Ortsteile: Kleinpetersdorf, Kleinzicken, Miedlingsdorf und Welgersdorf.
Ortsname
- 1273 Villa Sancti Michaelis
- 1289 Perthlsdorf
- 1289 Pertholstorf
- 1475 Zsentmyhal
- 1532 Pettersdorf
- 1674 Petersdorph
- 1697 Szentmijaly seu Petersdorph
- 1713 Petersdorff alias Németszentmihály
- 1863 Gross-Petersdorf
- 1907 Magyszentmihály
St. Michael weist auf den Kirchenpatron hin. Perthldorf geht auf einen Berthold als Namensgeber zurück. Der Zusatz Großpetersdorf wurde mach der Gründung von Kleinpetersdorf im 16. Jahrhundert erforderlich. 1071 wurden die Orte Großpetersdorf, Kleinpetersdorf, Jabing, Kleinzicken, Miedlingsdorf und Welgerdorf zusammengeschlossen. 1992 trennte sich Jabing wieder von der Großgemeinde.
Urgeschichte und Römerzeit
Ein Steinbeil bezeugt die frühe Anwesenheit von Menschen auf dem Gebiet von Großpetersdorf. Besonders bemerkenswert sind zahlreiche Grabhügel aus römischer Zeit. Dazu gehört etwa eine Gruppe von vier Grabhügeln und etwas entfernt ein fünfter Grabhügel. Er wurde 1926 aufgegraben und nach der Meldung an das Bundesdenkmalamt von A. Barb untersucht. Der Hügel enthielt einen interessanten Aufbau: eine gemauerte Grabkammer mit einem 5 m langen gemauerten Zugang, war also ein „Dromosgrab“. Der Boden war mit Ziegeln gepflastert, die Innenwände hatten einen Stuvkverputz. Gefunden wurden neben Pferdezähnen und einem Bergkristall Fragmente einer marmornen Löwenfigur. Die Vorderpranken halten einen Schafskopf. Ähnliche Marmorlöwen sind in der Pfarrkirche von Hannersdorf eingemauert und fanden sich im Schloss Rothenturm – wahrscheinlich ebenfalls aus Gräbern stammend. Weitere Hinweise auf Grabanlagen wurden noch in der Zwischenkriegszeit gefunden.
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in einer Schenkungsurkunde König Ladislaus IV. vom 6. Juli 1273 als Villa sancti Michaelis in finis Castriferreii. Nur wenige Jahre später, 1289, im Zusammenhag mit dem Feldzug Herzog Albrechts im Verlauf der „Güssinger Fehde“ erscheint erstmals die Bezeichnung Pertelsdorf. A. Ratz identifiziert glaubhaft den 1189 in einer Schenkungsurkunde genannten Berthold als einen Ritter aus der Gefogschaft der Güssinger Grafen. Der Ort deutsche Ort wäre demnach im 12. Jahrhundert im Zuge der großen Güssinger Kolonisation entstanden. Die alte Wehrkirche könnte den Ansatzpunkt für die neue Dorfsiedlung geboten haben. Eine ähnliche Doppelbenennung ist keineswegs selten. Ein großes Problem der Forschung ist die mehrmalige Erwähnung eines „Castrum“, einer Burg, da für eine solche später alle Informationen fehlen. Wichtig für die Entstehung des Ortes war anscheinend die zentrale Lage an der Straßengabelung In Richtung Güssing – Fürstenfeld (Altenmarkt) und Stainamanger. 1274 wird eine „via magna“, also eine große Straße, von Landegg über Goberling und durch das Tauchental nach Großpetersdorf erwähnt.
Auch die Gründung der Pfarre ist urkundlich nicht belegt. Vermutet wurde – ohne Belege – eine Gründung durch König Peter oder sogar durch Stefan d. Heiligen. Für ein hohes Alter spricht, dass später nahezu alle umliegenden Pfarren von St. Michael – Großpetersdorf ausgehen. Es wird vermutet, dass die Pfarre in der Nachfolge der karolingerzeitlichen Urpfarre „Kundpoldesdorf“ (Rumpersdorf ?) noch in vormagyarischer Zeit entstand oder von dort nach Großpetersdorf verlegt wurde. Da die alte romanische oder gotische Kirche 1846 vollständig zerstört wurde ist ein baugeschichtlicher Beweis aber nicht zu erbringen. Wahrscheinlich ist, dass die Pfarre zusammen mit der Ortsgründung enstand, eventuell im Anschluss an eine bestehende Vorsiedlung und Kapelle. 1273 wurde die Burg mit einem kleinen Weiler in Dürnbach (Inceed – Vincjet) an einen Angehörigen der Familie Jak (Wasserburger) geschenkt. 1291 wird in einer Urkunde das „Castrum St. Michaeli“ genannt und 1327 fertigt der Obergespan von Ödenburg eine Urkunde „circa castrum St. Michaeli“. Ob sich die beiden Urkunden auf Großpetersdorf beziehen ist nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich. Dass die Burg später nicht mehr genannt wird war wohl eine Folge des Machtverlustes der Güssinger. Ob die später angelegten beiden Kastell der Herrschaften Rechnitz und Schlaining an ihrer Stelle angelegt wurden ist unbekannt.
Die ursprüngliche Dorfanlage war wahrscheinlich ein Angerdorf um einen linsenförmigen Anger, mit der Kirche an einem Steilabfall in der Mitte des Dorfes. Die beiden Kastelle lagen am oberen und unteren Ende des Angers, eines an der Straßengabelung nach Güssing und Steinamanger, das andere an der Straßengabelung in Richtung Wart und weiter nach Hartberg und dem Wechsel bzw. nach Schlaining.
Großpetersdorf gehörte zur Herrschaft Schlaining, also bis 1336 zum Besitz der Güssinger, war bis 1342 in der Hand des Königs Karl Robert, ab 1342 im Besitz der Kanizsai. Ab 1371 waren Burg und Herrschaft im Besitz des Königs Ludwig I., der sie 1374 an Nikolaus Zarka und Georg Tompek verpfändete. Obwohl Sitz einer Mautstelle konnte sich der Ort nicht recht entwickeln und wurde in den Grenzkämpfen weitgehend zerstört. 1438 scheinen im Erbteilungsvertrag unter den Söhnen des Georg Tompek (Karlburger) nur 28 aufrechte Halblehen, aber 68 öde Halblehen, 43 Viertellehen und vier Mühlen auf. Der Ort hatte also eine beachtliche Größe, verfügte über ein Marktrecht, wird aber nicht als „oppidum“ bezeichnet.
