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Die Kupfer-, Schwefel- und Eisenerzbergbau vor allem im Bernsteiner und Günser Gebirge spielten im 19. Jahrhundert keine Rolle mehr. Sie hatten über lange Zeit zur wirtschaftlichen Entwicklung Westungarns erheblich beigetragen. Im 19. Jahrhundert war neben dem Antimonbergbau vor allem die Braunkohleförderung für die Versorgung der vielen neuen Industrien im Wiener Becken von besonderer Bedeutung. Im Jahre 1888 wurden auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes etwa 1 100 000 Zentner Braunkohle und 3000 Zentner Antimon produziert. Grö0ere  Braunkohlebergbaue gab es in Neufeld, Pöttsching, Brennberg - Ritzing, Schreibersdorf und Mariasdorf. 1888 waren 346 Männer, 82 Frauen und 69 Kinder im Bergbau beschäftigt. Neufeld und Ritzing waren im Besitz der Esterhazy, in Mariasdorf J. M. Miller & Comp. , in Schreibersdorf  Robert Schindler. Miller betrieb auch das Antimonbergwerk. Ab 1891 wurde die Kohleförderung durch Josef Picher in Schreibersdorf aufgenommen. In den folgenden Jahren stieg die Förderung von Braunkohle kontinuierlich. Erst um die Jahrhundertwende brach der Absatz ein, wegen der Konkurrenz der schlesichen Kohle und der Kohle aus dem ungarischen Tata. Das Ritzinger Bergwerk war 1902 nicht mehr in Betrieb. 1906 wurde nur mehr in Brennberg Kohle gefördert, auch Neufeld war schon eingestellt. Das hatte 1907 einen empfindlichen Kohlemangel zur Folge. Der Antimonbergbau blieb bis 1990 in Betrieb. Der Tauchener Kohlebergbau wurde 1967 eingestellt.

Der Braunkohlebergbau in Neufeld, Zillingtal und Pöttsching

1801 begann angeblich der Braunkohlebergbau in Neufeld unf wurde bis 1872 im Tagbau betrieben. Die Kohle wurde zunächst in einer Ziegelei und einer Alaunsiederei verwendet. 1817 kaufte Nikolaus Esterházy das Bergwerk und verpachtete es zusammen mit der Alaunerzeugung an Johann Anton Stark. Die wirtschaftlichen Erfolge blieben aber aus. 1823 stieg Moritz Fries in den Pachtvertrag ein und sanierte das Bergwerk. Der Absatz stieg mit der Entstehung der vielen Fabriken und Ziegelöfen im benachbarten Niederösterreich. 1852 wurden schon 300 000 Zentner Braunkohle gefördert. 1852 wurde das Bergwerk durch Heinrich Drasche, der für seine Ziegelfabriken bei Wien viel Kohle benötigte, übernommen. Die Förderung wurde stark erweitert. Ende der 1850er Jahre arbeiteten schon 524 Personen im Bergwerk. Sie förderten 1859 620 000 Zentner. 1860 wurde das Bergwerk an Figdor und Söhne und Herrmann Wittgenstein  verpachtet. Der Absatz stagnierte bis 1866. 1867 waren 310 Männer und 38 Frauen beschäftigt, 1872 förderten 490 Personen bereits über eine Million Zentner. Das Bergwerk zog viele Arbeitskräfte, besonders Italiener, an. 1885 wurden von 297 Personen 2 Millionen Zentner abgebaut. Infolge des geringen Brennwertes war dann aber die Neufelder Kohle nicht mehr konkurrenzfähig und wurde durch die Ostrauer und oberschlesischen Kohle verdrängt. Der Abbau ging stark zurück. 1892 stürzte der ergiebige Paulschacht ein. Menschen kamen nicht zu Schaden. 1892 wurden 963 000 Zentner gefördert, von 222 Männern, 15 Frauen und 32 Kindern. Die Produktion konnte wegen der hohen Kosten nicht mehr gesteigert werden. Die billigere Kohle aus Tata wurde sogar von den nahe gelegenen Zuckerfabriken in Siegendorf und Hirm verwendet. Auch an Arbeitskräften mangelte es, vor allem im Sommer. 1902 war die Förderung schon auf 600 000 Zentner gesunken. Nach mehrmaligem Pächterwechsel ging der Bergbau an die Allgemeine Ungarische Kohlenbergwerks AG über. 1903 ließ der neue Eigentümer die Überflutung der Grube zu und legte den Bergbau still. 1911 führte die Gemeinde Wien in Zillingdorf Bohrungen durch, 1912 erwarben die Wiener Städtischen Elektrizitätswerke die Abbaurechte und errichteten in Ebenfurth ein Kraftwerk, das ab 1915 Strom lieferte. Die Wiener E-Werke erwarben auch den Tagebau in Neufeld und begannen 1915 mit dem Abpumpen der Grube und der Förderung. Während des Krieges waren auch Kriegsgefangene eingesetzt. Im März 1919 wurde der Bergbau von der Räteregierung beschlagnahmt. 1920 wurde ein neuer Tagbau, Neufeld - Landegg - begonnen, 1931 wurde die Kohleförderung in Zillingdorf und 1932 auch in Neufeld eingestellt. Der Tagebau des Pöttschinger Reviers befand sich größtenteils auf Zillingtaler Gemeindegebiet. Dieser Tagebau wurde in der Nachkriegszeit wieder aufgenommen, bald darauf aber eingestellt. Das Kohlevorkommen in Steinbrunn wurde nach dem 2. Weltkrieg von der Gemeinde abgebaut, mit 3 Angestellten und 80 Arbeitern im Jahre 1949. Dieser Abbau lief 1958 aus.

