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Urgeschichte und Römerzeit

Das Ortsgebiet von Halbturn ist reich an bemerkenswerten archäologischen Funden. Funde aus der Jungsteinzeit sind leider 1945 aus dem Museum in Bruck an der Leitha "verschwunden".1971 wurde ein Grab der Wieselburger Kultur mit Skelettteilen, Bronzenadeln und einem großen Doppelhenkelgefäß gefunden. Ein römisches Urnengrab aus dem 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. in einer Schottergrube nordöstlich von Halbturn enthielt neben Bronzegefäßen ein Ohrgehänge aus Gold, eine Bronzekette, eine Öllampe und Teile von Sieb und Kelle. Die bedeutendsten Funde wurden in den späten 1980er Jahren gemacht - ein riesiges Gräberfeld aus der Spätantike bzw. Völkerwanderungszeit. Zunächst wurden 1986 durch Karl Kaus zwei Steinplattengräber ausgegraben. Es folgten ab 1988 vier Jahre lang systematische Grabungen unter Falco Daim. Es wurde ein kaiserzeitliches Brandgräberfeld und darüber ein völkerwanderungszeitliches Körpergräberfeld freigelegt, mit hunderten Bestattungen in verschiedenen Bestattungs- und Grabformen. Trotz teilweiser Beraubung konnte eine riesige Zahl an Grabbeigaben sichergestellt werden (Keramik, Fibeln, Gürtel, Schmuck und Münzen).Die Funde lassen teilweise germanische Einflüsse erkennen. Der Friedhof gehörte zu zwei in der Nähe gelegenen römischen Gutshöfen, von denen Mauerreste erhalten sind.  Einer der Gutshöfe war mit einer Badeanlage ausgestattet. Die Gutshöfe wurden wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Germanen übernommen.

2006 wurde ein Gegenstand entdeckt, der besondere Aufmerksamkeit erregte: In einem Kindergrab wurde eine Silberkapsel entdeckt, die ein Goldblech mit Inschrift enthielt. Die Kapsel, die an einer Kette um den Hals getragen wurde, wird als Amulett zur Schadensabwehr gedeutet.  Die Inschrift auf dem Goldblech ist in griechischen Buchstaben und hebräischer Sprache abgefasst. Sie lautet: "Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer". Das Amulett wird als Beweis der Anwesenheit von Juden in Pannonien gesehen. Das muss freilich nicht unbedingt zutreffen, das Amulett könnte auch in nichtjüdischen Besitz gelangt sein.

Mittelalter

Aus dem Hochmittelalter liegen keine archäologischen Befunde und auch keine Urkunden vor. Die erste sichere urkundliche Erwähnung erfolgte erst 1466. Ohne Zweifel gab es aber ein mittelalterliches Dorf. Dazu sind aber nur Spekulationen möglich. Es könnte eine Grenzwächtersiedlung der Petschenegen bestanden haben. In einer Urkunde aus dem Jahre 1208 wird im Raume Ragendorf ein Dorf "Zerk" erwähnt. Fraglich ist, ob es sich dabei um Halbturn, Nickelsdorf oder eine andere später wüstgefallene Siedlung handelt. Zerk könnte auf das slawische Zarek (Brandstätte) zurückzuführen sein. Der 1278 erwähnte Ort Turdemech oder 1323 Turendach (von Tvdonec = verfallener Turm) wird zumeist mit Nickelsdorf gleichgesetzt. Es könnte aber auch das frühere Zerk sein.

Im 12. Jahrhundert bildete das deutsche Grafengeschlecht Poth die Herrschaft Ungarisch Altenburg aus, zu der auch das Gebiet von Halbturn gehörte. Auf die Poth folgte die deutsche Ritterfamilie Wolfart, ab 1364 die ungarische Kammer. 1414 wurde die Herrschaft wieder an die Wolfurt verpfändet und gelangte durch Heirat an die Grafen von St.Georgen - Bösing. Bis 1516 waren die Bösinger Herrschaftsinhaber, dann fiel sie wieder an die ungarische Krone zurück. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in einer Urkunde aus dem Jahre 1466, die über einen Grenzstreit zwischen den Heiligenkreuzern in Mönchhof  und den Grafen von Bösing berichtet. Ein Kommissar des Königs Mathias Corvinus entschied zugunsten des Ordens. 1487 wird Halbturn unter der Bezeichnung Felthorom, 1493 als "Poss. Halbenthurm" erwähnt. Der Ortsname ist wahrscheinlich auf einen halbverfallenen Turm eines mittelalterlichen Kastells zurückzuführen. Auf einer Kartenskizze der Umgebung von Mönchhof aus dem Jahre 1655 ist der Turm als hoher, zinnengekrönter Rundturm noch eingezeichnet.

Zerstörung und Neugründung

Das Dorf wurde - wie viele andere Siedlungen des Seewinkels - 1529 /32 von den Türken komplett zerstört und über 150 Jahre lang nicht wieder aufgebaut. In der Steuerkonskription von 1532 nur fünf intakte Häuser angeführt, in dem Ort,"derin früheren Jahren total verlassen und verbrannt war". Im Urbar von 1566 wird Halbturn als "verödet" beschrieben. König Ludwig II. schenkte die Herrschaft Ungarisach Altenburg seiner Gemahlin Maria, der Schwester des Habsburgers Ferdinand I. als Witwengut. 1540 wurde nach der Eroberung Ofens durch die Türken das Gestüt der Königinwitwe in Halbturn untergebracht. Kaiser Ferdinand I. gestattete Ulrich Eitzinger die Errichtung eines Gestüts. 1553 wurde das Gestüt von Halbturn nach Mönchhof verlegt.Das Ortsgebiet wurde wahrscheinlich dem Hofland der Herrschaft eingegliedert. Es wurde Weidegebiet für das kaiserliche Gestüt in Mönchhof.Auch die früheren Dörfer Haberndorf, Puotzendorf und Pfingsttagsmarkt wurden nicht wieder besiedelt und blieben Weideland.

Alle diese verödeten Dörfer wurden als Weidegebiete ein Teil der Mastzone für ungarische Ochsen, die aus Innerungarn nach Westen, in Richtung Wien und donauaufwärts, getrieben wurden. Da die Weiderechte der Herrschaft beträchtliche Einnahmen brachten blieb diese Nutzungsform lange bestehen. Erst als der Ochsenhandel in der Mitte des 17. Jahrhunderts stagnierte kam es zur Wiederbesiedlung, in Halbturn im Jahre 1673. Anders als in den früher neu bestifteten Dörfern (Parndorf, Neudorf usw.) wurden nunmehr nicht mehr kroatische sondern Deutsche Bauern angesiedelt. Pfingsttagsmarkt und Haberndorf blieben unbesiedelt. Dort errichtete die Herrschaft Eigenwirtschaften. 1652 wurde das kaiserliche Gestüt von Mönchhof nach Prag verlegt. 1672 trat die Herrschaft Ungarisch Altenburg nach langen Verhandlungen das von den Gutsangestellten erbaute und bewohnte Dorf "Ratschin" bei Mönchhof an den Abt ab, dessen Bewohner zogen nach Halbturn und legten dort das neue Dorf an. Auch ein bescheidenes Schloss wurde damals schon errichtet, Dieses fiel jedoch 1683 den Türken zum Opfer.

Die Herrschaft Ungarisch Altenburg, die sich im Besitz der Habsburger befand, wurde 1621 von Kaiser Ferdinand II. an Karl von Harrach verpfändet. Nach dessen Tod ging das Pfand an seine Witwe Maria Fugger. 1627 wurde die Herrschaft erneut an die Harrach verpfändet, 1636 aber ausgelöst und der Hofkammer unterstellt. 1648 wurde die Herrschaft wieder verpfändet, an den Palatin Graf Johann Draskovich, der sie gegen die ehemaligen Güter des Grafen Franz III. Nadasdy eintauschte. Damit war Ungarisch Altenburg wieder im kaiserlichen Besitz. Draskovich beanspruchte auch Mönchhof, musste es aber zusammen mit dem Dorf Ratschin der Gutsangestellten an das Stift abtreten.

