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Der Ortsname wird vom Hl. Ladislaus oder vom Personennamen Laurenzius abgeleitet. Elemer Moor führte ihn auf den slawischen Personennamen Levka zurück.  Am wahrscheinlichsten ist jedoch die Herleitung vom althochdeutschen Liuko, eine Koseform für einen Personennamen. Dafür dprechen die urkundlich belegten Nennungen Leokenhausen, Leuchenhausen, Leukenhaus.

Die Burg Lockenhaus wurde erstmals 1242 urkundlich erwähnt, als eine der wenigen Burgen, die den Mongolensturm überstanden hatten. Im Kampf König Belas IV. von Ungarn und Herzog Friedrichs II. von Österreich wurde die Burg  von einem Torda, Sohn des Geur, im Auftrag Belas IV. verteidigt. Die Burg kam in den Besitz des mächtigen  Geschlechtes Csák. Noch vor 1270 gelangte die Burg in den Besitz der Güssinger. Demetrius Csák war mit einer Güssingerin verheiratet und überließ die Burg seinem Schwiegervater. Vorübergehend gelangte die Burg in den Besitz Premysl Ottokars. 1279, bei der Teilung der Güssinger Besitzungen, fiel Lockenhaus an Nikolaus. Nkolaus oder sein Sohn Nikolaus II. der Hahn bauten die Burg repräsentativ aus. Sie ließen das Franziskanerkloster errichten, das 1316 erstmals urkundlich erwähnt wird.1318 belagerte Graf Andreas von Güssing die Burgen seines Onkels Nikolaus II, Lockenhaus und Rechntz, die Anhänger Karl Roberts von Anjou waren. Später schlossen sich auch die Lockenhauser Güssinger dem Aufstand gegen Karl Robert an. Die Witwe Nikolaus II. und seine Söhne Herzog Albrecht von Österreich an.  Im Jahre 1337 eroberte der Woiwode Stefan Láczkfi auf Befehl des ungarischen Königs die Burg, die König Karl I. Robert behielt und die Güssinger entschädigte.Verteidiger der Burg waren angeblich Tempelritter. Um sie und um den geheimnisvollen "Kultraum"  ranken sich in Lockenhaus zahlreiche Legenden, die aber alle unbeweisbar sind.

König Sigismund übergab die Burg 1390 den Kanizsay als Schenkung. Vorübergehend wurde sie von Herzog Wilhelm von Österreich erobert und einem gewissen Pergauer übergeben. 1409 war sie wieder im Besitz der Kanizsay. Am Besitz der Kanizsay änderte sich auch nichts, als König Maximilian I. 1490 die Burg eroberte. Sie schlossen sich nun dem Kaiser an. 1492 gehörte die Hälfte von Lockenhaus dem Georg Kanizsay, die andere Hälfte Ladislaus, Johann und Stephan Kanizsay. Johann, auch seinen Untertanen gegenüber ein gewalttätiger Grundherr, wurde der Treuelosigkeit angeklagt, weil er ein Mitglied des königlichen Gerichtshofes von Zala in Lockenhaus gefangen hielt und grausam behandelte. Lockenhaus wurde unter anderen Gütern von König Ladislaus II. dem königlichen Mundschenk Michael Policz und seinem Bruder und Petrus Erdödy übertragen. 1515 war die Herrschaft wieder im Besitz der Kanizsay. Unter den beiden Türkenzügen von 1529 und 1532 dürfte die Herrschaft stark gelitten haben. Das Franziskanerkloster von Lockenhaus wurde vernichtet.

