Ortsteile Neuhaus, Bonisdorf, Kalch, Krottendorf
Die südlichste Gemeinde des Burgenlandes liegt am Dreiländereck Österreich - Ungarn - Slowenien. Urgeschichtliche und römerzeitliche Funde in der Region beweisen die frühe Besiedlung des Hügellandes rund um Neuhaus. Steinbeile wurden in Krottendorf und Neuhaus gefunden, in Krottendorf gibt es früeisenzeitliche Siedlungsspuren.
Der deutsche Ortsname leitet sich vom 1170 erstmals erwähnten "novum castrum", der "neuen Burg" ab. Der ungarische Ortsname Dobra ist slawischer Herkunft. 1213 wird der Doiberbach - rivulus Dobra - erwähnt. Er leitet sich wahrscheinlich von "dobra voda" = gutes Wasser ab. In der Gründungsurkunde des Benediktinerklosters Güssing wird Neuhaus 1157 unter der Bezeichnung Podgrad (Schlossgrund) erwähnt Weitere Ortnamensformen: 1213 terra de Dobra, 1271, 1332, 1387 castrum Dobra, 1471 possessio Dobra, 1478 oppidum Dobra = Markt Dobra, 1683 Neuheusl, 1732 Neuhauss
Die Herkunft des Ortsnamens Bonisdorf ist nicht geklärt. 1366 wird der Ort Banafalua genannt, 1615 Bonisdarff, 1689 Punistorf, 1773 Bonisdorff.
Kalch erscheint 1387 als Mezpesth, 1618 : Klecz, Kulch, 1615 - 1649 Kalecz, Kalch, 1640 Koligh, 1688 Calh, 1751 Kallich. Auch die magyarische Bezeichnung bedeutet Kalkofen. Die Kalkbrennerei wurde bis nach dem 2. Weltkrieg betrieben.
Krottendorf wurde 1387 Bekatou, Bekatow (Békató = Krötenteich), 1635 Krottendarff, 1698 Békató seu Crottendorff.
Urgeschichte, Römerzeit
Steinwerkzeuge beweisen die Besiedlung schon in der Jungsteinzeit. Die Funde aus der Umgebung zeugen von der keltischen und der römischen Besiedlung. Einige Ortsnamen beweisen die Siedlungs- und Rodungstätigkeit von Slawen.
Mittelalter
1157 errichtete Wolfer aus dem Geschlecht der Güns-Güssinger auf dem Berg Quizun (Güssing) ein Benediktinerkloster. In der Gründungsurkunde werden die Grenzen der Klosterbesitzungen beschrieben. Dazu gehörte das Dorf Podgrad (Schlossgrund), wahrscheinlich das spätere Dobra bzw. Neuhaus. Podgrad umfasste vier Hufen und 8 Häuser. König Bela III. entzog den Güssingern das Kloster und baute auf dem Berg eine Burg, wahrscheinlich als Grenzfestung gegen die Steirer. Der König schenkte seinem 1183 neu gegründeten Zisterzienserkloster in St. Gotthard die Besitzungen, darunter auch Váralja, Schlossgrund. Den Zisterziensern wurde der Besitz von Graf Andreas, Gespan von Eisenburg, der Güssing erhalten hatte, streitig gemacht. König Andreas II. gab das umstrittene Gebiet dem Orden wieder zurück. In der Schenkungsurkunde von 1213 wird das Gebiet von Dobra (terra de Dobra) erwähnt. Das Schenkungsgebiet erstreckte sich von der Raab bis Lindua (Oberlimbach).
Die mächtige Burg Neuhaus entstand noch im 12. Jahrhundert, auf einem Vulkankegel. In der Burg befand sich eine Zisterne. Eine Terrasse südlich der Hochburg stand wahrscheinlich eine Vorburg. Nach 1200 gehörten Burg und Herrschaft zum Kloster St. Gotthard. 1213 wurde die Burg vom Güssinger Grafen Andreas erobert, dann aber an die Abtei zurückgegeben. 1266 wurde Dobra dem Kloster entzogen. Sie kam in königlichen Besitz. Im 13. Jahrhundert waren die Brüder Nikolaus und Stephan, die Söhne Pauls. Gefolgsleute Heinrichs von Güssing, im Besitz der Burg. Paul de Geregye war Landrichter und Gefolgsmann Belas III.. im Kampf gegen Friedrich d. Streitbaren. Auch Nicolaus und Stephan hatten hohe Ämter inne. Nikolaus war Gespan von Eisenburg, Stephan Woiwode von Siebenbürgen. Die Geregyes wurden in den Konflikt mit Belas IV. Sohn Stephan V. hineingezogen, suchten bei Ottokar Schutz, wandten sich dann aber wie die Güssinger wieder dem ungarischen König zu. 1271 wird die Burg unter dem Namen "Castrum Dobra" in einem Friedensvertrag König Stefans V. mit Ottokar II. erwähnt. 1278 bestätigt eine Urkunde, dass die Brüder Merhardus und Nikolaus, Söhne des Barnabas von Egervár, ihren Bruder Kalmerius für alle Angelegenheiten der Burg Neuhaus zum Bevollmächtigten eingesetzt hatten. Die Burg kam wieder in königlichen Besitz. Vorübergehend war sie in den Händen des Steirers Artholf von Kapfenstein. 1326 wurden dem Kastellan von Neuhaus von König Karl Robert Übergriffe auf die Zisterzienser von St. Gotthard streng untersagt.
Die Herrschaft erstreckte sich südlich der Raab bis in das heutige Ungarn und Slowenien. 1690 gehörten zur bereits verkleinerten Herrschaft die Orte Neuhaus, Oberdrosen, Minihof, Tauka, Liebau, Welten, Gritsch, Dolocsa, Sinnersdorf, Kalch, Guizenhof, Krottendorf Bonisdorf und Mühlgraben. Der Landgerichtsbezirk umfasste sieben Niedergerichte und entsprach der ursprünglichen Größe der Herrschaft.
