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Seit der Gemeindezusammenlegung von 1971 ist Neumarkt ein Ortsteil von Stadtschlaining.

  • 1289 Niclas Tuern
  • 1475 Kethely
  • 1532 Neumarkt
  • 1552 Kethel
  • 1593 Ketthel
  • 1618 Neomarkt
  • 1764 Kethely vulgo ac Marckl dicta

Die magyarische Form des Ortsnamens bedeutet Dienstagsort, Dienstagsmarkt

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt im Verlauf der Güssinger Fehde, in der der Niclas Tuern erobert und zerstört wird.

 

Urgeschichte und Römerzeit

Neumarkt ist für seine bedeutenden römerzeitlichen Funde aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts bekannt. Das besonders schöne Relief ist an der Außenseite des Kirchturmes angebracht. Es zeigt in gut erhaltenem Zustand drei Figuren, einen Mann, eine Frau und dazwischen ihre Tochter. Der Mann trägt die Kleidung des römischen Bürgers und zeigt mit der Hand auf die Bürgerschaftsurkunde. Die beiden Frauen sind in norischer Tracht bekleidet, mit „norischer Haube“ und reichem Schmuck. Die Tochter hält in der Hand eine Traube, was als Hinweis auf den römerzeitlichen Weinbau interpretiert werden kann. Die dazugehörende Inschrift besagt, dass Gaius Samuconius Spectatus und Amuca, Tochter des Burranus zu Lebzeiten für sich und ihre Tochter Respectilla, die mit 20 Jahren gestorben ist, gesetzt haben. Die Steine wurden in Flavia Solva (bei Leibnitz) aus weißem Marmor hergestellt. Im Kirchenvorraum ist ein weiteres Grabrelief eingemauert. Es stellt eine Szene aus der Perseussage dar. 1963 wurde bei Grabungsarbeiten ein Mädchenkopf aus hellem Marmor mit norischer Frisur und Schleierhaube gefunden.

Neumarkt lag in der Römerzeit an einer wichtigen Straße, der „Via magna“, die von Großpetersdorf durch das Tauchental nach Langeck und weiter nach Bernstein führte. Auch im Mittelalter führte die Straße von der Grenzwächtersiedlung Hodis über Allersdorf nach Neumarkt, wo sich eine Mautstelle befand.

 

Mittelalter

Die Schmalangersiedlung Neumarkt entstand im Zuge der „Güssinger Kolonisation“ des 12. Jahrhunderts. Der 1289 erwähnte Nikolaus – Turm gehörte zu einer Wehrkirche auf einer Erhebung, vermutlich mit Wall und Graben. Herrschaftsinhaber waren die Güssinger, der Tompek, dann Baumkircher (siehe Beitrag "Burg und Herrschaft Schlaining"). 1438 wurden Burg und Herrschaft Schlaining unter den Tompek aufgeteilt.

Der Teilungsvertrag ermöglicht einen ersten genaueren Einblick in die Beschaffenheit der Burg und auch der dazugehörenden Herrschaft. Zur Burg gehörten die Dörfer Altschlaining (Zolonak), das vermutlich erst gemeinsam mit der Burg angelegt wurde. mit 22 Halbsessionen, Neumarkt (Kethel) mit 20 Halb-, 18 Viertel- und 2 Achtelsessionen, Großpetersdorf (Zentmyhal) mit 97 Halb- und 14 Viertelsessionen, Drumling (Drombol) mit 15 Halb- und 3 Viertelsessionen, Beleznek (untergegangener Ort) mit 10 Viertelsessionen und Allersdorf (Alap) mit 16 Viertelsessionen.

Die Herrschaft umfasste also um 1438 das Gebiet der heutigen Orte Stadtschlaining, Altschlaining, Glashütten, Drumling, Neumarkt, Allersdorf, Rauhriegel-Allersgraben, Mönchmeierhof, Groß- und Kleinpetersdorf, Hannersdorf, Welgersdorf und Dürnbach.

1493 hatte das Schlaininger Paulinerkloster am Tauchenbach eine Mühle und in Neumarkt einen Fischteich. Die Bedeutung als Marktort ging wahrscheinlich mit dem Auftsieg von Großpetersdorf und Schlaining zurück (daher 1764 Marckl).

 

Neuzeit

1527/28 kam die Herrschaft Schlaining an die Batthyany. Der Türkenzüge von 1529 und 1532 wirkten sich auch auf Neumarkt aus. In einem Urbar aus 1532 werden 8 ganze und 5 öde Höfe und zwei Teiche erwähnt. Die Aufsiedlung der Orte erfolgte mit Kroaten bzw. Walachen. Neumarkt dürfte davon aber nicht betroffen gewesen sein. Die Entwicklung des Ortes erfolgte im Rahmen der Batthyany-Herrschaften und war vor allem im 18. Jahrhundert durch Verarmung der Bauern gekennzeichnet.