Frühe Neuzeit

1558 gelangten Burg und Herrschaft Lockenhaus nach dem Aussterben der Kanizsay über deren Erbtochter Ursula an Thomas Nádasdy. Unter den Nadásdy wurde das untere, neue Schloss dazugebaut. 1605 wurde die Burg von den Bocskai - Rebellen vergeblich belagert. Unter den Nadasdy wurden die Pfarren der Herrschaft mit evangelischen Predigern, nach dem Religionsgespräch von Tschapring (Csepreg) 1591 mit Lutheranern, besetzt. Sarvar und Deutschkreutz wurden unter Thomas, Franz II. (der "Schwarze Beg") und Paul Nadásdy zu Zentren des westungarischen Protestantismus. Franz III. trat 1643 zum Katholizismus über und heiratete Anna Julia Esterhazy, die Tochter des Palatins Nikolaus Esterházy.  Nach der Hinrichtung von Franz Nádasdy wegen dessen Beteiligung an der "Magnatenverschwörung" wurde die Herrschaft eingezogen, 1672 auf vier Jahre an Nikolaus Draskovich verpfändet und schließlich 1676 um 200 000 Gulden  an Paul Esterházy verkauft. Noch im 16. Jahrhundert wurde unter Franz II. Nadásdy  die ehemalige Klosterherrschaft Klostermarienberg eingegliedert. Damit war Lockenhaus eine der größten Herrschaften im westungarischen Raum. Deutschkreutz aber als eigenständige Herrschaft eingerichtet.1676, zum Zeitpunkt des Verkaufes an Paul I. Esterhazy, gehörten zur Herrschaft: Lockenhaus als Markt und Herrschaftsvorort, Piringsdorf, Pilgersdorf, Steinberg, Unterpullendorf, Bubendorf, Salmannsdorf, Langeck, Deutsch Gerisdorf, Steinbach, Rattersdorf, Liebing, Dörfl, teilweise Oberrabnitz, Hammer, Teich, Lebenbrunn, Kogl, Ober- und Unterkohlstätten, Hochstraß. Die Herrschaft Klostermarienberg wurde aufgelöst und die Dörfer Klostermarienberg, Mannersdorf, Unterloisdorf, Oberloisdorf, Strebersdorf, Kleinwarasdorf,  Kroatisch Minihof, Karl und die (heute in Ungarn gelegenen Orte) Prössing (Peresznye), Siegersdorf (Horvátzsidány) und Bleigraben (Olmód) auf die Herrschaften Deutschkreutz (Kroatisch Minihof und Kleinwarasdorf) und Lockenhaus (alle übrigen Orte) aufgeteilt. Den Ort Klostermarienberg schenkte Paul Esterházy 1679 dem Zisterzienserstift Lilienfeld.

1721 zählten 28 Orte zur Herrschaft: Lockenhaus, Langeck, Ober- und Unterkohlstätten, Deutsch Gerisdorf, Salmannsdorf, Bubendorf, Pilgersdorf, Kogl, Lebenbrunn, Steinbach, Karl, Hochstraß, Piringsdorf, Teich, Hammer, Rattersdorf. Liebing, Mannersdorf, Unterloisdorf, Bleigraben, Dörfl, Steinberg, Oberloisdorf, Unterpullendorf, Prössing, Strebersdorf, Siegersdorf. Unterpullendorf war von 1677 bis 1754 ständig verpfändet und wurde 1754 von der Familie Somogy ausgelöst. Die Herrschaft Güns, die 1721 nur mehr 5 Orte umfasste, wurde zeitweise gemeinsam mit der Herrschaft Lockenhaus verwaltet. Erst 1736 wurde im Günser Schloss wieder eine selbständige Verwaltung eingerichtet. 1750 wurde Strebersdorf von Lockenhaus abgetrennt und an Güns angeschlossen. 1758 trat Fürst Paul II. Anton die beiden Dörfer Prössing und Siegersdorf an Graf Daniel Esterházy, der die beiden Dörfer schon im Pfandbesitz hatte, im Tausch gegen Anteile an der Herrschaft Csobánc ab. Teile der Herrschaft waren immer wieder verpfändet. 

1848 gehörten 25 Orte zur Herrschaft Lockenhaus: Hochstraß - Unterrabnitz - Schwendgraben - Karl - Piringsdorf - Dörfl - Steinberg - Oberloisdorf - Unterpullendorf - Lockenhaus - Langeck - das Prädium Hochbuchen (bei Oberkohlstätten) - Ober- und Unterkohlstätten - Hammer und Teich - Liebing - Rattersdorf - Glashütten - Salmannsdorf - Deutsch Gerisdorf - Bubendorf - Pilgersdorf - Kogl - Lebenbrunn - Steinbach.