Der Kohlebergbau in Ritzing

Angeregt durch das große Brennberger Kohlevorkommen wurden auch in Ritzing, im Bereich der Esterhazyherrschaft, Kohleflöze entdeckt und seit Mitte des 18. Jahrhunderts abgebaut. Sehr rentabel dürfte diese kleinen Tagbaue aber nicht gewesen sein, die Pächter wechselten häufig. Erst 1862 wurde der erste Schacht abgeteuft, von den Ödenburger Unternehmern Schwarz und Flandorfer. Um 1870 entstand eine kleine Siedlung für die Arbeiter. 1882 wurde der Helenenschacht angelegt, benannt nach Helene Flandorfer. 1884/85 war Albert Gröger Besitzer. Er beschäftigte 12 Arbeiter. 1888 förderten 16 Männer 650 Zentner Kohle. Ab diesem Jahr betrieb die Brennberger Kohlenbergbau AG auch die Ritzinger Anlage. Erst 1889 wurde erstmals Kohle in größerer Menge in Ritzing gefördert, etwa 30 000 Zentner von 60 Bergleuten. 1891 war wieder Ignaz Flandorfer Pächter, 1893 J. B. Russ & Comp. 1895 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet. 1896 konnte die Produktion erheblich gesteigert werden. Das größte Problem war aber immer der Transport. Die Ritzinger Kohle musste mit Pferdewagen zum Bahnhof Agendorf gebracht werden, was sie stark verteuerte. Eine Seilschwebebahn löste das Problem. 1898 musste die Gesellschaft aus finanziellen Gründen aufgeben. Neuer Pächter war ein Unternehmer aus Berlin, 1899 wurde das Bergwerk einem Herrn Douglas verkauft, die Gesellschaft wurde 1902 liquidiert. Die Jahresförderung bewegte sich in dieser Zeit bei etwa 20 000 Zentner. Schließlich pachtete die österreichische Bergwerksgesellschaft Unio das Bergwerk und führte Investitionen durch. kündigte aber 1902 den Pachtvertrag und montierte das Werk wieder ab. 1092 wurde ein Stollendurchstich zum Hauptstollen des Brennberger Bergwerkes durchgeführt. Der Helenenschacht wurde stillgelegt. 1907 war auch Ritzing vom großen Streik der Brennberger Bergarbeiter betroffen. 1909 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, an der auch die Familie Patzenhofer beteiligt war. Sie hatte Brennberg von der Stadt Ödenburg und Ritzing von Esterhazy gepachtet. 834 Arbeiter waren beschäftigt. Die Probleme mit den Bergarbeitern dauerten an und führten 1911 zu hohen Verlusten. Nach dem Einsturz des Hauptschachtes in Brennberg bekam der Helenenschacht nochmals Bedeutung. Nach dem Anschluss an Österreich wurden die beiden Bergwerksbereiche getrennt, der Ritzinger Teil aber an die ungarische Betreibergesellschaft aus Fünfkirchen bis 1963 verpachtet. Aber schon 1936 wurde der Helenenschacht als Förderschacht stillgelegt. Er diente nur mehr als Wetterschacht. 1946 wurde erneut ein Versuch unternommen, die Ritzinger Kohle im Tagbau abzubauen. 1955 wurde der Betrieb endgültig geschlossen.

