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Urgeschichte

Ludwig Bella berichtete schon 1891 von jungsteinzeitlichen Funden aus einer Sandgrube westlich des Ortes: Armreif aus Muscheln und ein Schuhleistenkeil. Beim Bau des Schulhauses wurden 1938 etwa 17 Siedlungsgruben angeschnitten, 1968 zahlreiche Scherben aus der späten Jungsteinzeit gefunden. An einer anderen Stelle fanden sich Scherben mit Notenkopfkeramik. Aus der frühen Bronzezeit stammen Tonscherben und Hüttenlehmbrocken. Aus der Hallstattzeit wurde ein Frauengrab an der Straße nach Stöttera gefunden, mit zwei Bogenfibeln mit Klapperblechen, zwei Bronzearmringen, drei Haarnadeln und Tongefäßen. Nicht weit davon entfernt wurden ein halb eingetiefter Töpferofen aus der Spätlatènezeit und frührömerzeitliche Gräber bei Grabungsarbeiten zerstört.  Nördlich der Unterführung  unter die Bundesstraße 50 wurden vier Gruben, wohl Lehmentnahmegruben, aufgedeckt, die zahlreiche Kleinfunde enthielten.

Der bedeutendste archäologische Fund auf dem Gemeindegebiet ist ein mittelalterlicher Hort. 1933 wurde beim Ausheben eines Kellers in der Wulkagasse ein Tonkrug gefunden, daneben zwei eiserne Pflugscharen. Der Krug enthielt zahlreiche Silbermünzen. Vom Landesmuseum konnten noch 1891 Münzen sichergestellt werden. Die Münzen stammen aus der Zeit zwischen 1191 und 1233. Es sind überwiegend Pfennige, die Wien geprägt wurden, aber auch in Krems, Enns, Graz, in Bayern, Kärnten und Mähren. Darunter waren nur fünf ungarische Denare. Die Zusammensetzung des Münzschatzfundes lässt Rückschlüsse auf die Handelsbeziehungen der damaligen Zeit zu. Der Großteil der Münzen ist im Landesmuseum ausgestellt, 560 Stück kamen in das Naturhistorische Museum.

1933/34 wurde vom Freiwilligen Arbeitsdienst der romanische Unterbau der Friedhofskapelle in Kleinfrauenhaid frei gelegt. Neben vielen Knochen, Scherben, Ziegel usw. wurde eine Münze aus dem 14. Jahrhundert gefunden.

 

Ortsname

  • 1237: Scebena
  • 1272/74 und 1281 Zebirne
  • 1299: Zemene
  • 1324 und 1361 Semwerth
  • 1396 und 1400: Zemenye
  • 1412: Chemingdorf
  • ab 1488 Zemendorf, Zemendorff
  • 1626 Zemingdorf
  • 1675 Czemenfalva
Offizieller ungarischer Ortsnamen bis 1921: Zemenye

 Schwartz deutete den Ortsnamen nach mittelhochdeutsch semede (Schilf, Binse) und werth (Insel, Ufer), Moor leitete ihn vom ungarischen Szemenye oder lawisch Semenj ab. Kranzmayer geht von einem slawischen Personennamen Ceme aus. Da Zemendorf eine den Osl gehörende Siedlung war ist die Ableitung vom ungarischen Szem (Auge) möglich.

 

Mittelalter

1237 wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Nikolaus, Sohn des Szatmár, hinterließ seiner Frau Besitzungen in Csorna und den dritten Teil eines Weingartens in Scebena (Zemendorf). Nach ihrem Tod sollte der Weingarten an die Kirche von Csorna fallen. In Csorna hatten die Osl ihr Familienkloster (Prämonstratenser). Zemedorf gehörte also wie viele andere Siedlungen an der Wulka dem weit verzweigten Adelsgeschlecht der Osl.