Das erste Urbar stammt aus dem Jahre 1492. Es gab 12 Bauern, die Familiennamen sind durchwegs deutsch. 1519 wurden 15 Bauern erfasst, einige Namen könnten ungarischen Ursprungs sein.1597 gab es 22 Bauern und 15 Söllner. Vermehrt tauchen auch Familiennamen ungarischer oder kroatischer Herkunft auf. 1608 gab es 19 Bauern und 13 Söllner, 1661 48 Bauern und 19 Söllner. Die Familiennamen sind größtenteils wieder deutsch.  1720 wurden 55 "Bürger" und 9 Söllner, 1744 59 Bauern und 31 Söllner gezählt. 14 Personen betrieben ein Gewerbe.  1767 gab es 102 Bauern, 30 behauste Söllner und 7 Holden. Die Familiennamen waren wieder ausschließlich deutsch. 1661 kann man die Einwohnerzahl auf 400-500 Personen schätzen, 1697 waren es 687 Personen.

1533 wird von einem Stall unter dem Schloss für Kühe, Ochsen und Schweine berichtet, 1538 wurden 532 Schafe, 530 Lämmer und 52 Ziegen gehalten. 1553 wurde ein Teil des Nadásdy - Gestüts von Kapuvár nach Lockenhaus verlegt. Einer Abrechnung von 1657 kann man entnehmen, dass im Lockenhauser Meierhof hauptsächlich Schafe, Ziegen und Schweine gehalten wurden. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden drei Teiche angelegt, 1558 kam ein weiterer Teich in Rattersdorf hinzu. Der große Teich zwischen dem Schloss und der Ortschaft Teich wurde durch einen Damm aufgestaut. Weingärten hatte die Herrschaft 1557 in Lockenhaus und in Rattersdorf. Der Lockenhauser Weingarten wurde lange Zeit nicht bearbeitet, 1557 aber wieder als "neu" bewirtschaftet.  1661 gab es in Lockenhaus keine Weingärten mehr.

1608 und 1639 lösten die Lockenhauser die Robot um 40 Gulden von der Herrschaft ab. 1645 wurde mit der Grundherrschaft ein Vertrag geschlossen und 1661 im Urbar auch bestätigt. Er sah vor, dass auch Zehent und Bannwein in Geld abgelöst wurden, 1661 waren es 51 Gulden. 1670 erhielt Lockenhaus von König Leopold einen Freibrief, der den Ort von militärischen Einquartierungen befreite. 1886 kaufte der Markt das Recht, Standgelder einzuheben, von der Herrschaft. Der "Große Markt" fand mit dem Kirtag im September statt. Wahrscheinlich gab es schon im 18. Jahrhundert drei Jahrmärkte., gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch Viehmärkte abgehalten. 1885 etwa wurden 1000 Stück Rindvieh aufgetrieben. Die Viehmärkte wurden wahrscheinlich nach 1900 eingestellt.

In wirtschaftlicher Hinsicht war die Herrschaft Lockenhaus und auch der Hauptort, der Markt Lockenhaus,  neben der eher kargen Landwirtschaft und wenig Weinbau schon früh auf die Nutzung des Waldreichtums und der Bodenschätze ausgerichtet. Schon im 15. Jahrhundert gab es am Günsbach einen Eisenhammer, nach dem der Ort Hammer benannt ist. In Lockenhaus gab es eine Pulverstampfe, Ziegelofen, Brauerei, eine Papiermühle und eine Sägemühle. Die Pulverstampfe wurde 1597 erstmals urkundlich erwähnt. 1740 bestand sie noch. In diesem Jahr ersuchte die Wiener Hofkammer den Fürsten, er möge den Pulvermacher Martin Strasser entlassen, damit er in Wien angestellt werde. 1670 bekam der Pulvermacher Matthias Schermann 27 Zentner Salpeter und lieferte ebenso viele Zentner Schießpulver ab. Graf Nadásdy ließ sich zweimal jährlich 15 Pfund Pulver schicken, um es zu erproben. Im Schloss waren damals 482 Zentner vorhanden (Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus, S.238). 1657 wird ein Büchsenmacher erwähnt, in der herrschaftlichen Hammerschmiede, die 1661 als oberhalb des Dorfes bestehend erwähnt wird. Er musste jährlich 16 Gewehrrohre machen.

Die Papiermühle zwischen Hammer und Teich bestand schon 1755. Es wurde Schreib- und Konzeptpapier aus Hadern in Handarbeit geschöpft. Um 1864 wurde der Betrieb aufgelassen. Beim Meierhof in Lockenhaus bestand ein Bräuhaus, das Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelassen wurde. Im Brauhaus wurde ein zweites herrschaftliches Gasthaus untergebracht und verpachtet.