Der Bergbau Mariasdorf - Tauchen

Im Grundbuch von 1770 wurde das Kohlevorkommen von Mariasdorf erstmals erwähnt. Erst in den 1850er Jahren begann Karl Czilchert, Eigentümer der Thalheimer Glasfabrik in Schreibersdorf, mit dem Kohleabbau. Er verkaufte das Bergwerk nach einigen Jahren. Die neuen Eigentümer stellten den Abbau ein. Ein Kohlenrevier besaß auch J. E. von Körmendy, der Besitzer des Schlaininger Antimonbergwerkes. Er war schwer verschuldet und musste das Bergwerk an einen Gläubiger, das Handelshaus Miller & Co. in Wien, übertragen. Die Kohle wurde von der Szalonaker Bergbaugesellschaft der Firma Miller abgebaut, das Bergwerk wurde ausgebaut. 1888 wurden  von 16 Beschäftigten 26 000 Zentner Kohle abgebaut. 1891 war die Förderung auf 12 000 Zentner zurück gegangen, 1892 wurde die Grube stillgelegt. Die Kohle war in Brand geraten. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Förderung  durch die Tauchener Kohlen-Industrie AG wieder aufgenommen, 1922 wurde eine Transportseilbahn zum Bahnhof Oberschützen errichtet. Ein kleines Kraftwerk versorgte die Grube mit Strom. Die große Nachfrage nach dem Zweiten Weltkrieg hatte eine neue Förderanlage 1955 und eine Modernisierung zur Folge. Die Finanzierung erfolgte durch ERP - Mittel, aber auch durch Kredite, die man bald nicht mehr bedienen konnte. Um den Bergbau zu retten wurde ein kalorisches Kraftwerk im 8 km entfernten Pinkafeld gebaut, finanziert hauptsächlich vom Land Burgenland. So sollten die Arbeitsplätze gerettet werden. Die Kohle war aber gegenüber der polnischen Importkohle zu teuer und so musste das Bergwerk trotz hoher Beihilfen des Bundes schließlich  1967 aufgegeben werden.

Kohlenbergwerk Schreibersdorf

Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Schreibersdorf Kohle gefördert und in der dortigen Glasfabrik verwendet. 1854 wurde von der Thalheim - Glasfabrik eine weitere Grube eröffnet. Glasfabrik und Gruben wechselten mehrmals den Besitzer, 1868 wurde die Glasfabrik stillgelegt, vorübergehend wieder in Betrieb genommen und 1871 endgültig aufgegeben. Ende der 1880er Jahre erwarb Robert Schindler aus Pinkafeld das Bergwerk. Kleine Mengen an Kohle wurden an die Firma Putsch in Pinkafeld verkauft. 1890 verkaufte Schindler an die Firma Julius Biringer u. Konsorten, die 16 Bergleute beschäftigte. Ebenfalls 1890 wurde in der Siedlung Thalheim ein neuer Bergbau begonnen. In Thalheim war 1865 eine Glasfabrik entstanden. 1891 pachtete Josef Picher das Kohlenrevier, baute aber nur geringe Mengen ab. 1893 wurde in London eine  reichlich mit Kapital ausgestattete Aktiengesellschaft gegründet, deren Ziel der Ankauf der Thalheimer und anderer Kohlevorkommen in der Region war.Der Firmensitz war Ödenburg.  Die Vorbereitungsarbeiten dauerten länger als geplant. Für den Abtransport der Kohle wurde eine Drahtseilbahn nach Pinkafeld gebaut. Trotz der modernen Anlagen und hohen Investitionskosten von 400 000 Gulden war das Bergwerk aber nicht gewinnbringend und musste 1898 liquidiert werden. Die Förderung wurde weiter betrieben, 1900 wurden 86 000 Zentner Kohle abgebaut. 1921 entstand die Thalheimer Kohlen-Industrie AG mit Sitz in Schreibersdorf.

Henndorf und andere Kohlevorkommen

1885 begann Richard Schmidt in Henndorf einen Kohlenabbau in bescheidenen Ausmaßen. Eine Schmalspurbahn nach Jennersdorf wurde geplant 1892 gebaut. 5 bis 6 Bergleute förderten etwa 4000 Zentner Kohle. 1894 erwarn die Erste ungarische und steiermärkische Bergbaugesellschaft den Abbau. Es blieb aber bei den bescheidenen Fördermengen. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Betrieb eingestellt.

In Bubendorf hatte es schon sehr früh Ansätze zur Nutzung der dortigen Kohlevorkommen gegeben, ohne allzu großem Erfolg. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es Ansätze zu einem neuerlichen Abbau. 1948 begann Walter Haid mit dem Abbau, der bis 1950 betrieben wurde. Ein Kohlevorkommen in Karl blieb ebenfalls ungenutzt.

