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Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich die erneuerte katholische Kirche überall im Land durchgesetzt. Jesuitenmissionen, zahlreiche neue Klöster, Marienheiligtümer, Wallfahrten, eine verbesserte Priesterausbildung, ganz besonders aber die Rekatholisierung der großen Magnatenfamilien, allen voran der Esterházy, der Nadasdy und der Batthyány, hatten den Protestantismus in die Defensive gedrängt, auch wenn es noch Jahrzehnte dauerte, bis die letzten Reste verschwanden. Nur dort, wo diese Rekatholisierung später einsetzte wie etwa in der Herrschaft Kobersdorf oder weniger nachhaltig betrieben wurde wie in den südburgenländischen Batthyany - Herrschaften konnte der Protestantismus überleben.  Anders als im übrigen Österreich gab es noch immer Möglichkeiten, evangelische Gottesdienste zu besuchen, in den Artikularkirchen oder auch in Ödenburg, dessen Stadtdörfer überwiegend evangelisch blieben (Mörbisch, Loipersbach). Die Ausübung evangelischer Hausandachten war weiterhin möglich, auch wenn großer Druck von Seiten der katholischen Kirche ausgeübt wurde. Die Evangelischen mussten allerdings die Dienste der katholischen Pfarrer in Anspruch nehmen und ihnen auch die entsprechenden Abgaben und Stolgebühren leisten. Sie hatten viele Nachteile in Kauf zu nehmen, etwa durch das Verbot, evangelische Richter zu wählen, evangelische Bürger in den Zünften aufzunehmen usw.  Umso erstaunlicher ist es, dass sie über ein Jahrhundert bis zum Toleranzedikt bei ihrem Glauben blieben.

Das 18. Jahrhundert war die Zeit des siegreichen Katholizismus, der Türken und protestantische "Ketzer" überwunden hatte. Überall im Lande wurde dieses neue Selbstverständnis demonstriert, bei Fronleichnamsprozessionen oder Wallfahrten, im Baue der zahlreichen Barockkirchen und Klöster. Mit Hilfe und unter Förderung vor allem der Esterházy entstanden die vielen neuen Marienheiligtümer. Neue Klöster der Franziskaner entstanden in Eisenstadt, in Güssing, in Wimpassing und in Frauenkirchen, die Serviten wurden in Stotzing - Loretto und Forchtenau angesiedelt, die Augustinereremiten in Lockenhaus. Benediktiner aus Lambach übernahmen Kleinfrauenhaid und die Zisterzienser erhielten ihre früheren Klöster in Klostermarienberg und St. Gotthard zurück. Die Paulinerklöster hatten die Reformation nicht überlebt. Nun entstand ein neues Kloster in Neusiedl am See. In Landsee wurden Kamaldulenser angesiedelt. In Eisenstadt gründete Paul Esterházy für seine Tochter ein Kloster der Augustinerinnen, das zu einem Kloster meist hochadeliger Damen wurde. Zentren der barocken Marienverehrung waren Frauenkirchen, Eisenstadt und Loretto, wo prächtige barocke Kirchen gebaut wurden. Daneben gab es noch zahlreiche weitere kleinere Stätten der Marienverehrung, die zumeist auch Ziel von Wallfahrten waren. Die Marienverehrung wurde besonders von den Esterházy und von Bischof Franz Zichy ( 1743 - 1783) gefördert.

Besondere Monumente barocker Frömmigkeit sind die Kalvarienberge, darunter die einzigartige Anlage in Fertöszeplak (Schlippach am See). Neben der barocken zweitürmigen Kirche erheben sich der Kalvarienberg der Passion Christi  und der "Herz Jesu Kalvarienberg". Die Kirche ließen ab 1728 Georg II. Szechenyi und sein Sohn Sigmund gegenüber dem Schloss errichten. Das Schloss hatte Georg I., Primas von Ungarn, 1678 von Paul I. Esterházy im Pfandweg erworben.Georg I. war einer der Hauptträger der katholischen Restauration. Er war Schüler und Nachfolger Peter Pazmanys, Domherr in Gran und Bischof mehrerer Diözesen, 1685 Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn.Georg Szechenyi war der Gründer von sechs Jesuitenkollegien, darunter die in Raab und Güns. Er war es, der den Orden ins Land holte. Er stiftete Klöster der Franziskaner, Dominikaner, Serviten, Pauliner, Kapuziner und Augustiner und Frauenkonvente der Ursulininnen und Klarissen.Paul Szechenyi, der Bruder Georgs II., trat in Wandorf in den Paulinerorden ein, wo er angeblich schon 1667 einen Kalvarienberg errichten ließ. Die zweite Gemahlin von Sigmund, Barbara Barkóczy, soll die Initiatorin des Herz-Jesu -Kalvarienberges gewesen sein, vielleicht nach dem Tod ihrer vier Kinder. 1737 wurde die Anlage errichtet, 1768 erweitert. In den 1960er Jahren wurde die Anlage restauriert. Paul I. Esterhazy ließ den Kalvarienberg in Eisenstadt 1701-1705 bauen. Auch in Frauenkirchen entstand ein Kalvarienberg.