1492 wird in Lockenhaus an der Güns  bereits eine Sägemühle erwähnt. 1519 gab es in der Herrschaft vier Sägemühlen. 1661 war die viergängige Herrschaftsmühle auch Sägewerk. 1674 verpachtete Draskovich die Hofmühle.1647 bestätigte Franz Nadásdy die Statuten und Privilegien der Müllnerzunft.  Bis 1905 bestand ein herrschaftlicher Ziegelofen, ebenso gab es mehrere Kalköfen. 1662 legte Pietro Orsolini das Zunftbuch der Steinmetze und Maurer an.

1860 pachtete ein Konsortium die Wälder von Lockenhaus. Daran beteiligt war ein reicher Zuckerfabrikant aus Brünn und die Wiener Ledererfamilie Flesch. Sie bauten eine Dampfsägemühle und richteten eine Parkettfabrik in der Burg ein. Angeblich waren 50 bis 100 Tischlergesellen beschäftigt. Die Übernutzung der Wälder bewog die Herrschaft schließlich, den Pachtvertrag zu kündigen. Allerdings dürfte auch die Herrschaft zu viel Holz geschlagen haben, besonders nach der Vergrößerung der Dampfsäge 1907. 1927/28 wurde eine Schmalspurbahn zum Holztransport nach Glashütten gebaut. 1924 errichtete der Pächter der Herrschaftsmühle Johann Braun bei Teich seine Möbelfabrik.

1559 wurde in Lockenhaus eine Herrschaftsmühle gebaut, 1597 dreigängig aus Steinen neu errichtet. Die Lockenhauser Herrschaftsmühle wurde noch vor dem 1. Weltkrieg vergrößert und modernisiert.

Eine Glashütte bestand bei Langeck (Ortsname Glashütten). Bedeutend war die Steinmetzenzunft von Lockenhaus.Nach der kanonischen Visitation von 1756 gab es in Lockenhaus 12 Zünfte: Flechter und Korbflechter, Zimmerleute, Tischler, Müller und Bäcker, Schuster, Hafner, Weber, Tuchmacher, Schneider, Hirten, Maurer und Fleischhauer. Im 19. Jahrhundert war die Zunft der Tuchmacher die größte. Etwa ein Drittel aller Lockenhauser war mit der Tuchfabrikation beschäftigt. Gesellen kamen von weit her, etwa aus dem Rheinland oder aus Schlesien, wie etwa die Tuchmacherfamilie Popp. In den 1840er Jahren soll es ca. 100 Meister und 150 bis 200 Gesellen gegeben haben.  Der Markt von Lockenhaus war ein typischer Handwerkermarkt. Einmal im Jahr fand ein Jahrmarkt statt, der meist gut besucht war.

Eine wichtige Rolle spielten im Ort jüdische Kaufleute. Um 1802 lebten fünf Juden in Lockenhaus. Um 1840 ließen sich Mayer Stössl und Johann Hoffmann aus Lackenbach in Lockenhaus nieder, Jakob Leitner kam aus Schlaining  und 1851 Salomon Kopfstein aus Lackenbach, aus einer esterházyschen Schutzjudenfamilie stammend. Kopfstein eröffnete ein Gemischtwarengeschäft. Seine Brüder Abraham und Isak ließen sich in Unterrabnitz und Pilgersdorf nieder. Jakob Leitner konvertierte um 1883 zum Katholizismus, sein Sohn gab das Geschäft aber auf. Die Söhne des Mayer Stössl, Max und Wolf, wurden sehr wohlhabend, Sie betrieben eine Schnittwaren-, Leder-, Mehl- und Eisenwarenhandlung und verkauften auch Schnaps. Mayer Stössl ließ auf eigene Kosten anfangs der 1880er Jahre am Hauptplatz eine Synagoge errichten. Begraben wurden die Lockenhauser Juden weiterhin in Lackenbach.