Neuzeit
1445 besetzte Friedrich III. Schlaining und schenkte Burg und Herrschaft 1447 dem Andreas Baumkircher. 1446/47 wurde Großpetersdorf von den Truppen Friedrichs III. besetzt und gebrandschatzt. Unter Baumkircher und seinen Erben erlebte das Dorf dann eine friedliche Entwicklung, die mit den Türkeneinfällen von 1529 und dann besonders 1532 während der Belagerung von Güns endete. 1527 schenkte Ferdinand I. Schlaining dem Franz Batthyany. Die tatsächliche Übergabe zog sich noch einige Zeit hin. Die Bevölkerungsverluste im Gefolge der Türkenzüge dürften bals wieder ausgeglichen worden sein. Rätsel geben die im Schlaininger Urbar von etwa 1540 genannten „12 öden Hofstätten“ westlich des Ortes Großpetersdorf. Wahrscheinlich war dies ein Weiler um die Mühle an der Stegerbacher Straße.
1539/40 legte der Baumkircher- Erbe Longin von Puchheim ein Urbar an. Es enthält in Großpetersdorf eine Liste von Hofbesitzern mit 23 Namen, nahezu alle deutsch. Zwei hatten eine ganze Session, 30 eine halbe und einer eine Viertelsession, dazu fünf öde Höfe (4 halbe und 1 Viertelsession). Es gab drei Mühlen, eine weitere Mühle lag öde. Die Herrschaft besaß 10 Joch Ackerland. In diesem Urbar werden auch die 12 öden Hofstätten westlich von Großpetersdorf erwähnt. Unklar ist, ob es sich dabei um ein Dorf handelte. Die Abgaben waren die üblichen. Bezüglich der Robot verfügte Ferdinand I., dass diese höchstens einen Tag pro Woche betragen durfte, zur Zeit der Weinlese, der Heuernte und des Schnitts zwei Tage, die aber in der Folgezeit wieder eingerechnet werden mussten.
Im Jahre 1584 kam es zu einem interessanten Vorfall. Der Dorfrichter ließ einen Diener des Schaffers der Herrschaft des Grundherrn, der die Robotforderungen überbrachte, in Ketten schlagen. Der Diener hatte eine Schlägerei begonnen und das Schwert gezückt. Der Richter wurde wegen dieses Vorgehens zum Tode verurteilt.
1549 erhob die Steuerkonskription etwa 65 Bauernhöfe, 16 Söllner, drei neue, von der von der Steuer befreite Höfe und fünf Flüchtlinge, eventuell Kroaten der ersten Ansiedlungswelle. Unmittelbar danach hatte die Pest offenbar schlimme Folgen. 1553 wurden zehn durch die Pestverödete Höfe gezählt. 1567 gab es schon wieder 75 Bauernhöfe. 1561 wurde ein Teil des Ortshotters abgetrennt und 16 Hofstätten geschaffen. Daraus entstand der Ort Kleinpetersdorf, in dem Kroaten angesiedelt wurden. In Großpetersdorf lebten in der Folgezeit nahezu ausschließlich Deutsche. Unter den abgabefreien Bauern finden sich vereinzelt auch kroatische und ungarische Namen. In einem „Register der gereit oder gereitordnung in dem 637 jar“ (das leider 1945 wie viele andere Dokumente verloren ging) zeigt sich, dass es im 17. Jahrhundert noch freie Rottgründe gab.
In einer Urkunde Maximilians II. aus 1565 geht hervor, dass in Großpetersdorf Märkte abgehalten wurden und die Bewohner auch das Recht der Richterwahl hatten. Zu den bereits bestehenden Märkten wurde auf Bitten Franz Batthyanys, des Marktrichters und der weiteren Bewohner ein weiterer Jahrmarkt bewilligt. Die Händler und die Marktleute wurden aufgefordert, zu den benannten Jahrmärkten zu ziehen. Der Ort wurde in dieser Urkunde als „Oppidum“ bezeichnet. Wann der Markt das bereits bestehende Marktrecht erhielt ist nicht bekannt. Vermutlich war dies schon im 15. Jahrhundert, etwa unter Andreas Baumkircher, der Fall. Eher unwahrscheinlich ist, dass das Marktrecht noch älter war.
Der Markt war auch im 17. Jahrhundert mehrmals von schweren Rückschlägen betroffen. 1603 gab es nur drei besteuerbare Höfe. 1606 brannten die Scharen Bocskais die Batthyany – Besitzungen, darunter auch Großpetersdorf, nieder. 1609 wurden neben acht Bauernhäusern 16 Neubauten gezählt. Im Bethlen-Austand 1621/22, in dem sich Franz II. Batthyany den Aufständischen angeschlossen hatte, wurde Großpetersdorf erneut schwer mitgenommen. 1622 wurden acht Höfe und 74 abgebrannte Häuser gezählt. Auch der Türkenzug von 1683 traf das Dorf erneut. Den Abgebrannten mussten die Steuern erlassen werden. 1662 wurde im Zuge der Batthyanyschen Erbteilung unter den Söhnen Adams I. auch Großpetersdorf geteilt. Zur Bevölkerung des Ortes gehörten „Inscripti“, meist ehemalige Beamte oder Herrschaftsangestellte, die durch Darlehen an die Herrschaft ein bis drei Lehen abgabenfrei innehatten, ferner „Libertini“, abgabenfreie Herrschaftsuntertanen. Die Mehrzahl waren Bauern, die Geldzahlungen, Naturalien und Robot an die Herrschaft leisteten, sowie Söllner. Es gab im Dorf 100 Höfe, überwiegend halbe Ansässigkeiten. Der Marktrichter wurde auf ein Jahr gewählt. Die Herrschaften hatten eigene Grundrichter 1765 standen ihnen zwei, ab 1790 vier Geschworene zur Seite.
