Literatur           Autor

   
   

Rattersdorf

Rattersdorf und Liebing sind seit 1971 Ortsteile der Gemeinde Mannersdorf an der Rabnitz.

1279 wurde der Ort erstmals urkundlich als „mons de Reuch“ erwähnt. Der Ortsname ist von Reuth, Rodung abzuleiten. Das Dorf gehörte zur Herrschaft Lockenhaus.

  • 1328 in montem de Reuth
  • 1347 Rewth
  • 1397 Reuth
  • 1553 Röt et Rönök (Rattersdorf und Liebing)
  • 1609 Rotersdarf
  • 1630 Reott
  • 1661 Rött
  • 1663 Raterstorff

 

Liebing

  • 1359 Lebnuk
  • 1372 Lybnyk superior
  • 1393 Lebnik
  • 1411 Lybnyk
  • 1553 Rönök
  • 1676 Libingh

 

Mittelalter

Rattersdorf ist eine der ältesten Siedlungen der Region. Sie bestand schon lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung. Die Ausgrabungen in der Kirche 1991 bis 1996 zeigen eine bemerkenswerte Siedlungskontinuität. Der Kirchhügel trug ein Gebäude aus spätrömischer Zeit (2./3. Jahrhundert). In dessen Ruinen wurde schon Ende des 12. Jahrhunderts die mittelalterliche romanische Kirche gebaut, die Steine der römischen Ruine als Baumaterial verwendet. Die romanische Kirche war 9 x 7 m groß und hatte eine eingezogene Apsis. Reste sind in der Ostmauer des Kirchturms erhalten. Sie hatte wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert Pfarrrechte. Zu dieser Zeit muss bereits eine Siedlung bestanden haben. Der Kirchenhügel war offenbar der Ausgangspunkt für die Ortsentwicklung. Im 13. Jahrhundert erhielt die Kirche einen Turm. Die Kirche ist erheblich älter als früher auf Grund der Datierung des Untergeschosses des Turmes angenommen wurde. Der Turm wurde in gotischer Zeit bis zum 4. Geschoss erhöht, in der Barockzeit wurden dann noch zwei weitere Geschosse aufgesetzt. Im 13. Und 14. Jahrhundert war die Kirche die Grablege einer Stifterfamilie. In der Mitte des 14 .Jahrhunderts wurde die Südkirche durch einen gotischen Chor erweitert. Im 15. Jahrhundert wurde die Nordkirche angebaut. Da zwei Patrozinien und auch zwei Hochaltäre bestehen muss von zwei Kirchen gesprochen werden.

Das 1194 gegründete Zisterzienserkloster von Klostermarienberg stand mit der Rattersdorfer Kirche in keiner Verbindung. Unklar ist, ob Rattersdorf im frühen 13. Jahrhundert zur Herrschaft Güns oder zur Herrschaft Lockenhaus gehörte.1279 waren jedenfalls die Grafen Johannes und Nikolaus von Güns/Güssing im Besitz von Ländereien zwischen Lockenhaus und Güns. In einem Teilungsvertrag zwischen Güssingern wird der „montem de Reuch“ genannt. Rattersdorf gehörte schon im 13. Jahrhundert zur Herrschaft Lockenhaus, um 1270 also den Grafen von Güssing. 1337 kam Rattersdorf mit der Herrschaft Lockenhaus an den ungarischen König und dann 1390 an die Kanizsai.

Die Kirche wurde teilweise 1532 von den Türken zerstört.

 

