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Entwicklung des Ortsnamens

1321 Heureb; 1360: Hwrs; 1368: Horb; 1589: Hiermb; 1626: Hyrem; 1675: Hierm; 1846: Hirm; offizieller ungarischer Ortsname vor 1921: Félszerfalva     

Der Ortsname wird aus dem mittelhochdeutschen hurwe = Kot, Schmutz abgeleitet

 

Urgeschichte

1930 wurden Tonscherben aus der Badener Kultur (Jungsteinzeit) gefunden. Aus der Brpnzezeit wurden beim Bau der Straße S31 im Jahre 1977 mehrere Brandflachgräber aus der späten Urnenfelderzeit zerstört.

 

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1321. Das Dorf Heureb des Lypoldus wird als nördlicher Nachbarort von Stöttera genannt. Bis ins 15. Jahrhundert blieb das Dorf im Besitz dieser Familie, die vermutlich zu den ritterlichen Gefolgsleuten der Mattersdorf-Forchtensteiner gehörte. Sie besaß in Hirm vermutlich einen Edelhof. 1361 wird ein Stephanus, Sohn des Johannes de Horb, genannt. Als königliche Gefolgsleute werden 1426 Gaspar de Hwrber und Stephanus Hwrber de Hwrem genannt. Nach 1433 verschwindet der Ort aus den Urkunden, er dürfte verödet sein.

 

Frühe Neuzeit

Der Ort wurde im 16. Jahrhundert wiederbesiedelt und befand sich damals im Besitz der Kleinherrschaft Petlau mit Sitz in Sigleß. 1589 wird Hirm als Besitz des Freiherrn von Rappach genannt, Inhaber der Petlau. 1594 gab es zehn Ganzlehner, deren Namen auf eine Herkunft aus den umliegenden Dörfern schließen lassen. Unter ihnen findet sich nur ein kroatischer Name. Während der Kriegsjahre 1605 und 1620 dürfte der Ort stark gelitten haben. 1627 besaß Johann Christoph Urschenbeck, Inhaber der Petlau, in Hirm nur mehr sieben Ansässigkeiten. 1527 wurde er von Nikolaus Esterházy enteignet. Die Petlau und damit auch Hirm wurden der Grafschaft Forchtenstein angegliedert. 1801 wurde der Ort der Herrschaft Pöttsching, 1828 wieder Forchtenstein angeschlossen.

Nach dem Urbar von 1675 gab es in Hirm ein Dreviertellehen, 15 Halblehen, 5 Viertellehen, 1 Achtellehen und 6 Söllnerhäuser, ein Halterhaus und eine Gemeindeschmiede. In den Türken- und Kuruzzenkriegen, durch Seuchen und Viehseuchen hat der Ort sicher schwer gelitten. Konkrete Nachrichten fehlen allerdings. 1762 wurde im Dorf eine Kapelle zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit errichtet. Einmal im Jahr wurde eine Prozession von der Pfarrkirche in Kleinfrauenhaid zu dieser Kapelle durchgeführt.

Nach dem Maria Theresianischen Urbar von 1767 gab es 27 Sessionsbauern und 5 Söllner mit insgesamt 32 Häusern. Bis zur Volkszählung von 1784/87 wuchs der Ort nur unwesentlich auf 34 Häuser, 37 Familien und 220 Personen. Hochwässer richteten immer wieder schwere Schäden an, etwa 1831, als 19 Häuser beschädigt wurden. 1828 hatte der Ort 40 Häuser und 309 Einwohner. Die Volkszählung 1850 ergab 37 Häuser, 51 Wohnpartien. 240 Personen waren Deutsche, 2 Magyaren und eine Kroate. Alle Einwohner waren katholisch.  Der Ort hatte 1850 nur ein kleines Weinbaugebiet von über 6 Joch, der Wald in der Größe von 82 Joch lag auf Pöttschinger Hotter. 1853 gab es neben den Bauern und Söllnern 4 Fruchthändler, 1 Kräuterhändler und 1 Schmid.