Mit den Kuruzzenkriegen (Rakocsi-Aufstand) brach erneut eine Zeit der Not über den Markt herein. Großpetersdorf diente den Kuruzzen immer wieder als Stützpunkt für ihre Einfälle in die Steiermark. 1704 berichtete der katholische Pfarrer Johann Baptist Gruden, dass sich im Ort Kuruzzen befanden, die die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten. Da ein Kuruzze von den Einheimischen erschlagen worden war drohten sie damit, den Ort niederzubrennen. Der Ort wurde von den Kuruzzen ausgeplündert. 1705 befanden sich 700, nach einem anderen Bericht sogar 3000 Kuruzzen im Ort. Auch von 1706 bis 1709 versammelten sich die Kuruzzen immer wieder in Großpetersdorf.
Genauere Angaben über die Einwohnerzahlen liegen mit den Steuerkonskriptionen von 1742-44 vor. Neben zwei steuerbefreiten Adeligen lebten 120 Bauern und 13 Söllner im Ort. Es gab an Handwerkern 7 Schuster, 3 Leinweber, 2 Hufschmiede, 2 Fleischhauer und je einen Wagner, Maurer und Schneider. Die Situation der Bauern dürfte bereits sehr triste gewesen sein. 62 Häuser hatten keine Zugtiere. Im Durchschnitt gab es nicht einmal zwei Kühe pro Haus. Die Robotleistungen waren drückend, vor allem die Fernfuhren waren belastend. In der ganzen Herrschaft regte sich 1764/65 Widerstand. Es kam zu Abgaben- und Robotverweigerungen. Erst das maria - theresianische Urbar regelte die Leistungen und schränkte die Abgaben etwas ein. Vier ganze Sessionen waren nunmehr jährlich zu einer „langen Fuhre“ pro Jahr verpflichtet. 1790 war ein halber Hof mit 8,5 Joch Acker und 3 Joch Wiesen zu 23,5 Tagen Zugrobot verpflichtet. Das Schankrecht, das Fleischbankrecht, das Mühle- und das Jagdrecht blieben bei der Herrschaft. Interessant ist, dass die Großpetersdorfer bezüglich des Vogelfanges mit der Herrschaft eine Sonderregelung vereinbaren konnten. Der Vogelfang dürfte eine wichtige Einkommensquelle gewesen sein. Eine wesentliche Änderung in der prekären Situation der Kleinbauern trat erst mit der Grundentlastung, der Aufhebung der Grundherrschaft ein. Die Bauern wurden nun Eigentümer von Grund und Boden, waren aber noch bis Anfang der 1880er Jahre durch Ablösezahlungen belastet. Dazu kam nunmehr die verstärkte Erbteilung mit verheerender Wirkung auf die Überlebensfähigkeit der kleinen bäuerlichen Wirtschaften.
1809 waren wiederholt französische Soldaten in Großpetersdorf einquartiert, dazu kamen marodierende Reiter, die Pfarrer Toth bedrängten, die Kirchenschätze herauszugeben. 1824 gab es eine Blattern-, 1830 eine Choleraepidemie. Das Großfeuer von 1846 richtete einen riesigen Schaden an. Von der Revolution von 1848 war der Ort nur insofern betroffen, als Großpetersdorfer an den Kämpfen teilnahmen. Ministerpräsident Ludwig Batthyany, der Grundherr eines Teiles von Großpetersdorf, wurde 1849 in Budapest als Rebell erschossen, seine Güter wurden von der ungarischen Kammer eingezogen und 1860 an den Wiener Fuhrwerksunternehmer Franz Schmied verkauft. 1849 wurde ein Bezirkskommissariat im Ort eingerichtet. Oberwart wurde zunächst übergangen, da man offensichtlich die revolutionäre Einstellung der dortigen Bevölkerung fürchtete. 1850 bis 1854 war Großpetersdorf Bezirkshauptort für 50 Gemeinden. 1854 erhielt Oberwart aber die Funktion zurück.
1804 gab es 244 Häuser mit 1439 Einwohnern, 1810 282 Häuser mit 1681 Einwohnern. Vor allem die Zahl der Söllner stieg stark an, von 126 auf 190. Die Verarmung schritt voran. Arbeitsmöglichkeiten gab es nur für Saisonarbeiter auf den herrschaftlichen Meierhöfen und als Hilfsarbeiter in Wien oder Budapest. Die Bevölkerungszahl wuchs immer stärker, 1869 lebten in 331 Häusern schon 2239 Einwohner. 130 Familienvorstände waren Bauern, 74 Handwerker, 12 Handelsleute und 43 „Hausbesitzer“, Jeweils drei Priester, Beamte und Lehrer wurden gezählt, ein Arzt und seit 1868 ein Apotheker. Die soziale Unterschicht bildeten 61 Knechte, 286 Taglöhner und 95 Arbeiter. Nach Eröffnung der Bahnlinie ließ sich eine Gruppe von jüdischen Händlern, meist aus Schlaining, in Großetersdorf nieder. In der zweiten Jahrhunderthälfte war eine gewisse wirtschaftliche Erholung zu spüren. Entscheidend dafür war die Eröffnung der Bahnlinie Steinamanger – Pinkafeld im Jahre 1888. Auch die Strraßenanbindung wurde verbessert. Schon 1864 wurde ein vierter Jahrmarkt genehmigt. 1909 wurde eine elektrische Straßenbeleuchtung geschaffen. Der Strom kam vom Elektrizitätswerk der Erödy in Rotenturm. Großpetersdorf wurde Sitz eines Kreisnotärs, der auch für Kleinpetersdorf, Miedlingsdorf, Welgersdorf, Hannersdorf, Woppendorf und Burg zuständig war. Als zentraler Ort hatte Großpetersdorf mit mehreren Kaufleuten und Einkehrgasthäusern einige Bedeutung, geriet aber bald gegenüber Oberwart ins Hintertreffen.Vor allem die Viehmärkte verloren an Bedeutung, wozu die Errichtung der Versteigerungshalle in Oberwart beitrug. 1911 gab es aber immerhin noch 7 Tischlermeister, 6 Schlosser, 6 Schneider, 2 Schmiede, 2 Wagner, 1 Glaser, 2 Bäckereien, 3 Fleischhacker, je einen Lebzelter, Färber, Binder, 3 Maurer- und 3 Zimmerermeister, 2 Mühlen und einen Ziegelofen.