Türken und Kuruzzen

1683 floh die Bevölkerung auch aus Halbturn in die Festung Trautmannsdorf. Einzelne Personen wie etwa der zehnjährige Sohn des Dorfrichters Martin Allacher, wurden aber von den Türken verschleppt. Am 6. Juli 1683 kam es zu einem interessanten Zwischenfall. Kaiser Leopold befand sich zur Jagd in Halbturn und wurde dort von einer Schar Tataren angegriffen, das Jagdschloss wurde in Brand gesteckt. Die Eskorte des Kaisers konnte die Tataren in die Flucht schlagen, die kaiserliche Jagdgesellschaft konnte über die Leitha fliehen.  Halbturn hatte als "kaiserliches" Dorf unter den Kuruzzen besonders zu leiden. 1705 bedrohten die Kuruzzen die Dörfer östlich der Leitha, plünderten sie und belegten sie mit einer Brandsteuer.1707 plünderten die Kuruzzen erneut das Dorf, die Bauern flohen nach Neusiedl. 1708 requirierten die Kuruzzen Ochsen und Pferde.

Im Jahre 1809 schlug der französische General Montbrun sein Hauptquartier in Halbturn auf. Am 12. Juni zog eine französische Division durch Halbturn in Richtung Raab. Die Franzosen beklagten, dass sie von der Bevölkerung weder Essen und Trinken noch Auskünfte bekamen. Im Revolutionsjahr 1848 war Halbturn erneut betroffen. Am 16. Dezember 1848 kam es zu einem Zusammenstoß der Truppen des kaisertreuen kroatischen Generals Jellacic unter dem Generalmajor von Zeiselberg mit den ungarischen Revolutionstruppen unter General Kmetty. Die Ungarn zogen sich in das Dorf zurück. Die Kaiserlichen griffen ihre Artillerie an und die Ungarn mussten sich in Richtung Frauenkirchen zurückziehen.  Die kaiserliche Armee rückte nach Halbturn vor und erwartete die Gemeindevorstehung, um ihre Unterwerfung mitzuteilen. Die Gemeindevertreter flüchteten jedoch ins Schloss. Daraufhin brannten die Kroatenzahlreiche Häuser nieder. Nach mündlicher Überlieferung wurde geplündert, der Wein in den Kellern ausgelassen und das Vieh weggetrieben.

Bauern und Söllner

1673 wurde das Dorf Halbturn also als planmäßig angelegtes Kolonialdorf neu gegründet und besiedelt. Die Häuser entstanden an einem riesigen Breitanger von 400 x 50 m. 1698 bestand eine ganze Ansässigkeit aus 38 Joch Ackerland und 3 Tagwerk Wiesen. Neben dem Bauerndorf wurde eine Söllnersiedlung in der Quergasse angelegt. Die Söllner besaßen 8 Joch Ackerland und 1,5 Tagwerk Wiesen. Daneben gab es noch die "Briefhäusler" (weil sie auch als Botengänger eingesetzt wurden), Kleinhäusler bzw. Häusler mit 4 Joch. Sie waren meist als Taglöhner tätig. Die Anzahl der Inwohner ohne eigenes Haus wuchs besonders stark. Sie stellten 1765 schon die Mehrheit der Dorfbevölkerung. 1698 hatten die meisten Bauern eine halbe Ansässigkeit. 1700 gab es 40 Bauernhäuser, davon 12 ganze und 28 halbe Ansässigkeiten und 20 Söllner sowie 12 Kleinhäusler. Insgesamt lebten 72 Familien im Dorf.  1828 lebten auch 26 Handwwerker im Dorf, 15 waren ganzjährig in ihrem Handwerk tätig, dazu ein Kaufmann und ein Wundarzt. Ein ganzes Bauernhaus hatte 1698  12 Tage bis Georgi und 12 Tage bis Michaeli mit einem Gespann zu roboten, die Söllner leisteten 12 Tage Handrobot und 4 Tage Holzarbeit. Es gab östlich des "Roten Hofes" eine Schäferei mit Wohnungen, Stallungen, Getreidestadel und 1000 Melkschafen. Die Herrschaft betrieb auch einen Ziegelofen.

1773 lebten im Dorf nach dem mariatheresianischen Urbar 56 Buern mit 70, 48 oder 24 Joch Ackerland, 27 Söllner mit 13 oder 26 Joch Ackerland. Auch die 12 Briefhäusler besaßen 13 Joch. Es gab schon 62 Inwohner. Die Hutweide südöstlich des Ortes entlang der Straße nach Andau wurde von Herrschaft und Bauern gemeinsam genutzt. Erst 1856 kam es zur Weidetrennung. Die Aufteilung der Hutweide unter den Bauern und deren Umwandlung in Ackerland erfolgte erst im 20. Jahrhundert. Der Viehbestand war in Halbturn immer beachtlich. Die Bauern besaßen in der Regel 2 bis 4 Ochsen, mehrere Kühe und oft auch Pferde. Auch der Schafbestand war hoch. 1821 wurden 844 Schafe gehalten. Ein großer Nachteil des Dorfes war der Holzmangel. Der "Kaiserwald" war für die Ortsbewohner gesperrt.

Nach der Neuanlage des Dorfes lebte auch der Weinbau auf dem "Kaisersberg" wieder auf. Neue Weingartenriede kamen hinzu. Der Weinbau spielte aber eher eine bescheidene Rolle. 1828 gab es lediglich 40 Joch Weingartenfläche. 1826 vernichtete ein Großfeuer 50 Bauernhäuser und 32 Kleinhäusler.

Schule und Kirche

Die kanonische Visitation von 1696 erwähnte erstmals eine Schule. 1826 wurde ein Volksschulgebäude errichtet. Halbturn war zunächst eine Filialgemeinde von Frauenkirchen. Erst 1679 erhielt das Dorf eine eigene Kirche. 1696 waren alle 750 Einwohner Katholiken. Die Kirche wurde erst 1714 geweiht. Unter Kaiser Karl VI. als Patronatsherrn wurde das Kirchengebäude 1725 großzügig um- und ausgebaut - Zubau eines Querschiffes, eines Chorraumes und einer Apsis. Die Pläne dazu stammten von Josef Emanuel Fischer von Erlach. Rund um die Kirche lag der alte Friedhof, der aber bald zu klein wurde. 1835 wurde ein neuer Friedhof angelegt, der alte Friedhof 1908 aufgelassen.  Der Ort wurde von den Franziskanerpatres in Frauenkirchen betreut. Anfang des 18. Jahrhunderts weigerte sich das Dorf  aus Kostengründen noch, einen eigenen Pfarrer anzustellen. Eine selbständige Pfarre wurde Halbturn im Jahre 1768. Erster Pfarrer war Franz Xaver Reck. 1768 wurde auch ein Pfarrhof gebaut.

1853/54 waren bereits 214 Kinder schulpflichtig. Sie wurden in einem Raum von einem Lehrer und einem Unterlehrer unterrichtet. Die große Schülerzahl machte einen Schulneubau erforderlich. Aus Kostengründen wurde die Umwandlung in eine Staatsvolksschule erwogen. Erzherzogin Isabella wollte das verhindern und sagte ihre Hilfe für die katholische Schule zu. Sie trug zur Errichtung eines katholischen Privatkindergartens bei. Sie ließ den Kindergarten mit angeschlossenem Kloster errichten, Ordensschwestern betreuten die Kinder. 1897/98 wurde die neue Schule als Pfarrschule gebaut. Sie hatte vier Klassenräume. eine Wohnung für den Kanrorlehrer und drei Zimmer für Lehrkräfte. 1903/4 gab es schon 299 schulpflichtige Kinder. Schulleiter war 1886 bis 1926 Anton Lentsch. Er war auch an der Gründung einer Milchgenossenschaft und eines Sparvereins beteiligt. Lentsch war auch der Gründer des Männergesangsvereines und Leiter einer Kapelle. 1897 erhielt auch Casimir einen Kindergarten und eine Kirche.