1387 erwarb der Palatin Nicolaus Széchy Burg und Herrschaft von König Sigismund. Die Familie kam aus Rimavská Sec. Eine Linie der Szechy saß in Oberlimbach (Felsö Lindva, Gorni Lendova, heute Grad in Slowenien). Sie war seit 1366 im Besitz von Burg und Herrschaft Oberlimbach, seit 1397 besaßen sie die Herrschaft Belmura mit der Burg in Murska Sobota. Die Burg Neuhaus musste Nikolaus Szechy erst dem Kapfensteiner abnehmen. Die Söhne des NIkolaus, Johann und Peter II., bekamen 1391 auch die Patronatsrechte über das Kloster St. Gotthard. Johann Széchy, Sohn des königlichen Schatzmeisters Nikolaus II. Széchy, gehörte zu jenen Magnaten, die 1459 auf Burg Güssing Friedrich III. zum Gegenkönig wählten. 1467 eroberte Andreas Baumkircher die Burg und zerstörte sie. Nach dem Frieden von Ödenburg 1463 waren die Szechy offenbar weiterhin Anhänger des Habsburgers, Baumkircher aber hatte die Seiten zu Matthias Corvinus gewechselt. Auf Johann Széchy folgte sein Bruder Nikolaus IV. als Herr über Neuhaus. Er war Oberstallmeister des Matthias Corvinus. Unter ihm dürfte die Herrschaft aufgeblüht sein. Neuhaus wird 1478 als "oppidum Dobra", also als Marktort, erwähnt, in einer Urkunde, die das Tochterviertel Barbaras, die Tochter Johann Szechys und Witwe Bertholds von Ellerbach, betrifft. Thomas II. Szechy fiel bei Mohacs gegen die Türken. Sein Sohn Stephan soll - wie auch seine Vorfahren - die Abtei St. Gotthard, über die sie die Patronatsrechte hatten, besonders arg ausgeplündert haben. 1527 musste er auf Befehl König Ferdinands die Besitzungen wieder zurückstellen. Er starb kinderlos. Neuhaus ging in die Hände seiner Schwester Margarethe über.Auch sie bedrängte das KLoster, das verödete und erst im 18. Jahrhundert neu gegründet wurde. Sie war mit dem kaiserlichen Feldhauptmann Graf Niklas von Salm verheiratet, der ihr auch in Erbstreitigkeiten beistand. Auch die Abtei St. Gotthard erhielten sie zurück, allerdings nur bis zum Tod Salms 1550. Margarethe heiratete erneut und eignete sich 1557 die Klostergründe wieder mit Gewalt an. Da sie mehrere Darlehen an das Herrscherhaus geben konnte behielt sie diese auch. Bis 1675 blieb die Abtei in Familienbesitz. Margarethes Tochter Magdalene musste auf einen Teil ihres Erben zugunsten von Verwandten verzichten. Auch sie heiratete einen kaiserlichen Offizier, den Freiherrn Ladislaus Popel von Lobkowitz, einen Angehörigen des böhmischen Hochadels.
Frühe Neuzeit
Die Herrschaft und mit ihr der Herrschaftssitz Neuhaus kamen also durch Heirat an die Grafen Salm und schließlich an die Popel von Lobkowitz. Auch aus der Ehe Magdalenes entsprossen keine Söhne. 1607 erwarb sie - ebenfalls durch Heirat - Franz Batthyany. Durch seine Ehe mit Eva von Popel Lobkowitz kamen die Batthyany also in den Besitz der Herrschaft Neuhaus und blieben es bis zum Ende der Grundherrschaft. Die Burg hatte als Herrschaftssitz ausgedient. Sie blieb aber Verwaltungssitz für Kastellane, Hofrichter, Schreiber und Schaffer.
Sowohl Magdalene wie deren Tochter Eva waren begeisterte Anhänger der Reformation Luthers. Neuhaus wurde, nachdem Erzherzog Ferdinand in der Steiermark mit der brutalen Verfolgung der Evangelischen begonnen hatte, Zufluchtsort für evangelische Prädikanten, Lehrer und Glaubensflüchtlinge. In Neuhaus wurde ein evangelischer Prediger eingesetzt. Der Protest König Rudolfs II. blieb folgenlos. Im Bocskai - Aufstand blieben die Popel ebenso wie die Batthyany und die Bernsteiner Königsberg kaisertreu. Ihre Herrschaften wurden vom Heerführer Bocskais, Gregor Némethy und dessen Haiducken geplündert und gebrandschatzt. Auch Christoph, Balthasar III. und Franz II. Bathyany waren evangelisch, folgten aber der kalvinistischen Richtung. Die Gattinnen der Bathyany - Christoph war mit Elisabeth Svetkovits verheiratet, Balthasar mit Dorothea Zrinyi - folgten auch weiterhin der Lehre Luthers. Unter Eva Batthyany blieb Neuhaus ein Zufluchtsort für Lutheraner, auch nachdem ihr Sohn Adam 1630 zum Katholizismus konvertierte. Adam Batthyany wurde für seinen Konfessionswechsel reich belohnt. Er wurde in den Grafenstand erhoben. Adam war mit der katholischen Gräfin Aurora Formantini verheiratet. Mit Bernstein konnte er auch die letzte große Herrschaft im heutigen Südburgenland erwerben. Adam Batthyany versuchte, seine Dörfer zu rekatholisieren, vertrieb die evangelischen Prediger und errichtete das Franziskanerkloster in Güssing. Unter Eva Bathyany erlebte Neuhaus eine Blütezeit als Zentrum evangelischen Lebens. Bis zu ihrem Tod 1640 dürfte der Ort auch wirtschaftlich als Residenzort profitiert haben. 1636 erwirkte Eva von Kaiser Ferdinand II. die Abhaltung von Wochenmärkten.