Die Verarmung der Bauern im ganzen Herrschaftsbereich der Batthyány im ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert und die enorme Belastung führte besonders in den Jahren 1765/66 zu Unruhen und nahe an einen Bauernaufstand. Schon 1762 wurde in der Herrschaft Schlaining ein Teil der Robot verweigert, 1765 weigerte man sich in Schlaining, den Bienenzehent und das Kreuthgeld (für Rodungsäcker) zu zahlen, die Söllner wollten die ihnen auferlegten Gartenarbeiten nicht mehr leisten. Als aufsässig erwiesen sich die Altschlaininger und die Drumlinger, die die Robot verweigerten und Zäune einrissen. Neumarkt blieb nahezu alle Abgaben und Dienste schuldig. 1766 rissen die Neumarkter den Zaum des herrschaftlichen Großgartens ein und zerhackten das Holz. Der Zorn der Untertanen richtete sich vor allem gegen die "Langen Fuhren". Auch nach der Einführung des Maria Theresianischen Urbares im Jahre 1767 beschwerten sich die Neumarkter im Jahre 1770, dass die Robot ein äußerst schlimmes Ausmaß angenommen habe.

1854, zur Zeit der Grundentlastung, gab es drei 2/8, neun 3/8, sieben 4/8 und eine 6/8-Ansässigkeiten. Umstritten waren die Rottgründe bzw. Überlandgründe. 1865 wurde die Hutweide getrennt, ein Drittel der Überlandgründe musste an die beiden Grafen Batthyany abgetreten werden. Der Meierhof Gieberling wurde an Johann Posch aus Altschlaining verkauft. Nach dessen Tod übernahm das Landwirtschaftsministerium den Hof und 1929 an die Familien Petsovits und Putz aus Horitschon verkauft. Diese führten den Weinbau wieder ein.

Die prekäre wirtschaftliche Situation um die Jahrhundertwende und in der Zwischenkriegszeit drängte auch in Neumarkt zur Auswanderung nach Amerika. Viele ließen sich in Chicago nieder. Die Einwohnerzahl sank dadurch ständig.1923 hatte Neumarkt noch 572 Einwohner, 1951 waren es nur mehr 467 und 1988 376. Trotz dieser Bevölkerungsverluste konnten zwei Bauvorhaben verwirklicht werden:1952 wurde das Pfarrheim gebaut und 1962 ein neues Schulgebäude errichtet.

 

Zeitgeschichte

Im Ersten Weltkrieg fielen 23 und im Zweiten Weltkrieg 28 Männer aus Neumarkt. Die Zwischenkriegszeit war durch wirtschaftliche Not gekennzeichnet, die Auswanderung ging weiter. Das Dorf war noch immer ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. Einkommen konnte man ausschließlich aus dem Verkauf weniger landwirtschaftlicher Produkte erzielen, vor allem Geflügel, Butter und Eier wurden von Kleinhändlern aufgekauft und von Großhändlern nach Wien geliefert. Es gab einige Viehhändler und eine Bäckerei, die auch Orte der Umgebung belieferte. Das Gewerbe deckte den Ortsbedarf. Es gab Wagner, Schmiede und als etwas größere Betriebe die Tischlerei Bäthge und den Schuhmacher Gansser, der mit drei bis vier Gesellen und Lehrlingen arbeitete. Es gab mehrere Schneidereien und eine Sattlerei. Die Nahversorgung besorgten Greißlereien. Es gab zwei Gasthäuser. 1981 gab es im Ort 10 Betriebe mit 18 Beschäftigten. Wichtig für die Versorgung mit Brennholz war und ist die Urbarialgemeinde, die ihren Besitz 1938 durch den Kauf eines Waldes in Mönchmeierhof ausweitete. Der Urbarialwald umfasst 128 ha.

In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges wurden auch Neumarkter zu Schanzarbeiten herangezogen. Am 5. April 1945 wurde der Ort nahezu kampflos besetzt. Es kam zu den üblichen Plünderungen und Übergriffen.

Auch in der Nachkriegszeit spielte die Landwirtschaft die wichtigste Rolle. In rund 60 Häusern wurden Milchkühe gehalten,1959 ein neues „Milchhaus“ gebaut. 1963 lieferten 40 Milchbauern täglich 900 l Milch ab. Seither sank die Zahl der Milchbauern ständig, auf nur mehr 10 im Jahre 1988. Die meisten der Handwerksbetriebe wurden eingestellt. Immer mehr Menschen wurden Auspendler. Die Abwanderung führte zu gravierenden Problemen, etwa zu leerstehenden Häusern bzw. deren Umwandlung in Wochenendhäuser.