Zeitgeschichte
Am 11. April 1919 wurde auch in Großpetersdorf ein Arbeiter- und Bauernrat aus 20 Personen gebildet, der sich aber schon im August nach dem Scheitern der Räterepublik wieder auflöste. Am 26.März 1921 kam Kaiser Karl mit Thomas Erödy während seines ersten Rückkehrversuches in den Ort, wo er sich für kurze Zeit beim Kaufmann Schey aufhielt. Im August 1921 war Großpetersdorf ein Hauptstützpunkt ungarischer Freischärler. Paul Pronay richtete sein Hauptquartier im Kindergarten ein. Am 3. November 1921 zogen die Freischärler ab, am 21. November rückte österreichisches Militär ein. Am 5. März 1922 wurde der Kreisnotär Franz Hetfleisch verhaftet. Er betrieb für Ungarn Propaganda und wurde schließlich des Landes verwiesen.
Von großer Bedeutung für die Umorientierung in Richtung Österreich war der Bahnanschluss an Friedberg. Damit konnten nun Wien und die steirischen Zentren per Bahn erreicht werden. Die geplante Stichbahn nach Güssing kam nicht zustande. 1933 wurde eine neue Straßenbrücke über den Tauchenbach errichtet. 1923 wurde ein Raiffeisen – Darlehenskassenverein und 1929 die Volksbank, die aus der Spar- und Kreditkasse entstand, gegründet. 1929 wurde der Autobuslinienverkehr durch die „Südburg“ eingerichtet. 1928 erwarb die Gemeinde von der ehemaligen Herrschaft das Granarium und das Kastell. An der Stelle des Rechnitzer herrschaftlichen „Matschakerhofes“ wurde ein zweigeschossiges Amts- und Wohnhaus errichtet. 1932 errichtete die Gemeinde ein Schlachthaus. In der Landwirtschaft dominierten die Kleinbetriebe. Daran änderte auch die Auflösung der Gutsbetriebe in der Zwischenkriegszeit nur wenig.
In der ersten Gemeinderatswahl 1922 erlangte die Sozialdemokratie die Mehrheit, gefolgt von den Christlichsozialen und dem Landbund. Im Gemeinderat stand es 7 : 4 : 3. Bürgermeister wurde der Sozialdemokrat Ludwig Toth. Die zunehmende Verschuldung der Bauern und die hohe Arbeitslosigkeit verschärften auch in Großpetersdorf die politischen Gegensätze. In der Zeit des Ständestaates kamen konfessionelle Konflikte hinzu. Die Konflikte wurden aber nicht öffentlich ausgetragen. In den 1930er Jahren fanden die Nationalsozialisten immer mehr Zuspruch. So wurde der Anschluss an das Deutsche Reich von vielen begrüßt. Es entstanden neue Arbeitsplätze, etwa durch den Straßenbau nach Oberwart und durch den Zweigbetrieb eines Metallwarenwerkes. Der Zweite Weltkrieg forderte viele Opfer: 66 Gefallene und 35 Vermisste waren zu beklagen. 1944 richtete die Wehrmacht einen Ersatzflugplatz ein. Beim Herannahen der Front suchte ein Teil der Bevölkerung in der Obersteiermark Zuflucht. Nach dem Evakuierungsbefehl flohen viele nach Rohrbach a.d.T. und nach Neuhaus in der Wart. Am 31. März wurde der Ort bombardiert und dabei zwei Häuser zerstört. Während der harten Kämpfe um Rechnitz wurde auch Großpetersdorf von der russischen Artillerie beschossen. Nach dem Einmarsch der Russen wurden zwei Männer erschossen, die Häuser geplündert. Auch die beiden Pfarrer wurden drangsaliert und bedroht. Mitglieder der NSDAP wurden in der Burg Schlaining inhaftiert. Im Ort wurde eine sowjetische Kommandantur eingerichtet, die bis 30. Juni 1946 bestand.