Eva Batthyany vermachte die Herrschaft ihrer jüngsten Tochter Barabara. Adam Batthyany zahlte aber seine drei Schwestern aus. Nach der Herrschaftsteilung von 1680 kamen auch die Csáky und die Erdödy, die mit Töchtern Evas verheiratet waren, in den Besitz von Herrschaftsteilen.
Verhängnisvoll wirkte sich aus, dass Christoph Batthyany 1683 Thököly huldigte und damit auf Seiten der Türken stand, die Wien belagerten. Nach deren Niederlage plünderten kaiserliche Truppen das Lafnitztal, am 18. August 1683 stand der kaiserliche General von Saurau auch vor Neuhaus. Nach seinem Abzug wurde am 18. September Neuhaus vom Obristen Ivanic mit 1000 berittenen Kroaten und 600 Haiducken besetzt. Batthyany hatte inzwischen längst wieder dem Kaiser gehuldigt und Verzeihung erlangt. Neuhaus wurde aber erst am 25. September von kaiserlichen Truppen befreit.
Unter Adam II. Batthyany, Banus von Kroatien und eifriger Kämpfer gegen die Türken, verheiratet mit Gräfin Eleonore von Strattmann, wurde 1690 die katholische Pfarre Neuhaus erneuert. Im Rakoczy- Aufstand stießen 1704 die Kuruzzen in das Grenzgebiet vor. Auch Neuhaus wurde von 300 Kuruzzen besetzt. Im Verlauf der Racheaktionen der Steirer gegen die Kuruzzen - denen sich auch gezwungen oder freiwillig auch Bewohner Westungarns angeschlossen hatten - wurden auch Neuhauser Dörfer geplündert. Die Verteidigungsmaßnahmen der Steirer nützten wenig. Im Juli 1707 meldeten die Kundschafter, dass sich wieder 4000 Kuruzzen bei Neuhaus versammelt hätten, um in die Steiermark einzubrechen. 1708/09 erlebten die Scharen Rakoczys dann die entscheidenden Niederlagen, 1711 brachte der Frieden von Szatmár endlich den Frieden.
Die Burg galt 1711 bereits als verfallen. 1713 wurde aber noch ein Pfarrer in der Burgkapelle eingesetzt.In der Folgezeit wurde die Burgruine als Steinbruch verwendet. Unter anderem wurde auch die katholische Kirche mit dem Material aus der Ruine sowie einige Mühlen und Häuser in Neuhaus gebaut. Nach deren Verfall nahm die Herrschaft in Rakicsány und Unterzeming ihren Sitz.. Die verbliebene Herrschaft wurde vom Schloss Tabor aus verwaltet. Der Söldnerführer Ulrich Pessnitzer ließ 1469 in Mühlgraben das Schloss Tabor errichten. Von der heutigen Anlage ist der Rundturm vielleicht noch mittelalterlich. Tabor wurde nach dem Verfall der Burg zum Herrschaftssitz. Tabor wurde barockisiert. 1848 diente Tabor vorübergehend als Gefängnis für Lajos Batthyany, dem Ministerpräsidenten, der auch Herr von Neuhaus war. Er wurde in Budapest erschossen. Das Schloss wurde Wohngebäude für Gutsangestellte und war bis 1964 bewohnt. Der letzte Batthyany in Tabor war Thomas Batthyany, der wegen diverser Skandale bekannt war. Nach einer Zeit des Verfalls wurde die Anlage ab 1962 wieder instand gesetzt. Die zweigeschossigen Arkaden des Schlosses wurden 1968 freigelegt. Das Schloss wurde von einem Verein unter Beteiligung der Gemeinde Neuhaus 1992 gekauft. 2002/3 wurde es restauriert. Im Schloss wurde ein Heimatmuseum sowie Räume für diverse Vereine eingerichtet. Heute ist Tabor Schauplatz von Opernaufführungen (j: Opera).
Einblick in die religiösen Verhältnisse gibt eine Visitation, die 1713 und 1714 der Domprobst von Eisenburg, Franz Scacci, durchführte.Er stellte fest, dass die Bevölkerung wieder zugenommen habe, die katholische Gemeinde aber wirtschaftlich äußerst schwach war. Die Pfarrer waren so karg ausgestattet, dass kaum einer bleiben wollte. Noch immer überwog die "lutherische Häresie" und die katholischen Pfarrer würden von den Lutheranern beleidigt. Gräfin Eleonore Batthyany hatte zwar eine Stiftung von 60 Gulden jährlich errichtet, die wöchentlich eine Messe vorsah, die Herrschaft wurde aber für die Dauer von drei Generationen an Graf Sigismund Batthyany verkauft. Dieser fühlte sich nicht verpflichtet, die Stiftung auszuzahlen. Pfarrer und Lehrer blieben aber und wurden von der Herrschaft besoldet, wenn auch äußerst bescheiden.
Nach dem Urbar von 1699 umfasste die Herrschaft Neuhaus 26 Dörfer, darunter auch Krottendorf, Bonisdorf, Melgrob (Mühlgraben) und Kolsz (Kalch). Grundherrn waren Franz und Sigismund Batthyany. Anteile an der Herrschaft hatten auch die Csaky, Erdödy Szapáry und die Witwe des Oberlimbachers Peter Széchy. Der Ort Neuhaus besaß schon im Mittelalter das Marktrecht, konnte aber nie besondere Bedeutung erlangen. 1699 wurden folgende Grundherrn genannt: die Grafen Franz und Sigismund Batthyany, die Csáky, Erdödy Szapáry und die Witwe des Ober- Limbacher Peter Széchy. Die Herrschaft betrieb eine Meierei und mehrere Fischteiche. Im Ort lebten 52 Bauern, davon 39 mit Viertelansässigkeiten, 7 mit einer halben und 6 mit Achtelansässigkeiten sowie 24 Söllner. Die Ansässigkeiten waren sehr klein. Auch zum Meierhof gehörten nur wenige Felder, aber immerhin 120 Hauer Weingärten und große Wälder. Unter den üblichen Naturalabgaben befanden sich auch Fichtensamen und Honig. In Neuhaus gab es ein Herrschaftsgasthaus und die herrschaftliche Fleischbank. Die Belastung der Untertanen durch Abgaben und Robot war groß. 1701 ersuchte die Gemeinde Neuhaus um Herabsetzung.1721 wurde die Herrschaft an Baron Franz Bertholdy - Zaruba verpachtet. Nach der Rückgabe wurde 1751 ein neues Urbar erstellt. Es gab nun 58 Bauern, davon 5 halbe, 36 Viertel- und 17 Achtelsessionen sowie 18 Söllner.