1884 wurden die Kohlenlagerstätten von Unterkohlstätten untersucht. Der Abbau war anscheinend nicht rentabel. Auch Kohlevorkommen bei Güssing blieben ungenutzt. Kohlevorkommen wurden auch in Sieggraben und Neckenmarkt entdeckt.

Der Antimonbergbau

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das Antimonvorkommen im Bereich Goberling - Bergwerk schon mit Sicherheit bekannt.1744 wurden Proben aus einem Stollen nach Schemnitz gebracht, um sie auf Kupfer und Silber untersuchen zu lassen. Darunter war auch Antimonerz aus dem Sauerbrunngraben bei Goberling. 1770 betrieb in Neustift Joseph von Fernstein ein Antimonbergwerk. Ein weiterer Abbau wurde schon nach zwei Jahren wieder eingestellt. Michael Wölfel versuchte, durch Ausgabe von "Anteilsscheinen" das nötige Kapital aufzubringen, fand aber nicht genügend Interessenten. 1859 führte der Bergwerksunternehmer Karl Daubrava, ein Deutschböhme, der Besitzer des Kupferbergwerkes war, Aufschlussarbeiten durch. Daubrava war eine interessante Persönlichkeit. Er ließ sich in Schemnitz an der Bergbauakademie ausbilden, war esterhazyscher Bergbeamter in Neufeld, 1948 Honvedoffizier und nach dem Scheitern der Revolution längere Zeit inhaftiert. Unter dem Pseudonym Monsée war er auch schriftstellerisch tätig. Da er über zu wenig Betriebskapital verfügte verkaufte er die Antimonschürfrechte an J: E. Körmendy. Dieser begann mit dem Antimonabbau. Mit Krediten erweiterte er den Abbau und baute eine Verhüttungsanlage. Er wurde von J. M. Miller in Wien finanziert. Da er die hohen Kredite nicht zurückzahlen konnte wurde 1876 der Konkurs eröffnet. Miller übernahm den Bergbaubetrieb. Die neuen Eigentümer errichteten 1881 eine große Aufbereitungsanlage und 1884 eine neue Schmelzhütte. Der Abbau konnte ausgeweitet werden. Die Nachfrage nach Antimon war groß. In der Grube waren 86 Männer, 15 Frauen und 7 Kinder beschäftigt, dazu 37 Männer und 7 Kinder in der Schmelze. Der Transport erfolgte auf Holzbahnen. Es gab eine Dampffördermaschine und ein Dampfschöpfwerk. Hauptabnehmer war zunächst Italien, das aber seine eigene Produktion durch hohe Zölle schützte. Die Produktion konnte kontinuierlich gesteigert werden, 1892 waren 116 MJänner, 23 Frauen und 9 Kinder beschäftigt, dazu 30 Männer am Hochofen. Auch fremdes Antimonerz wurde aus Bosnien und Oberungarn angeliefert, die Kohle kam aus Ajka. 1894 bis 1896 arbeitete das Werk mit Verlust, da der Antimonpreis stark sank. Wassereinbrüche und Stolleneinstürze machten dem Werk zu schaffen. Die etwa 200 Beschäftigten kamen ausschließlich aus der Umgebung, ihre Entlohnung war bescheiden. Exportiert wurde nunmehr hauptsächlich nach Deutschland. 1902 wurden 54 000 Zentner verarbeitbares Material gefördert, mit einem Antimongehalt von 8,79 %. Daraus und aus dem angelieferten Material wurden 15 288 Zentner reines Antimon erzeugt. 1901 wurde die elekrische Beleuchtung installiert und mit der Verwendung der elektrischen Energie konnten auch die Produktionskosten etwas gesenkt werden, die Anfangsprobleme mit der Elektrolyse wurden überwunden. 1903 waren die Antimonpreise so stark eingebrochen, dass an eine Einstellung des Werkes gedacht wurde. Die Konkurrenz aus Japan, China und Bosnien konnte weit billiger liefern. 1904 verbesserte sich aber dann die Situation wegen des russisch -japanischen Krieges schlagartig. Ein Problem war, dass es immer schwerer wurde, Arbeitskräfte zu bekommen, da viele Menschen aus der Umgebung abwanderten oder nach Amerika gingen. Angeblich wandertem 80 % der Beschäftigten nach Amerika aus. Die alten Gruben in Bergwerk wurden eingestellt, die Förderung konzentrierte sich auf den "Kurtwald". 1906 wurden neue Aufschlüsse in Betrieb genommen, 1907 ein großer Röstofen aufgestellt und ein Hochofengebäude errichtet. Die folgenden Jahre waren dann aber wieder durch Überproduktion gekennzeichnet, die Lager waren voll. Bis 1911 sank die Zahl der Arbeiter auf 143, 1914 wurden 120 Arbeiter entlassen. Erst mit Kriegsbeginn konnten die Lagerbestände abgebaut werden.