Herrschaftsgeschichte

1672 wurde die Herrschaft Ungarisch Altenburg von Nikolaus Draskovits eingetauscht und wieder kaiserlicher Besitz. Kaiser Leopold musste die Herrschaft jedoch erneut verpfänden. Sie ging 1697 an die Gräfin Elisabeth Bouquoy und wurde nach drei Jahren wieder ausgelöst. 1701 fiel sie zur "Bestreitung der hohen Kriegsausgaben" als Pfand um 50 000 Gulden an den Grafen Alois Thomas Raimund Harrach. 1715 wurde die Herrschaft von Kaiser Karl VI. um 2 Millionen Gulden der k.k. Ministerialbank - Direktion in Pfand gegeben und 1724 rückgelöst. Karl VI. nützte das Schloss häufig als Jagdschloss.  Um Schloss wurde ein Gestüt mit 350 Pferden eingerichtet. Dass der Kaiser 1740 im Schloss Halbturn durch ein Pilzgericht vergiftet wurde war lediglich ein Geücht. Er starb einige Tage später in Wien.Halbturn wurde Witwensitz seiner Gemahlin Elisabeth Christine, die sich ganz nach Halbturn zurückzog. 1750, nach ihrem Tod, fiel das Schloss an ihre Tochter Maria Theresia.Ab 1758 war die Herrschaft dem "Wiener Banco" für 2 200 000 Gulden überlassen. 1764 kaufte der Gemahl Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, die Herrschaft als Privatbesitz der Familie Habsburg. Nach seinem Tod schenkte Maria Theresia die Herrschaft ihrer Tochter Marie-Christina. Sie erhielt die Herrschaft UNgarisch Altenburg und das Fürstentum Teschen als MItgift. Ihr Gemahl war Herzog Albert (Albrecht) Kasimkir von Sachsen - Teschen. Er war 1765 bis 1780 Statthalter von Ungarn. Nach dem Tode der Erzherzogin fiel die Herrschaft an ihren Gemahl. Da sie keine männlichen Erben hatten wurde 1799 Erzherzog Carl als Erbe eingesetzt. Der Gutshof Albert Casimir östlich von Halbturn erinnert noch n den früheren Besitzer.Erzherzog Karl, der berühmte Feldherr und Sieger über Napoleon bei Aspern, übernahm 1823 als Adoptivsohn die Herrschaft. 1826 erklärte er seine Besitzungen zum Fideikomiß. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Erzherzog Albrecht. Nach der Niederschlagung der Revolution von 1848/49 war Albrecht von 1851 - 1860 Militär- und Zivilgouverneur von Ungarn. 1866 kommandierte er die Südarmee und siegte bei Custozza gegen nItalien.Ab 1869 war er Generalinspekteur des Heeres. Nach seinem Tod 1895 erbte sein Neffe Erzherzog Friedrich die Herrschaft. Er war der Sohn von Erzherzog Karl Ferdinand und war mit Isabella Croy-Duelmen verheiratet, die sich sozial sehr engagierte. Friedrich wurde 1889 Korpskommandant in Pressburg, wo er mit seiner Familie 1882-1918 im Palais Grassalkovich lebte. Er wurde Armeeinspektor und Oberkommandant der Landwehr. Schloss Halbturn war immer wieder Schauplatz des höfischen Lebens, mit Besuchen des spanischen Königs Alfons XII. ( er war mit Maria Christina, der Schwester Friedrichs, verheiratet), Kaiser Franz Josefs, des Thronfolgers Franz Ferdinand und Kaiser Wilhelms. Erzherzog Friedrich hatte riesige Besitzungen in der gesamten Monarchie (etwa 200 000 ha), war Patronatsherr über 58 Kirchen. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er bis 1916 Armee- Oberkommandant der k.u.k. Streitkräfte. Mit Beginn des Krieges wurde die Hofhaltung in Halbturn aufgelassen, ab 1916 lebte die Familie des Erzherzogs in Baden. Während der Zeit der Räteregierung floh die Familie nach Luzern, nach deren Sturz kehrte sie für kurze Zeit nach Halbturn zurück und lebte dann in Ungarisch Altenburg und in Budapest. Erzherzog Friesrich war ein Gegner des Anschlusses an Österreich. Er kam nach 1921 nie wieder nach Halbturn.

Der Herrschaftsdistikt Ungarisch Altenburg bestand aus 15 Wirtschaftsdistrikten mit 26 Meierhöfen, zusammen 27.538 Joch. Die Erträge der Herrschaft stammten zu 53 % aus der Milchwirtschaft, zu 33 % aus dem Verkauf von Getreide und zu 14 % Vieh. Auf dem Gebiet von Halbturn lagen drei Meierhöfe: Albert Casimir mit 3477 Joch, Wittmannshof mit 1552 Joch und Kleyle - Hof mit 1190 Joch. Zentrum der Gutswirtschaft in Halbturn war Albert Casimir. wo 1869 schon 340 Personen lebten.

Die Schafhaltung wurde immer unwirtschaftlicher und 188ß aufgelassen.Von größter Bedeutung war die Frischmilchlieferungmit der Bahn nach Wien. 1901 wurden etwa 6,3 Millionen Liter Milch nach Wien geliefert und in 42 Filialen verkauft.. Casimir und Kleylehof waren an die 1883/84 gebaute Pferdeeisenbahn in Richtung Staatsbahnhof Straßsommerein angeschlossen. Die Güter Erzherzog Friedrichs wurden von gut ausgebildeten Verwaltern nach modernen Gesichtspunkten geführt. 1870 gab es am Albert-Casimir - Hof bereits zwei Dampfpfluggarnituren. 1902 wurde in Albert Casimir eine "elektrische Kraftübertragungsmaschine" errichtet. Auch das Schloss wurde mit elektrischem Strom versorgt.Eine Fernsprechanlage verband um die Jahrhundertwende die Höfe mit der Zentrale in Ungarisch Altenburg.

Das Schloss

1683 wurde das Schloss von den Türken zerstört. Zwischen 1701 und 1711 wurde unter der Leitung von Graf Harrach ein neues Schloss gebaut.  1701 verpfändete  Kaiser Leopold I. die Herrschaft an den Grafen Harrach. Bedingung war, in Halbturn ein Schloss zu errichten. Auftraggeber des Neubaues war  also wahrscheinlich Kaiser Leopold oder Josef I. Baumeister war Johann Lukas von Hildebrandt. Halbturn gehört zu den Frühwerken Lukas von Hildebrandts.  Französischer Einfluss ist erkennbar. Der Grundriss ist nahezu identisch mit dem Schloss Lafitte bei Paris von Mansart. Das Schloss ist der großartigste Barockbau im heutigen Burgenland. Der große zweigeschossige  Mittelsaal erhielt ein Deckenfresko von Franz Anton Maulpertsch (Apotheose des Sonnengottes als Frühlingsbringer). Dem Schloss vorgelagert ist eine abgesenkte Gartenanlage.  An der Rückseite schließen drei Innenhöfe an (Gesindehof, Stallungen, Wirtschaftshof).Der 160 Joch große Park wurde erst 1724 bis 1727 angelegt.

1724 kamen Herrschaft und Schloss wieder in den Besitz der Habsburger. Kaiser Karl VI. schenkte den Besitz seiner Gemahlin Elisabeth Christine, hielt sich selbst aber gerne zur Jagd in Halbturn auf. Nach Karls Tod hielt sich seine Witwe in Halbturn auf. Nach ihrem Tod fiel der Besitz an ihre Tochter Maria Theresia. Sie ließ 1763 das Deckengemälde von Maulbertsch malen. Das Schloss wurde mit großem dinanziellen Aufwand restauriert. Maria Theresia und ihr Gemahl Franz Stephan von Lothringen hielten sich gerne in Halbturn auf.  1765 schenkte Maria Theresia den Besitz ihrer Lieblingstochter Marie-Christine. die mit ihrem Gemahl Herzog Albert Kasimir von Sachsen - Teschen als Statthalter von Ungarn in Preßburg residierten. Von dort aus besuchten sie Halbturn als ihren Sommersitz. Marie-Christine starb 1798. Erbe war ihr Neffe Erzherzog Karl, der "Sieger von Aspern".Ihm folgte sein ältester Sohn, Erzherzog Albrecht. Er benutzte das Schloss nur selten für Jagden. Als 1878 ein Brand das Schindeldach zerstörte ließ er es durch ein Blechdach ersetzen.Sein Neffe Erzherzog Friedrich lebte in Reßburg und war als Herrschaftsinhaber sehr geschäftstüchtig. Nach dem Zerfall der Monarchie lebte er in Ungarn. Halbturn erbte nach seinem Tod 1936 Erzherzog Albrecht, der ungarischer Staatsbürger blieb und nur selten nach Halbturn kam. Das Schloss verkam zum Möbeldepot.  Die Schlosskapelle wurde aufgelassen, die wertvolle Bibliothek verkauft.  Nach dem Tod von Erzherzog Albrecht ging das Schloss in den Besitz von Baron Paul Waldbott - Bassenheim über. 1949 richtete ein Brand großen Schaden an. Es wurde zunächst ein neues Dach aufgesetzt, dann das ganze Schloss renoviert. Heute ist es ein bedeutendes kulturelles Zentrum der Region.