 

19. Jahrhundert, Bau der Zuckerfabrik

1848/49 waren Einquartierungen, Fuhr- und Vorspanndienste zu leisten, 1849 brach eine Choleraepidemie aus, der auch in Hirm viele Personen zum Opfer fielen. 1855 wurde Hirm dem Bezirksnotariat Antau angeschlossen (1860 aufgelassen, der Schullehrer übernahm wieder die Aufgaben des Notärs).  1871 wurde das Kreisnotariat Krensdorf errichtet, zu dem auch Sigleß und Hirm gehörten. 1856 wurden die Katastralvermessung und die Grundbuchanlage abgeschlossen. 1862 wurde die Grundablöse mit der Herrschaft geregelt. Der Grundherrschaft verblieben nahezu 100 Joch mit einem Meierhof, der verpachtet wurde. 1881 wurde eine eigene Dorfschule gebaut, die 1908 wegen des starken Ansteigens der Schülerzahl vergrößert werden musste. 1885 erhielt Hirm ein Postamt. 1898 wurde, nachdem die Kapelle ausgebrannte, eine Kirche gebaut. 1890 wurde der Freiwillige Feuerwehrverein gegründet, Obmann war der Zuckerfabrikant Daniel Rothermann.

Wahrscheinlich noch im 18, Jahrhundert entstand der herrschaftliche Schafhof, Daraus entwickelte sich der Meierhof. 1848 bot Ökonomierat Leidenfrost, der den Meierhof gepachtet hatte, an, Zuckerrüben anzubauen. Das Angebot nahmen Angestellte der Wr. Neustädter Zuckerrohrraffinerie an: Daniel Rothermann, der technische Leiter, der Buchhalter Ignaz Hartig, der administrative Direktor Ernst Bauer und der Maschinenmeister Conrad Patzenhofer. Sie beschlossen, in Hirm eine kleine Zuckerfabrik zu errichten.

Entscheidend für die weitere Ortsentwicklung wurde der Bau der Zuckerfabrik Hartig & Rothermann im Jahre 1850. Im Jahre 1900 lebten nur mehr etwa 20 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft, hingegen 65 % von Gewerbe und Industrie. Die Zuckerfabrik verarbeitete 1852/53 schon 60 000 bis 70 000 Zentner Rüben und beschäftigte 50 ständige und in der Kampagne 1852/53 200 Saisonarbeiter. Nach drei Kampagnen schied Parzenhofer aus und gründete die Siegendorfer Zuckerfabrik. 1855 bauten die Besitzer der Zuckerfabrik eine Spiritusbrennerei, die eine der größten ganz Ungarns wurde,  ein Magazin  und Stallungen. In der Fabrik wurden auch eine Dampfsäge, eine Dampfmühle und eine Kalkbrennerei eingerichtet.  1858 wurde die Brücke über den Hirmerbach neu gebaut. In den 1880er Jahren wurde ein Schienenstrang zum Bahnhof Wulkaprodersdorf verlegt. Zuvor wurden Rüben und Zucker mit Pferdefuhrwerken trabsportiert. Vor dem Ersten Weltkrieg verarbeitete die Fabrik 6000 bis 7000 Waggon Rüben und produzierte 1400 Waggon "weiße Ware" . Von den  Rüben kamen etwa 3000 Waggon aus der eigenen Landwirtschaft, die übrigen wurden zugekauft, überwiegend in der Raabau.  1914 errichtete die Zuckerfabrik ein Krankenhaus mit 10 Betten.

 

Anschluss an Österreich und Erste Republik

Der Großteil der Bevölkerung war für den Anschluss an Österreich. Mitte November 1918 wurde auch in Hirm ein Deutscher Volksrat gegründet.

Für die Zuckerfabrik, ihren Einzugsbereich und auch ihren Absatz hatte der Anschluss aber auch gravierende negative Folgen. 1921/22 wurden nur mehr 115 Waggon Weißzucker produziert, die Rüben kamen nun von den eigenen Gütern und aus der Umgebung. Die Zulieferungen aus Ungarn blieben ungewiss. Später entwickelte sich die Zuckerfabrik günstig. 1935 wurde ein 75 m hoher Fabriksschlot errichtet. Die Kampagne dauerte aber nur etwa 10 Wochen. Sie war für viele Familien die einzige Verdienstmöglichkeit. Auf die Gemeindefinanzen wirkte sich die Fabrik überaus günstig aus. Die Körperschaftssteuer kam zu 80 % der Gemeinde Hirm zugute.