Unter Sigismund Batthyany wurde die Allodialwirtschaft ausgebaut, die Abgaben und Robotleistungen ohne Rücksicht auf die schlimme Situation der Bauern eingefordert. Zwei neue Meierhöfe wurden gebaut - der Laßni8tzer und der Schafflermeierhof. In Kalch, Unterdrosen und Neumarkt wurden neue Mühlen errichtet, ebenso ein Reitstadel und eine Schmiede. Die Abgaben und die Robotleistungen wurden erhöht. Dieser Druck hatte die Revolte der Bauern zur Folge.
Schon 1744 kam es zu einem Tumult anlässlich der Einhebung der Bergmaut durch einen herrschaftlichen Beamten. Ein Heiduck wurde schwer geschlagen. Neuhaus wurde das Zentrum des Aufruhrs. Dort wurde bei einer Bauernversammlung auch erstmals der Ruf nach einer jährlichen Robot von 12 Tagen erhoben. Die Beschlüsse dieser Bauernversammlung wurden für allgemeingültig erklärt, den zuwiderhandelnden Bauern wurden Sanktionen angedroht. Am 4. Juli 1765 fand in Neuhaus ein großes Bauerntreffen statt. Kramer, der Anführer der Bauern in der Herrschaft Güssing, formulierte die Forderungen der Bauern. Obwohl die Königin Söldnertruppen an die Raab verlegen ließ flammten die Unruhen bald erneut auf. Kramer organisierte den Kauf von Waffen in der Steiermark. Im September 1765 gelang es Siegmund Batthyany, die Anführer der Neuhauser Bauern, Lang, Judt und Poklits in seine Gewalt zu bringen. Die Bauern rotteten sich zusammen und befreiten diese. Die Forderungen wurden immer radikaler, es wurde nun die komplette Abschaffung der Robot verlangt. Im Frühjahr 1766 brach der Aufstand erneut los. Maria Theresia schickte den Grafen Brunswick, der die schlimme Situation der Bauern erkannte und der Königin mitteilte. Die Grundherrn waren aber nicht bereit, etwas zu ändern. Im Mai 1766 erreichte der Aufstand dann seinen Höhepunkt. Die Abgaben wurden verweigert. Nun erzwang die Königin die Einführung des Urbars. Die Grundherrn aber nahmen Rache an den Anführern. Diese wurden zu langer Zwangsarbeit verurteilt. Die Probleme mit der Herrschaft gingen aber weiter, es kam zu weiteren schweren Zusammenstößen. Sigismund Batthyany und die Herrschaftsbeamten hielten sich keineswegs an die gemachten Zusagen. (dazu: Der südburgenländische Bauernaufstand)
Vom 19. Jahrhundert bis zur Zwischenkriegszeit
Die Marktgemeinde erlebte wie weite Teile des Südburgenlandes im 19. Jahrhundert bei wirtschaftlicher Stagnation einen starken Bevölkerungsanstieg, mit Ab- und Auswanderung. Die kleinen Landwirtschaftsbetriebe waren trotz allen Fleißes kaum lebensfähig. Lediglich der intensive Obstbau war eine Einkommensquelle.
Auch in der Zwischenkriegszeit war die wirtschaftliche Situation drückend. Es gab für die vielen Klein- und Kleinstbauern keine alternativen Arbeitsplätze. Es gab kaum Gewerbebetriebe. Der Weinbau war schon in der Reblauskrise zugrunde gegangen. Der Obstbau als Ersatz bzw. Folgekultur bot einen gewissen Ersatz. Intensivobstanlagen wurden aber erst nach 1950 angelegt. So setzte auch in Neuhaus die Auswanderung nach Amerika ein. Der einzige Ausweg für jene, die in der Heimat bleiben wollten, war die Saisonarbeit in Niederösterreich, im Nordburgenland und in Deutschland. Facharbeiter und Fabriksarbeiter mussten zu ihren Arbeitsorten in der steirischen Mur- Mürzfurche oder im Wiener Raum pendeln. Sie kamen meist nur zum Wochenende in ihre Dörfer zurück. Die kleinen Landwirtschaften mussten von den Frauen versorgt werden. Auch in der Nachkriegszeit schrumpfte die Bevölkerung weiter. 1951 gab es 713, 1971 593 Einwohner.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden Bonisdorf, Teile von Krottendorf und Kalch von den Jugoslawen besetzt.Anb der Grenze gab es 1921/22 immer wieder Probleme. Es kam zu Übergriffen jugoslawischer Grenzorgane, Grenzübertrittsscheine mussten gekauft werden. Die Bevölkerung war für den Anschluss an Österreich. Besonders aktiv war der Neuhauser Gustav Schwarzl, der wegen seiner proösterreichischen Haltung schon 1919 des Landes verwiesen wurde. Er sammelte Unterschriften für den Anschluss an Österreich. In Kalch trat der Müller Anton Wolf, in Krottendorf der Bauer Johann Schwazl besonders für den Anschluss an Österreich ein.