Die Wirtschaftshöfe wurden schon Anfang des 18. Jahrhunderts für ein Gestüt verwendet. Unter Maria Theresia wurden 1765 - 1767 wurden Schloss, mittlerer Hof und Innenräume umgebautn und renoviert, durch den Hofarchitekten Franz Anton Hillebrandt. Maria Theresia hielt sich selten in Halbturn auf, gab aber an Maulpeertsch den Auftrag für das Deckenfresko. Die Parkanlage um das Schloss entstand 1724 bis 1724 unter Karl VI nach französischem Vorbild, um 1900 wurde sie zu einem englischen Park umgestaltet.

Der Versuch, in Halbturn eine Seidenraupenzucht zu starten, war nicht sehr erfolgreich. Die Kleinhäusler sollten sich ihr unter Anleitung des Schlossgärtners widmen. Die Bevölkerung konnte sich aber damit nicht recht anfreunden. Der "Rote Hof"  (das Gebäude erhielt das erste Ziegeldach) - vielleicht am Standort des 1683 zerstörten Schlosses - diente als Wohnung für die Beamten des Gutspersonals. Um 1800 war eine Schafhaltung untergebracht. Eine wichtige Funktion des Schlosses war die Beherbergung des kaiserlichen Gestüts. 1737 etwa wurden 350 Pferde gehalten.  Erzherzog Albrecht hielt sich nur selten zur Jagd in Halbturn auf. Vor allem die jährliche Jagd des Erzherzog Friedrich zog viel Prominenz an.Nach einem Schlossbrand 1878 wurde das Schloss mit einem Blechdach versehen. 1898/99 wurde das Schloss wieder mit einem Schieferdach versehen und der elektrische Strom eingeleitet, die Höfe und die Parkanlagen wurden neu gestaltet. Der Park wurde durch Grundankäufe erweitert und mit einer Mauer umgeben, 1911 eine Wasserleitung installiert. 1910 gab es einen Tennisplatz und eine Reitbahn. 1903 wurde der Rote Hof renoviert und ausgebaut, Glashäuser und ein Obstgarten errichtet.

Die Meierhöfe

Die Eigenwirtschaft der Grundherrschaft nahm im Laufe der Zeit immer mehr Platz ein. Zunächst war es die Schafhaltung, die entsprechende Einkünfte brachte. 1784 ist im Zuge der josefinischen Landesaufnahme ein Schafhof verzeichnet. Zu den Schafställen wurden Wohnungen für die Arbeitskräfte gebaut, die schließlich zu kleinen Siedlungen anwuchsen. Die Bewohner der zuerst gegründeten Gutshöfe Casimir und Wittmannshof waren anfangs deutsche Landarbeiter aus den angrenzenden Dörfern. Später wurden magyarische Landarbeiter angesiedelt. Großes Verdinst um den Ausbau der Herrschaft zu einem modernen Unternehmen hatte der Gutsdirektor Anton Wittmann. Dieser, 1770 geboren stammte aus St. Bernhard in Niederösterreich, studierte Jus und wandte sichg dann der Landwirtschaft zu. 1813 wurde er von Herzog Albert Casimir als Verwalter nach Ungarisch Altenburg berufen. Er baute auf den Flächen, die zuvor der Schafhaltung gedient hatten, Meierhöfe auf, die neben der Viehhaltung auch Ackerbau nbetrieben.Er ließ Gräben und Wege anlegen, die Meierhöfe bauen und Flkächen in den Leithaauen und im Waasen entwässern. Die Schafhaltung erlebte einen großen Aufschwung. Da es an geschulten Fachkräften fehlte setzte er sich für die Gründung einer landwirtschaftlichen Akademie ein, die 1818 mit der Unterstützung Erzherzog Alberts in der Altenburger Burg eröffnet wurde.  Wittmann leitete die Akademie bis 1835, unterrichtete selbst, setzte den Lehrstoff fest und ernannte die Professoren.

Der Gutshof in Halbturn wurde zu einem Kolonistendorf ausgebaut und nach Albert Casimir benannt. 48 Häuser wurden errichtet. Die Herrschaft stellte den Bewohnern ein Haus, ein Vierteljoch grund, Schule Arzt und Geistlichkeit zur Verfügung. Der Arbeitslohn war freilich geringer als der der freien Landarbeiter. Neben der Schafzucht wurde der Ackerbau ausgeweitet. 1829 zählte Albert Casimir bereits 258 deutsche und katholische Bewohner. Es gab ein Gasthaus, einen Bäcker und einen Schuhmacher. 1829 bestand bereits eine einklassige Volksschule, die auch von den Kindern des Wittmannshofes besucht wurde. Ein anderer Hof, de 1806 der Schafhaltung diente, war der Weichselhof mit einer Schäferwohnung.1824 wurde der Hof auf Wittmannshof umbenannt. 1824 bis 1829 wurden auch dort Kolonistenhäuser errichtet. 1829 wurden schon 52 Bewohner auf dem Hof gezählt. Eine weitere <neuanlage aus dem Jahre 1842 war die Arbeiterkolonie "zunächst dem Neubrunnen", bei einem Schaflerhof. Es wurden 40 Häuser mit Vorgärten entlang einer geraden Straße gebaut, ein Dorfplatz mit einer Kapelle und Wirtshaus angelegt. Die Anlage erhielt den Namen Saida - Hof (nach Saida =Sidon im Libanon: Erzherzog Fríedrich, ein Sohn Erzherzog Karls, war als Kommandant einer Fregatte an der Erstürmung der türkischen Festung Saida maßgeblich beteiligt). Die Herrschaft stellte für ihre Gutsbediensteten einen Arzt an, der auch die Halbturner Bevölkerung betreute. Er wohnte im Roten Hof. 1913 wurde durch die Herrschaft für den Arzt ein neues Gebäude in der Reitschulgasse errichtet

1857 wurde auf Wunsch der Bauern die Hutweide geteilt. Von der insgesamt 3712 Joch großen Hutweide erhielt die Gemeinde je Urbarialsession 18 Joch. Der herrschaftliche Weideanteil betrug 41 % und war zudem für den Ackerbau besser geeignet. Die Herrschaft überließ der Schule 17 Joch, der Pfarre 34 Joch und dem Notar 6 Joch. Die Gemeindeweide wurde aufgeteilt, auf einen Anteil der Bauern, einen der Söllner und einen der Kleinhäusler. Die einzelnen Gruppen bildeten Urbarialgemeinden. Von 1868 bis 1878 stieg die Größe des Ackerlandes von 5889 auf 6630 Joch, die Größe der Hutweide sank um nahezu 1000 Joch. Es wurde also viel Weideland umgeackert. Stark nahm auch die Weingartenfläche zu, von 110 auf 208 Joch. Um die Jahrhundertwende war auch Halbturn von der Reblauskrise betroffen. 1902 begann man mit der Veredlung. Grüner Veltliner und Welschriesling waren die häufigsten Sorten.

Das Dorf - Erster Weltkrieg Rätezeit und Anschluss an Österreich

Halbturn wuchs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch. Ein eigenes Gemeindehaus wurde in einem angekauften Bauernhaus eingerichtet. Später kam ene Wohnung für den Amtmann hinzu. Halbturn hatte einen eigenen Gemeindenotär. Bis zur Angliederung an Österreich war dies Ediard Puszta. 1973 wurde das alte Gemeinehaus abgebrochen (heute Raika und Turnsaal der Volksschule). 1963 wurde ein neues Gemeindeamtshaus gebaut.