In der Nachkriegszeit verloren die Viehmärkte rasch an Bedeutung. Nachteilig wirkte sich auch aus, dass die B50, die Burgenlandstraße, nicht über Großpetersdorf geführt wurde. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft setzte zahlreiche Arbeitskräfte frei. Immer mehr landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe wurden aufgelöst, die wenigen verbliebenen Vollerwerbsbetriebe konnten durch Pachtflächen aufstocken. Auch viele der kleinen Handwerksbetriebe, vor allem im Bekleidungsgewerbe, gaben auf. Vereinzelt gelang es einigen tüchtigen Unternehmern, etwa im Bau- und Baunebengewerbe, als Elektroinstallateure, in der Herstellung von Fenstern und Türen, ihre Betriebe beträchtlich auszubauen und Arbeitsplätze zu schaffen. Als einzig möglicher Ausweg aus der tristen Situation bot sich aber die Industrialisierung an, die vom tatkräftigen Bürgermeister Hans Krutzler in Gang gebracht wurde, Im aufgestockten Granarium wurde zunächst ein Bekleidungswerk angesiedelt und ein Gebäude für ein Metallwarenwek errichtet. Eine Betonwarenerzeugung wurde gestartet. Die Gemeinde unterstützte die Unternehmen durch Grundstücke, Zinsendienste und Haftungsübernahmen. Schon 1967 wurde eine Lehrwerkstatt für metallverarbeitende Berufe eingerichtet und 1969/70 gelang dann mit der Ansiedlung der Saniped eines der größten Industriebetriebe des Burgenlandes in den Ort zu holen. Insgesamt wurden so 1500 Arbeitsplätze geschaffen. Diese wirtschaftliche Neuorientierung wirkte sich schon bald auf die positive Bevölkerungsentwicklung aus. 1951 hatte der Ort 1928 Einwohner, davon noch immer 372 in der Land- und Forstwirtschaft. 1961 wurden 2045 Einwohner gezählt, 1968 2590. Die Wanderungsbilanz war positiv. Natürlich änderte sich die sozialökonomische Struktur rasch, zuächst durch Zunahme der Industriebeschäftigten, in den späteren Jahrzehnten verstärkt durch Dienstleistungsberufe. Mit der Veränderung des Lebensstils, mit zunehmenden Wohlstand veränderte sich auch das Ortsbild erheblich. Die alten Häuser im Ortskern wurden durch Neubauten ersetzt, neue große Siedlungsteile mit Einfamilienhäusern entstanden. Es wurden die üblichen Infrastrukturmaßnahmen getroffen: Kanalisation, Wasserversorgung (Wasserwerk 1958), Ausbau der Straßen und Wege, Aufbahrungshalle (1966). Der Bau der Wasserleitung bis 1969, die Kanalisation und der Wege- und Straßenbau erforderten hohe Investitionen. Sportplatz und Schwimmbad (1964-1967) wurden errichtet, 1965/66 die Aufbahrungshalle. Frühere Versuche zur Errichtung einer Bürgerschule und dann einer Hauptschule scheiterten. Erst 1940 begann der Aufbau einer Hauptschule, zunächst in einem Gasthaus. 1943/44 bestanden vier Klassen mit 153 Schülern. Nach dem Krieg war die Hauptschule zunächst in der ehemaligen evangelischen Schule und im Pfarrhaus untergebracht, ab 1947 in der ehemaligen katholischen Volksschule und in einem Privathaus. 1949/50 wurde die Hauptschule im umgebauten alten Kastell untergebracht. Die steigende Schülerzahl – 1972/73 354 Schüler – machte eine andere Lösung erforderlich. 1972 begann der Neubau der Hauptschule. Das umgebaute Kastell nahm die Volksschule auf.
Die Entwicklung der Industrie war durch einige Probleme gekennzeichnet. 1970 entstand das Saniped-Werk der weltweit agierenden amerikanischen Scholl- Gruppe. Bis zu 1000 Arbeitskräfte waren dort beschäftigt. 1971 wurde das Werk II mit 80 Beschäftigten gebaut. Im Anschluss an den Betrieb entstand eine Wohnsiedlung. 1980 wurde die Scholl- Gruppe vom amerikanischen Konzern Shering – Plough gekauft. 1986 sollte die Saniped verkauft werden. Es fand sich aber kein Käufer. 600 Mitarbeiter wurden gekündigt. Das Werk wurde von der BIBAG übernommen und an die Packard Elektric verkauft, die mit 100 Mitarbeitern neu startete. Packard Elektric beschäftigte in den 1990er Jahren über 1400 Mitarbeiter in der Kabelsatzfertigung. 1996 wurde die Firma - auf Aptiv umbenannt - eine 100%ige Tochter von Delphi Automatives Systems, die mit 150 Mitarbeitern sich auf Kunststoffspritzgussfertigung spezialisierte. Die Beschäftigungszahl stieg wieder auf 280.
1959 nahm die Metallwarenfabrik Anton Sirmcek aus Wien den Betrieb in Großpetersdorf auf. 180 Arbeitsplätze entstanden. Das sehr innovative Betonwerk Katzenberger bot weitere 40 Arbeitsplätze. Ab 1958 fanden viele Frauen in einer Sportbekleidungsfirma Beschäftigung. Ebenfalls 1959/60 eröffnete eine Metallwarenfabrik, Zweigwerk einer Solinger Firma. 1966 wurde ein Kurbelwellen- und Zylinderschleifwerk eröffnet.
Bevölkerungsentwicklung
Nach den wirtschaftlichen Problemen der Zwischenkriegszeit und starker Abwanderung nach Wien und Auswanderung nach Amerike war 1939 und 1951 ein Tiefststand in der Bevölkerungszahl erreicht. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg um Zuge der Industrialisierung in den 1960er Jahren stieg die Bevölkerungszahl wieder und ist seit 1981 nahezu konstant. 2022 hatte die Großgemeinde 3560 Einwohner. 2024 lebten in Großpetersdorf 2720 Personen, in Welgersdorf 318, in Miedlingsdorf 208, in Kleinpetersdorf 249 und in Kleinzicken 103 Personen.
Politische Entwicklung
Die politische Entwicklung nach 1945 war zunächst durch etwa gleich starke Großparteien SPÖ und ÖVP gekennzeichnet (je 6 Mandate), die KPÖ blieb mit zwei bzw. einem Mandat bedeutungslos. 1948 bekam die SPÖ die Mehrheit, 1950 bis 1954 hatte die ÖVP eine Mandatsmehrheit. 1954 begann der große politische Umschwung, der eng auch mit dem neuen Bürgermeister Hans Krutzler verbunden war. Die SPÖ wurde immer dominanter ( 1954 8:7; 1958: 10:5, 1962: 11:4, 1966 10:5) Mit dem Gemeindestrukturverbesserungsgesetz und dem Anschluss von Jabing, Miedlingsdorf, Welgersdorf, Kleinpetersdorf und Kleinzicken stieg die Einwohnerzahl auf 4200 Personen. 1971 dominierte die SPÖ erneut mit 15:8 Mandaten. Bürgermeister waren 1954 bis 1982 Hans Krutzler, 1982 bis 1993 Josef Tauber und anschließend Winfried Kasper und bis 2022 Wolfgang Tauss. 2022 wurde mit 50,53 % der Stimmen Harald Kahr gewählt. Im Gemeindrat dominiert auch in jünngster Zeit die SPÖ: 1997: 16 SPÖ, 8 ÖVP, 1 FPÖ; 2002 und 2007: 15 SPÖ, 10 ÖVP; 2012: 13 SPÖ, 10 ÖVP, 1 FPÖ, 1 Grüne; 2017: 13 SPÖ, 10 ÖVP, 1 FPÖ, 1 Grüne; 2022: 14 SPÖ, 10 ÖVP, 1 FPÖ.