Neuzeit

Ab 1558 war Rattersdorf mit der Herrschaft Lockenhaus im Besitz der Nadasdy. Unter ihnen wurden Lockenhaus und auch Rattersdorf protestantisch und blieben es bis weit in das 17. Jahrhundert, auch noch nach der Konversion Franz Nadasdys. In der Südkirche wurden evangelische Gottesdienste gehalten. Eine Reihe von bedeutenden evangelischen Pfarrern wirkte in Rattersdorf. Wenzel Weingarth 1642 bis 1646 war Prämonstratenser in einem Kloster bei Brünn. 1638 bekannte er sich zur Sugsburger Konfession. 1638 bis 1642 war er Lehrer in Heiligenkreuz. 1642 kam er als Pfarrer nach Rattersdorf. Das Konkordienbuch von Tschapring (Csepreg) unterschrieb er 1642 als Pastor ecclesiae Christi Rattersdorf. Später war er Pfarrer in Weppersdorf und von 1652 bis 1659 in Lutzmannsburg. Gottfried Ruperty 1647 bis 1651 wurde durch Bischof Musay für die Pfarre Rattersdorf ordiniert. Später war er Pfarrer in Illmitz und Apetlon. Andreas Pinter war 1655 Pfarrer und ging dann nach Burg/Hannersdorf. Ein bewegtes Leben hatte Johann Vibegius. 1655 wurde er für Piringsdorf ordiniert, 1659 ist er in Rattersdorf Pfarrer. 1659 bis 1673 wirkte er erfolgreich in Lutzmannsburg. Er ließ die (heute katholische) Kirche neu gestalten. Im Oktober 1673 wurde er in Anwesenheit des Erzbischofs von Kalocsa und des Raaber Bischofs Georg Szechenyi vertrieben und sein Besitz beschlagnahmt. Er lebte zehn Jahre lang in Ödenburg und wurde 1682 zum Pfarrer von Preßburg gewählt. Dort verstarb er 1700 in seinem 67. Lebensjahr. Michael Beyer war gebürtiger Wittenberger und um 1650 Pfarrer in Lockenhaus. 1659 war er Pfarrer in Rattersdorf, 1659 auch in Güns. 1673 scheint er in Rottenburg ob der Tauber als vertriebener Pfarrer aus Ungarn auf. 1660 wurde die Pfarre von Franz Nadasdy in die Betreuung des 1655 in Lockenhaus gegründeten Augustinerkonvents übertragen.

1676 kam die Herrschaft Lockenhaus an die Esterhazy. Paul Esterhazy zeigte für Rattersdorf ein besonderes Interesse und ließ die nördliche Kirche wieder herstellen, barockisieren und die Wallfahrt erneut beleben.

1528 gab es in Rattersdorf und Liebing 31 Viertellehen. Von ihnen hatten sich 11 freigekauft. 1608 lag die Hälfte der Lehen öde. Von großer Bedeutung war immer die Waldnutzung (Holz und Eichelmast). Die Herrschaft schränkte die freie Waldnutzung im 17. Jahrhundert immer mehr ein. Auch der Weinbau spielte eine gewisse Rolle. Thomas Nadasdy ließ 1558 in Rattersdorf einen Fischteich anlegen,

1908 wurde die Bahnlinie Ödenburg – Güns eröffnet.

Im 1. Weltkrieg hatte der Ort 22 Gefallene und 1 Vermissten, Liebing 12 Gefallene zu beklagen.

 

Zeitgeschichte

1922 bestand die große Gefahr, dass Lockenhaus, Rattersdorf und Liebing bei Ungarn bleiben sollten. In der Bevölkerung war die Stimmung proösterreichisch. Einige Männer wurden verhaftet und misshandelt. Vor allem Esterhazy war mit seinem großen Forstbesitz um Lockenhaus an einem Verbleib bei Ungarn interessiert. So forderte Ungarn vehement das Gebiet von Lockenhaus, Hammerteich, Rattersdorf und Liebing. Der internationalen Kommission, die am 15. März 1922 in Lockenhaus eintraf, bestand aus Japanern, Engländern, Franzosen und Italienern. Der esterhazysche Forstmeister, der Bürgermeister, der Pfarrer und einige Bauern und Arbeiter traten vor der Kommission für Ungarn ein. Dabei ging es auch um die Arbeitsplätze bei Esterhazy. Die Kommission war bereit, das Gebiet Ungarn zuzusprechen. Da meldete sich Stefan Hollenthoner und sagte der Kommission in englischer Sprache, dass die Bevölkerung deutsch sei. Er hatte während eines siebenjährigen Amerikaaufenthaltes Englisch gelernt. Trotz der heftigen Reaktion des Pfarrers, der Hollenthoner einen Anarchisten nannte, und des Bürgermeisters zeigte sich, dass die Mehrheit der Bevölkerung für Österreich war. Am 19. September 1922 entschied der Völkerbundrat, dass Lockenhaus und Hamer zu Österreich, Rattersdorf und Liebing aber zu Ungarn kommen sollten. Damit war aber die Zugehörigkeit von Rattersdorf und Liebing noch nicht entschieden. Die Burgenländische Landesregierung regte einen Tausch an. Die beiden rein deutschen und österreichfreundlichen Gemeinden sollten gegen die beiden, ursprünglich Österreich zugesprochenen aber ungarnfreundlichen Gemeinden Olmod (Bleigraben) und Prostrum (St. Peterfá) ausgetauscht werden. Ungarn war damit am 22.November 1922 einverstanden und der Vertrag am 27. Jänner 1923 vom Botschaftsrat angenommen. Am 8. bzw. 10 März 1923 kamen Rattersdorf und Liebing an Österreich. Hollenthoner war später Vizebürgermeister und Abgeordneter zum burgenländischen Landtag.