1281 vermachte Moritz aus der Familie Osl dem Kloster in Csorna in Zebirne - Zemendorf eine  Mühle mit zwei Gängen, zwei Lehen und seinen Anteil am Bergrecht des Mons Bihturianus  (Klettendorf, Wüstung bei Marz). Bis ins 19. Jahrhundert besaß das Kloster in Zemendorf zwei Bauernlehen und ein Bergrecht in Marz!  Im Spätmittelalter teilten die Osl wie viele andere ihrer Besitzungen auch die in Zemendorf. Einer der Osl - Zweige nannte sich nach seinem Wohnsitz "de Zemene", später auch "de Zantou" (von Antau).  1321 werden das Dorf Zemene des Marcus, Sohn des Georg Osl (Zemendorf - Antau - Zweig) , und Senverd (ebenfalls Zemendorf) des Nicolaus, Sohn des Dominicus (Németi- Zweig), erwähnt. Die Nemeti wollten einige Besitzungen, darunter auch ihr Anteil an Zemendorf, an Österreicher verkaufen, wogegen die übrigen Besitzer protestierten. Es gelang ihnen, diesen Handel mit den Mattersdorfer Grafen durchzuführen. Johannes aus dem Ostffy - Zweig der Osl strengte einen Prozess um die Güter in Zemendorf und Stöttera an und gewann diesen auch. Die Forchtensteiner verweigerten aber die Übergabe und vertrieben Johannes und die Vizegespane von Ödenburg, die vom König mit der Übergabe betraut worden waren, aus den Dörfern. König Ludwig I. ordnete eine Untersuchung durch das Raaber Domkapitel an, die aber ebenfalls nichts an der Besitznahme durch die Forchtensteiner änderte.

Im späten 14. Jahrhundert war ein Teil von Zemendorf im Besitz der Familie Váthy, die ebenfalls zum Familienverband der Osl gehörten. Sie verpfändeten ihren Besitzanteil an Johannes, Sohn des Osl von Azzonfalva, scheinen aber später wieder als Besitzer auf. Im 15. Jahrhundert war auch das Geschlecht der Pöttelsdorfer im Besitz eines Teiles von Zemendorf. 1410 starben diese jedoch aus und ihr Besitzanteil gelangte durch königliche Schenkung an den Graner Erzbischof Johann Kanizsai und seine Familie. Diese waren ebenfalls ein Zweig der Osl, der als einziger im Spätmittelalter von großer Bedeutung war. Die Kanizsai schossen ihren Anteil an Zemendorf ohrer Herrschaft Eisenstadt an. Dabei sollte es bis ins 18. Jahrhundert bleiben. Die Vathy verkauften ihren Anteil an den niederösterreichischen Ritter Koloman von Königsberg. Dagegen protestierten die Kanizsai, die ein Vorkaufsrecht geltend machten. Der König nahm diesen Rechtsbruch zunächst hin. Erst 1430 übertrug König Sigismund diesen Anteil von Zemendorf an Gotthard, genannt Pokfuß, für das Dorf Kohlhof, das der König den Ödenburgern für ihre treuen Dienste schenkte. Diese Übertragung wurde aber aus unbekannten Gründen nicht wirksam. Die Königsberger schienen auch weiterhin als die größten Grundherrn in Zemendorf auf. Sie schlossen ihren Anteil der Herrschaft Seebenstein an.  Zemendorf hatte also vier Grundherrn: die Königsberger, die Grafschaft Forchtenstein, die Herrschaft Eisenstadt und die Propstei Csorna.