Aus Großpetersdorf kamen einige bedeutende Landespolitiker. Alois Wessely, in Kleinpetersdorf geboren, war Landeshauptmannstellvertreter, Hilde Pleyer Landtags- und Bundesratsabgeorfnete und Josef Tauber Landtagsabgeordneter und Landesrat.
Kirchen und Schulen
Ratz und Homma sehen in Großpetersdorf mit seiner Michaelskirche die Urpfarre der Herrschaften Schlaining, Burg und Rotenturm. Schon im 13. Jahrhundert schied wahrscheinlich Neumarkt im Tauchentalmit seiner Nikolauskirche aus dem Pfarrgebiet aus. Stadtschlaining dürfte sich im 15. Jahrhundert von Neumarkt getrennt haben. Auch Schandorf könnte als Herrschaftsitz schon im 13. Jahrhundert Pfarre geworden sein. Hanndersdorf, das zur Pfarre Schandorf gehörte, wurde um 1500 selbständige Pfarre. Kleinpetersdorf gehörte ursprünglich zur Pfarre Hannersdorf und wurde erst 1858 mit Großpetersdorf verbunden. Rotenturm war spätestens 1489 selbständige Pfarre. Kirchfidisch mit Kohfidisch wurden im 15. Jahrhundert von Großpetersdorf ausgepfarrt. Mischendorf wurde 1654 selbständige Pfarre, Jabing war bis 1852 Filiale von Großpetersdorf.
Über die Frühgeschichte der Großpetersdorfer Kirche ist wenig bekannt, da das Gebäude nach dem Großbrand im 19. Jhd. vollständig abgerissen wurde. 1697 hieß es im Visitationsbericht, die Kirche sei „besonders alt, von den alten Katholiken erbaut“. Vermutlich war es eine romanische Kirche.
Der genaue Zeitpunkt, wann Großpetersdorf evangelisch wurde, ist nicht zu bestimmen, vielleicht schon unter Franz Batthyany, mit Sicherheit aber unter Balthasar Batthyany. In seiner Zeit verschwanden die katholischen Prister aus seiner Herrschaft. 1634 mussten dann alle evangelischen Prediger ihr Amt aufgeben. Seit 1632 setzte Adam Batthyany Jesuiten als Missionare ein. Peter Hempel, der letzte evangelische Pfarrer vor der Gegenreformation, war von 1644 bis 1661 in Bad Tatzmannsdorf tätig. 1643 ist ein Lorenz Jakob katholischer Pfarrer von Petersdorf und Schlaining. Bei der Visitation von 1674 war Johann Kethely Pfarrer von Schlaining und Großpetersdorf (mit Miedlingsdorf und Jabing). Ihm standen zwei gut gebaute Pfarrhäuser zur Verfügung. Es gab eine Schule. In der der katholische Schulmeister wohnte. 1697 gehörte Schlaining noch zu Großpetersdorf. Die Kirche war in einem äußerst schlechten Bauzustand, völlig verwahrlost. Als Grund dafür wurde angeführt, dass die Adeligen im Dorf willkürlich in der Kirche anlegten. Auch der Pfarrhof war im Verfall begriffen. Die Bearbeitung der Pfarrgrundstücke wurde verweigert, der Pfarrer musste dafür bezahlen. Pfarrer war ein Matthias Kovacsicz, ein Kroate, der aber auch Deutsch sprach. In der Gesamtgemeinde waren von 1220 Personen 690 katholisch. In Miedlingsdorf gab es schon eine Kapelle, in Jabing nur einen Glockenstuhl. Die Schule war kürzlich neu erbaut worden. 1699 bis 1707 war Johann Baptist Gruden Pfarrer. In seine Zeit fiel die Kuruzzennot. Erst unter Pfarrer Johann Ludwig Gumpersheim ab 1709 kam das katholische Leben wieder in Schwung. Er verwaltete auch Stadtschlaining und Altschlaining. Auch wirtschaftlich erholten sich beide Pfarrgemeinden. Einer seiner Nachfolger als Pfarrer in beiden Gemeinden war war von 1727 bis 1731 Paul Anton von Batthyany, anschließend Großpropst von Raab. Die eigentliche Seelsorge übten Kapläne aus. Ein bedeutender Pfarrer war für fünf Jahre Johann Josef Miliesnig, später Pfarrer von Rechnitz und Dechant. 1752 fand in Großpetersdorf eine Generalsanierung der Kirche statt. 1779 gab es in Großpetersdorf 710 Katholiken und 215 Evangelische, in Jabing 340 Katholiken und 68 Evangelische. In der gesamten Pfarre wurden 1724 Katholiken und 877 Evangelische gezählt.
Nach dem Toleranzpatent schlossen sich die Evangelischen von Großpetersdorf der evangelischen Pfarre Schlaining an. In Großpetersdorf entstand eine evangelische Schule. Schlaining wurde vor 1792 eine katholische Lokalkaplanei. 1806 wurde Schlaining eine eigene katholische Pfarre. Bei Großpetersdorf blieben nur die Filialen Jabing und Miedlingsdorf. 1792 gab es 1540 Katholiken und 443 Evangelische, 1812 1681 Katholiken und 592 Evangelische, 1836 2490 Katholiken und 790 Evangelische. Besonders die Zahl der Evangelischen in Jabing stieg stark an – die Folge einer administrativen Veränderung. Bisher gehörten die adeligen Jabinger zu Oberwart, nun aber ebenfalls zu Großpetersdorf. 1849-1851 wurde die Pfarrkirche in Großpetersdorf nach der Zerstörung der alten Kirche neu gebaut. Das Großfeuer von 1846 hatte 118 Häuser und die alte Kirche vollständig zerstört. Bis zum Neubau wurde der Gottesdienst in der katholischen Schule gehalten. Der Neubau unter Pfarrer Ignaz Neubauer verzögerte sich, da die Grundherrn kein Interesse daran hatten. Die Gemeinde begann ohne Zusagen der Grundherrn mit dem Bau. Hohe Kredite bei der Günser Sparkasse und bei Privatpersonen mussten aufgenommen werden. Erst nach einigen Prozessen konnten die Grundherrn, Gustav Batthyany und die Verlassenschaft nach Ludwig Batthyany bewogen werden, ihre Beiträge zu leisten. Erst 1865 wurde die Restschuld auf die Gläubigen aufgeteilt. 1875 war die Gemeinde schuldenfrei. 1852 wurde Jabing eine selbständige katholische Pfarre. Kleinpetersdorf kam von Hannersdorf zu Großpetersdorf. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts traten unter Pfarrer Bajor (Sagmeister) in der Gemeinde Spannungen auf, da Bajor sehr eigenwillig war. 1900 wurden Kirche, Turm und Pfarrhof renoviert. Um den Neubau eines Pfarrhofes kam es erneut zu Auseinandersetzungen.