1943 wurde der Ort an das Stromnetz angeschlossen. 1958 kaufte die Gemeinde das Posthaus und beschloss den Neubau der Schule. 1976 wurde der Bach reguliert, 1979 die Kanalanlage fertiggestellt. Die Wasserversorgung wurde 1963 durch den Wasserverband Rumpersdorf – Neumarkt gesichert, der auch Allersdorf und Allersgraben angehörten. Später traten weitere Orte bei. 1985 wurde die Gemeindekanzlei in das Schulgebäude verlegt.

Die Bevölkerungszahl lag 1784 bei 475 und 1819 bei 485 Personen. Die Stagnation begann schon im 19. Jahrhundert als Folge der wirtschaftlichen Situation und der Auswanderung nach Amerika. 1951 hatte Neumarkt noch 467 Einwohner. Seither sank die Einwohnerzahl nach einer kurzen Erholungsphase ständig: 1961 auf 392, 1971 427, 1981 417 und 1989 auf 384.

Der sozialökonomische Strukturwandel spiegelt sich in der Abnahme der landwirtschaftlich Beschäftigten und in der Zunahme der Pendlerzahlen. 1987 gab es im Ort 77 Tages- und 48 Wochenpendler.

Die politische Entwicklung war durch eine ÖVP-Mehrheit gekennzeichnet. Bei den Gemeinderatswahlen erreichte 1971 die ÖVP 175, die SPÖ 67 Stimmen. In den 1970er und 1980er Jahren stieg der SPÖ- Anteil: 1987 110 Stimmen, die ÖVP erreichte 129 Stimmen. Bürgermeister war bis 1954 Franz Schneider, gefolgt von Franz Hanel bis 1967 und Franz Trenker bis 1971. Nach dem Zusammenschluss mit Stadtschlaining war bis 1977 Franz Trenker Vizebürgermeister.

 

Kirche und Schule

Die imposante Kirche liegt auf einem Hang oberhalb der Ortschaft. Sie ist im Kern ein gotischer einschiffiger Bau mit einem vorgebauten Westturm. Der Chor ist etwas erhöht und hat noch das Netzgewölbe des 15. Jahrhunderts.

„Urpfarre“ der Region war St.Michael. Die Pfarre Neumarkt wurde wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert errichtet. Die Bezeichnung als Marktort ist ein deutlicher Hinweis, da Märkte an Kirchorten stattfanden. Aber erst 1431 wird die Pfarre ausdrücklich erwähnt. Der erste bekannte Pfarrer hieß Franziskus. Zur Pfarre Neumarkt gehörten die mit Kroaten aufgesiedelten Orte der Umgebung.

Unter den Batthyany wurden auch in Neumarkt evangelische Pfarrer eingesetzt. Bekannt ist Johann Summerauer. Er war 1610 Pastor Bülgersdorfensis, 1618 nahm er an der kalvinistischen Synode in Szentlörincz als Pastor in Neumarkt bei Schlaining teil. 1619 war er in Kukmirn, 1623 in Burg Pfarrer. Im Visitationsbericht von 1674 wird Georg Czernitz, ein Kroate, als Pfarrer erwähnt. Zur Pfarre gehörten damals Rumpersdorf, Weiden bei Rechnitz, Parapatitsberg, Podgoria, Allersdorf, Mönchmeierhof und vorübergehend auch die ehemalige Pfarre St. Martin in der Wart. 1697 gehörte auch Stadtschlaining zur Pfarre. In diesem Jahr waren von den 1779 Einwohnern der Pfarre 1333 katholisch.

Die Pfarrer waren seit der Gegenreformation nahezu ausschließlich Kroaten. Die Gottesdienste waren zweisprachig, ab 1965 werden sie nur mehr in deutscher Sprache gehalten. 1730 wurde die Kirche renoviert, 1744/45 der Hochaltar errichtet. 1978 wurde der Pfarrhof renoviert. Heute leben in der Pfarrgemeinde etwa 700 Katholiken, davon etwa die Hälfte in Neumarkt. Filialen sind Rauhriegel, Allersgraben, Allersdorf, Podler und Mönchmeierhof.

Die „Alte Schule“ stand neben der Kirche. 1908 wurde die „Neue Schule“ gebaut. Sie war zunächst zweiklassig, ab 1948 dreiklassig. 1958 erfolgte ein Schulneubau, der 1962 fertig gestellt wurde. 1976 wurde die Schule wieder einklassig.

 
ortslage

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Neumarkt im Tauchental; Kirche (c) Stadtgemeinde Stadtschlaining

neumarkt im tauchental grabstein
Neumarkt im Tauchental; Römergrabstein am Turm der Kirche (c) Karl Kaus

 

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Quellen

  • 700 Jahre Neumarkt im Tauchental. Stadtschlaining 1989