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Die römische Verwaltung, die Kultur und die gesamte römische Zivilisation stützte sich auch in Pannonien vom Anfang an auf die Städte. Dabei wurden bereits bestehende keltische Oppida übernommen, meist aber von ihrer geschützten Höhenlage in die Ebene verlagert. Das kann man sehr schön an den beiden wichtigsten Städten im burgenländisch - westungarischen Raum erkennen: Scarabantia - Ödenburg entsteht in der Nähe der eisenzeitlichen Anlage auf dem Burgstall, aber auch einer keltischen Siedlung in der Ebene, Savaria - Steinamanger ersetzt den Burgberg von St. Veit (Velem Sent Vid bei Güns - Köszeg), das frühere Stammeszentrum der Arabiates. Die Römer teilen das gesamte Land in Stadtbezirke auf. Savaria gehörte zu den am frühesten, bald nach der Eroberung gegründeten Städten. Zum Stadtbezirk vonb Savaria gehörte das gesamte heutige Südburgenland. Scarabantia folgte einige Jahrzehnte später, in flavischer Zeit. Zu seinem Stadtbezirk gehörten die heutigen Bezirke Oberpullendorf, Mattersburg und Eisenstadt. Die Zivilstadt von Carnuntum entstand erst unter Hadrian, die von Vindobona noch später, wahrscheinlich unter Caracalla. Carnuntum war in seiner Blütezeit eine Großstadt von möglicherweise über 100.000 Einwohner. Zum Stadtbezirk von Carnuntum gehörte der heutige Bezirk Neusiedl. 193 erhielt sie den besonders ehrenvollen Titel einer Colonia. Vornehmste Stadt der Provinz blieb aber auch weiterhin Savaria, das den Provinzialtempel mit der kapitolinischen Trias (Juppiter, Juno, Minerva) und den Provinziallandtag beherbergte. Sowohl Savaria wie Carnuntum wurden in der Spätantike von einem Erdbeben schwer zerstört.

Die römischen Städte entwickeln sich nach dem Vorbild Roms in den Jahrzehnten nach der Eroberung zu Mittelpunkten in jeder Hinsicht. Sie sind bereits sehr komplexe bauliche, wirtschaftliche und soziale Gebilde. Die Stadtbehörden haben vielfältige Aufgaben zu bewältigen. Sie müssen für Straßen und Plätze, öffentliche Gebäude, Tempel und Heiligtümer, Wasserleitungen und Kanalisation sorgen, müssen das Kultwesen und die Getreideversorgung, den Badebetrieb und die staatlichen Feste organisieren. Sie übernehmen aber auch soziale Aufgaben wie die Sorge für Waisen und alte Menschen. Sie erheben eigene Steuern und Abgaben. Wichtig für die Finanzierung dieser Aufgaben sind aber auch Mäzene - Privatpersonen oder Vereine, die zum Beispiel Theater und Bibliotheken einrichten oder öffentliche Bäder unterhalten. Der reiche Armeelieferant C. Domitius Zmaragdus ließ zum Beispiel östlich des Legionslagers von Carnuntum auf seine Kosten das heute noch beeindruckende Amphitheater errichten. Es bot für 8.000 Zuschauer Platz.

Es gab in den römischen Städten zahlreiche Vereine wie zum Beispiel Freiwillige Feuerwehren, Zünfte der Berufsgruppen, der Kaufleute, Jugendverbände, religiöse Bruderschaften.

Die Erhebung einer Siedlung in den Rang einer Stadt (Municipium, Colonia) brachte für die freien Bewohner einer Stadt beträchtliche Vorteile: Ihre Einwohner hatten das römische Bürgerrecht, Zoll- und Steuerbegünstigungen, sie konnten ihren Militärdienst in den Legionen und nicht in Hilfstruppen (Auxiliartruppen) ableisten.