1908 wurde in Neuhaus unter Bürgermeister Felix Schardl das Gemeindehaus gebaut.. Ab 1922 gab es einen praktischen Arzt, für den 1923 ein Ärztehaus errichtet wurde. 1965 - 1967 wurde ein neues Ärztehaus gebaut. 1923 wurde die Raiffeisenkasse gegründet. 1966 wurde ein neues Kassenlokal errichtet, 1987 übersiedelte sie in das ehemalige Kaufhaus Mischofsky.1978 wurde eine Bankstelle in Minihof - Liebau eingerichtet, die 1983 einen Neubau erhielt.
In der NS-Zeit wurde der Bauer Karl Zieger aus Neuhaus im KZ Dachau ums Leben.
Im Verlauf der Errichtung der Reichsschutzstellung (Südostwall) wurden an der Brücke über die Lindva eine Panzersperre, ein Munitionsbunker und Unterstände errichtet. Große Schäden entstanden durch Holzschlägerungen für den Stellungsbau. Im Abschnitt Kalch waren etwa 250 ungarische Juden zum Schanzen eingesetzt. Viele erkrankten und starben am Fleckfieber. Die Kranken waren in der Volksschule untergebracht, wo auch 8 Verstorbene ebiegesetzt wurden. Sie wurden 1988 exhumiert und am jüdischen Friedhof in Rechnitz bestattet. Den Zwangsarbeitern leisteten auch Einheimische, obwohl das streng verboten war, Hilfe. Die Geschäftsfrau Rosa Freißmuth, später verh. Schober, versorgte Juden mit Nahrungsmitteln und Medikamenten. Für ihr mutiges Verhalten wurde sie 1997 posthum mit der Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Beim Anmarsch der Russen wurden die überlebenden Juden nach Westen getrieben. Etwa 80 bis 100 Personen wurden im Wald zwischen Krottendorf und Neuhaus erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Der katholische Pfarrer Stephan Berger hatte eine größere Anzahl erkrankter Juden im Pfarrhof aufgenommen. Seine Schwester Theresia Berger sorgte für sie und starb am Flecktyphus.
Nachkriegszeit
1945 überschritten die Russen die Grenze beim Gasthof Rogan. Beim Grenzübergang Bonisdorf wurde ein russischer Reiter von einem Zöllner vom Pferd geschossen, was eine Beschießung des Ortes zur Folge hatte. Mehrere Häuser wurden in Brand geschossen. Die Deutschen sprengten die Brücke über die Lendva Der Volkssturm löste sich auf, ohne Widerstand zu leiten. Es kam laut Gendarmeriebericht zu den üblichen Plünderungen durch die Besatzungstruppen, zu Misshandlungen und Vergewaltigungen. Mädchen und Frauen konnten in den beiden Kirchen Zuflucht finden. Im Gasthaus Schardl errichteten die Russen ein Lazarett. Die Bevölkerung wurde zur Zwangsarbeit herangezogen. Die Registrierung ehemaliger Nationalsozialisten erbrachte in Neuhaus 38, in Mühlgraben 28, in Kalch 4 in Bonisdorf 7 und in Krottendorf 6 Personen. Sie wurden zu Sühneleistungen verpflichtet.
Bis 1971 waren die Dörfer Krottendorf, Bonisdorf und Kalch noch selbständige Gemeinden. Sie wurden zur Gemeinde Neuhaus zusammen gelegt. Auch Mühlgraben gehörte dazu, trennte sich aber wieder von der Großgemeinde. Die gemeinsame Verwaltung wurde aber bis 2002 beibehalten. Die Bautätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte Schulneubauten in Neuhaus, Bonisdorf und Kalch. Die beiden Volksschulen Bonisdorf und Kalch mussten wieder aufgelassen werden, in Bonisdorf 1966, in Kalch 1978. Die Volksschule in Neuhaus wurde 2001 generalsaniert. In Neuhaus wurde ein Arzthaus errichtet. 1991- 93 entstand ein Mehrzweckhaus, mit Zahnsrztpraxis, Musikerheim und Schulungsraum für die Feuerwehr. 1964 - 1966 wurde ein Freibad geschaffen. In allen vier Ortsteilen entstanden Feuerwehrhäuser. 1987/88 wurde ein Kindergartengebäude für zwei Gruppen neu errichtet. Wichtigste Aufgabe war der Ausbau des Straßen- und Wegenetzes, der Wasserversorgung und des Kanalnetzes.Der Straßen- und Wegebau war besonders wichtig. In der Nachkriegszeit konnte nur ein kleiner Teil der Häuser in den Streusiedlungen über befestigte Wege erreicht werden. Heute sind alle Häuser an das Wegenetz angeschlossen. 1985 wurde mit dem Bau der Wasserversogungsanlage begonnen, mit zwei Hochbehältern , drei Tiefbrunnen und einer Quelle. . 2002 war diese große Aufgabe abgeschlossen. 1993 bis 2003 wurde die Kanalisation gebaut, mit mehreren Pumpwerken und einer Kläranlage. Trotz des Bevölkerungsrückganges stieg die Zahl der Einfamilienhäuser. Die Verkehrserschließung der Streusiedlungen, der Bau der Güterwege war und ist eine kostenintensive Aufgabe.
1921 wurde das Zollamt in Bonisdorf gebaut, 1936 bis 1939 entstanden in Kalch drei Zollhäuser. Eine Grenzübertrittsstelle wurde eingerichtet. Der Schmuggel nahm in der Zwischenkriegszeit einen großen Umfang an. Zwei Zollwachebeamte wurden in Ausübung ihres Dienstes ermordet. Probleme gab es mit den Doppelbesitzungen von Bauern, die auch Felder in Jugoslawien hatten. 1953 wurde zwischen den beiden Staaten ein Abkommen geschlossen. Der "Kleine Grenzverkehr" wurde an den Übergängen Kalch und Bonisdorf möglich. 1968 wurde der Grenzübergang Bonisdorf für den internationalen Personen- und Güterverkehr zugelassen.