1926 wurde das Zollhaus gebaut und das Kriegerdenkmal errichtet. 1928 vernichtete ein Großbrand 25 Scheunen und drei Wohnhäuser. 1929 ermöglichte der Einbau einer Francis – Turbine in der Mühle die Stromversorgung des Ortes.

Die wirtschaftliche Situation war in der Zwischenkriegszeit äußerst schlecht, die Arbeitslosigkeit hoch. Ein Ausweg aus der Misere war der Schmuggel. Ein Problem war auch, dass mit Güns der zentrale Ort der Region mit den entsprechenden Geschäften, dem Markt, aber auch den Gesundheitseinrichtungen verloren ging. Nur wenige Arbeitsplätze blieben den Rattersdorfern in Güns. Nur langsam begann die Umorientierung der Pendler in Richtung Wien.

Im Zweiten Weltkrieg hatten Rattersdorf 25 Gefallene und 19 Vermisste, Liebing 24 Gefallene und 5 Vermisste zu beklagen. Vor den einmarschierenden Russen floh die Bevölkerung in die Wälder. In Rattersdorf wurden 36 Häuser niedergebrannt. Dabei kamen auch einige Personen ums Leben. Einige Bomben richteten wenig Schaden an. Das Zollhaus wurde 1945 total zerstört und musste 1946 – 1948 neu aufgebaut werden.

1956 kamen während des Ungarn- Aufstandes auch in Rattersdorf tausende Flüchtlinge über die Grenze. Der wieder errichtete Eiserne Vorhand isolierte die beiden Orte.

1947 wurde die Ortsstraße ausgebaut, 1950 die Volksschule umgebaut, 1953 die Günsbrücke gebaut. 1955 wurde eine Milchsammelstelle der Molkerei Horitschon eingerichtet. 1958 erfolgte die Bachregulierung, 1959 die Aufstockung der Volksschule, 1960 das Feuerwehrgerätehaus gebaut und die Ringwasserleitung errichtet. 1962/63 wurde die Kirche renoviert. 1965 gab es ein Hochwasser und im darauf folgenden Jahr begann man mit dem Bau der Kanalisation, die 1972 fertig war. 1971 war die Günsbachregulierung abgeschlossen. 1974 wurde der Gemeindekindergraten eröffnet. 1977 wurden die Brücke über die Güns neu gebaut und die Leichenhalle errichtet, 1978 die Volksschule umgebaut. 1979 begann die Kommassierung.

 

Bevölkerungsentwicklung, sozialökonomische Struktur

Die Bevölkerungsentwcklung von Rattersdorf zeigt die typischen Merkmale einer abgelegenen Grenzgmeinde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl an, ebenso noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, trotz der beginnenden Auswanderung. Der sozialökonomische Strukturwandel in der Zwischenkriegszeit und dann vor allem in den 196er und 1970er Jahren hatte als Folge der Abwanderung und der negativen Geburtenbilanz die Abnahme bz. Stagnation auf niedrigem Niveau zur Folge:

  • 1785: 521 Einwohner
  • 1880: 606
  • 1920: 703
  • 1934: 727
  • 1946: 643
  • 1951: 668
  • 1963: 640
  • 1971: 624.

1927 bis 1930 wanderten 20 Personen nach Nordamerika aus, sechs Personen fanden 1929/30 in Argentinien eine neue Heimat.

Die Landwirtschaft, von der noch immer der größere Teil der Bevölkerung lebte, wurde auch noch in der ersten Nachkriegszeit in der traditionellen Form betrieben. Ackerbau und Viehhaltung ergänzten einander, die Rinder dienten noch immer als Zugvieh. Eine Besonderheit war und ist die große Bedeutung des Waldes – in Rattersdorf 1180 ha und in Liebing 100 ha. Die Edelkastanienwälder mit einigen bemerkenswert großen Baumexemplaren wurden schon im 18. Jahrhundert angelegt. Auch der Grünlandanteil war mit 250 ha Wiesen und Weiden früher relativ hoch. In jüngerer Zeit wurde neben Getreide und Kartoffelanbau der Maisanbau immer wichtiger. Die Rinderhaltung wurde zunehmend reduziert, das Kuhgespann durch Traktore ersetzt. Auch die Milchviehhaltung, die in der Nachkriegszeit noch für Geldeinkommen sorgte, wurde in den meisten Betrieben eingestellt. Lediglich die Schweine- und Geflügelhaltung für die Eigenversorgung spielt noch eine wenn auch geringe Rolle.