Besonders bemerkenswert ist der Eisenstädter Kalvarienberg bei der Bergkirche. Es sind künstlich gebildete Grotten aus Quadersteinen, mit vielen Kreuzwegstationen. Hier sind es über 20, da man hier u.a. auch Szenen aus dem Leben Marias dargestellt hat. Die Künstler - Franziskanermönche - sind namentlich unbekannt. Aufgrund seiner lebensechten, packenden, barocken Gestaltung  gilt er als einzigartig und wurde bald zum Ziel riesiger Pilgerscharen. In der Barockzeit gab es jährlich 125 Prozessionen, 1711 etwa wurden an 450 000 Gläubige die Heilige Kommunionen gespendet. Insgesamt sind  260 Holz- und 60 Steinfiguren, 10 Kapellen und 18 Altäre zu sehen. Durch Gänge und Treppen sind die Stationen untereinander verbunden.  Die lebensgroßen Figuren sind grell bemalt, oft in pathetisch übersteigerter Gebärde. In der Zeit des Josefinismus und der Aufklärung ging dann die Bedeutung der Kalvarienberge stark zurück. Prozessionen waren nur mehr an Karfreitagen möglich.  Es folgte ein langsamer Verfall. Erst  Mitte des 19. Jahrhunderts erfolget eine Renovierung.

Eine wesentliche Änderung in der Kirchenorganisation brachte die Gründung des Bistums Steinamanger im Jahre 1777. Das Komitat Eisenburg, also das heutige Südburgenland, kamen zum Bistum Steinamanger. Erste Pläne zur Errichtung der Diözese bzw. zur Teilung der sehr großen Diözese Raab gab es schon unter Karl VI., zumal der Raaber Bischof schon sehr alt und seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen war. Dieser starb jedoch 1743 und Graf Zichy gelangte im Alter von 42 Jahren auf den Bischofsstuhl. Erst 1777 wurde dann die neue Diözese gegründet. Sie umfasste 144 Pfarren, wovon 117 früher zu Raab, 11 zu Veszprem und 16 zu Agram gehörten. Finanziell war das Bistum noch schwach ausgestattet, da man zu Lebzeiten Zichys in die alten Rechte Raabs nicht eingreifen wollte. Erster Bischof von Steinamanger wurde Dr. Johann Szily, Mitglied des Raaber Domkapitels. Das alte Kollegiatskapitel von Eisenburg, das wegen der Türkengefahr nach Steinamanger verlegt worden war, wurde zum Domkapitel umgestaltet. Die Gründung eines eigenen Priesterseminars wurde unter Josef II. durch die Einrichtung eines Generalseminars in Pest mit Filiale in Pressburg verzögert. In Steinamanger entstand eine bischöfliche Residenz und in der Zeit von 1791 bis 1821 die Domkirche gebaut.

Im 16. und 17. Jahrhundert hatte die katholische Kirche vor allem unter dem Mangel an geeigneten Priester gelitten. Die Klosterratsakten geben davon ein beredtes Zeugnis. Nun sorgten die neuen Priesterseminare in Raab, aber auch in Wien und in Rom für geeignete Priester. Auffallend ist der überaus hohe Anteil an Kroaten im Priesterberuf.

Das Jahrhundert des Barockkatholizismus endete mit den Reformen unter Josef II. im Geiste der Aufklärung. Der Jesuitenorden wurde 1773 aufgelöst, das Wallfahrtswesen wurde eingeschränkt und viele religiöse Bräuche und Feiertage abgeschafft.  Zahlreiche Klöster wurden auch auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes aufgelöst, alle jene, die sich nicht mit Erziehung, Krankenpflege oder Seelsorge beschäftigten. 1782 wurde das Kamaldulenserkloster von Landsee geschlossen, das Gebäude begann zu verfallen. Noch im gleichen Jahr folgte das Kloster der  Augustinerinnen in Eisenstadt, 1785 das Paulinerkloster von Neusiedl s. S., 1787 die Servitenklöster von Loretto und Stotzing, die Minoriten von Wimpassing und die Franziskaner von Eisenstadt - Oberberg. Auch alle Einsiedeleien wurden aufgehoben. Die Mönche fanden entweder in der Seelsorge Beschäftigung oder ließen sich auf Staatskosten pensionieren. Gefördert wurden hingegen jene Orden, die sich für Staat und Gesellschaft als "nützlich" erwiesen wie etwa die Piaristen und die Barmherzigen Brüder. 1760 wurde der Konvent der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt von Paul Anton Esterházy gestiftet. Das Stiftungskapital war beträchtlich. Zur Zeit der Stiftung war die Kapelle des Spitals bereits vorhanden. Ursprünglich standen nur acht Spitalsbetten für Esterhazyache Untertanen zur Verfügung. Bald wurde das Spital aber ausgebaut. Armenstiftungen wurden in verschiedenen Orten, etwa in Rechnitz oder in Nickelsdorf eingerichtet.