Aus dem Jahre 1453 sind die ersten Familiennamen bekannt. Es waren dies Bauern, die ihren Wein in Ödenburg vor den plündernden Söldnern in Sicherheit gebracht hatten: Oswalt Lewtel (Leutel), Jörg Haidel, Steffan Neithart. Die Bevölkerung war also deutsch. Aus den Ödenburger Urkunden ist bekannt, dass 1505 die Zemendorfer eine größere Menge Kalk in der Stadt kauften. Dieser war wahrscheinlich für Arbeiten an der Pfarrkirche Kleinfrauenhaid bestimmt. Um 1500 lagen auch in Zemendorf einige Höfe öde, im Forchtensteiner Anteil etwa 4 Lehen. Bestiftet waren die Lehen von Holzapfel, Mert Pinter, Gillig Partusch sowie die Hofstatt von Wolfgang Weiß. 1515 waren im Eisenstädter Anteil vier Lehen und zwei Hofstätten bestiftet. 1526 bestand der Forchtenseiner Anteil aus 10, der Eisenstädter 1527 aus sieben Untertanen. Eine Mühle diente zur Hälfte den Königsbergern, zur Hälfte den Forchtensteinern. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Siedlung stark ausgeweitert. Die Lehen wurden immer mehr geteilt, die ersten Hofstätten entstanden. Streitigkeiten untereinander aber auch mit den Nachbargemeinden Stöttera und Draßburg entstanden um einen Wald. Die Untertanen der Forchtensteiner und der Königsberger Herrschaft wählten einen eigenen Richter, wobei der Königsberger anscheinend den Vorrang hatte. Der Eisenstädter Anteil unterstand dem Richter von Antau.

 

Frühe Neuzeit

Nach dem Tod des Pfandherrn Hans von Weispriach wurden 1572 Forchtenstein und Eisenstadt und damit auch deren Anteile in Zemendorf von der Niederösterreichischen Kammer ausgelöst. Die Untertanen leisteten dazu einen Beitrag und erhielten das Versprechen, diese Herrschaften nie mehr zu verpfänden. Eine eigenartige Situation entstand dadurch, dass die Königsberger, die Forchtenseiner und Eisenstädter Untertanen die Steuern nach Niederösterreich entrichteten, die Untertanen der Propstei Csorna aber weiterhin Angehörige des ungarischen Königreiches blieben und vom Komitat Ödenburg besteuert wurden. Versuche, das zu ändern, scheiterten am entschiedenen Widerstand der Pröpste. Dieser Zustand blieb bis 1626 bzw. 1647, bis zur Reinkorporation der Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt nach Ungarn durch die Esterházy. Königsberg wurde von Nikolaus Esterhazy ebenfalls enteignet. Damit hatte er den ganzen Ort mit Ausnahme der beiden Portionen der Propstei im Besitz. Die Königsberg versuchten vergeblich, ihre Besitzungen in Zemendorf, Marz und Pöttsching zurück zu bekommen. Erst 1650 wurde der Rechtsstreit durch eine Entschädigungszahlung Paul Esterhazys endgültig bereinigt. Zemendorf war aber schon ab 1629 teilweise, später ganz an Emerich Bercseny verpfändet. Esterhazy behielt sich nur den Zehent und den "Tatz" (getränkesteuer) vor. 1642 wurde der zu Forchtenstein gehörende Teil erneut  an verschiedene Pfandinhaber bis 1699 verpfändet. Das Dorf wuchs weiter. 1675 gab es 75 Häuser, darunter zwei Mühlen. Im Türkenjahr 1683 und während der Kuruzzenkriege 1704 - 1708 hatte der Ort erneut schwer zu leiden. Die Zemendorfer konnten ihre Leistungen an die Herrschaft nicht mehr erbringen und mussten Geld leihen. Kreditgeber war der Müller und Richter des Forchtensteiner Ortsteiles Paul Wurm.

1605, während der Bocskai - Rebellion, hatte Zemendorf besonders zu leiden, durch Brandschatzung, Totschlag, Verschleppung der Bevölkerung, Requirierungen des Viehs, des Weines und aller Lebensmittel. Im Mai 1605 waren es die Heiducken Nemethis, die den ort überfielen. Noch schlimmer war im Oktober das Wüten der Tataren.