Bevölkerungs- und Dorfentwicklung

1661 hatte Lockenhaus etwa 400 bis 500 Enwohner, 1697 687, 1802 1105, darunter erstmals 5 Juden, 1853 1400 Personen. Zwischen 1810 und 1880 wirkte sich die Tuchmacherei und die gute Entwicklung der Gewerbebetriebe positiv bemerkbar.  Bis 1892 sank die Einwohnerzahl auf 1275. Bis 1924 gab es erneut einen Rückgang auf 1152 und 1934 auf 1137. Die Krise der Tuchmacherei wirkte sich stark aus und auch aus Lockenhaus gab es viele Auswanderer nach Amerika. Nach dem 2. Weltkrieg ging die Einwohnerzahl weiter zurück, 1981 auf 973 Personen. 1900 waren von den 1245 Einwohnern 1175 Deutsche, 61 Ungarn (hauptsächlich Angestellte der Gutsbetriebe und Meierhofknechte). Un der Zwischenkriegszeit sank die Zahl der Ungarn auf 19. Nach der konfessionellen Zusammensetzung war die Bevölkerung nach der massiven Rekatholisierung nahezu ausschließlich katholisch. Die Zahl der Juden betrug 1934 27 Personen.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Mayer Stössl und Johann Hoffmann aus Lackenbach. Jakob Leitner aus Schlaining und 1851 Salomon Kopfstein aus Lackebach nach Lockenhaus. Kopfstein betrieb ein Gemischtwarengeschäft, seine Brüder Abraham und Isak hatten Geschäfte in Unterrabnitz und Pilgersdorf inne.. Später übersiedelte die Familie Kopfstein nach Raab. Jakob Leitner baute ein großes Geschäft für Gemischtwaren. Er trat zum Katholizismus über.. 1930 musste Wilhelm Leitner das Haus an den Holzwarenfabrikanten Braun verkaufen. Mayer Stössl kaufte ein Haus und errichtete um 1880 im Hof ein jüdisches Bethaus und ein Bad.. Seine Söhne betrieben eine Schnittwarenhandlung und eine Leder-, Mehl- und Eisenhandlung. Wolf Stössl übersiedelte nach Oberwart. Sein Haus kaufte der jüdische Arzt Dr. Alexander Szüsz. Er und seine Tochter wurden 1938 deportiert.

Der alte Ortskern liegt in der Oberen Gasse, wo auch das Franziskanerkloster stand. Der neue Hauptplatz, ein Rechteckplatz,  entstand mit der Errichtung des Augustinerklosters und der neuen Pfarrkirche im 17. Jahrhundert. Die Ortserweiterung nach dem 1. Weltkrieg erfolgte an der Unteren Wienerstraße. Nach dem 2. Weltkrieg wurden Esterhazy-Gründe aufparzelliert und ab 1949 als Hausplätze verkauft (Ungermarkt, Lisztpromenade, Obere Wienerstraße). Ab denfrühen 1960er Jahren wurde das Waldgebiet zwischen Lockenhaus und Hochstraß (Föhrenhöhe) parzelliert - früher eine Obstanlage der esterhazyschen Fortstverwaltung - und verpachtet, vielfach an Wiener, die dort Ferienhäuser und Zweitwohznsitze errichteten. Etwa 100 Wochenendhäuser entstanden. In den 1980er Jahren wurden Wohnhausanlagen errichtet und 1988-1990 und 1992 erweitert.