Im Ersten Weltkrieg fielen 34 Halbturner, 36 starben und 28 galten als vermisst. Die meisten Soldaten aus Halbturn dienten in den Infanterieregimentern 76 und 13. Zur Zeit der Räteregierung versuchten die Kommunisten, vor allem die Gutsarbeiter zu mobilisieren. Im Frühsaommer 1919 hielt der Bezirkshauptmann Ignaz Till im Schloss eine Rede vor den Arbeitern der Gutshöfe. Ein Mitglied der Räteregierung, Ballabene, erschin mit Bewaffneten und hielt im Gemeindegasthaus eine Versammlung ab. Zur Einschüchterung der Gegner ließ er Maschinengewehre aufbauen. Die kommunistische Propaganda fand aber weder im Dorf noch auf den Gutshöfen Widerhall. Im Sptember 1921 wurde Halbturn von Freischärlern geplündert. Sie waren im Schloss untergebracht und fanden die Unterstützung der Gutsherrschaft und der Geistlichkeit. Es setzte eine heftige antiösterreichische Propagandatätigkeit ein. Gegen die ungarische Propaganda wandte sich aktiv der Student Paul Grosz, der 1919 während einer Versammlung Jakob Bleyers in Gols "Hoch Österreich" rief und damit einen Tumult auslöste. Er wurde verhaftet und wegen Hochverrates verurteilt. Über ein Jahr lang war er in Raab eingekerkert. Nach seiner Entlassung ging er nach Österreich, wo er weiterhin für den Anschluss an Österreich wirkte. Später wurde Ing. Grosz Baurat in der Landesregierung. Ebenfalls verfolgt wurden die beiden proösterreichischen Lehrer Anton Lentsch und sein gleichnamiger Sohn. Sie wurden im Oktober 1921 nach Frauenkirchen verschleppt, beraubt und geschlagen. In Ungarisch Altenburg wurden sie gefoltert und vor Gericht gestellt, um ihnen Geständnisse abzupressen. Sie mussten schließlich freigelassen werden.

Große Unruhe brachte die Frage der Grenzziehung . Ungarn forderte ja weite Teile des Seewinkels, neben Dt. Jahrndorf und Nickelsdorf auch Halbturn und andere Orte. Am 3. März 1922 war die internationale Grenzregulierungskommission in Halbturn, Die Bevölkerung gab ihren eindeutigen Willen zum Anschluss an Österreich zu erkennen. Lediglich die Geistlichen und die herrschaftlichen Beamten wollten einen Verbleib bei Ungarn. Erzherzog Friedrich wollte seine Besitzungen geschlossen in Ungarn behalten und trat entschieden für den Verbleib bei Ungarn ein. Der Kompromiss sah vor, dass Halbturn, der Wittmannshof und der Kleylehof zu Österreich kamen, Albert Casimir verblieb aber bei Ungarn. Noch 1923 gab es einen Versuch der Gutsverwaltung, die Grenze zu Gunsten Ungarns zu verschieben. Dagegen wehrte sich die Gemeinde erfolgreich. Es blieb jedoch ein starkes Misstrauen, da auf ungarischer Seite weiterhin gegen Österreich agitiert wurde. Halbturn wurde zum Grenzort. 1951 wurde eine Zollstation errichtet und bis 1978 bestand eine Zollwache. 1938/39 wurden die Zollhäuser errichtet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,von 1856 bis 1880, entstanden 57 neue Häuser, hauptsächlich in der Lerchengasse, in der Budapester und in der Wienerstraße, in der Schlossgasse und in der Blumentalgasse. Das bauliche Wachstum setzte sich auch in der Zeit bis 1902 fort, neue Gassen wurden angelegt, die Rohrdächer wurden durch Ziegeldächer ersetzt. Die Volkszählung von 1869 vermerkte 274 Häuser mit 417 Wohnparteien, insegsmt 2093 Einwohner, davon waren 179 Dienstboten. 681 Männer und 500 Frauen konnten lesen und schreiben. 1910 hatte das Dorf 2460 Einwohner, 85,8 % mit deutscher Muttersprache. 303 hatten Ungarisch als Muttersprache, vor allem in Albert Casimir. Der Bevölkerungsdruck und die mangelnden wirtschaftlichen Perspektiven führten zur Ab- und Auswanderung. Zwischen 1860 und 1893 verließen 388 Personen den Ort, 1900 - 1921 weitere 267. Die meisten Auswanderer gingen nach St.Paul und Umgebung in Illionois.

Nahezu jährliche Überschwemmungen und mehrere Großbrände machten dem Dorf schwer zu schaffen. 1883 wurde die Feuerwehr gegründet. 1903 wurde die Pfarrkirche im Auftrag des Patronatsherrn Erzherzog Friedrich gründlich renoviert. Der Pfarrhof wurde 1897 erweitert, 1963 ein neuer Pfarrhof gebaut.

In der Landwirtschaft gab es Veränderungen durch den Bau der Zuckerfabrik in Beruck/Leitha 1913. Der Anbau von Zuckerrüben stieg stark an. Die Rüben wurden bis 1921 über Casimir, danach über den Bahnhof Mönchhof, transportiert.

Zwischenkriegszeit

Am 6. Jänner 1922 fand eine Versammlung der Großdeutschen Volkspartei statt, unter dem Vorsitz des Richters Paul Kiss. Redner war der Neusiedler Apotheker und eifrige Kämpfer für den Anschluss an Österreich Mag. Adalbert Wolf. Im April 1922 wurde der Landbund unter Führung von Ing. Paul Groß gegründet, Obmann war Georg Groß. Ebenfalls im April 1921 hielt der christlich - soziale burgenländische Bauernbund eine Versammlung ab, mit Johann Thullner als Redner. Auf dem Wittmannshof dominierten die Sozialdemokraten. 1931 waren 20 Personen beim Schutzbund aktiv. Bei den Nationalratswahlen 1930 erhielten die Sozialdemokraten auf dem Gutshof 104 Stimmen (81 %). Am 15. Juni 1922 gab es großen Aufruhr im Dorf. Während einer christlichsozialen Frauenversammlung unter Teilnahme mehrerer Pfarrer lag ein Taglöhner im Sterben. Der Kaplan kam zu spät, was zu heftigen Vorwürfen von Seiten der Sozialdemokraten führte. Bei den Gemeinderatswahlen von 1923 erhielten die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit im Dof. Der Schneidermeister Franz Langenberger wurde der erste Bürgermeister. In den Gemeinderatswahln von 1924 schlossen sich Großdeutsche, Landbund und Christlichsoziale unter der Bezeichnung Wirtschaftspartei  zusammen. Sie erreichten mit 557 Stimmen und 9 Mandaten die Mehrheit und stellten den Bürgermeister. Die Sozialdemokraten bekamen nur mehr 7 Mandate. Im Parteienbündnis dominierten die Christlichsozialen. Es kam zu heftigen Konflikten im Gemeinderat, 1924 etwa wegen der Vergabe von Bauplätzen.  Nach den Ereignissen in Schattendorf 1927 entstanden auch in Halbturn bewaffnete Parteienformationen, im November 1927 der Schutzbund und 1928 auch die Heimwehr. Der Schutzbund gehörte der Formation in Frauenkirchen an, auch die Gutshöfe Kleylehof, Wittmannshof Albrechtshof und Edmundshof waren angeschlossen.  Auf dem Wittmannshof wurden Gelände- und Turnspiele - ohne Waffen und Uniformen - veranstaltet. In einen internen Konflikt in der Heimwehr musste sogar die Gendarmerie einschreiten. Nach einer Versammlung mit Landesrat Riebl als Redner und auswärtigen Starhemberg- Heimwehrleuten aus Podersdorf und Pöttsching traten auch in Halbturn 17 Personen der Starhemberg - Heimwehr bei, gegen den Widerstand der christlichsozialen Heimatschützer unter Oberamtmann Müller und Schneidermeister Kaintz. Im Mai 1929 wurde ein Heimwehraufmarsch durch Sozialdemokraten gestört. Im November 1930 hielten die Sozialdemokraten eine Versammlung ab. Landeshauptmann - Stellvertreter Leser sollte sprechen, bewaffnete Schutzbündler sollten die Veranstaltung sichern. Sie wurden von 120 Heimwehrleuten angegriffen, Leser musste sich fluchtartig aus dem Ort zurückziehen. Im Oktober 1931 fand eine gut besuchte Veranstaltung der Kommunisten statt, Es gab jedoch keine Ortsgruppe und bei den Wahlen bekamen die Kommunisten auch keine Stimme. Da es angeblich viele Sympathisanten gab ließ die Landesregierung den Ort überwachen. 1934 tauchten am Wittmannshof kommunistische Flugblätter auf.