1871 entstand eine Filialkirche in Miedlingsdorf. Das Dorf war damals noch überwiegend kroatisch. 1900 bekannten sich 325 Einwohner als Kroaten, 48 als Deutsche und 3 als Ungarn. 1923 betrug die Zahl der Kroaten 235, die der Deutschen 90. 1934 bezeichneten sich 308 Einwohner als Deutsche und nur mehr zwei als Kroaten.
In der Zwischenkriegszeit musste Pfarrer Knotz auch das Dekanat Rechnitz und das Dekanat Pinkafeld übernehmen.1938 wurde er vorübergehend verhaftet. Auch sein Nachfolger Johann Putz geriet in Konflikt mit den Nationalsozialisten. Und wurde vorübergehend mit einem Gauverbot belegt. Die russische Besatzungsmacht verließ den Pfarrhof schwer verwüstet. In der Nachkriegszeit wurde die Kirche neu ausgemalt, 1959 erfolgte eine gründliche Außenrenovierung der Kirche.
Im Urbar von 1648 wurde eine Schule erwähnt, um 1697 eine neue Schule gebaut. Zwischen 1822 und 1832 entstand ein neues Schulgebäude, das Mitte des 19. Jahrhunderts um einen zweiten Schulraum erweitert wurde. Unter Lehrer Jandl wurde der Ungarisch – Unterricht besonders forciert. Er erhielt dafür mehrere Auszeichnungen. 1910 wurde ein dritter Schulraum beschlossen. 1938 wurde konfessionelle Schule aufgelöst.
Entscheidend für die Zuwendung zum Protestantismus im 16. Jahrhundert waren die Batthyany als Grundherrn. Ab 1569 setzten sie Pfarrer ein, die im reformatorischen Sinn predigten. Die Namen der ersten evangelischen Pfarrer sind nicht bekannt. 1614 forderte die Synode von Köveskut den angeblich bereits zwei Jahrzehnte in Großpetersdorf tätigen Prediger Egidius Reyter auf, eine Bestätigung für seine Ordination vorzulegen. Er wurde vom Patronatsinhaber aus unbekannten Gründen entlassen und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. In der Folgezeit wechselten die Pfarer häufig. 1615 wurde der Lutheraner Karl Preu ordiniert, 1616 der Kalvinist Thomas Janko Hodossy. 1624 wird Martin Vietor (Binder oder Böttcher) als Pfarrer genannt. 1644 musste Pfarrer Peter Hempel die Pfarre auf Verlangen der Grundherrschaft verlassen. 1601 und 1629 wurden Glaubensflüchtlinge aus der Steiermark in Großpetersdorf aufgenommen. Ab 1632 begannen die Jesuiten mit ihrer Mission. 1681 wurden schließlich nach den schweren Verfolungen im „Trauerjahrzehnt“ die Artikularkirchen genehmigt. Für Großpetersdorf war dies Tschodern (Nemes Cso) bei Güns. Hausandachten und reformatorische Schriften, von denen einige „Postillen“ auch in Großpetersdorf erhalten blieben, ermöglichten das Überleben des Protestantismus in den folgenden etwa 100 Jahren ohne Pfarrer und Kirchengemeinde. Für alle kirchlichen Handlungen waren die katholischen Pfarrer zuständig. Die Evangelischen konnten daneben Taufen und Trauungen in Tschodern durchführen lassen und gelegentlich auch Gottesdienste besuchen. Die Zahl der Evangelischen ging aber durch Mischheiraten und andere Faktoren ständig zurück.1697 bekannten sich in der Pfarre (mit Jabing und Miedlingsdorf) von 1220 Personen 530 als evangelisch. 1728 waren 645 Einwohner katholisch, 320 lutherisch und 142 unentschieden. 1779 waren von den 935 Einwohnern Großpetersdorfs nur mehr 225 evangelisch.
Das Toleranzpatent vom 25. Oktober 1781 brachte die Wende. Die Stadtschlaininger begannen sofort mit dem Bau eines großen Bethauses, 1782 wurde die Pfarrgemeinde organsiert, der sich auch die Großpetersdorfer und Welgersdorfer Evangelischen anschlossen.1791 verpflichteten sich die Großpetersdorfer in einem Kontrakt zu Zahlungen an die Muttergemeinde in Schlaining, „bis sie selbst einen Prediger zu halten imstande sind“. In Großpetersdorf wurde eine evangelische Schule eingerichtet. 1792 wurde dafür bereits Geld gesammelt. Ein kleines Haus wurde gekauft und zur Schule erweitert. 1794 werden bereits Kuratoren und Vorsteher der evangelischen in Großpetersdorf genannt. Die Gottesdienste wurden seit 1792 vom Lehrer gehalten. Drei Mal im Jahr kam der Pfarrer aus Stadtschlaining. Taufen und Trauungen fanden in Schlaining statt. 1823/24 wurden 104 Kinder aus Großpetersdorf und 26 aus Welgersdorf unterrichtet. Die Zahl der Analphabeten ging rasch zurück. Die Zahl der Evangelischen stieg an, 1823 waren es 613 Personen.