Die ersten Nachkriegsjahre waren durch Lebensmittel- und Wohnraumnot gekennzeichnet. Das Armenhaus musste adaptiert werden. Die Gemeinderatswahl von 1923 zeigte die große Bedeutung der Sozialdemokratie im Ort, die bis 1934 dominierte und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre frühere Stärke zurück gewann. 1923 entfielen auf die Sozialdemokratie 336 Stimmen und 8 Mandate, auf die Christlichsozialen 91 Stimmen und 2 Mandate. Bürgermeister wurde Karl Geiswinkler (SP). 1927 bekam die SP 405 Stimmen, die CsP nur 88. 1928 kam es zu einem Konflikt im Gemeinderat um die Verpachtung des Gemeindegasthaus. 1929 trat Bürgermeister Josef Kremsner zurück, Josef Schappelwein wurde Bürgermeister.  1931 erhielt die SP 411 Stimmen und 12 Mandate, die CsP 57 Stimmen und 1 Mandat. Bürgermeister wurde Stefan Schappelwein. 1934 verloren die 12 sozialdemokratischen Gemeinderäte ihr MandatDie Landesregierung bestellte einen Gemeinderat, der Stefan Schappelwein zum Gemeindeverwalter bestellte. 1934 wurde ein Freibad eröffnet. 1935 wurde durch die Landesregierung ein neuer Gemeindetag bestellt, der Josef Löffler zum Bürgermeister wählte.  1937 wurde die renovierte Ortskirche eingeweiht. 1937 errichtete der Konsumverein Hirm einen modernen Neubau.

1938 stimmten alle 637 Wahlberechtigten für den Anschluss an das Deutsche Reich. Landeshauptmann Portschy bestellte Josef Schappelwein jun.  zum Gemeindeverwalter.

Im März 1945 war eine starke SS - Einheit in Hirm stationiert. Der Ort wurde von russischen Tieffliegern angegriffen, Bomben abgeworfen und aus Bordwaffen beschossen. Der Aufforderung, den Ort zu verlassen, folgten nur etwa 10 Familien, vor allem die Beamten der Fabrik. Am Ostersonntag 1945 besetzten russische Panzer kampflos den Ort. Es kam auch in Hirm zu Gewalttätigkeiten an der Bevölkerung. Alle Männer und Frauen zwischen 16 und 60 Jahren wurden zur Zwangsarbeit nach Wr. Neustadt gebracht. Als besonders belastend erwies sich die UNterbringung von 2000 bis 3000 Ostarbeitern. Die Ortsbevölkerung musste in Kellern und Schuppen hausen. In der Fabrik, die komplett ausgepündert wurde, wurde eine Gemeinschaftsküche eingerichtet.

 

Nachkriegszeit

Die Fabrik war in den Nachkriegsjahren dem Verfall preisgegeben. Sie blieb bis zum Abzug der Besatzungsmacht in den Händen der Russen (USIA). In der Villa Rothermann wurde eine russische Kommandostelle eingerichtet. 1945 setzten die Russen Josef Löffler , zusammen mit Stefan Schappelwein als Bürgermeister ein. Sie mussten auf Drängen der Kommunisten zurücktreten und Franz Zaglitsch wurde Bürgermeister. Als dieser gegen die Übergriffe und Plünderungen auftrat wurde er erschossen. Die Russen setzten Alfred Wagentristl (SPÖ) und bald darauf Josef Koch (KPÖ) als Bürgermeister ein. Die Gemeindekanzlei war zunächst im Gemeindewirtshaus, dann in der Volksschule untergebracht. In der Gemeinderatswahl von 1950 erhielt die SPÖ 425 Stimmen und 11 Mandate, die ÖVP 86 Stimmen und 2 Mandate, die KPÖ 30 Stimmen und kein Mandat. Stefan Schappelwein wurde Bürgermeister.

Die ersten Nachkriegsjahre waren durch Reparaturarbeiten an Straßen, Brücken, Gebäuden und am elektrischen Leitungsnetz gekennzeichnet.. 1953 wurde ein neues Gemeindeamt eröffnet, die Schule auf drei Klassen erweitert, 1954 eine Außenrenovierung der Kirche durchgeführt. In der Gemeinderatswahl von 1954 erhielt die SPÖ 428 Stimmen und 10 Mandate, die ÖVP 80 Stimmen und zwei Mandate. Die Kommunisten erhielten mit 44 Stimmen ebenfalls ein Mandat. 1955 wurde das Gemeindegasthaus umgebaut und ein Saal errichtet. 1955 wurde das Gelände der Zuckerfabrik von der Besatzungsmacht der öffentlichen Verwaltung übergeben. Das Ziel der Gemeinde war die Reindustrialisierung. 1958 fanden Gemeinderatswahlen statt. Die SPÖ erhielt 382 Stimmen und 11 Mandate, die ÖVP 87 Stimmen und 2 Mandate. Johann Resch wurde Bürgermeister. 1958/59 wurden Straßen instand gesetzt und der Bau der Wasserleitung begonnen, Die Gemeinde kaufte ein Haus und Grund aus dem Areal der Zuckerfabrik. Ab 1961 begann der Ausbau der Ortskanalisation. 1962 siedelte sich eine Kleiderbügelfabrik an. In der Gemeinderatswahl 1962 änderte sich nur wenig, der Mandatsstand blieb gleich und Resch weiterhin Bürgermeister. Auch 1967 änderte sich wenig. Neuer Bürgermeister wurde Karl Mangold, Vizebürgermeister Georg Puhm.1964 begannen die Aufschließungsarbeiten für die Gummi- und Kunststofferzeugung des Ing. Erwin Mach. 1965 wurde das Gemeindegasthaus an den bisherigen Pächter verkauft. Die wichtigste kommunale Aufgabe war der Ausbau des Kanalnetzes. 1970 schloss die Gemeinde einen Vertrag mit der Firma Hardtmuth, (Koh-i-Noor, heute Cretacolor), der ein großes Industrieareal zur Verfügung gestellt wurde, ebenso eine Vereinbarung mit der Firma Witzmann zur Errichtung eines Plastikbetriebes. Weitere Betriebsansiedlungen  waren Myrtle Mill, heute "Österreichische Kuvertindustrie, und Heinrich Sachs KG (Sax).