1917 entstand die Szalónaker (=Schlaininger) Bergbau - Aktiengesellschaft mit Sitz in Budapest, die das Aktienkapital beträchtlich erhöhte. Sie übernahm die Antimon- und Schwefelkiesbergwerke der Firma Miller, die aber Hauptaktionär blieb. 1918 wurde eine Industriebahn nach Großpetersdorf geplant. Die nötigen Betriebsmittel waren aber nicht zu beschaffen. So wurde eine Drahtseilbahn von Glashütten über das Antimonwerk bis zum Bahnhof in Bad Tatzmannsdorf über 8,3 km gebaut. Sie wurde durch eine Dampfmaschine angetrieben. Ab 1923 wurde der Betrieb ständig modernisiert, 1926 waren schon 437 Arbeitskräfte beschäftigt. 1927 brach die Schlaininger Bergbau AG zusammen. Ein Bankenkonsortium führte den Betrieb weiter. 1929 brach im Revier Neustift, in der Aufbereitung, ein Brand aus, die Produktion musste eingestellt werden. 1930 wurde die Gesellschaft liquidiert. 1933 brannte das Kanzleigebäude ab. 1934 begann die Firma Gößner in Neustift mit der Aufbereitung der Halden und nahm den Abbau wieder auf. Im Mai 1938 begann die Thüringer Rohstoff AG (Thürag), eine Krupp - Tochter, mit dem Abbau, sie übernahm auch Gößners Anteil. 1940 wurde der Betrieb der Kärntner Bergbau Ges. m. b. H. angeschlossen, die den Betrieb während des Krieges stark ausbaute. 1945 wurde ein Stolleneingang gesprengt, die Werkseinrichtung zerstört bzw. demontiert.

Schon im Sommer 1945 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, das Werk wurde als Teil der Bleiberger Bergwerksunion verstaatlicht. Dann aber übernahm die russische Besatzungsmacht das Bergwerk als "deutsches Eigentum". Bis 1955 unterstand es der USIA. In dieser Zeit wurde nichts investiert. Erst nach der Rückgabe konnte der Betrieb mit Staats- und Landeshilfe konsolidiert werden. Neue Erzlager wurden aufgeschlossen 1988 stellte die Bleiberger Bergwerksunion einen Teil des Betriebes wegen "Auserzung" ein. 1989 waren nur mehr 67 Arbeiter und 9 Angestellte beschäftigt. 1990 wurde auch das letzte Revier geschlossen.

Schwefel und Kupferbergbau

Die seit dem 16. Jahrhundert genutzte  Schwefel- und Kupfervorkommen im Raume Bernstein wurden auch noch im 19. Jahrhundert genutzt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jährlich 20 Zentner Mineralfarben erzeugt. Ein zweiter Schwefel- und Kupferbergbau stand in Glashütten bei Schlaining in Betrieb. 1887 begann die Firma Ripper und Sohn in Bernstein wieder mit Aufschließungsarbeiten. Vier Männer waren beschäftigt. Der Abbau in Glashütten, der viele Jahre nicht mehr im Betrieb war, wurde um 1890 wieder begonnen. 1905 besaß die Firma Miller die Rechte. Eine Inbetriebnahme scheiterte am Transportproblem. Erst während des Ersten Weltkrieges, als die chemische Industrie wieder auf einheimische Rohstoffe zurückgreifen musste, wurde die Drahtseilbahn über das Antimonwerk nach Tatzmannsdorf errichtet. Nach dem Krieg verlor die Lagerstätte wieder an Bedeutung. 1923 waren noch 10 Personen beschäftigt, bald darauf wurde der Abbau eingestellt. Auch ein 1907 in Redlschlag eröffnetes Kupferwerk erwies sich nicht als wirtschaftlich. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Kupferkiesbergbau von Redlschlag vorübergehend neu aufgeschlossen.

