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Die Eroberung des Alpenraumes beginnt unter Kaiser Augustus im Jahre 15. V. Chr. Drusus und Tiberius, die beiden Stiefsöhne des Kaisers, unterwerfen in raschen Kriegszügen den Westen, das heutige Vorarlberg und Tirol, wo die Provinzen Raetien und Vindelicien eingerichtet werden. Das mittlere Gebiet, das keltische Königreich Noricum, unterstellt sich ohne Widerstand der römischen Herrschaft. Wirtschaftlich ist es ja schon lange von Italien her erschlossen. Zu Noricum, das unter Kaiser Claudius Provinz wird, gehört damals wahrscheinlich auch das Gebiet des heutigen Burgenlandes und das Wiener Becken. Als viel schwieriger erweist sich die Unterwerfung der im Osten anschließenden Gebiete. Hier stoßen die Römer auf entschiedenem Widerstand und es dauert bis 9 n. Chr., bis auch das spätere Pannonien, zu dem auch der Ostteil des heutigen Niederösterreich und das heutige Burgenland geschlagen wird, endgültig unter römischer Herrschaft ist.

Der Nordteil des heutigen Burgenlandes wird im Jahrhundert vor Christus von den keltischen Boiern bewohnt. Sie trifft man auf ihren weiten Wanderungen in vielen Gebieten Mitteleuropas an. Ursprünglich in Böhmen (das nach ihnen benannt ist )beheimatet, zieht ein Teil von ihnen im Zuge der großen Wanderung des 4. Jahrhunderts über die Alpen. Sie lassen sich in Teilen der Emilia und in der Romagna nieder. Sie verdrängen die Umbrer und Etrusker. Ihre wichtigste Siedlung wird Bononia (Bologna), das früher etruskische Felsina. Sie sind über lange Zeit entschiedene Gegner der Römer, gegen die sie 183/82 und 238 bis 224 Krieg führen. Die rätselhaften germanischen Gaesaten (Speermänner) kommen ihnen von jenseits der Alpen zur Hilfe. 218 v. Chr. ersuchen die Boier Hannibal um Hilfe. Sie erobern Placentia. 193 v. Chr. werden sie von den Römern besiegt und werden gezwungen, einen Teil ihres Gebietes abzutreten. Aus einigen Stellen bei römischen Schriftstellern hat man geschlossen, daß sie nach Böhmen zurückkehrten. Nach heutigem Forschungsstand gilt dies jedoch als äuerst unwahrscheinlich. Die in Böhmen zurückgebliebenen Volksteile mußten in der ersten Hälfte der 1. Jahrhunderts unter germanischem Druck aus Böhmen weichen. Sie ziehen in das Karpatenbecken. 60 v. Chr. werden die Boier von den Dakern unter König Burrebista besiegt und zurückgedrängt, behaupten sich aber im ostösterreichisch – westungarischem Gebiet, wo wahrscheinlich der Burgberg von Preßburg ihr Stammeszentrum war. Sie fielen in das Königreich Norikum ein, können aber abgewehrt werden. Boier waren auch an der Wanderung der Helvetier nach Gallien beteiligt, die von Caesar zum Anlaß für den gallischen Krieg genommen wurde. Die Boier in Ostösterreich – Westungarn wurden nach der Eroberung des Gebietes durch die Römer wahrscheinlich mit begrenzter Autonomie einem praefectus ripae Danuvii unterstellt, der zugleich den Titel eines praefectus der Civitas Boiorum et Azalionum trug.

Schon 35 bis 33 und 29 bis 28 v. Chr. führten Octavian und Licinius Crassus Feldzüge gegen das damals bereits zerfallende Dakerreich des Königs Burebista durch. Diese hatten mehr propagandistischen Charakter und waren noch von Caesar geplant, aber nicht mehr verwirklicht worden. Ziel war die Sicherung der West - Ostverbindung von Italien auf den Balkan entlang der Save und der Donau. Octavian erreichte 35 v. Chr. die Donau.

In den Jahren 12 bis 9 vor Christus unterwarf Tiberius Mittelpannonien, das damals allerdings noch als ein Teil der großen Provinz Illyrien gesehen wurde. Die Beuker und Amantiner wurden besiegt.  Wenn Augustus in seinem Tatenbericht von der Donau als Nordgrenze spricht, ist wahrscheinlich nur der Donauabschnitt zwischen der Einmündung der Save und der Drau gemeint.  Der Vorstoß der Römer nach Norden ging von einer bereits vorhandenen Basis aus, von den Militärlagern Emona (Laibach) Petovio (Pettau) und Siscia, die schon in den Jahren 16 bis 9 v. Chr. gegründet worden waren.