 

Landwirtschaft, Abgaben

Das mittelalterliche Dorf bestand aus etwa 26 Lehen mit je 27 Joch Sessionsgrund. Das Weingebirge wurde noch im Mittelalter angelegt. Es gab einen Gemeindewald und einen Wald, der nur von den Forchtensteiner Untertanen genützt wurde. Die Teilung des Ortes erbrachte für die Propstei Csorna 2 Lehen, die Königsberger (Herrschaft Seebenstein) 12 Lehen, Anteil der Grafschaft Forchtenstein und der Herrschaft Eisenstadt je 6 Lehen. Die Abgaben waren je nach Herrschaftszugehörigkeit unterschiedlich. Das Bergrecht fiel den Königsbergern zu, die auch die Dorfobrigkeit innehatten. Der nach der Enteignung der Königsberger stark vergrößerte Forchtensteiner Anteil schloss mit der Herrschaft einen Urbarialkontrakt. Neben der Pauschalsumme von 800 Gulden mussten aber auch noch weiterhin 15 Eimer "Verehrwein" und verschiedene Naturalien gereicht werden. Sieben "Weite Fuhren" nach Preßburg oder Wien waren jährlich zu leisten. Die Zemendorfer mussten den herrschaftlichen Weingarten in Marz bearbeiten. Auch der Eisenstädter Teil schloss mit der Herrschaft einen Kontrakt. Es gab nur wenige Rodungsäcker. Die Robotleistung betrug einen Tag pro Woche Zugrobot für eine ganze Session. Der Weinbau war schon im Hochmittelalter wichtig. Das zu leistende Bergrecht war relativ niedrig. Etwas mehr als die Hälfte der Weingärten gehörten Zemendorfern, größere Besitzanteile hatten Stöttera, Pöttelsdorf und Wr. Neustadt, kleinere auch Stöttera, Krensdorf, Baumgarten, Wulkaprodersdorf, Antau und Hirm. Bis 1717 sank der Anteil der Zemendorfer auf 38,7 %, 1752 aber wieder 64 %. Nach dem ersten staatlichen Grundbuch von 1876 betrug die Weingartenfläche 41,4 ha. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schrumpfte die Weingartenfläche stark. Erst mit der Umstellung auf Rotwein, die von Pöttelsdorf ausging, konnte diese Tendenz gestoppt werden.

Die gewerbliche Wirtschaft spielte in Zemendorf nie eine wichtige Rolle. Neben den beiden Wulkamühlen gab es nur die üblichen Dorfhandwerker, die hauptsächlich im Winter arbeiteten.

 

18. und 19. Jahrhundert

1725 brach eine Viehseuche aus, die einen Großteil des Viehbestandes vernichtete. Hagelunwetter vernichteten oft die Ernte, Überschwemmungen gab es 1775 und - besonders schwer - 1813. 1812 und 1823 gab es Großfeuer. 1831 starben viele Ortsbewohner an der Cholera, ebenso 1849. In der Franzosenzeit und 1848/49 und in den 1850er Jahren waren Einquartierungen. Davon und vom durchmarschierenden Militär, von Vorspannleistungen, Futtermittellieferungen usw. war Zemedorf, da es ja an einer Hauptstraße lag, besonders oft betroffen.

1856 wurde die Katastralvermessung und Grundbucherrichtung abgeschlossen. Die Volkszählung von 1850 wies 100 Häuser und 154 Wohnparteien aus. Die 692 Einwohner waren durchwegs Deutsche und größtenteils Katholiken. Es gab nur drei Evangelische.

Grundentlastung und Vereinsgründungen

1853 wurden die Urabrialgründe den ehemaligen Untertanen übertragen. Die Ablöse der damit nicht erfassten Gründe und Rechte erfolgte 1873 in einem Vergleich mit der Herrschaft und der Propstei. 42 Joch Rodungsgründe mussten abgelöst werden, ebenso die Holznutzung. Die Weide- und Waldaufteilung wurden vorgenommen. Die Ablösesumme von 2306 Gulden war in 8 Jahresraten zu zahlen. Esterhazy behielt lediglich 17 Joch Acker und Weide. 1879 wurde die Urabarialgemeinde zur gemeinsamen Nutzung von Wald und Weide gegründet. 1894 wurden die staatlichen Matrikelämter gegründet, die sich mit den Kreisnotariaten deckten. Zemendorf gehörte zusammen mit Walbersdorf zum Kreisnotariat Pöttelsdorf.