Die Burg

Der ältere Teil der Burg Lockenhaus stammt aus dem Mittelalter. Dazu gehören der Bergfrit und der Kapellenturm mit frühgotischen Fenstern. In der Kapelle sind noch Reste von Fresken aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Palas hat im Erdgeschoss eine große, leicht gekrümmte Halle mit Kreuzrippengewölbe. Das tiefer gelegene "äußere Schloss" wurde im 17. Jahrhundert von Franz Nádasdy errichtet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Burg nicht mehr bewohnt und verfiel immer mehr. Es diente "allerhand Gesindel, Bettler, Zigeuner als Unterschlupf" (Schermann, S. 35). Die Dächer stürzten ein.  Erst unter Paul IV. Esterhazy wurde das frühere Kloster als Sommerresidenz adaptiert, blieb bis 1890 aber auch Pfarrhof. Die Frau des Fürsten ließ eine Mädchenschule im Kloster der Barmherzigen Schwestern errichten. Die untere Burg wurde restauriert. 1881 wurde in der Nähe des Geschriebensteins ein fürstliches Jagdschloss erbaut. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.  Rudolf Esterhazy, Sohn aus der zweiten Ehe Pauls IV. mit Eugenie Croy-Dulmen, verbrachte bis 1944 die Sommer in Lockenhaus. Paul IV. starb 1898 in Lockenhaus. Auch Nikolaus V., Sohn Pauls IV. aus erster Ehe, hielt sich zeitweise in Lockenhaus auf. Seine Frau Margarethe Csiráky sorgte für die Errichtung einer Apotheke.  Nikolaus V. ließ 1902 - 1904 die Hochburg renovieren und stoppte so den raschen Verfall. Er ließ durch den Budapester Architekten Stephan Möller den Palas wieder aufbauen , ebenso den Torturm zwischen unterem und mittlerem Burghof und den Rittersaal.  Die hohen Kosten und die Verlegung der Residenz  nach Esterhaza leiteten erneut einen Verfall ein.  In den 1860er Jahren pachtete ein Konsortium die fürstlichen Waldungen und richtete in der Burg eine Parkett-Fabrik ein. Zumindest ein Teil der Burg wurde bewohnbar gemacht. Auf Betreiben des fürstlichen Privatsekretärs Husthy wurde die Burg gründlich renoviert und ein Museum eingerichtet. Dieses wurde freilich von den Russen geplündert und fast vollständig zerstört.  Nach 1945 wohnten zeitweise volksdeutsche Flüchtlinge in der Burg. Erst 1957 konnten die Dächer erneurt werden. 1968 verkaufte Dr. Paul Esterhazy die Burg an den steirischen Dichter Paul Anton Keller. Die neue Burg wurde gründlich renoviert und als Museum eingerichtet. Seine Witwe errichtete  1980 eine Stiftung, die unter der Leitung von Eugen Horvath, Gneraldirektor der BEWAG, sehr viel zur Reno0vierung und auch zur touristischen Erschließung der Burg beitrug. Im Palas entstand ein Konzertsaal, ein Museum wurde erneut eingerichtet und ein Beherbergungsbetrieb gebaut.  Auch einige der Esterhazybetriebe wurden geschlossen, das Sägewerk stillgelegt. Die Fortsverwaltung blieb aber für den Markt von großer bedeutung.

Kirche und Klöster, Schulen
Das Lockenhauser Franziskanerkloster wurde 1316 von den Güssingern erbaut. Kloster und Kirche standen auf dem jetzigen Friedhof. Das Kloster brannte 1337 ab. Vermutlich wurde es teilweise wieder aufgebaut. Der Franziskaner Gregor Velikei schrieb 1922 dort den "Kodex von Kesthely", ein wichtiges Dokument der alten ungarischen Sprache.  Wahrscheinlich wurde es 1532 während der Belagerung von Güns von den Türken zerstört. In der Reformationszeit bestand das Kloster nicht mehr. Ungewiss ist, ob die Franziskaner auch die Seelsorge betrieben. 1428 wird die Pfarre urkundlich erwähnt.

Die Ladislauskirche auf dem Lockenhauser Schüttenberg wurde um 1400 erbaut. 1663 wurde sie nicht mehr benützt. Die Nikolauskirche im Ort  wurde nach dem Bau der neuen Pfarrkirche ebenfalls nicht mehr benützt und verfiel. Der Grundstein für die neue Pfarrkirche wurde 1656 gelegt. Baumeister war Pietro Orsolini. Der frühbarocke Bau  wurde wahrscheinlich 2669 vollendet und geweiht. Unter der Kirche befindet sich die Gruftder Nadasdy mit 8 Sarkophagen der Nadasdy und Draskovich. Die Kirche musste mehrmals renoviert werden, etwa 1896, 1913 und 1986 bis 1991.

Nach der Konversion Thomas Nadasdys zum Luthertum wurden wahrscheinlich auch in Lockenhaus und in den übrigen Pfarren der Herrschaft evangelische Pfarrer eingesetzt. Deren Name ist jedoch unbekannt. 1586 erbat Franz Nadasdy von Gregor Stansith einen Seelsorger für Lockenhaus. Der erste namentlich bekannte Pfarrer war Alger Johann, der 1596 die Augsburger Konfession unterschrieb. Nach Rittsteuer war er auch in Pilgersdorf tätig. Später kam er nach Ritzing, wo er anlässlich einer Visitation den Bischof von Raab und Gran als sein "geistliches Haupt" anerkannte. Markus Ott aus der Pfalz, der 1608 die Concordienformel unterschrieb, war ebenfalls Pfarrer. 1612 war der gelehrte Magister Meinhard  Unger Pfarrer, 1613 war Johann Kerts, ein Siebenbürger Sachse, Prädikant, 1637 Theodor Vogel.