Die Städte und die dazugehörenden Territorien bildeten die kleinste Verwaltungseinheit des römischen Reiches. Als Amtsträger fungierten ursprünglich zwei, einander völlig gleichgestellte und auf ein Jahr gewählte ehrenamtliche Beamte (duumviri iure decundo), die man als "Bürgermeister" bezeichnen könnte. In Carnuntum gab es vier dieser Bürgermeister. Ihre wichtigste Aufgabe war die Rechtsprechung. Die Blutgerichtsbarkeit, die Verhängung der Todesstrafe also für besonders schwere Delikte, war dem Provinzstatthalter vorbehalten. Ihnen zur Seite standen Schreiber und Amtsdiener. Weitere städtische Beamte waren die Aedilen, die Polizeiaufgaben, die Markt- und Bauaufsicht innehatten. Die Quaestoren waren für die Stadtkasse verantwortlich. Daneben gab es Priesterämter, die für den Kaiser- und den Götterkult zuständig waren. Der Stadtrat (ordo decurionum) war je nach der Größe der Stadt unterschiedlich bemessen, oft bestand er aus 100 Mitgliedern - überwiegend ehemalige Beamte. Die Decurionen, die in der Curia, im "Rathaus" oder "Stadtsaal" tagten, hatten ihren Sitz auf Lebenszeit inne. Die Inhaber der städtischen Ämter stammten zumeist aus der lokalen Oberschicht, aus alteingesessenen Großgrundbesitzerfamilien, aber auch aus Kaufmanns- und Fernhändlerfamilien, seltener aus der städtischen Mittelschicht der Händler und Kleingewerbetreibenden. Viele Kaufleute waren Freigelassene, die im Auftrage der großen norditalienischen Handelshäuser die Geschäfte in den pannonischen Städten leiteten. Zum Teil gründeten sie später ihre eigenen Unternehmen. Aber auch aus dem Westen, aus den gallischen und germanischen Provinzen am Rhein, wanderten Kaufleute nach Pannonien ein. Im 3. Jahrhundert kamen dazu viele Orientalen, vor allem Syrer. Die Veteranen der Armee bildeten einen wesentlichen Teil dieser Mittelschicht. Die Angehörigen der Oberschicht hatten die moralische, später auch die gesetzliche Verpflichtung der Munifizenz, das heißt zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben aus ihren privaten Mitteln. Sie zahlten für öffentliche Spiele, für religiöse Feierlichkeiten, organisierten Lebensmittelspenden für die ärmere Bevölkerungsschicht und errichteten auch öffentliche Gebäude. Eine wichtige Rolle spielten die Augustalen, eine vereinsmäßig organisierte Gruppe von Freigelassenen, die für die Durchführung des Kaiserkultes verantwortlich waren.

Die zahlenmäßig wohl größte Gruppe der Einwohner einer Provinzstadt wie etwa Scarabantias bildeten wohl die Handwerker und Gewerbetreibenden. Sie waren in Vereinen, Collegien, organisiert. Die Vereine wählten aus der Gruppe der angesehenen Ratsherrn einen Patron, der sich für ihre Anliegen einsetzte. Die Collegien waren auch im Gesellschaftsleben wichtig, sie hatten ihre eigenen Tempel und Altäre, ja sie waren sogar Bestattungsvereine, die für die Kosten des Begräbnisses und das Totenmahl aufkamen.

 Die Unterschicht der Städte bildeten besitzlose Freie, die zumeist von Gelegenheitsarbeiten und von Spendenzuwendungen der Oberschicht lebten. Die Sklaven, die es auch in den Städten Pannoniens gab, hatten keinerlei Rechte. Sklaven arbeiteten sowohl auf den Landgütern wie in den städtischen Betrieben und in den Haushalten der Reichen. Allerdings war in der Zeit, als Pannonien seine Blütezeit erreichte, die Zeit des Einsatzes großer Sklavenmassen schon längst vorbei. Diese hatten sich als wenig wirtschaftlich erwiesen. So wurden Menschen, die man als Sklaven kaufte, oft bald freigelassen, sie blieben aber in einer gewissen Abhängigkeit und hatten einen Teil ihres Arbeitsertrages abzuliefern. Freigelassene konnten zwar prinzipiell nicht in den Stadtrat gewählt werden, spielten aber im Wirtschaftsleben oft eine wichtige Rolle. Ihre Söhne stiegen nicht selten in die städtische Oberschicht auf.

Das System der Stadtverwaltung, das nach dem Vorbild der Hauptstadt Rom zunächst gut funktionierte, geriet seit dem 3. Jahrhundert allmählich in Schwierigkeiten. Es wurde die persönliche Haftung der städtischen Behörden für die Steuerschuld eingeführt. Das hatte eine Stadtflucht zur Folge, die reichen Großgrundbesitzer zogen sich auf ihre Landgüter zurück. Die Städte begannen zu verarmen.

Die Städte des römerzeitlichen Pannonien hatten auch kulturell und für das Freizeitvergnügen ihrer Bewohner einiges zu bieten. Der Besuch öffentlicher Bäder gehörte zur Selbstverständlichkeit, ebenso wie Theateraufführungen und die Veranstaltung von Schaukämpfen und Tierhatzen in den Amphitheatern. Das Theater von Savaria dürfte eine wichtige Rolle gespielt haben.

 

 

 

 

 

 

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