Große Bauvorhaben nach der Gemeindezusammenlegung waren die Errichtung der Hauptschule und des Kindergartens, der Umbau des Gemeindeamtes mit Errichtung von Wohnungen, der Bau der Aufbahrungshalle, der Bau eines Mehrzweckhauses mit Zahnarztordination, Schulungsraum für Musik und Feuerwehr und Mietwohnungen und die Asphaltierung des gesamten Wegenetzes. Eine Wasserversorgungsanlage wurde errichtet, die 5 Gemeinden versorgt, ebenso Kanalisationsanlage mit einer eigenen Kläranlage. Im Zuge des Kanalbaues wurden auch sämtliche Ortsdurchfahrten neu gestaltet und ausgebaut.
Noch in den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg lag der wirtschaftliche Schwerpunkt im Bereich der Landwirtschaft. Die Zahl der Betriebe ging stark zurück oder wurden nur mehr im Nebenerwerb geführt. 1961 wurden noch 61,1 % der Bevölkerung der Land- und Forstwirtschaft zugerechnet, 1971 waren es nur mehr 39,6 %. 1071 waren noch 348, 2007 nur mehr 36 Personen der Landwirtschaft zugerechnet. Der Maisanbau nahm stark zu, Hutweiden und Grenzertragsböden, vor allem in Hanglagen, wurden aufgeforstet. Die kleinen Betriebe spezialisierten sich auf Obst- und Gemüsebau und haben damit zunehmenden Erfolg. 1970 bis 1990 entstanden Intensivkulturen mit Ribisl, Erdbeeren, Gurken, Hollunder und Ölkürbis. Nur mehr wenige Betriebe halten MIlchvieh. Die Zahl der Rinderhalter ging von 238 im Jahre 1953 auf 24 im Jahre 2007, die Zahl der Rinder von 1125 auf 320 zurück. Pferde werden vom Reiterhof Ludwig gehalten. Es sind nur wenige Betriebe, die im Haupterwerb weitergeführt werden.2007 gab es nur mehr 20 Haupterwerbsbetriebe und 50 Nebenerwerbsbetriebe. Mädchen gingen in der Nachkriegszeit vielfach in die westlichen Bundesländer oder in die Schweiz. Junge Menschen müssen weiterhin abwandern oder die langen Anfahrtzeiten als Pendler in Kauf nehmen. In den Gemeinden selbst stehen nur wenige Arbeitsplätze zur Verfügung. Mit der Errichtung der Fabrik von Vossen in Jennersdorf entstanden bis zu 600 Arbeitsplätze, hauptsächlich für Frauen. In Jennersdorf entstand eine Wäschefabrik mit einer Zweigstelle in Bonisdorf, in Rudersdorf standen in der Weberei Arbeitsplätze zur Verfügung. 2007 gab es noch 95 Wochenpendler und annähernd 300 Tagespendler, aber nur 102 Arbeitsplätze in den Gemeinden. An größeren Gewerbetrieben gibt es zwei Geflügelmästereien in Kalch, eine KFZ-Werkstatt (autohaus Sampl), eine Bau- und Möbeltischlerei in Neuhaus. Der Maschinenbaubetrieb Wagner ging aus der 1890 gegründeten Holzmann - Schmiede hervor. Er konnte sich besonders erfolgreich entwickeln. Er hat sich innovativ auf Maschinen für Recycling, für Zerkleinerungs- und Zerreißtechnik spezialisiert.
Hoffnung für die Zukunft weckt ein leicht wachsender Fremdenverkehr, wobei die Region von der Nähe zu den Thermalbädern in Loipersdorf, Gleichenberg und Radkersburg profitiert. Auch der Naturpark Raab mit sieben Gemeinden und einer Fläche von 14 742 ha ist attraktiv. Es werden Führungen veranstaltet. In Neuhaus und in den Ortsteilen entstanden neben den alteingesessenen Gastronomiebetrieben Ferienwohnungen in Gästehäusern. Die Renovierung von Schloss Tabor war besonders wichtig und eine großartige Leistung. Dazu wurde 1999 ein Kulturverein gegründet, dem die Vereine und die Gemeinde als Mitglieder angehören. Die Sanierung wurde mit EU-Mitteln, aber auch Subventionen des Landes und Bundes möglich und im Jahre 2005 abgeschlossen. Die Opernaufführungen sind ein wichtiger Magnet für den Tourismus. Daneben gibt es noch viele andere Inituativen, etwa den Verein Mostidylle Südburgenland und der Obstbauverein, der 2001 den Tehemenweg "Apfelweg" anlegte und den "Mostkirtag" mitgestaltet. Besondersd aktiv ist der Verschönerungsverein Kalch, der einen Kalkbrennofen und eine "Tschardake" errichtete. In Kalchberg wurde ein Sortengarten mit einem Informationshaus und einer Mostothek angelegt.
Die Bevölkerungsentwicklung war und ist durch einen Rückgang der Einwohnerzahl gekennzeichnet. 1900 hatte Neuhaus 2306 Einwohner, 1910 2175, 1923 2157, 1934 2173, 1951 1941, 1961 1883 und 1971 1804 Einwohner. Neuhaus hatte 1971 1321 Einwohner, 1981 1163 und 2007 nur mehr 984 Einwohner. Für den Rückgang war die negative Geburtenbilanz, vor allem aber die Wanderungsbilanz verantwortlich. 1983 wanderten 20 Personen, 1984 17 und 1985 16 Personen ab. Auch nach der Jahrtausendwende war die Abwanderung stark.
Das Vereinsleben ist trotz des Bevölkerungsrückganges in Neuhaus und in den Ortsteilen noch immer rege. Von besonderer Bedeutung waren und sind die Feuerwehren. 1894 wurde in Neuhaus die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Präses des Feuerwehrvereines waren derkatholische, danach der evangelische Pfarrer. 1922 entstanden die Feuerwehren in Kalch und in Bonisdorf, 1923 in Krottendorf. In allen Orten wurden Rüsthäuser errichtet. Es bestehen mehrere Feuerselbsthilfevereine.