1820 bis 1823 wurde die evangelische Kirche in Großpetersdorf gebaut. Die Evangelischen sollten zur Renovierung des Turmes der katholischen Kirche beitragen, was sie ablehnten. Daraufhin wurde vom katholischen Pfarrer bei Begräbnissen das Geläute verweigert. Dies gab den Anstoß für den Bau einer eigenen Kirche. Für den Bau mussten hohe Darlehen aufgenommen werden. An der Weihe am 29. Juni 1923 nahmen der Superintendent Johann von Kis und der Ortspfarrer Matthias Haubner teil. 1829 wurden die Glocken aufgezogen, 1839 wurde mit der Spende eines Jabinger Kleinadeligen eine Orgel gekauft, die Kirche umgebaut, die Empore eingebaut, Aus zwei im Krieg gegen die Franzosen erbeuteten Kanonen, die Kaiser Wilhelm I. der Gemeinde schenkte, wurde eine neue, große Glocke gegossen. 1845 begannen die Verhandlungen über einen eigenen Pfarrer. Der Gemeinde wurde auferlegt, zuerst ein Pfarrhaus zu bauen. Aber schon 1845 wurde gegen den Willen des Obereisenburger Seniorates unter Assistenz von Gottlieb August Wimmer dessen Kaplan Johann Samuel Ritter als Pfarrer eingesetzt. 1846 wurde mit Hilfe des Gustav Adolf Vereins das Pfarrhaus gebaut. Der neuen Pfarre gehörte auch Hannersdorf an. 1844 beschloss der Goßpetersdorfer Kirchenkonvent die Einführung des ganzjährigen Schulbesuchszwanges für die 5-10Jährigen, für die Kinder im Alter zwischen 11 und 13 Jahren wurde der Schulzwang gemildert. 1851 wurde ein neues Schulhaus gebaut. 1870 wurde die herrschaftliche Schäferei gekauft, zum Lehrerwohnhaus umgebaut und um zwei große, helle Klassenräume erweitert. In der Frage der Berufung eines zweiten Lehrers kam es aber zu einer schweren Krise. Diese konnte erst 1876 durchgesetzt werden. Vor allem Pfarrer Ritter genoss in der Gemeinde großes Ansehen. Er war auch ein guter Wirtschafter und Gärtner. Sein Nachfolger wurde Dénes Zábrák, der aber schon 1884 nach Ödenburg ging. Die Familie des nächsten Pfarrers, Paul Ulreich, stammte aus der Umgebung von Steinamanger. Er war Pfarrer in der Zips und hielt 1885 in Großpetersdorf seine Antrittspredigt. 1911 ging er in Pension. Der nächste Pfarrer Johann Schmidt stammte aus Mörbisch und war bis 1953, also während beider Weltkriege und in den schweren Jahren der Zwischenkriegszeit. Pfarrer in Großpetersdorf. In der Anschlussfrage waren zunächst auch die Evangelischen – oder zumindest deren Repräsentanten – für deutsche Autonomie und Verbleib bei Ungarn. Die Bereitschaft zum Anschluss an Österreich wuchs aber trotz vieler Bedenken rasch. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Arbeitslosigkeit, die Abwanderung vieler Familien machten auch der evangelischen Gemeinde zu schaffen und die Kirchenfeindschaft der Nationalsozialisten verstärkten noch die Probleme. Die Besetzung durch die Russen war mit Zerstörungen an Kirche und Pfarrhaus verbunden. Der Wiederaufbau kam nur zögernd in gang. 1954 wurde Hans Gamauf neuer Pfarrer, 1960 Senior und 1962 Superintendent. Sein Nachfolger war Gustav Reingrabner. Auch er wurde zum Superintendenten gewählt.
Welgersdorf gehörte zur Pfarre Hannersdorf, die bis gegen 1660 mit evangelischen Pfarrern besetzt war. Auch in Welgersdorf wurden Glaubensflüchtlinge aus der Steiermark aufgenommen. Die eingesiedelten Kroaten wurden bald eingedeutscht und ebenfalls evangelisch. Nach 1781 waren fast drei Viertel der Einwohner evangelisch. Sie schlossen sich ebenfalls Schlaining an. 1792 beteiligten sie sich an der Errichtung der evangelischen Schule in Großpetersdorf. Erst 1845/46 errichteten sie eine eigene Schule mit Lehrerwohnung. Die Schule erhielt 1900 einen Turm mit zwei Glocken. 1966-1969 wurde das Schulgebäude zu einer Kirche umgebaut. Pro Monat fand dort ein Gottesdienst statt.
Die evangelische Tochtergemeinde Jabing gehörte immer zur Pfarrgemeinde Sziget in der Wart. Auch in der Zeit der Verfolgung blieb ein Teil der Bewohner von Kleinjabing (Adelig-Jabing) lutherisch – anders als die evangelischen in Oberwart, die kalvinistisch waren und sind. 1814 lebten in Jabing und Kleinbachselten 129 Evangelische. 1865 entstand in Jabing eine evangelische Schule, die von der kleinen Gemeinde nur mit Mühe erhalten werden konnte.
Miedlingsdorf
- 1325 Myrin
- 1443 Meren
- 1452 Myeren
- 1532 Mellersdorf
- 1540 Mellersdorf, Miedlesdorf
- 1697 Merem seu Milistorff
- 1773 Mierlingsdorf
- 1856 Miedlingsdorf
kroatisch Milistrof
Der Ortsname ist vermutlich von einem slawischen Personennamen Mirin, Meren(a) abzuleiten.
Das mittelalterliche Dorf verödete im frühen 16. Jahrhundert. Im Schlaininger Urbar von 1515 werden nur 10 Sessionen angegeben. 1540 bestanden im halben Dorf 3 dienende und 4 öde Sessionen. Bald darauf dürfte ein erster Ansiedlungsschub von Kroaten erfolgt sein. 1549 sind 4 Hofstellen, 5 Söller und ein neues Haus genannt, dazu zwei Flüchtlinge. 1553 werden 6 geflüchtete Kroaten im Ort genannt. In der Visitation von 1697 wird der Ort als kroatisch bezeichnet. 1910 waren 278 von 358, 1923 235 von 325 Einwohnern kroatisch. Kirchlich war Miedlingsdorf eine Filiale von Großpetersdorf. In der Reformationszeit vorübergehend evangelisch wurde das Dorf vor 1680 rekatholisiert. 1866 wurde die Filialkirche gebaut. Davor bestand eine Kapelle, die dann Friedhofskapelle wurde.