Mikroasbest in Rechnitz

Die Asbestlagerstätte wurde im Jahre 1900 entdeckt. 1902 begann der Rechnitzer Kaufmann Karl Marx mit dem Abbau. Da er nicht genügend Kapital aufbringen konnte verkaufte er den Bergbau an die Wiener Firma Bernfeld und Rosenberg, die sofort mit der Produktion begann und für 1917 große Ausbaupläne hatte. 1923 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft "Amiant AG für die Verwertung mineralischer Rohstoffe" umgewandelt. Die Produktion des Mikroasbests von hervorragender Qualität wurde gesteigert. Das Produkt fand in der Bau-, Farben-, Metall- und Gummiindustrie vielfache Verwendung und wurde zur Gänze exportiert, hauptsächlich nach Deutschland. Mitte der 1920er Jahre waren 40 Personen beschäftigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Betrieb zunächst stillgelegt. 1960 bis 1964 wurde wieder produziert, dann der Abbau endgültig eingestellt.

Ziegeleien

Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Ziegeleien, nicht zuletzt deshalb, weil nunmehr auch immer mehr Bauernhäuser in Ziegelbauweise errichtet wurden. Die kleinen Ziegelöfen versorgten den lokalen und regionalen Markt. Es wurden aber auch große Ziegeleien mit einem beträchtlichen Ausstoß errichtet., etwa die Esterhazysche Ziegelei in Walbersdorf, die Ziegelei Prost ebenfalls in Walbersdorf (der Walbersdorfer Tegel erwies sich als besonders geeignet für die Ziegelherstellung) mit einem modernen Ringofen, die beiden Ziegelwerke in Neufeld und Wimpassing und die Lutzmannsburger Ziegelei. Auch die großen Ödenburger Ziegelöfen waren für die regionale Versorgung wichtig. 1893 entstand die Ziegelei in St. Michael und e9in großes Werk wurde in Deutsch Minihof errichtet. 1894 wurden vier weitere Ziegeleien gebaut, in Kittsee, Mogersdorf und zwei in Güssing. In der "Ersten Kittseer Dampfziegelei" waren je nach Bedarf 50 bis 200 Arbeiter beschäftigt, die pro Jahr bis zu 5 Millionen Ziegel produzierten. Die Etserhazysche Ziegelei in Walbersdorf erzeugte etwa 2 Millionen Ziegel pro Jahr, die des Grafen Draskovich in Güssing 200 000 mit 19 Arbeitern. Die Jahresproduktion in Mogersdorf betrug 1 Million Stück. Dieser Ziegelofen wurde ebenso wie der in Deutsch Minihof vom Jennersdorfer Waren- und Produktenhändler Heinrich Armuth und A. Hirschel betrieben.

In Neusiedl am See wurde schon 1718 im Bereich des Kalvarienberges eine Ziegelerzeugung aufgenommen. 1896 beschloss die Gemeinderepräsentanz, diesen Ziegelofen zu privatisieren. Die vorhandenen Tonlager wurden untersucht und für geeignet befunden. Es bildete sich eine Aktiengesellschaft ("Neusiedler Dampfziegelfabrik AG"), die einen Ringofen errichtete. Neusiedl trat in Konkurrenz zu Bruck, das bisher die Dörfer versorgte. Absatz erhoffte man sich in den Dörfern rund um den See. Ziegellagerplätze wurden in Winden, Breitenbrunn, Purbach und Donnerskirchen errichtet. Das Stammkapital von 50 000 Gulden war in kürzester Zeit gezeichnet. Mit der Eröffnung der beiden Bahnlinien Ödenburg - Wulkaprodersdorf - Eisenstadt - Parndorf - Pressburg  und der Neusiedlersee - Bahn 1897 erweiterte sich das Absatzgebiet, vor allem im Seewinkel. Der Absatz erfüllte dann aber nicht ganz die Erwartungen. Die Konkurrenz war groß, es entstanden immer mehr Ziegeleien. Erst 1904 kam es zu einem beträchtlichen Aufschwung. Die Baukonjunktur bis 1911 in Wien förderte den Absatz aus dem Raume Ödenburg. Die hohen Transportkosten mit der Bahn und auch der Mangel an geschulten Fachkräften machten aber den Ziegeleien zu schaffen. Vor dem Ersten Weltkrieg ging der Export nach Österreich stark zurück.

Die Güssinger Ziegelei der Draskovich war an Samuel Laker verpachtet, der 1930 den Ringofen kaufte. 1968 wurde die Ziegelei stillgelegt. Die am Tafelberg in Jennersdorf 1860 eröffnete Ziegelei des Thomas Schwarzer wurde schon 10 Jahre später wieder geschlossen, 1906 gründete der Großkaufmann Sigmund Weber die "Jennersdorfer erste Ziegelfabrik AG". Ihr Betrieb wurde 1914 eingestellt, 1918 die Firma liquidiert. Nach dem Anschluss an Österreich wurde der Betrieb wieder aufgenommen und erst 1974 eingestellt. 1908 errichtete Gustav Pohl in Großpetersdorf eine Ziegelfabrik, 1909 Alexander Erdödy eine in Kulm.