Schon im 19. Jahrhundert gab es Blasmusikkapellen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Gesangsvereine gegründet, Männerchöre 1923 in Neuhaus 1936 in Kalch, und auch Kirchenchöre. Große Bekanntheit erreichte ein Jugend- Akkordeon - Ensemble.
1955 wurde in Neuhaus ein Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein gegründet, der sich um die Aufschließung der Burgruine besonders verdient machte. Eine Aussichtswarte wurde errichtet und der Burghof für Festveranstaltungen eingerichtet. Jährlich finden mehrere Schlossbergfeste statt. Auch an der Errichtung des Freibades war der Verein beteiligt. In allen Ortsteilen gibt es Sportvereine. Wirtschaftlich bedeutend war der 1954 gegründete Obstbauverein, der 1962 zur Absatzgemeinschaft "Obstring Neuhauser Hügelland" mit 50 Mitgliedern erweitert wurde. Jährlich lieferte diese 300 - 400 t Obst auf den Wiener Großmarkt.
Politische Entwicklung
In der Nachkriegszeit war der Bauer Josef Pock von der ÖVP bis 1962 Bürgermeister. Er wurde vom Hauptschuldirektor Anton Gangl bis 1962 von der SPÖ abgelöst. Es folgte Johann Pock von der ÖVP. 1997 kandidierte die SPÖ nicht, die Liste Lex erreichte 20,8 % der Stimmen. 2002 bekam die ÖVP eine absolute, 1907 eine relative Mehrheit. Eine Namensliste bekam auf Anhieb 28 % der Stimmen und 4 Mandate. Lange Zeit war Helmut Sampt Bürgermeister und Landtagsabgeordneter. In der Gemeinderatswahl von 2017 erreichte die ÖVP 51,4 % der Stimmen und 8 Mandate, die SPÖ 48,34 % und 7 Mandate. Im Vergleich zu 2012 verlor die ÖVP ein Mandat, die SPÖ gewann 4 Mandate hinzu. 2017 kandidierten die FPÖ und die Bürgerliste nicht. Zum Bürgermeister wurde in der Direktwahl nicht der amtierende Bürgermeister Helmut Sampt von der ÖVP, sondern mit knapper Mehrheit der SPÖ - Kandidat Reinhard Mund gewählt.
Kirchengeschichte
1213 gehörte die ganze Region zur Pfarre St. Martin an der Raab. Auch Mogersdorf mit einem alten St. Martinspatrozinium könnte Pfarrkirche gewesen sein. Das Jahr 1332 brachte den endgültigen Verlust von Neuhaus für die Abtei St. Gotthard. Schon vor 1415 wurde die Kirche in Neuhaus erbaut. Um 1470 kam es zur Errichtung einer selbstständigen Pfarre.Zu den katholischen Filialkirchen gehörten Krottendorf, Mühlgraben, Liebau, Tauka und Bonisdorf.
Unter den Grundherrinen Magdalene und Eva Popel - Lobkovitz war Neuhaus ein Zentrum des Protestantismus.Um 1600 wurde eine evangelische Kirche im Bereich des evangelischen Friedhofes gebaut. 1597 bat Magdalena Popel-Lobkowitz den Superintendenten Dr. Wilhelm Zimmermann in Graz, die Kirchen und Schulen auf ihren Gütern zu visitieren. Erster Pfarrer war um 1610 Magister Georg Horn. Er stammte aus Rothenburg und kam auf Empfehlung des Pfarrers von Hernals, Johann Sartorius, nach Neuhaus. Von dort verdrängten ihn 1615 die Kalviner, "deren Liedlein er nicht singen wollte". Vorübergehend war er in Oberpetersdorf tätig und kam schließlich an die Pfarre Wolfs. 1618 ist Claericus Joachim, 1629 Wilhelm Winter und 1629 Serenyi Georg als Pfarrer bekannt. Claericus wurde vom steirischen Adel besoldet und taufte dessen Kinder, Winter, ein Franke, entschuldigte seine Nichtteilnahme an der kalvinischen Generalsynode in Körmend mit Krankheit. Er war später in Kärnten als Wanderprediger unterwegs, u.a. in Friesach, St. Veit, KLagenfurt und hatte großen Zulauf. 1634 wurde Johann Janko berufen. Der gebürtige Iglauer war bis 1652 Hofprediger der gräflichen Familie Batthyany. Sein Nachfolger als Hofprediger war bis 1640 Magister Martin Neubauer. Als Lehrer sind in dieser Zeit Heinrich Blasik und Friedrich Reb belegt. Die Visitation Kazos im Jahre 1698 ergab, dass von 346 Neuhausern nur 28 katholisch waren. In Bonisdorf kamen auf 66 Evangelische 6 Katholiken, in Kalch auf 88 Evangelische 13 Katholiken.