1971 erfolgte der zwangsweise Zusammenschluss mit Antau. In Antau wurde dagegen heftiger, zunächst aber vergeblicher Widerstand geleistet. Sitz der neu geschaffenen Gemeinde Hirm-Antau war Hirm.Erst 1991 wurden die beiden Ortsteile wieder getrennt und zwei selbständige Gemeinden. Es erfolgte der Beitritt zum Abwasserverband Wulkatal und der weitere Ausbau der Kanalisation sowie die Wulkaregulierung. In Kleinfraauenhaid wurde eine Leichenhalle errichtet. 1975 wurde Georg Puhm zum Bürgermeister gewählt. Georg Puhm blieb bis 1989 Bürgermeister.

In der Gemeinderatswahl von 1997 erreichte die SPÖ 85,9. 2002 sogar 92,4 % der Stimmen. Die ÖVP kandidierte nicht. Die FPÖ bekam 1997 14,1 %, 2002 7,6 %.  Bürgermeister wurde in der Direktwahl Aufner. 2007 und 2012 verlor die SPÖ ihre absolute Mehrheit. (47, 7 und 46,2 %), die ÖVP bekam 43,1 und 42,1 % der Stimmen. Neben den Freiheitlichen traten auch die Grünen und die Bürgerliste Burgenland an. Ab 1989 war Alfred Schreiner Bürgermeister. Seit 1997 ist Inge Posch- Gruska Bürgermeisterin.

 

Kirche

Hirm gehörte zur Pfarre Kleinfrauenhaid  und leistete dem dortigen Pfarrer und Schulmeister Abgaben und Robot. 1740 wurde eine Kapelle im Dorf erbaut, 1762 erneut eine Kapelle mit einem freistehenden Glockenturm und zwei Glocken. 1897 brannte die Kapelle aus, 1898 wurde eine neue Kirche gebaut. Die Industriellen Rothermann, Hartig und Bauer finanzierten zwei Drittel des Baues. Der Großteil der Bevölkerung des Industrieortes war kirchenfern. 1930 wurde eine Hausmission der Redemptoristen durchgeführt, 1942 eine eigene Seelsorgestelle eingerichtet. Unter Pfarrer Furtner (1953-1960) wurden zwei Fabrikshäuser gekauft  und ein Pfarrhof und ein Pfarrheim eingerichtet. Schließlich wurde Hirm wieder von Kleinfrauenhaid aus betreut. Auch die Schule befand sich in Kleinfrauenhaid. Ab 1831 wurde während des Winters in Stöttera Schule gehalten, seit den 1870er Jahren wurden die Kinder bei Schlechtwetter zeitweise im Gemeindegasthaus unterrichtet. 1881 wurde eine einklassige Volksschule gebaut, die 1896 selbständig wurde. 1908 wurde das Gebäude bei stark wachsender Schülerzahl aufgestockt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren im Schulgebäude zunächst Sowjetsoldaten einquartiert, die Schule wurde verwüstet. Wieder wurde im Gemeindegasthof unterrichtet. Erst 1960 war das Schulgebäude wieder vollständig benutzbar.

 

Bevölkerungsentwicklung

 Jahr Einwohner 
 1842 271 
 1863  324
 1869  455
 1880  575
 1894  640
 1900  729
 1910  831
1924 907
1934 978
1946 910
1961 833
1971 798
1981 810
1991 843
2001 907
2011 958

 

 

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Quellen

  • Landestopographie, Band III - Bezirk Mattersburg, 2. Teilband