Der Steinbruch von St. Margarethen

Der Steinbruch erlebte um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Gefolge des gründerzeitlichen Baubooms in Wien, aber auch in Budapest und anderen Städten eine Hochkonjunktur. In Wien wurden Rathaus, Justizpalast, Votivkirche, Hofmuseen und Oper mit St. Margarethener Sandstein gebaut. Eine "Companie" von 10 Steinmetzmeistern hatte den Steinbruch von Esterhazy gepachtet, 100 bis 160 Personen fanden Arbeit. In den 1880er Jahren betrieb die Wiener Baugesellschaft den Steinbruch. Das größte Problem war der Abtransport. Die Steine mussten mit Fuhrwerken nach Ödenburg oder Müllendorf, zu den Bahnhöfen, transportiert werden. Der Kubikmeter Quadersteine verteuerte sich dadurch von 7 auf 18 Gulden. 1883 übernahm die Esterhazysche Güterverwaltung den Steinbruch in Eigenregie. Der Absatz ging bald darauf stark zurück, der Bauboom ging zu Ende. 1896 waren im Durchschnitt 20 Steinmetze und 10 Taglöhner beschäftigt. Erst mit dem Bau der Flügelbahn vom Steinbruch nach Schützen a. Geb. zur Ödenburg - Pressburger Bahn konnte 1897 das Transportproblem gelöst werden.. Die Produktion stieg stark an, schwankte aber, da er von einzelnen Großprojekten abhängig war. Ein weiterer Steinbruch wurde in Kaisersteinbruch betrieben. Er ghörte den Brüdern Amelin. Erst nach dem 2. Weltkrieg war der St. Margarethener Stein beim Wiederaufbau sehr gefragt. 1959 fand im Steinbruch das erste Bildhauersymposion statt, 1961 wurden die Passionsspiele in den Steinbruch verlegt.

Die Müllendorfer Kreidefabrik

1889 errichtete Samuel Lenk, Großkaufmann und Unternehmer aus Ödenburg, in Müllendorf eine Kalkbrennerei und eine Kreidefabrik, die schon in kürzester Zeit sehr erfolgreich war. Der Kalk wurde nach Wien geliefert, die Schlämmkreide wurde von der Gummi- und der Chemieindustrie stark nachgefragt. 1894 beschäftigte die Fabrik einen Beamten und 16 Taglöhner. Große Mengen an Kohle wurden aus Neufeld und Brennberg bezogen. 1895 verkaufte Lenk die Fabrik an C. A. Friedländer, kurz darauf erwarb sie die Firma "Müllendorfer Kreiden-, Kalk- und Steinwerke Hassberger, Brecker & Comp." 1898 wurde beim Bahnhof eine sehr moderne  Schlämmkreidefabrik errichtet. Auch Arbeiterwohnungen entstanden. Es wurden zahlreiche Kreidesorten ("Wienerweiß", Bergkreide, Schulkreide, Billardkreide ...) erzeugt. 100 Arbeiter waren in der Kreidefabrik beschäftigt. Müllendorf war in der gesamten Monarchie die einzige Kreidenfabrik. Der Kalkofen blieb am ursprünglichen Standort am Berg bestehen. 1900 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die Kalkerzeugung wurde eingestellt. Die Kreideerzeugung kam durch billige ausländische Konkurrenz in finanzielle Schwierigkeiten. Staatliche Unterstützung wurde der Firma stets verweigert, ebenso der immer wieder geforderte staatliche Zollschutz.  Eine Einstellung wurde erwogen. Erst 1904 ging es wieder aufwärts, es wurde investiert und die Produktpalette ausgeweitet. Es wurde in zahlreiche europäische Länder und sogar nach Übersee exportiert. 1912 vernichtete ein Großbrand nahezu das gesamte Kreidewerk. Der Wiederaufbau war mit einer Modernisierung der technischen Einrichtung verbunden. Nun wurde die Bleistiftproduktion aufgenommen. Das Handelsministerium gewährte Hilfe unter der Bedingung, dass das Personal zu zwei Drittel aus ungarischen Staatsbürgern bestehen musste und in der Einrichtung nur ungarische Fabrikate - wenn vorhanden - verwendet wurden. 1913 wurde der Firmenname auf "Müllendorfer Kreide- und Bleistiftfabrik AG" geändert. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Produktion bald wieder aufgenommen. 1922 waren 34, 1927 schon 76 Personen beschäftigt. Die Fabrik war auch in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich, vor allem in der Bleistiftproduktion (Marken Mephisto und Koh - i - noor).