Die Volkszählung von 1900 zeigte, dass in Zemendorf nur mehr 54,6 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft, 30,4% von Gewerbe und Industrie und 6,7 % vom Handel lebten. Bis 1910 verringerte sich der Anteil der Land- und Forstwirtschaft auf 45,1 %, der von Industrie und Gewerbe  stieg auf 36,3 %. Die Entagrarisierung schritt also rasch voran. Die Bevölkerungszahl stagnierte.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden - wie in den meisten anderen Gemeinden - einige Vereine gegründet, 1889 etwa ein Krankenunterstützungs- und Leichenbestattungsverein, 1890 der Freiwilligen Feuerwehrsverein, 1903 der Weinproduzentenverein, 1913 der Zemendorfer Bauernverband.

 

Anschluss an Österreich

Zur Zeit der Räterepublik wurde auch in Zemendorf ein Arbeiter- und Bauernrat eingesetzt. So wie in anderen Gemeinden wurde das neue Regime auch in Zemendorf bald verhasst. Der Anschluss an Österreich wurde vom Großteil der Bevölkerung, besonders von den in Österreich arbeitenden Wanderarbeitern, begrüßt.Die Gemeinderepräsentanz lehnte einen vom Kreisnotär eingebrachten Antrag gegen die Bestimmungen des Friedensvertrages mit der Begründung ab, dass sie nicht kompetent sei.  Der von der österreichischen Verwaltung eingesetzten Gemeindeverwaltungskommission stand Franz Wrenkh vor. Weitere Mitglieder waren Johann Schwentenwein, Leonhard Neubauer, später auch Franz Schmidtbauer, Anton Hanbauer und Josef Wagenhofer an.

 

Zwischenkriegszeit

In der ersten Gemeinderatswahl von 1923 erhielten die Christlichsozialen 320 Stimmen und 7 Mandate, die Sozialdemokraten 143 Stimmen und drei Mandate. Bürgermeister wurde Franz Schmidtbauer, Vizebürgermeister Johann Schwentenwein, beide von der Christlichsozialen Partei, Vorstandsmitglied Josef Wagenhofer (SP). Die Gemeindewiese wurde auf Bauparzellen aufgeteilt und verkauft. Bei der Gemeinderatswahl 1927 änderte sich am Stimmenverhältnis wenig. Neuer Bürgermeister wurde Josef Thom, Vizebürgermeister Johann Kremsner, Vorstandsmitglied Franz Schmidtbauer (alle CSP). Um die Kosten für die r.k. Volksschule in Kleinfrauenhaid kam es zu einem Streit, der von der Landesregierung entschieden wurde. Zemendorf und Stöttera hatten die Kosten je zur Hälfte zu tragen, die Gemeinde Hirm baute eine eigene Volksschule. 1930 wurde eine Brücke über den Mühlbach gebaut. Die Gemeinderatswahl von 1931 brachte der CSP 260 Stimmen und 7 Mandate, der SP 170 Stimmen und 4 Mandate. Thom blieb Bürgermeister, Vizebürgermeister wurde Andreas Hanbauer von der SP. Im Gemeindegasthaus wurde eine Milchsammelstelle eingerichtet. Die Gemeinde kaufte ein Haus zur Unterbringung eines Feuerwehrgerätehauses, einer Fleischbank und der Gemeindekanzlei sowie von Armenzimmern.

Die von der Vaterländischen Front vorgeschlagenen Mitglieder des neuen Gemeindetages waren Josef Thom als Bürgermeister, Vizebürgermeister Michael Kroyer und Johann Schwentenwein. Thom trat aber zurück, Kroyer wurde Bürgermeister. Die finanzielle Situation swr Gemeinde war prekär, da sie kaum über Einnahmen verfügte. Lediglich die Verpachtung von Gemeindegasthaus und Jagd brachten Einnahmen.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten  bleibt Michael Kroyer Bürgermeister, da Landeshauptmann Portschy keinen geeigneten Parteifreund als Kandidaten finden konnte. Gemeinsam mit der Bachbargemeinde Stöttera wurde eine neue Volksschule mit vier Klassen und Turnsaal gebaut. 1939 wurde der Zusammenschluss der beiden Nachbargemeinden unter dem Namen Zemendorf beschlossen. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde aber Stöttera.

