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Zu den Osterfeiertagen 1797 ertönte in Westungarn erstmals der Ruf: "Die Franzosen kommen" ...Die Menschen begannen, ihre Wertsachen zu vergraben. Die wehrfähige Landbevölkerung wurde von der Komitatsregierung zur Abwehr aufgeboten und zu Schanzarbeiten an der Grenze Niederösterreich - Ungarn befohlen. Wittmann schrieb dazu in seiner Mattersdorfer Chronik: "Aber die Ungarn waren nicht so willig wie die Österreicher ...die Ortschaften sollten erklären, wieviele freiwillig von jedem Ort dem Feind entgegengehen wollen. Es hat sich niemand gemeldet  und aufschreiben lassen". Bald darauf folgte der Friede von Campo Formi(d)o. 1800 brach ein neuer Krieg aus und wieder mussten die Grundherrn Mannschaften stellen, die sich aus "freiwilligen" rekrutierten. Diese Freiwilligen hießen "Insurgenten" ... Der Name diente als Bezeichnung für die ungarische Landmiliz, Außerdem verstand man darunter das allgemeine Aufgebot des Adels durch den König zur Verteidigung der Landesgrenzen.

Am 12. Mai 1809 besetzten die Franzosen Wien. Das österreichische Heer unter Erzherzog Karl konnte bei Aspern und Esslingen die Franzosen besiegen. Erzherzog Johann, der gegen Vizekönig Eugen in Oberitalien erfolgreich war, trat mit seiner Armee den Rückmarsch an, um Erzherzog Karl zur Hilfe zu kommen.Er zog über Ilz - Fürstenfeld nach Körmend, wo er sich mit den ungarischen Insurrektionstruppen zu vereinen, die sich bei Raab und auf der Großen Schüttinsel unter dem Palatin Erzherzog Joseph sammeln sollten. Vizekönig Eugen rückte nach. Bei Raab kam es zur Schlacht, die für Erzherzog Johann trotz der Tapferkeit der steirischen Landwehr verloren ging, in erster Linie wegen des Versagens der ungarischen Insurrektionstruppen. Raab musste am 22. Juni kapitulieren. Die Truppen Erzherzog Johanns überschritten bei Komorn die Donau, kamen aber zur Entscheidungsschlacht bei Deutsch Wagram zu spät.Am 12. Juli wurde in Znaim Waffenstillstand geschlossen. Die Franzosen besetzten Westungarn. Das größte Truppenkontingent wurde bei Ödenburg untergebracht. In einem riesigen Barackenlager waren bis zu 5000 Soldaten stationiert. Das Verhalten der Franzosen gegenüber der Bevölkerung war zumeist korrekt, auch wenn die verlangten Lieferungen an Lebensmitteln  und Futter für die Pferde und auch die Geldzahlungen für die Dörfer drückend waren.

Schlimmer als das Verhalten der Franzosen  wurde das der eigenen ungarischen Truppen, der Insurgenten, empfunden. In der "Insurrektion", das Aufgebot des ungarischen Adels, sammelten sich - verlockt durch ein hohes Handgeld und durch die Aussicht auf Beute - viele zweifelhafte Elemente, denen es kaum um die Befreiung des Landes ging. Im Krieg von 1809 mussten auch die Grundherrn Westungarns mit Kontingenten  aus ihren Herrschaften  zur ungarischen Insurgentenarmee einrücken. Die Begeisterung war wie schon im Krieg von 1797 nicht sehr groß. Die Bevölkerung der westungarischen Dörfer machte mit den eigenen ungarischen Truppen schlechtere Erfahrungen als mit den französischen Besatzungstruppen. 1800 wurde ebenfalls die Insurrektion aufgeboten. Der Mattersburger Wittmann schreibt über sie in seiner Chronik: " Von ihnen sind einige freiwillig gewesen, andere aber mit Gewalt dafür gezwungen worden, und diese stellten die wahre Copei vor, wie es ihre Voreltern im Kuruzenkrieg gemacht haben, und ihr Verhalten ist merkwürdig, aber nicht ruhmwürdig." Sammelplatz der Insurrektionstruppen war Ödenburg, die Kontingente wurden aber auch in den Orten des Komitates untergebracht. Am 10 November 1800 wurden 400 Mann in Mattersburg einquartiert. Dazu kamen noch weitere 400 Insurgenten aus Budapest, die ebenfalls verpflegt werden mussten. Die Disziplin war äußerst mangelhaft. Die "Offiziere", im Zivilberuf oft Beamte oder Lehrer, konnten die zusammengewürfelten Haufen nicht in Schach halten. Ihnen war versprochen worden, dass sie nicht außerhalb der Grenzen Ungarns eingesetzt würden. "Sie wollten auch nicht exerzieren, sondern nur saufen, Geld hatten sie genug, denn jeder bekam 400 bis 500 Gulden Handgeld" (Wittmann). Es kam zu zahlreichen Übergriffen. So etwa verprügelten sie den Richter von Marz. Ihr Hauptmann sagte zwar zu, die Täter mit 25 Stockhieben zu bestrafen, wies die Richter aber darauf hin, dass die Bestraften aus Rache das Dorf anzünden und die Richter totschlagen würden. So verzichteten die Richter auf eine Bestrafung. Auch das Oberkommando wusste sich nicht zu helfen. Nach einer wüsten Rauferei zwischen Insurgenten und Einheimischen in Agendorf untersuchte der Oberbefehlshaber der Landmiliz in Ödenburg und empfahl: "Wenn euch die Insurgenten wieder unbillig behandeln, so schlagt sie tot und seid dabei vorsichtig, dass sie aus den umliegenden Dörfern nichts merken und ihnen nicht zur Hilfe kommen". Als die Insurgenten am 25. Dezember 1800 über die Grenze in Marsch gesetzt wurden revoltierte etwa eine Gruppe in Krensdorf und konnte nur durch den Einsatz der Pester Freiwilligen aus Mattersburg und Walbersdorf zur Ordnung gebracht werden. In Neufeld kostete die Niederschlagung der Revolte Tote und Verwundete, jeder fünfte wurde gehenkt.Der Friede von Luneburg beendete dann den "Einsatz" der Insurgenten. Wittmann schreibt über sie: "Für das Stehlen war ihnen nichts zu gut und nichts zu schlecht. Sie stahlen, was sie konnten: Brot, Fleisch, Kleider, Schuhe, Leinwand, Hühner, Ketten, Pflugeisen, Zinngeschirr.  Zweimal haben sie in der Fleischbank eingebrochen. Sie besaßen wenig Menschlichkeit und wenig Religion, schlugen aus Mutwillen zu nächtlicher Zeit die Fenster ein, belästigten die Weiber, sie sollten sein Landesverteidiger, waren aber Landesverderber, sie sollten sein Landesschützer, waren aber Landesverwüster."

 

 

 

 

Grafik / Karte

Franzosenkrieg 
Der Franzosenkrieg von 1809.

 

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Quellen

 Der Marsch der Franzosen durch das Burgenland im Jahre 1809. Burgenländische Heimatblätter 19. Jahrgang Heft 2. Eisenstadt 1957

 

 

 

 

 
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