Die Betriebsgrößenstruktur war extrem durch Klein- und Kleinstbauern gekennzeichnet. Im Zuge des sozialökonomischen Strukturwandels in den 1970er und 1980er Jahren wurden viele der Betriebe zu Nebenerwerbsbetrieben oder sie wurden ganz eingestellt. Die Felder wurden aber meist nicht verkauft, sondern an die wenigen größeren Bauern verpachtet. Die meisten der früheren Kleinbauern fanden im Baugewerbe einen Arbeitsplatz.

Handwerk, Gewerbe und Handel warn in den beiden Orten eher schwach entwickelt. Neben zwei Gemischtwarenhandlungen gab es in den 1970er Jahren zwei Gasthäuser mit Fleischereien, eine Tischlerei und die Schmiede. Die Bahnlinie nach Güns wurde nach dem 2. Weltkrieg eingestellt. Rattersdorf – Liebing wurde Endstation. Für die Pendler war die Bahn auch weiterhin noch für einige Jahre von Bedeutung. Wichtig war sie vor allem für den Holztransport. 1968 etwa wurden 1751 Waggon Holz abtransportiert. 1969 wurde die Bahnlinie eingestellt.

 

Politische Entwicklung

In der Ersten Republik waren Adalbert Gneis, Philipp Berghofer, Schmidt Stefan und in der Zeit des Ständestaates Pereny Oskar Bürgermeister, in der Zeit des Nationalsozialismus Josef Windisch. Nach dem 2. Weltkrieg hatte das Dorf sozialistische Bürgermeister- Nikolaus Schlögl und Josef Supper. 1949 folgte Stefan Stampf von der ÖVP, bis 1958. 1958 folgte mit Koloman Schwarz bis 1965 wieder ein Sozialdemokrat. Die nächsten Bürgermeister waren Rudolf Frühwirth und bis 1971 Franz Reisinger. 1971 erfolgte die Zusammenlegung zur Großgemeinde Mannersdorf. Bürgermeister der Großgemeinde wurde Stefan Trenovatz aus Klostermarienberg.

 

Kirche

Die Wallfahrtskirche zu Mariä Geburt und Mariä Heimsuchung in der Gemeinde Rattersdorf gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten des Burgenlandes. Die Grabungen in der Südkirche erbrachten ein sensationelles Ergebnis. Der Kirchhügel war schon in spätrömischer Zeit verbaut. In den römischen Mauerresten wurde schon Ende des 12. Jahrhunderts die mittelalterliche Kirche gebaut. Eigentlich sind es zwei gotische Kirchen, die entlang der Langhausmauer miteinander verschmolzen sind. Die Südkirche hat zwei verschieden breite, zweijochige Langhausschiffe, die spätgotische Nordkirche ist einschiffig und dreijochig. Interessant ist, dass die ebenfalls sehr alte, aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche von Mannersdorf nur wenige Kilometer von Rattersdorf entfernt liegt. Sie war die Pfarrkirche der Klostermarienberger Herrschaft.

Die Pfarre gehörte zum Zisterzienserkloster Marienberg. Vorübergehend war die Pfarre evangelisch. Von 1660 bis 1820 unterstand sie dem Priorat der Augustiner in Lockenhaus., Der alte Bau wurde 1532 durch die Türken zerstört. Fürst Paul Esterhàzy ließ die Nordkirche 1696 renovieren und barockisieren. 1962 bis 1966 und 1990 bis 1996 erfolgte eine Gesamtrestaurierung des Gotteshauses. 1910 erfolgte eine Regotisierung , barocke Elemente wurden entfernt.

Die Kirche ist von einer Wehrmauer umgeben. Der mittelalterliche Bau ist aus zwei Kirchen zusammen gefügt. In die geknickte Westfassade ist ein Turm eingefügt. Das Portal zur Turmkapelle stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Das südliche Seitenschiff wurde 1502 angebaut Das Südportal mit spätgotischem Rahmen wurde 1502 geschaffen. Die nördlich angebaute Kirche erhielt 1696 ein neues Gewölbe. Die Nord- und Südkirche ist durch Bögen miteinander verbunden. Die Restaurierung von 1989 bis 1996 brachte die Freilegung von Wandmalereien – drei ungarische Könige und der Drachenkampf des Hl. Georg - aus dem 14. Jahrhundert. Im Chorraum der südlichen Kirche befindet sich die „Bilderwand“ aus 34 quadratischen Ölbildern, ein bemerkenswertes und einzigartiges Zeugnis barocker Frömmigkeit. In einem Kindergrab im Schiff der romanischen Kirche wurde das „Rattersdorfer Reliquiar“ gefunden, Sowohl Bestattungsort wie die kostbare Beigabe lassen auf eine hochadelige Tote in der damaligen Familienkirche vermuten.