Beim Einmarsch der Russen kam es zu Gefechten. An zehn Gebäuden entstanden Schäden. Die Gewalttaten der Besatzungssoldaten hatten eine Selbstmordwelle zur Folge. Mehrere Familien wurden ausgelöscht. An den Plünderungen beteiligten sich auch ukrainische Zivilisten. Im August 1945 wurden im Zemendorfer Wald drei Mädchen ermordet, vermutlich von Rückwanderern aus der Ukraine. Im Oktober wurde Rupert Sauerzapf, der Pfarrer von Kleinfrauenhaid, von einem russischen Soldaten erschossen. Im Krieg waren 33 Gefallene und 10 Vermisste zu beklagen.  Die Bevölkerung wurde zur Zwangsarbeit herangezogen, unter anderem zum Bau eines Behelfsflughafens zwischen Antau und Hirm. Die Besatzungsmacht setzte Josef Thom als Bürgermeister ein.

 

Nachkriegszeit

Im Dezember 1945 legte Josef Thom das Bürgermeisteramt zurück. Nachfolger wurde Johann Mäcke und 1947 Franz Kroyer. 1947 wurde die Renovierung der Filialkirche in Zemendorf beschlossen. 1950 bekam in der Gemeinderatswahl die ÖVP 291 Stimmen (7 Mandate), die SPÖ 175 Stimmen (4 Mandate). Bürgermeister wurde Franz Kroyer (ÖVP), Vizebürgermeister Georg Trausnith (SPÖ). 1951 wurde ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut. Die Gemeinderatswahl 1954 brachte kaum Veränderungen. Bürgermeister wurde Josef Schmidtbauer (ÖVP), Vizebürgermeister Josef Schwentenwein (SPÖ). 1956 wurde das Gemeindehaus, früher Schule, an die röm. kath. Kirchengemeinde verkauft. 1958 ändert sich in der Gemeinderatswahl nichts. Schmidtbauer bleibt Bürgermeister, Vizebürgermeister Josef Gutterding (SPÖ). Wichtigste kommunale Projekte waren der Ausbau des elektrischen Ortsnetzes, der Kanalisation und die Wulkaregulierung. Die Errichtung einer Ortswasserleitung wurde begonnen. Die Wahl von 1962 bestätigte die Dominanz der ÖVP. Bürgermeister wurde Franz Wrenkh, Vizebürgermeister Michael Pfister (SPÖ). 1965 erfolgte die Grundzusammenlegung, das Amtsgebäude  wurde neu errichtet und 1966 bezogen. In den folgenden Jahren wurde die Infrastruktur ausgebaut (Gehsteige, Ortsbeleuchtung). Die Gemeinderatswahl von 1966 brachte keine Veränderungen. 1970 wurde nach dem Beitritt zum Abwasserverband Wulkatal der Ausbau der Ortskanalisation beschlossen.

1971 wurden Zemendorf und Stöttera  mit Pöttelsdorf zur Gemeinde Pöttelsdorf zusammengeschlossen. In der Gemeinderatswahl von 1971 in der neu gebildeten Gemeinde erhielt die ÖVP 726 Stimmen und 11 Mandate, die SPÖ 530 Stimmen und 8 Mandate. Bürgermeister wurde Franz Wrenkh (ÖVP), 1. Vizebürgermeister Johann Pöpperl (SPÖ), 2. Vizebürgermeister Andreas Pöttschacher (ÖVP). Ortsvorsteher wurden Andreas Lang in Pöttelsdorf und Andreas Hilz in Stöttera. Gemeinsam mit Hirm und Antau wurde eine Aufbahrungshalle in Kleinfrauenhaid gebaut. 1991 wurde die Großgemeinde wieder aufgelöst. Pöttelsdorf wurde wieder eine selbständige Gemeinde. Zemendorf - Stöttera blieben eine selbständige Gemeinde, mit dem Sitz der Verwaltung in Zemendorf.