Von dort aus drangen die Römer auf der Bernsteinstraße entlang des Alpenostrandes bis zur Donau vor. Vom Gebiet des späteren Carnuntum aus sollte der Angriff weiter gegen das Reich der germanischen Markomannen unter ihrem König Marbod nach Norden vorgetragen werden. Da brach in Pannonien ein Aufstand aus, der zum sofortigen Abbruch dieses Vorhabens führte. Maßgeblich an diesem Aufstand beteiligt waren die pannonischen Keltenstämme der Breuker und Daesidiaten. Drei Jahre dauerte der Krieg gegen sie, er wurde mit aller Härte und Brutalität geführt. Die Kräfte Roms wurden bis zur letzten Reserve angespannt. Bis zu 15 Legionen waren schließlich im Einsatz. Erst 9 n. Chr. konnte der Aufstand endgültig niedergeschlagen werden. Er hat, zusammen mit der schweren Niederlage der Römer im Teutoburger Wald, ebenfalls 9 n. Chr., verhindert, daß die Gebiete nördlich der Donau und östlich des Rheins erobert werden konnten. Sie blieben freies Germanenland. Mit dem Markomannenkönig Marbod musste Frieden geschlossen werden.

Im Jahre 8 n. Chr. wird die Provinz Illyrien geteilt. Aus dem Nordteil wird  nach Velleius Paterculus die Provinz Pannonien. Aber weder der genaue Ablauf noch der Zeitpunkt sind belegt. Es könnte sein, dass 8 n. Chr. Militärbezirke eingerichtet wurden. Allerdings ist schon unter Tiberius eine Stadtgründung belegt: oppidum Scarbantia Julia - Ödenburg.  Als offizielle Provinzbezeichnung ist Pannonien erst in der Zeit Neros belegt. Der erste namentlich bekannte Statthalter war Lucius Tampius Flavianus, der 68 n. Chr. in einer Inschrift in Italien erwähnt wird.  Die Herkunft der Bezeichnung  Pannonia ist bis heute nicht geklärt. Ursprünglich scheinen "illyrische" oder keltische Stämme beiderseits der Drau als Pannonii bezeichnet worden zu sein. Man deutet Pannonien etwa als "Land des Pan", als "Sumpfland" oder leitet die Bezeichnung von Pannus ,(Kleid, Lappen) ab. Alle diese Erklärungsversuche sind allerdings wenig befriedigend.

Mit der Einrichtung der Provinzen (Noricum wird erst unter Kaiser Claudius 41 bis 54 n.Chr. eine Provinz) ist freilich die römische Herrschaft noch lange nicht gesichert. Unter Kaiser Claudius dürfte auch die Provinz Pannonia auf Dauer eingerichtet worden sein. Unter Claudius entstand auch die erste Colonia Pannoniens: colonia Claudia Savaria - Steinamanger/Szombathely.  Die großen Militärlager an der Donau entstanden erst viel später, lediglich Carnuntum dürfte schon zur Zeit des Kaisers Claudius bestanden haben. Die Anweaenheit von Militär entlang der Donau wírd aber durch Importkeramik bereit belegt.  Erst gegen Ende des 1. Jahrhunderts werden an der Donau zahlreiche, zunächst durch Erdwälle und Pallisaden geschützte Kastelle errichtet. Dies gilt besonders für den besonders gefährdeten Grenzabschnitt unterhalb von Wien, wo jenseits der Donau die kriegerischen germanischen Quaden siedelten. In Carnuntum wurde sogar zusätzlich ein Lager für 500 Mann berittener Hilfstruppen angelegt.

Die neu errichtete Provinz Pannonien stand zunächst unter Kontrolle des Militärs, sowohl in unmittelbarer Umgebung der Militäranlagen wie auch in den Stammesgebieten. Um gefährliche Bündnisse zu verhindern wurden die Stammesgebiete umorgansiert, einige Stämme bekamen vielleicht sogar von den Römern neue, landschaftsbezogene Namen wie etwa die Arabiates an der Raab oder wurden nach ihren zentralen Orten benannt. Die Arabiates, Azalier, Belgiter, Boier, Eravisker, Herkuniaten, Latobiker und Taurisker wurden gemeinsam als "Pannonier" bezeichnet. Bald wurden die Stammeseliten mit Bürgerrechtsverleihungen ausgezeichnet. Die Stammesangehörigen waren zwar keine römischen Bürger, waren aber als Freie "peregrini", hatten also das Bürgerrecht ihrer eigenen Gemeinschaften, der "civitates Peregrinae".  In die inneren Angelegenheiten der Stämme mischten sich die Römer kaum ein, standen aber unter Kontrolle von Kommandeuren der Auxiliareinheiten in ihrer Nähe, meist römische Ritter, die den Namen der zu kontrollierenden Völkerschaft auch in ihrer Titulatur führten. Später, ab der Zeit der Flavier, wurden die militärischen durch zivile Vorstände aus den Stämmen, die "Fürsten" (principes) genannt wurden, ersetzt. Marcus Cocceius Caupianus etwa war zu Beginn des zweiten Jahrhunderts princeps civitatis Boiorum. Er und seine Frau Cocceia Dagovassa, ebenfalls eine Einheimische, besaßen bereits das römische Bürgerrecht.

 

 

 

 

 

 

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