Die Visitationen von 1663, 1697 und 1756 erwähnten einen Schulmeister, aber es gab kein Schulhaus. Unterrichtet wurde im Pfarrhof. 1760 baute die Gemeinde ein Schulhaus. 1914 entstand ein neues Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung. 1945 war das Gebäude unbenützbar. 1951 wurde das Schulgebäude aufgestockt, 1977/88 großzügig umgebaut. 1959 wurden die beiden Volksschulen aufgelöst und eine gemeinsame Schule eingerichtet. Das Schulgebäude beherbergt auch den Kindergarten und eine Gemeindebücherei.

 

Die Wallfahrt

Die Quelle innerhalb der Wehrmauer könnte ein uraltes, vielleicht vorchristliches Brunnenheiligtum gewesen sein und wurde wahrscheinlich schon im Mittelalter aufgesucht. Über eine Wallfahrt im Mittelalter gibt es keine Belege. Im späten 17. Jahrhundert waren in der Südkirche zwei Gnadenbilder aufgestellt, eine Statue und ein Bild. Der älteste publizierte Bericht über die Wallfahrt stammt aus dem 1696 publizierten Buch Paul Esterhazys „Himmlische Krone…“ über die Marienverehrung in Ungarn. Er erwähnt darin auch die Quelle bei der Kirche (Fieberbründl), deren Wasser für die Gläubigen Heilkraft hatte. Er berichtet auch über das Gnadenbild, die Maria Lactans und eine Kopie des Frauenkirchner Gnadenbildes, das er stiftete. Die Visitation von 1663 berichtet von einem gemalten Marienbild. Das ursprüngliche vorreformatorische Votivbild der Maria Lactans wurde angeblich vom evangelischen Pfarrer entfernt. Es kam in das Haus des Günser Bürgers Michael Ambros und später nach Lockenhaus, in das Mönchsoratorium der Pfarrkirche. Es wurde als das „wahre Gnadenbild aus Rattersdorf“ bezeichnet. Das heutige Gnadenbild in Rattersdorf wurde 1644 angefertigt, ist also eine Kopie, wobei das Vorbild unbekannt ist. 1655 kamen die Augustiner – Eremiten nach Lockenhaus und übernahmen 1660 die Pfarre Rattersdorf, nachdem Franz Nadasdy den letzten evangelischen Pfarrer vertrieben hatte. Die Kopie des Votivbildes von 1644 wurde zum Gnadenbild. Als zweites „Gnadenbild“ wird eine 1676 gestiftete barocke Marienstatue verehrt, von Paul Esterhazy gestiftet Die Quelle, das Fieberbründl, war seit dem 2. Weltkrieg verschüttet und wurde während der Restaurierung 1962 – 1964 wieder freigelegt. Heute ist die Quelle als Folge des absinkenden Grundwasserspiegels wieder versiegt.

 

Die Kirche von Liebing

Die alte Liebinger Kirche stand im oberen Teil des Ortes auf einem Hügel neben der Schule. Nach einem Erdrutsch fiel die Kirche, die sich in einem schlechten Bauzustand befand, ein. 1907 wurde die neue Kirche in der Ortsmitte gebaut.

 

ortslage
Lockenhaus

 

verwandte Beiträge

 

Quellen

  • 700 Jahre Rattersdorf – Dorf an der Grenze. O.J.

  • Berg, Friedrich: Bemerkungen zur Ikonographie der „Bilderwand“ von Rattersdorf 

  • Eva Maria Vancsa-Tironiek, Zur Baugeschichte und Restaurierung der Pfarrkirche in Rattersdorf.
    In: österr. Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 

  • Schöbel Judith, Pfarrkirche Rattersdorf, Ried im Innkreis 1977 

  • Grabner Elfriede, Die Bilderwand zu Rattersdorf. Zu einem ikonographischen Programm einer
    burgenländischen Wallfahrt. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 50, Eisenstadt
    1972. 

  • Lux, Ernst: Restaurierungsbericht 1991-1995. Bundesdenkmalamt Wien 1997 

  • Festschrift 80 Jahre Leonhardikirche in Liebing 1907-1987