In den Wahlen von 1931 erhielten die Christlichsozialen 390 Stimmen und 6 Mandate, die Christlichsoziale Wirtschaftspartei 279 Stimmen und 4 Mandate, die Sozialdemokraten 282 Stimmen und 5 Mandate. Bürgermeister war Michael Knöbl. 1934 wurde der Gemeinderat aufgtelassen. Im März 1934fand eine Versammlung der Vaterländischen Front im Gemeindegasthaus statt, Redner war Ing. Franz Strobl. Der in Halbturn geborene Karl Ratzenböck, Pächter einiger Gutshöfe, war von 1936 bis 1938 im Landtag des Ständestaates.

In den Wahlen von 1930 wurden erstmals 44 Stimmen für die NSDAP abgegeben, 1931 hielten sie ihre erste öffentliche Versammlung. Eine Ortsgruppe bestand aber noch nicht. 1933 wechselte ein Gemeinderat der Wirtschaftspartei zur NSDAP. Ein Handelsgehilfe, der 1933 wegen eines "Heil Hitler" - Rufes angezeigt wurde, floh nach Deutschland. 1937/38 wurde wiederholt NS- Propagandamaterial verbreitet, es kam zu Hakenkreuz - Schmieraktionen. Von 1932 bis März 1938 hatte die NSDAP bereits 52 Mitglieder, meist gehörten sie zur Ortsgruppe Gols.  Im März 1938 übernahmen die Nationalsozialisten ohne Probleme die Macht in der Gemeinde. Anfangs dürfte es Skepsis gegen den Anschluss an das Dritte Reich gegeben haben. In der Volksabstimmung vom 10.4. 1938 stimmten immerhin 7 Personen mit "Nein". Im April 1939 berichtete aber der Bürgermeister, dass sich die Einstellung deutlich gebessert hatte. 1945 waren von den 2142 Einwohnern 270 Personen Parteimitglieder.  Ein gespanntes Verhältnis herrschte zum Pfarrer. Pfarrer Szüsz musste das Heim des aufgelösten katholischen Burschenvereins der Hitlerjugend übergeben. Zum Konflikt kam es auch um den vom Regime als Feiertag abgeschafften Peter- und Paulstag. Im Oktober 1939 mussten die Ordensschwestern das Kloster verlassen, der Kindergarten wurde von der NS - Volkswohlfahrt übernommen.  Dem Euthanasieprogramm des Regimes fielen zwei Personen, die an Epilepsie litten, zum Opfer. Mehrere Personen wurden als Regimegegner zu Haftstrafen verurteilt. Der Kommunist Ignaz Piringer war schon 1937 erstmals inhaftiert, im Mai 1939 wurde er erneut angezeigt und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Im Oktober 1942 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und im Dezember hingerichtet. Die drei Zigeunerfamilien, die schon seit 1922 in Halbturn wohnten, und eine zugezogene Familie wurden im Juni 1939 in das Lager Lackenbach gebracht. Ihr Eigentum wurde versteigert, ihre Hütten wurden zerstört. Nach dem Krieg kehrten einige Roma für kurze Zeit nach Halbturn zurück.

Im Zweiten Weltkrieg hatte Halbturn 72 Gefallene, 58 Vermisste und 22 imKrieg Verstorbene zu beklagen. Von Dezember 1944 bis März 1945 waren tschechische Gefangene in Halbturn einquartiert.  Dem Evakuierungsbefehl beim Herannahen der Russen wurde kaum Folge geleistet. Die Bevölkerung versuchte sich zu verstecken, die Verstecke wurden aber von ukrainischen Kriegsgefangenen an die Russen verraten, es kam zu Übergriffen. Einige Häuser wurden durch Artilleriebeschuss zerstört, zwei Kleinkinder kamen dabei ums Leben. Die Kirche wurde ausgeraubt und verwüstet. Drei Männrt des Volkssturms wurden als Kriegsgefangene deportiert. zwei kehrten erst 1947 zurück. Acht Frühheimkehrer wurden in ein Sammellager in Ödenburg verschleppt. Auf der Fahrt in Richtung Russland konnten sie jedoch fliehen. Der Großteil der russichen Truppe zog im März 1947 aus Halbturn ab. Ein Opfer des kommunistischen egimews in Ungarn wurde der in Halbturn geborene Pfarrer von Wieselburg, Josef Steurer. Während des Krieges setzte er sich für verfolgte Juden ein, dann für die vertriebenen Deutschen.1953 wurde er verhaftet und zur Zwangsarbeit im Bergwerk verurteilt. Dort starb er 1954 an einer Lungenentzündung.

Haupterwerbszeig der Bevölkerung in der Zwischenkriegszeit war noch immer die Landwirtschaft. Neben den beiden Großgrundbesitzungen gab es 1930 123 Mittelbetriebe und 186 Kleinbetriebe (0,5 - 7,5 ha) und 55 Kleinanwesen unter 0,5 ha. In den 1920er Jahren war die wirtschaftliche Situation katastrophal. Besonders schlimm war die Situation der landwirtschaftlichen Taglöhner.Die Maul- und Klauenseuche führte zu einem Rückgang der Milchproduktion, der Zusammenbruch der Neusiedler Sparkasse brachte viele um ihre Ersparnisse, 1927 trat schwerer Frost auf, 1929 war eine Missernte. 1925 und 1928 waren gute Jahre mit Rekordernten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden verstärkt Zuckerrüben und Mais angebaut. Es entstanden Druschgesellschaften, die gemeinsam Dreschmaschinen ankauften. 1925 wurde eine Milchgenossenschaft gegründet. 1925 wurden schon 65 000 l Milch von der Station Mönchhof aus nach Wien geliefert. 1929 wurde ein eigenes Gebäude für die Milchübernahme errichtet.1936 war Halbturn zusammen mit den Gutshöfen mit einer Milchanlieferung von bis zu 2 Millionen Liter die größte milchptoduzierende Gemeinde des Landes. Auch die Weinproduzenten schlossen sich 1922 zu einem Verein zusammen, der den Weinausschank organisierte. 1923 wurde einbe Weinbaugenossenschaft gegründet. 1927 entstand ein Spar- und Darlehenskassenverein, ab 1937 Raiffeisenkasse. Die beiden Gemeindegasthäuser wurden verpachtet. Die 109 Gewerbebgetriebe waren meist Einmannbetriebe, die für den lokalen Bedarf arbeiteten. Nur der Maurermeister Michael Schienerbeschäftigte 11 Gehilfn und 3 Lehrlinge. Es gab zahlreiche Schuhmacher und Schneider(innen).

In der Zwischenkriegszeit verbesserten sich die Wohnverhältnisse erheblich. Zahlreiche neue Häuser entstanden. 1923 gab es 293 Häuser. 1934 schon 356. Ein großes Problem waren der sehr schlechte Zustand der Straßen und die ungünstigen Zugverbindungen vom Bahnhof Mönchhof nach Neusiedl. 1927 begann die Elektrifizierung, 1929 wurde eine Straßenbeleuchtung installiert. Der Strom wurde bis 1948 vom kalorischen Kraftwerk im Hansag, das mit Torf betrieben wurde, bezogen. 1923 wurde ein Armen- und Waisenhaus gebaut. Es hatte 5 Räume für 21 Personen. Ein Schlachthaus sollte die hygienischen Verhältnisse verbessern und zur Lösung des Abwasserproblems beitragen.

1923 wurde der Halbturner Männergesangsverein gegründet, unter Leitung von Oberlehrer Anton Lentsch. Der Verein entfaltete eine rege Aktivität. Daneben entstanden auch einige Musikkapellen. Ebenfalls 1923 wurde ein Sportverein gegründet, auf Betreiben des Gemeindearztes Dr. Rudolf Nader, 1927 ein Arbeitersportverein. Schon 1924/25 entstand ein Turnverein, der zahlreiche Mitglieder hatte.