 

Bevölkerungsentwicklung, wirtschaftliche und soziale Struktur

Die Gemeinde Zemendorf Stöttera  2015 1287 Einwohner. 2011 hatten Zemendorf  684, Stöttera  594 Einwohner. Die Bevölkerung begann ab 1890 leicht abzusinken und stagniert seit 1951. Die negative Geburtenbilanz kann durch eine kleine positive Wanderungsbilanz ausgeglichen werden. Nur mehr 6 % der Erwerbstätigen sind der Land- und Forstwirtschaft zuzurechnen, 14 % der Industrie und dem produzierenden Gewerbe, 12,2 % dem Bauwesen und  17,3 % dem Handel, 8,1 %  Erziehung und Unterricht. Die Betriebe in Zemendorf - Stöttera sind klein. Nur 14 hatten mehr als 5, kein einziger mehr als 20 Beschäftigte.  Die meisten Einwohner sind als Pendler in Eisenstadt, Wr, Neustadt und im Wiener Raum tätig.

 

Gemeindepolitik

In der Gemeinderatswahl von 2012 erhielt die ÖVP 59,49 %, die SPÖ 39,23 % der Stimmen.  Verglichen mit 2007 gewann die ÖVP an Stimmen, die SPÖ verlor leicht. In der Bürgermeisterdirektwahl erhielt Josef Haider 58,55 % der Stimmen.

Bürgermeister ist Josef Haider aus Zemendorf (ÖVP), Vizebürgermeister Johann Gutleben (SPÖ) aus Stöttera.

 

Kirche

Zemendorf war nie eine eigene Pfarre. Im Urbar von Forchtenstein (um 1500) wird von einem Pfarrer von Zemendorf gesprochen. Damit war offenbar der Pfarrer von Kleinfrauenhaid gemeint. Ebenso war der im Geschäftsbuch der Firma Funck in Wr. Neustadt erwähnte Pfarrer Lienhart wohl Pfarrer von Kleinfrauenhaid. Er hatte einen Schulmeister namens Christophorus, der 1525 nach Großhöflein kam und 1529 von den Türken erschlagen wurde.

1716 entstand in Zemendorf eine Kapelle, wahrscheinlich von der Familie Kaorlatovich errichtet. In dieser Sebastiankapelle wurde monatlich eine Messe gefeiert. Philipp Ladislaus Korlatovich war der Besitzer einer Mühle in der Nähe der Kapelle. Die Mühle wurde 1683 von den Türken zerstört, 1690 wieder hergestellt. 1793 wurde die Kapelle auf Kosten des ehemaligen Jesuitenpaters Franz Pauer renoviert. 1823 fiel die Kapelle einem Großbrand zum Opfer. Der Fleischhauermeister Michael Schreyer ließ eine neue Kapelle errichten und spendete ein großes Altarbild. Sie war dem Hl. Michael geweiht. Im Holzturm hingen drei Glocken.

Im 17. und 18. Jahrhundert besuchten die Kinder von Zemendorf die Schule in Kleinfrauenhaid. Die Schule war in der alten Kapelle untergebracht, die bald zu klein wurde. 1831 ließ der Müllnermeister Josef Kräftner  aus Stöttera einen Schulraum einrichten, der im Winter dem Unterricht diente. Nach dem Schulgesetz von 1868 wurde in jeder der drei Gemeinden eine "Tochterschule" für die drei jüngsten Jahrgänge eingerichtet. 1886  bauten die Zemendorfer dafür ein eigenes Schulgebäude. 1938/39 wurde die gemeinsame Volksschule Zemendorf - Stöttera  zwischen den beiden Orten gebaut.

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Quellen

  • Landestopographie, Band 3, 3. Teilband. Eisenstadt 1993
  • Dworschak, Fritz: Der Münzfund von Zemendorf. Burgenländische Heimatblätter, 3. Jahrgang Heft 2. Eisenstadt 1934
  • 750 Jahre Zemendorf 1237 - 1987