Die Stoober Tonwarenfabrik

Die zahlreichen traditionell arbeitenden Töpfereibetriebe waren in um die Jahrhundertwende in einer schweren Krise. Ihre Produkte waren kaum mehr zu verkaufen. Seit 1893 wurden Kurse für Töpfer abgehalten. Der Sekretär der Ödenburger Handelskammer, Friedrich Kirchknopf, regte die Gründung einer Tonwarenfabrik an. 1894 scheiterte ein erster Versuch, da man sich mit der Gemeinde nicht einigen konnte. Die beiden Stoober Pfarrer, Johann Böhm und Stefan Berghofer, stellten sich hinter das Vorhaben, zwei Ödenburger Unternehmer, der Glas- und Geschirrhändler Stefan Rauhofer und der Zuckerbäcker Julius Roth, waren an der Fabrik interessiert. Auf Drängen des fürstlichen Verwalters Josef Haller stieg schließlich Paul Esterházy in das Projekt ein. 1895 schloss er mit der Gemeinde Stoob einen Vertrag und noch im gleichen Jahr wurden eine große Werkshalle und eine Wohnung für den Werkmeister errichtet. Leiter der Fabrik wurde der Direktor der Tongewerbekurse Bernhard Mildner. Zunächst wurden hauptsächlich steinemaillierte Gefäße hergestellt. 22 Facharbeiter und 12 Lehrlinge waren beschäftigt. In der Fabrik gab es eine eigene Fachschule. Bald wurden auch Tonrohre, Öfen, Kochtöpfe, Zier- und Gebrauchsgefäße hergestellt. Die Produkte konnten gut verkauft werden, das Erzeugerprogramm wurde ausgeweitet, etwa auf Gartengeschirr, Heizrohre, Schamottverkleidungen ...Besonders stark expandierte der Bau von Kachelöfen und von Platten als Ofenverkleidung. Etwa 70 bis 80 Personen waren beschäftigt Die Fabrik, die sich an Ausstellungen im In-und Ausland beteiligte, hatte bald einen hervorragenden Ruf. In der Fabrik erhielten Knaben im Alter von 12 - 14 Jahren in einem zweijährigen Fachkurs Unterricht. Aber auch die etwa 30 Töpfermeister des Ortes profitierten erheblich von der verbesserten Qualität. Nach Mildners Tod übernahm 1906 Daniel Egressy die Leitung der Fabrik. Er war Absolvent der Kunstgewerbeschule in Budapest und genoss eine künstlerische Ausbildung in München. Die Fachschule stellte er allerdings ein. 1907 wurde die Fabrik erweitert, ein einstöckiges Gebäude mit neuem Brennofen, Trockenkammer und Modelliersaal angebaut. 1908 wurde endlich die Bahn Ödenburg Güns eröffnet, auf die man in Stoob schon lange gewartet hatte. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Betrieb eingestellt und erst fünf Jahre danach wieder aufgenommen. Die Maschinen waren inzwischen veraltet und Esterhazy war nicht mehr bereit, den Betrieb im nunmehrigen Burgenland weiterzuführen. 1928 wurde die Fabrik geschlossen. Erst 1940 erlebte die Fabrik eine kurze Blütezeit, wegen der starken Nachfrage nach Kachelöfen. Hans Sturm aus Stoob und Karl Berger aus Wien hatten die Fabrik gepachtet, 65 Personen waren beschäftigt. Ab 1945 diente die Fabrik den Russen als Kaserne und Lazarett. 1950 übernahm Hans Sturm die Betriebsführung, die russische Zwangsverwaltung kündigte ihm aber den Pachtvertrag. Erst 1956 konnte ein Neubeginn erfolgen. Im Verwaltungsgebäude wurde die neu gegründete Landesfachschule für Keramik und Ofenbau untergebracht. Diese erhielt 1963 ein neues Gebäude. Die Tonwarenfabrik wurde von der Firma Roletta übernommen.

 

 

 

 

Grafik / Karte

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Industriestandorte 1859 bis 1914.

bergbauneufeld

Braunkohlebergbau in Neufeld. Foto: Burgenländisches Landesmuseum

 

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Quellen

  • Hans Hahnenkamp, Die burgenländische Industrie. 2. Teil (1885 - 1921). 1994
 

 

 

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