Die Gutswirtschaft und das Schloss

Der bei Österreich verbliebene Teil der ehemaligen Herrschaft Ungarisch Altenburg wurde in einer neuen Zentralverwaltung zusammengefasst. Dazu gehörten der Wittmannshof mit 1529 Joch, der Kleylehof mit 1374 Joch, der Friedrichshof in Zurndorf mit 1745 Joch, der Karlhof bei Deutsch Jahrndorf, der Hansaghof bei Andau, Weingärten und Kellerei in Jois und die Seegebiete. Sie wurde an die amerikanische Gesellschaft "General Real Estate and Trust Company" verpachtet und mit einer Hypothek belastet. So sollte sie einer Verstaatlichung entzogen werden Später wurden die Güter an die Schweizer "Land and Trust Company" verpachtet, deren Hauptaktionär Albrecht war.

Am 30. Dezember 1936 starb Erzherzog Friedrich. Sein einziger Sohn Albrecht übernahm das Erbe. Ab 1942 leitete er die loandwirtschaftlichen Betriebe in Eigenregie. Halbturn besuchte er nur selten. Albrecht war auch politisch sehr aktiv. Er unterstützte nationale Gruppierungen in Ungarn und hatte auch gute Kontakte zu den Nationalsozialisten. 1944 wurde das Mobiliar des Schlosses auf die Weilburg bei Baden verbracht. Albrecht floh vor den Russen, ging zunächst nach Spanien und wanderte dann nach Argentinien aus. Die Güterdirektion hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. 1935 musste der Friedrichshof verkauft werden, 1936/37 kam es zum Ausgleich und erneut mussten Besitzungen verkauft werden. , der Albrechtsfeldhof und 1939 Teile von Kasimir. Trotz dieser Probleme wurde die Mechanisierung der Gutswirtschaft vorangetrieben. 1942 standen am Wittmannshof 2 Traktoren, 2 Dampfpflüge, ein Lokomobil  und vier Drechgarnituren. Die Einwohnerzahl der Gutshöfe blieb konstant. Am Wittmannshof arbeiteten 280 Personen, am Kleylehof 227, davon 148 Ungarn. Nach wie vor wurden auch zahlreiche Saisonarbeiter beschäftigt, 1928 etwa 52 Personen, nunmehr aus dem Südburgenland, aber auch noch aus der Slowakei. Da die Schule in Casimir bei Ungarn war musste am Wittmannshof eine Schulexpositur für etwa 70 Kinder eingerichtet werden. Während des Krieges wren in der Gutswirtschaft zahlreiche Kriegsgefangene und Ostarbeiter eingesetzt.

Kurz nach dem Anschluss an das 3. Reich wurde das Schloss als Quartier für Soldaten, den BDM und die Hitlerjugend benützt, ab 1942 wurde eine Flugsicherungsgruppe und ab September 1943 ein Sanitätsrevier untergebracht. 1943 war das Schloss ein Wehrertüchtigungslager einer kraftfahrtechnischen Ausbildungsgruppe von 60 -70 Personen. 1940 wurden Aussiedler aus Bessarabien im Schloss untergebracht, m Dezember 1940 bis 1942 ca. 200 Deutsche aus der Dobrudscha. 1942 musste das Umsiedlerlager geschlossen werden, da naqch einem Schlossbrand die Räume für Kanzlei und Beamte der Gutsverwaltung benötigt wurden. Ab Februar 1944 war im Schloss ine landwirtschaftliche Forschungszentrale der Wehrmavht mit antikommunistischen Wissenschaftlern aus der Sowjetunion, insgesamt 114 Personen, untergebracht. Unter anderem wurde mit Baumwollanbau experimentiert.

Im Frühjahr 1945 zogen sowjetische Besatzungstruppen in das Schloss, mit schlimmen Folgen für das Dorf. Vergewaltigungen und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Das Dorf wurde zu einem Sammellager für Kriegsgefangene und Ostarbeiter, bis zu 10 000 Personen!

1945 flohen die Gutsbeamten, der Betrieb konnte nur mühsam aufrecht erhalten werden. Das Landwirtschaftsministerium setzte einen öffentlichen Verwalter ein. 1948 wurde die Herrschaft von der "Land and Trust Co" wieder in Pacht genommen. Wald bott war Hauptaktionär.  Zur Sanierung der Gutswirtschaft musste Land verkauft werden, darunter auch Hausplätze in Halbturn. Der Wiederaufbau erfolgte mit der Milchwirtschaft. Aber schon 1960 wurde die Milchwirtschaft am Wittmannshof eingestellt. Der Kleylehof spezialisierte sich auf die Schweinemast. 1977 wurde auch dort die Viehwirtsschaft aufgegeben. Die Gutshöfe stellen zur Gänze auf Ackerbau um Ab 1960 war das gesamte Weideland umgeackert. Die Kulturarten wurden reduziert, dem Roten Hof eine Gärtnerei angeschlossen. Die Erträge konnten vor allem im Maisanbau durch Bewässerung gesteigert werden. Die Bearbeitung wurde vollständig motorisiert und mechanisiert. Stark ausgebaut wurde der Weinbau, ab 1955 wurde im Schloss eine Weinkellerei eingerichtet. Die Zahl der Arbeitskräfte sank stark. 1951 lebten am Wittmannshof noch 224, am Kleylehof 200  Personen, 1998 nur mehr 7 bzw. 5. Die Wohngebäude der Höfe verfielen.

Das Schloss wurde von den Russen geplündert und verwüstet. Am 11. August 1949 brach ein Brand aus. Nur der Mitteltrakt mit den wertvollen Deckengemälden konnte gerettet werden, allerdings ohne Dach. Erst 1958 wurde das Fresko gesichert. Auch der Park war in einem katastrophalen Zustand. 1972 überließ Waldbott das Schloss um einen symbolischen Zins bis 2001 dem Land Burgenland. Damit war der Weg frei für die Renovierung und die Nutzung durch kulturelle Veranstaltungen. Die Kosten wurden je zur Hälfte vom Land und vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung getragen. Seit der Renovierung fanden zahlreiche Ausstellungen im Schloss statt. Ein Verein übernahm die Organisation weiterer Veranstaltungen.

Den Gutsbetrieb übernahm (Baron) Paul Waldbott-Bassenheim, ein Sohn der (Erzherzogin) Maria Alice, der jüngsten Tochter des (Ezherzogs) Friedrich. Waldbott wurde 1924b geboren und war ungarischer Berufsoffizier. Nach Kriegsende blieb er bis 1955 in Bayern und kehrte dann nach Halbturn zurück. Schon damals mussten Teile der Herrschaft zur Bezahlung der Erbschaftssteuer verkauft werden.  Waldbott war seit 1958 mit (Gräfin) Marietheres Wickenburg, deren Familie 1945 aus Mähren vertrieben wurde, verheiratet. Sie war Journalistin und engagierte sich für Naturschutz, für Kultur und den Reit- und Gespannsport. 1972 übernahm Paul Waldbott den Betrieb in eigene Regie. Die Familie lebte seit 1956 im Roten Hof, der enoviert und erweitert wurde. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Halbturn war gut.

Die Zeit nach 1945

Die Situation nach Kriegsende war überaus trist, die Versorgungslage sehr schlecht.  Es fehlte vor allem an Zugvieh und an Arbeitskräften. 1945 war eine Missernte. Nur langsam verbesserte sich die Versorgungssutuation.

Im Juli 1945 wurde der Wasenmeister Alois Braunschmidt von den Russen als Bürgermeister eingesetzt. Der Gemeinderat bestand aus je drei Vertretern der KPÖ, der SPÖ und der ÖVP.Amtmann wurde der Straßenwärter Franz Ganster, der von der KPÖ auch für die Wahlen zum Landtag und Nationalrat nominiert wurde. Polizeichef war Johann Starkmann von der KPÖ. Im Wittmannshof wurden Lebensmittel beschlagnahmt und an die Ortsbevölkerung ohne Grundbesitz verteilt. Die ehemaligen NSDAP- Mitglieder wurden registriert.  Am 1.12. 1945 trat Braunschmidt nach einem schlechten Wahlergebnis für die KPÖ zurück. Bürgermeister wurde Karl Stadler von der ÖVP. Im April 1946 wurde Stadler vo´m russischen Bezirkskommandanten abgesetzt und Braunschmidt wieder zum Bürgermeister erklärt. Erst im März 1947 konnte Stadler wieder das Amt übernehmen. Die ÖVP stellte auch alle folgenden Bürgermeister bis 1992. 1992 erhielt die FPÖ 24,7 %, 1997 43,5 % der Stimmen. 1992 wurde der Tierarzt Dr. Stefan Salzl von der Freiheitlichen Partei im 2. Durchgang mit 54,7 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. 1997 wurde Salzl, inzwischen auch Nationalratsabgeordneter, mit 66,5 % in seinem Amt bestätigt. 2011 trat Markus Ulram von der ÖVP die Nachfolge von Peter Nachtnebel als Bürgermeister an. In der Gemeinderatswahl von 2017 erhielt die ÖVP 14, die SPÖ 5 und die FPÖ 2 Mandate.

