richard Loidl Bürgermeister. Neue Siedlungsflächen wurden erschlossen und Wohnhausanlagen in Grafenschachen und Kroisegg  errichtet. In Grafenschachen entstand ein Gewerbepark und neue Betriebe wie die Firma BHM-Tech siedelten sich an. Wasserleitungsnetz und Kanalisation wurden ausgebaut. 2017 wurde Loidl mit 82,92 % der Stimmen bestätigt. Loidl starb 2018. Das Bürgermeisteramt war vorübergehend unbesetzt. Seit 2018 ist Marc Hoppel Bürgermeister. In der Gemeindepolitik dominiert die SPÖ mit 13-14 Mandaten, die ÖVP hat 5 Mandate inne. 1997 bekam die SPÖ 10, die ÖVP 4, die FPÖ 1 Mandat. 2007 stand es 13 : 6 . Von 2007 bis 2012 war Hans Peter Doskozil Gemeinderat in Grafenschachen.2016/17 war er Bundesminister, ab 2017 Landesrat und ist seit 2019 Landeshauptmann des Burgenlandes.

Das Überschwemmungsproblem wurde durch die Errichtung mehrerer großer Rückhaltebecken gelöst. Von großer Bedeutung für den Ort war als Arbeitgeber die Firma Viennatone, die Hörgeräte herstellte. Der Betrieb wurde bis 1992 mehrmals ausgeweitet. 2002 musste der Betrieb leider geschlossen werden. Die Gebäude wurden von der Firma BHM Tech übernommen. 1999 wurde der Gewerbepark geschaffen, in dem sich bals einige Betriebe niederließen, etwa die Firma Dunst KFZ und Hydraulik GmbH. Die sozialökonomische Struktur der beiden Dörfer hat sich schon in der Zwischenkriegszeit erheblich geändert. Dabei spielte die Nähe zu Pinkafeld mit seinen Betrieben, vor allem in der Textilindustrie, eine wichtige Rolle. Die Landwirtschaft hat stark an Bedeutung verloren. Es gibt nur mehr wenige Haupterwerbsbetriebe und auch die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe hat abgenommen. Heute ist der Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung in Dienstleistungsberufen beschäftigt. Durch die günstigen Arbeitsmöglichkeiten als Pendler in der näheren Umgebung, durch den Autobahnanschluss konnten die beiden Dörfer ihren Bevölkerungsstand weitgehend halten. Die aktive Infrastrukturverbesserung, vor allem die neuen Wohnbauten und die Ausweitung des Baulandes haben dazu ebenfalls beigetragen.

 

Kirche und Schulen

In der frühen Neuzeit gehörte Grafenschachen zur Pfarre Pinkafeld. In der Reformationszeit blieb der Ort anscheinend katholisch. 1674 war Grafenschachen eine Filiale der katholischen Pfarre Kitzladen, Kroisegg und Unterwaldbauern gehörten zur Pfarre Pinkafeld. Um 1700 entstand eine Holzkapelle, die 1764 durch eine gemauerte Kapelle ersetzt wurde. Ab 1790 bestand eine Lokalseelsorge mit einem Kaplan. 1790 wurde die Pfarre Grafenschachen mit Filialen in Neustift und Kroisegg errichtet. 1808 wurde die Kaplanei zur selbständigen Pfarre erhoben., 1790 – 1793 wurde ein Pfarrhof gebaut. 1804 wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen. Da die Kirche bald baufällig war wurde eine neue, 1880 geweihte Kirche gebaut. Renovierungen fanden wiederholt – 1956, 1960/61, 1973/75 statt, 1991/92 gab es erneut Renovierungsarbeiten. 1953 wurde der alte Pfarrhof abgebrochen und ein Neubau errichtet, der 1955 eingeweiht wurde.

Eine Schule wurde vermutlich 1808 eingerichtet, zunächst in einem Bauernhaus. 1859 entstand ein Schulhaus, 1890 ein neues, größeres Schulgebäude mit zwei Klassen und einer Lehrerwohnung. Neustift erhielt 1884 eine eigene Schule, 1901 auch Kroisegg. 1957 bis 1959 errichtete die Gemeinde Grafenschachen ein neues Schulgebäude. Die alte katholische Schule wurde 1973 an die Gemeinde verkauft und dort 1982 eine neue vierklassige Volksschule errichtet. Das alte Volksschulgebäude wurde als Kindergarten adaptiert. Die Schule in Kroisegg wurde 1901 als Staatsvolksschule errichtet, später in eine konfessionelle Schule umgewandelt und 1959 von der politischen Gemeinde gekauft. Seit 1975 werden die Kinder in Grafenschachen eingeschult.

 

Kroisegg

  • 1388 Rolnik
  • 1392 Roconik
  • 1618 Krosicz
  • 1698 Croisegg
  • 1773 Gruiseck

Ungarisch: Hidasdrákosd = Ort an der Krebsenbrücke.

Der mittelalterliche Ort ist vermutlich wüstgefallen und wurde im 16. Jahrhundert neu besiedelt. Der Ortsname ist von mhd. Kriuz, Krbez = Krebs abzuleiten. Der benachbarte, in der Steiermark liegende Ort heißt Kroisbach.

 

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerung des Ortes ist kontinuierlich angestiegen, mit leichten Einbrüchen im Gefolge der Weltkriege und in den 1970er Jahren.

Grafenschachen

  • 1787: 435 Einwohner
  • 1804: 510
  • 1830: 591
  • 1843: 649
  • 1894: 862
  • 1939; 788
  • 1951: 812
  • 1971: 904
  • 1991: 905
  • 2008: 975 Einwohner.
  • 2022 Hatte die Gemeinde 1243 Einwohner.

Kroisegg

  • 1934: 223 Einwohner
  • 1946: 195
  • 1951: 218
  • 1981: 262
  • 2008: 276 Einwohner
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Quellen

  • Barb A.A.: Ältere Beiträge zur Erforschung der Hügelgräber im Südburgenland. Burgenländische Heimatblätter 34.1972

  • Meyer Wolfgang: Die „Römerbrücke“ bei Kroisegg. Burgenländische Heimatblätter 37. 1975

  • 650 Jahre Gemeinde Grafenschachen. Chronik 1358-2008

 

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