Den  Klosteraufhebungen standen zahlreiche Neugründungen von Pfarren gegenüber, 7 in der Diözese Raab und 16 in der Diözese Steinamanger (auf heute burgenländischem Gebiet). Schon in der Zeit Maria Thersias wurden neue Pfarren errichtet. Die meisten entstanden in der Regierungszeit Josefs II. (1780 - 1790) und in den Jahren danach. 1750 bestanden 124 Pfarren, bis 1830 kamen 23 hinzu. Pfarrgründungen gab es in Deutsch Schützen (1741), St. Martin in der Wart (1755), Halbturn (1768), Oberloisdorf (1770) Unterrabnitz (1772) und Edelstal (1774).  Anstelle der aufgelösten Klöster übernahmen Weltpriester die Pfarren Loretto, Stozing und Wimpassing, Landsee und Eisenstadt - Oberberg. Sigleß und Oberrabnitz wurden in den Rang von Pfarren erhoben. Sigleß wurde 1787 von der Pfarre Krensdorf gelöst und zunächst eine Lokalkaplanei, 1808 eine eigene Pfarre. Die Kirche gab es schon 1713. Oberrabnitz wurde 1807 eigene Pfarre mit der Filiale Karl. In Maria Bild wurde 1787 eine neue Pfarre eingerichtet, 1791 eine Pfarrkirche gebaut. In Hagensdorf wurde ebenfalls eine neue Pfarre errichtet. Im 17. Jahrhundert gab es dort schon eine Pfarre, die dann Filiale von Heiligenbrunn wurde. Die uralte, vor 1418 erbaute Kirche wurde 1788 abgetragen und mit dem Material eine neue Kirche gebaut. Luising wurde Filiale von Hagensdorf. Deutsch Tschantschendorf war im Mittelalter eine eigene Pfarre mit einer Marienkirche. 1788 wurde der Ort zu einer neuen Pfarre erhoben, mit Kroatisch Tschantschendorf, Tudersdorf und Tobay als Filialen, 1807 erfolgte der Neubau der Kirche. In Moschendorf wurde 1773 eine Rosalienkapelle errichtet, Dominikaner besorgten die Seelsorge. 1808 wurde der Ort eine selbständige Pfarre. Olbendorf löste sich 1788 von Bocksdorf, einige Augustinermönche aus Lockenhaus waren die Seelsorger. 1794 wurde auch hier die alte Kirche abgetragen und eine neue errichtet. 1807 erfolgte die Erhebung zu einer selbständigen Pfarre. Stinaz wurde von Stegersbach aus betreut. 1818 wurde eine neue Kirche geweiht. Seit 1790 bestand eine Ortskaplanei. 1789 wurde die bereits im Mittelalter bestehende, dann Kukmirn angeschlossene Pfarre von Gerersdorf bei Güssing neu errichtet, 1811 die Kirche neu gebaut. Filialen wurden Rehgraben, Steingraben und Sulz. Auch Kirchfidisch war eine alte Pfarre. 1797 wurde sie von Mischendorf gelöst. 1740 wurde die alte Kirche erneuert. Litzelsdorf (früher bei Rotenturm) und Kemeten (bei Wolfau) wurden 1788 zur Pfarre Litzelsdorf vereinigt. 1809 wurde Kemeten mit einer neuen Kirche und einem neuen Pfarrhof eine selbständige Pfarre. Unterwart wurde 1797 Lokalkaplanei, 1804 Pfarre. 1770 wurde die Kirche gebaut. In Stadtschlaining wurde die katholische Pfarre 1806/07 neu errichtet. Weiden bei Rechnitz wurde 1808 selbständige Pfarre, 1819 wurde die neue Kirche gebaut. Grafenschachen, eine Filiale von Kitzladen, wurde 1790 mit den Filialen Kroisegg und Neustift an der Lafnitz Pfarre. Auch St. Kathrein wurde 1805 selbständige Pfarre mit Edlitz, Harmisch und Kroatisch Ehrensdorf als Filialen. Kogl gehörte zur Pfarre Pilgersdorf. Ein Lokalseelsorger wurde eingesetzt, die Oswald-Kapelle 1815 vergrößert und 1808 eine eigene Pfarre errichtet, mit Lebenbrunn und Redlschlag als Filialen. 1780 wurde Oberkohlstätten eigene Pfarre, mit den Filialen Unterkohlstätten und Glashütten bei Schlaining. In Piringsdorf wurde 1745 eine neue Kirche erbaut, 1752 gab es eine Lokalkaplanei.  Insgesamt wurde also das Netz katholischer Pfarrgemeinden wesentlich dichter.


 

 

 

 

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Quellen

Rittsteuer Josef: Kirche im Grenzraum. Eisenstadt 1968

Dirnbeck,Julius: Das Paulinerkloster in Schlining. Volk und Heimat 1982, Heft 3,S.12 f.

Mayer, Josef: Die Heilige Rosalia von Palermo. Volk und Heimat 1982, Heft 3. S.14-16

Mayer, Josef: Bildstöcke - Marfterl - Denkmäler Volk und Heimat 1982, Heft 3, S.18 - 23

Mayer Josef: Die Bildstöcke als Kronzeugen der Heimatgeschichte. Volk und Heimat 1984, Heft 4

 

 

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