Im November 1946 wurde der Halbturner Ludwig Perschy, Angestellter der Gebietskrankenkasse und sozialistischer Landtagsabgeordneter, Landesrat. Er führte das Sozialreferat bis 1949. Auch ein weiterer Halbturner, Franz Thury, war Landtagsabgeordneter, für die ÖVP.

1956/57 war Halbturn einer der Brennpunkte bei der Flucht der Ungarn nach dem gescheiterten Aufstand. 7 568 Flüchtlinge überschritten im Berei9ch Albrechtsfeld - Kleylehof die Grenze und wurden in Halbturn erstversorgt.

Pläne und Rückstellungen für ein neues Gemeindeamt gab es schon seit 1938. Erst 1960 wurde  nach langem Streit um den Standort ein Neubau beschlossen.  In dem neuen großen Gebäude wurden auch die Gendarmerie und die Post sowie die Raiffeisenkasse  untergebracht. 1963 wurde das Gebäude erweitert.1972 wurde das alte Gemeindeamt abgerissen und durch ein Raiffeisenkassengebäude ersetzt.

Die Bevölkerungsentwicklung stagnierte lange Zeit bzw. wies leichten Rückgang auf : 1951 1995, 1991 1856. 2011 wurde mit 1921 Einwohnern ein Zuwachs verzeichnet. In den 1960er und 1970er Jahren setzte  der große sozialökonomische Strukturwandel ein. Er war geprägt durch einen starken Rückgang der Beschäftigten in der Landwirtschaft, 1954 waren es noch 73 %, 1961 51,1 %1971 noch 34,6 %, 1981 23,4 % und 1991 18,0 %. Parallel dazu stieg die Zahl der Beschäftigten in Gewerbe und Industrie von 12,7 auf 13,5 % leicht an. Im Bauwesen waren 1971 16,7 % und 1981 12,4 % beschäftigt. Die höchsten Zuwächse wurden im Öffentlichen Dienst verzeichnet, von 19,2 % 1971 auf 26,9 % 1991. Der Fremdenverkehr konnte nie größere Bedeutung erlangen. Die meisten Halbturner fanden in Wien und im Wiener Raum Beschäftigung. Mit der Motorisierung und der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse durch die Autobahn stieg die Zahl der Tagespendler. 1991 waren 53 % aller Erwerbstätigen Tagespendler. Starke Veränderungen erlebten auch die im Ort ansässigen Gewerbebetriebe. Viele der kleinen Handels- und Gewerbebetriebe stelltne ihre Tätigkeit ein. 1998 wurden nur mehr 26 Betriebe registriert, die Nahversorgung begann darunter zu leiden.

Die Mechanisierung der Landwirtschaft schritt rasch vorn, die Viehhaltung wurde vielfach aufgegeben.. 1959 wurde der Weidegang eingestellt, die Weideflächen wurden aufgeteilt und umgeackert. 1974 wurde die Grundzusammenlegung beschlossen, 1977 beendet. Der Zuckerrübenanbau nahm stark zu, von 88 ha 1948 auf 463 ha 1995. Ein Rübenlagerungsplatz wurde eingerichtet. Nach der Niederlassung des Saatgutherstellers Pioneer in Parndorf wurde auch verstärkt Saatgutmais angebaut,l 1988 350 ha. Die Milchwirtschaft spielte nach dem Krieg zunächst noch eine wichtige Rolle. 1957 wurden 1 041 914 Liter Milch angeliefert, die Übernahmestelle wurde modernisiert. Ab 1977 ging die Anlieferung stark zurück. 1982 wurde die Auflösung der Milchgenossenschaft beschlossen, das Gebäude wurde verkauft. Eine starke Ausweitung erfuhr der Weinbau von 120 h 1946 auf 507 ha 1986, danach ging die Weingartenfläche wieder stark zurück, 1998 auf 395 ha. Die Sortenzusammensetzung änderte sich stark, von Weißweinen hin zu Blauer Burgunder, Cabernet Chardonnay oder Merlot. 1969 wurde eine Winzergenossenschaft eingerichtet, ein Gebäude gebaut und mit modernen Pressen und Lagermöglichkeiten ausgestattet.. 1994 musste die Genossenschaft liquidiert werden, einige Weinbauern schlossen sich den Genossenschaften in Andau und Mönchhof an. Der Weinbauverein hingegen besteht noch immer. 1996/97 entstanden in den Räumen des alten Pfarrhofes eine Ortsvinothek  und ein Dorfladen.

Der wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit äußerte sich in zahlreichen Hausneubauten.  1954 wurden die beiden desolaten Gemeindewirtshäuser verkauft. 1951 gab es 406, 1991 schon 635 Wohnhäuser. Neue Straßen wurden angelegt. 1999 begann die Gemeinde mit der Errichtung einer Wohnhausanlage (12 Wohnungen, 3 Reihenhaäuser). 1968/69 wurde eine Aufbahrungshalle errichtet. 1949/50 ein Arzthaus, das 1981/83 durch einen Neubau ersetzt wurde. 1982 entstand ein Kulturhaus für die Vereine, 1991 eine Mehrzweckhalle neben der Volksschule.  1967 trat Halbturn dem Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland bei, 1969 bis 1973 wurde die Ortswasserleitung gebaut. Gehsteige wurden angelegt und das Leitungsnetz der BEGAS verlegt. Der Ausbau der Güterwege begann schon 1952, ab 1967 wurden die Ortsstraßen asphaltiert. 1976 trat Halbturn dem Müllverband bei, 1988 wurde eine Sondermüllstation errichtet und 1997 eine Altstoffsammelstelle. Das größte Problem der Gemeinde war die Abwasserbeseitigung. Die Kanalisation wurde gebaut, das Problem der Kläranlage konnte erst 1994 durch den kostspieligen Bau einer Kläranlage gelöst werden. Sie wurde 1997 in Betrieb genommen. Zur Senkung der Kosten wurde ein Windkraftwerk errichtet, das erste im Burgenland. Das Windrat bewies schon bald seine Wirtschaftlichkeit und gab den Anstoß für zahlreiche weitere Anlagen.

Schule. Kirche, Vereine

Ab 1974 wurde die Volksschule gründlich renoviert und modernisiert, 1991-93 der Turnsaal als Mehrzweckhalle gebaut. Die Schülerzahl war und ist stark rückgängig. 1968/69 gab es 230 Schüler, 1998/99 nur mehr 65. 1950 wurde der Singverein neu gegründet, ab 1974 fanden im restaurierten Kuppelsaal des Schlosses Kammerkonzerte statt. 1995 entstand ein Teaterverein, 1986 der Blasmusikverein, 1964 eine Jugendblasmusikkapelle. Große sportliche Erfolge erreichten die Fußballmannschaft, die Reitergruppe, der Tennis- und der Tischtennisclub.

1951 wurde der Kirchturm renoviert, 1953 die Kirche neu eingedeckt und 1986 eine neue elektronische Orgel aufgestellt. 1977 erfolgte eine Außenrenovierung der Kirche, 1998 erneut eine umfassende Außen- und Innenrenovierung. 1963-1965 wurde das Pfarrhaus neu errichtet. 1989 wurde die Kirche in Albert Casimir renoviert. 1945 kehrten die Schwestern nach Halbturn zurück und nahmen KLoster und Kindergarten wieder in Betrieb. 1967 wurde das Kloster wegen Nachwuchsmangels geschlossen, der Kindergarten wurde von der Gemeinde übernommen, das Gebäude wurde angemietet und renoviert. 

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Quellen

  • Brettl, Herbert: Halbturn. Im Wandel der Zeiten. 1999
  • Derx, Josef H.: Halbturn. Aus der Geschichte eines burgenlänfischen Barockschlosses und seiner Bewohner. In: Burgenländisches Leben Heft 3/4 1981