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person

Mathes (Mathias) Nitsch

 

Nitsch entstammte einer Bauernfamilie des Heidebodens. Nach der Volksschule kam er an die Realschule in Raab, um Ungarisch zu lernen. Am Evangelischen Lyceum in Pressburg maturierte er 1905. Seinen Militärdienst leistete er als Einjährig-Freiwilliger in Wien ab. Dann studierte er an der Universität Budapest Rechtswissenschaft, war aber auch Hörer an der philosophischen Fakultät. Schon vor dem Krieg war er literarisch tätig und veröffentlichte in "Westermanns Monatsheften" und in der "Gartenlaube". 1910 bekam er eine feste Anstellung beim "Pester Lloyd". Im Ersten Weltkrieg dienste er im Honvéd - Infanterieregiment Nr. 29 in Serbien, wurde verwundet und rückte 1915 erneut an die italienische Front ein, wo er an den Isonzoschlachten teilnahm. 1918 rüstete er als Hauptmann  ab und nahm seine Arbeit als Journalist wieder auf.

Im Herbst 1918 schloss sich Nitsch dem "Deutschen Volksrat" an. 1920 kandidierte er erfolgreich im Zurndorfer Wahlbezirk für das Parlament. Er gehörte den christlich - sozialen, deutschbewussten aber ungarntreuen  Kreisen um Huber, Scholtz, Klebelsberg usw. an. Als Abgeordneter unterstützte er die Nationalitätenpolitik Jakob Bleyers. Bald war er aber von der Nationalitätenpolitik Ungarns schwer enttäuscht und zog sich nach einer Periode im Parlament komplett aus der Politik zurück.

In den 1920er Jahren erschienen seine großen Romane: Hans und Hani (1920), der am Heideboden spielt, 1927 die "Kreuzbezeichneten"  (Rückeroberung Ofens von den Türken), "Ruck herzu", eine Geschichte aus dem Ödenburg des 18. Jahrhunderts, "Das Männchen in der Reiche" und 1929 "Wunder der Heimat", Erzählungen vom Heideboden. 1944 wurde der "Pester Lloyd" von den Pfeilkreuzlern übernommen und Nitsch wurde entlassen. Sein weiteres Leben war gekennzeichnet durch Verfolgung und große materielle Probleme. In kommunistischer Zeit wurde er als "bürgerlicher Autor" diffamiert und bekam keine Anstellung. Er musste als Fabriksarbeiter in der Elektroindustrie, dann als Angestellter einer Weinkellerei und als Handlungsreisender einer Textilfirma arbeiten. Er musste von einer kümmerlichen Rente leben.

Nitsch konnte in Ungarn keine einzige seiner Arbeiten veröffentlichen. Kleinere Arbeiten erschienen im Burgenland, in der Zeitschrift "Volk und Heimat", in "Burgenländisches Leben" und in Deutschland in "Der Ungarndeutsche", "Unsere Post" und "Der Donauschwabe". 1959 erschien in Wien ein kleines Bändchen mit Weihnachtserzählungen - "Das Christkind im Reifrock" und 1964 in Stuttgart ein Gedichtband - "Licht im Dunkel". 1967 folgte das Hauptwerk von Mathes Nitsch: "Eine Träne in das Herz der Welt geweint", ein Roman um den Dichter Nikolaus Lenau. 1969 erschien "Wunder um eine Ulmer Schachtel Erzählungen aus Ungarn und dem Burgenland". 1971 konnte in Eisenstadt "Zwischen Lafnitz und Leitha", Kurzgeschichten aus dem Burgenland, erscheinen. "Im Helm geboren", autobiographische Erzählungen, wurden erst nach seinem Tod gedruckt. Viele seiner Werke blieben unveröffentlicht.

Mathes Nitsch ist einer der Kronzeugen des deutschwestungarischen Raumes und des Lebens vor dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit.

Daten

* 19.12.1884 in Straß - Sommerein
† 18.06.1972 in Budapest

 

Schriftsteller, Journalist, Poltiker

 

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Quellen

  • Gerald Schlag, Burgenland. Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien. Eisenstadt 1991