Nach dem Toleranzpatent schlossen sich die Evangelischen zunächst Eltendorf an´, das schon 1783 evangelische Pfarre wurde. 1792 wurde die evangelische Pfarrgemeinde Neuhaus gegründet und die Kirche 1794 gebaut.Graf Maximilian Batthyany spendete den Grund für Kirche, Pfarrhaus und Schule. 171 evangelische Familien schlossen sich an, davon 47 in Neuhaus, 11 in Krottendorf, 2 in Bonisdorf, 1 in Kalch und 37 in Mühlgraben. 1784 wurden Pfarrhaus und Schule eingeweiht. 1801 wurde der Turm errichtet. 1839 wurde sie vergrößert. Auch das Pfarrhaus wurde 1865 vergrößert und 1875 ein Wirtschaftsgebäude - später als Gemeindesaal genutzt - errichtet. 1961/2 wurde das Wirtschaftsgebäude unter Pfarrer Gibiser zum Gemeindehaus umgebaut. 1981 wurde die Kirche saniert und 1988 im Inneren renoviert. Die umfassende Sanierung des Pfarrhauses und der Zubau eines neuen Gemeindesaals wurden 2007 abgeschlossen. Das Pfarrgebiet von Neuhaus umfasst das gesamte Gebiet südlich der Raab mit etwa 1300 Evangelischen.Zur Pfarre gehören Minihof-Liebau, Welten, St. Martin und Jennersdorf. Eine Tochterkirche besteht in Minihof - Liebau, eine Predigtstation in Jennersdorf. Der Glockenturm in Kalch stammt aus dem Jahre 1830, die Ortskapelle wurde 1822 errichtet. 1913 wurde in Kalch eine eigene Volksschule errichtet. von den evangelischen Pfarrern seien Wilhelm Leopold Artner (1792-1802), Samuel Klement (1810 - 1834), Josef Tomka ( 1834-1870), Paul Fabry 1898-1921) Matthias Gritsch (1927-1932) und Hans Gamauf (1934-1950) erwähnt.
Um 1690 wurde die katholische Pfarre von Adam Batthyany erneuert. Erster katholischer Pfarrer war Kaspar Sop, 1694 folgte Michael Xaver Redrovicz. Der Visitationsbericht erwähnt 1698 ein Pfarrhaus und eine Schule, aber keinen Lehrer. 1713 bis 1740 war Johann Georg Aschenbrenner Pfarrer. Die Kirche - dem Hl. Stephan geweiht - stand mitten im alten Friedhof und war sehr baufällig. Der Neubau war durch eine Stiftung Adams II. Batthyany möglich. Nach seinem Tod entzogen die herrschaftlichen Beamten jedoch dem Pfarrer die Unterstützung. Graf Sigismund Batthyany stellte jede Unterstützung ein. Die Visitation von 1698 zeigte, dass die Bevölkerung noch immer überwiegend evangelisch war. Auf 318 Evangelische kamen in Neuhaus nur 28 Katholiken. Die neue Kirche war in diesem Jahr noch im Bau. Im 18. Jahrhundert entstand das Obergeschoss des Kirchturmes mit dem Zwiebelturm-. Es war schwierig, für die arme Gemeinde einen Pfarrer zu finden. 1713 fand erneut eine Visitation starr, 1714 eine Mission des Kapuziners Johann Anton de Lucca. Unter Pfarrer Anton Pöltinger wurde ein neuer Pfarrhof gebaut.
1842 lebten in Neuhaus 347 Katholiken und 306 Evangelische, in der ganzen Pfarre 1222 Katholiken und 1193 Evangelische. Zu den katholischen Filialgemeinden gehörten Krottendorf, Mühlgraben, Liebau, Tauka und Bonisdorf. Unter Pfarrer Franz Brabetz (gest. 1886) kam es zu einem Konflikt mit einem Angehörigen der Familie Batthyany wegen der Entführung einer Bauerntochter. 1900 gab es 397 Katholiken, 444 Evangelische und 4 Juden. Karl Höbe war Pfarrer während der Rätezeit. In den Matriken vermerkte er: "Die treibenden Kräfte sind Juden. Die Lehrer werden durch höheres Gehalt angelockt. Anhänger des Kommunismus sind die Faulen unter den Arbeitern, Tüchtige werden hingerichtet, die Religion aus dem Leben entfernt."
Die Zahl der Katholiken ging zurück, noch stärker aber die der Evangelischen. 1910 wurden 372 Katholiken und 421 Evangelische sowie vier Juden gezählt, 1934 396 Katholiken und 386 Evangelische. 1922 wurde der Friedhof erweitert, 1969 ein neuer Pfarrhof errichtet. 1964 -66 und 1970 - 1978 wurde die Pfarrkirche restauriert.
Schulen
In Neuhaus bestanden konfessionelle Volksschulen, die auch von den Kindern der Nachbargemeinden besucht wurden. 1938 wurden die konfessionellen Schulen verstaatlicht, die Schulgebäude wurden weiter benützt.1953 - 1957 wurde in Neuhaus eine neue vierklassige Volksschule mit zwei Lehrerwohnungen gebaut. 1959/60 wurde in Mühlgraben ein zweiklassiges Schulgebäude in Verwendung genommen. Die Kinder von Bonisdorf besuchten bis 1912 die Schule in Neuhaus. 1912 wurde eine eigene Volksschule eröffnet. 1961 wurde diese Schule umgestaltet und ein Zubau mit einer Lehrerwohnung errichtet. Der Lehrer Leo Höbaus wurde von den Jugoslawen abgesetzt. 1966/67 wurde die einklassige Volksschule in Bonisdorf aufgelassen, die Kinder wurden in Neuhaus eingeschult. Die Kinder aus Kalch besuchten bis 1910 die Schule in Neuhaus. 1913/14 wurde eine einklassige Schule mit einer Lehrerwohnung gebaut. Da die Schülerzahl stark anstieg wurde eine zweite Klasse eingerichtet, ein Lehrerwohnhaus gebaut. Später wurde die Schule wieder einklassig. Auch in Neuhaus ging die Schülerzahl stark zurück, wegen der eigenen Schule in Mühlgraben und wegen der Errichtung der Hauptschule. Eine Sonderschule wurde eingerichtet.
1967/68 wurde der Hauptschulunterricht aufgenommen, zunächst in der Gemeinde, dann mit räumlichen Übergangslösungen in den beiden kirchlichen Gebäuden und in einem Kaufhaus. 1972 wurde mit dem Neubau der Hauptschule begonnen. 1975 konnte das neue, neunklassige Hauptschulgebäude bezogen werden. 1975 wurde die Schule "Integrierte Gesamtschule". 1977 wurde als Expositur von Jennersdorf eine Musikschule eingerichtet.