Wolfgang Lang  war damals Pfarrer von Pilgersdorf. In Piringsdorf wirkten nach Trost Johann Vibegius (1655-57). Anton Laymar 81658) und Andreas Graumann (1659). 1660 wurde er durch den Lockenhauser Richter im Auftrag Nadasdys vertrieben. Der Richter drang mit Hilfe von Bewaffneten in die Kirche ein und ließ Altar, Kanzel und Bänke zusammenschlagen. Sowohl in Pilgersdorf wie in Piringsdorf sind auch evangelische Lehrer belegt

1637 konvertierte Franz III. Nadásdy, die Rekatholisierung begann. Sie sollte sich über viele Jahre hinziehen. 1646 untersuchte eine königliche Kommission die konfessionellen Verhältnisse in Lockenhaus. Den Lockenhauser Lutheranern wurde befohlen, die Kirche mit all ihren Gütern an die Katholiken zurückzugeben. Diese willigten ein, dass in ihrer Kirche wie bisher auch weiterhin beide Konfessionen Gottesdienst halten durften. In den Jahren 1647 bis 1649 dürfte der Streit zwischen der evangelischen Mehrheit und den wenigen Katholiken einen Höhepunkt erreicht haben.   Letzter  evangelischer Pfarrer in Lockenhaus war wahrscheinlich Georg Sculteti.  1647 wurde von den Evangelischen Heinrich Trost nach Lockenhaus bzw. Piringsdorf berufen, eine bedeutende Pfarrerpersönlichkeit. Trost stammte aus Jena in Thüringen. Er wurde durch die gräfliche Familie Thurzó als Pfarrer von Lockenhaus empfohlen. 1647 wurde er auf der Synode zu St. Georgen bei Eisenstadt zum Pfarrer ordiniert. Anlässlich einer 1652 durch Bischof Musay vorgenommenen Kirchenvisitation war Trost Pfarrer in Piringsdorf, Lockenhaus war Filiale. Dies dürfte der Hintergrund der Beschwerden aus Lockenhaus gewesen sein, dass die Piringsdorfer den Katholiken ihre Kirche in Lockenhaus weggenommen hätten (Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus, S. 132 f.) Die St. Ladislaus - Kirche in Lockenhaus war also anscheinend noch in den Händen der Protestanten. Am Reichstag von 1649  beschwerten sich die Evangelischen, dass der Grundherr ihnen ihre zugesicherte Kirche weggenommen hätte. Ihren Pfarrer könnten sie nur in Piringsdorf in einer Hütte erhalten. Außerdem würden sie von den Verwaltern verfolgt, auf Befehl des Oberverwalters Georg Réczey. 1655 gab es auf dem Reichstag erneut Beschwerden: Der Pfarrhof von Lockenhaus mit seinen Einkünften, den die königlichen Kommissionen zweimal den Lutheranern zugesprochen hätte, würde diesen vorenthalten  und die Evangelischen wären Drohungen und Verfolgungen ausgesetzt. 1658 berief  Ödenburg Heinrich Trost  für die Stadtdörfer Agendorf - Wandorf-Loipersbach als Pfarrer, wo er bis 1663 wirkte. 1664 war er Spitalspfarrer in Ödenburg. Nach der Vertreibung 1664 wurde er bei einer Trauung festgenommen. Nach einer abenteuerlichen Flucht - mit Hilfe eines Ödenburger Kaufmannes zunächst nach Wr. Neustadt, wo er sich monatelang verborgen hielt, konnte er sich schließlich nach Jena durchschlagen. Als stellenloser Exulant hielt er einen Vortrag über seine Erlebnisse in Ungarn und bekam schließlich vom Herzog von Sachsen eine Pfarrstelle. Erster katholischer Pfarrer von Lockenhaus war ein Anton Mangoni.

1655 ließ Franz Nádasdy, der katholisch geworden war, ein Augustiner-Eremitenkloster errichten.  1669 wurde die Kirche fertiggestellt. Die Augustiner blieben bis 1820 in Lockenhaus, als das Kloster auf königliche Verordnung aufgelassen wurde.  Nadasdy bestimmte das Kloster für 12 Mönche, davon sollten 6 Priester sein. Ihnen gelang es in langer, keineswegs problemloser  Arbeit, die Herrschaft weitgehend zu rekatholisieren, wenn man von den Besitzern der Freihäuser in Pilgersdorf absieht. Laut Visitationsprotokoll des Stephan Kazó von Eisenburg (Vasvar) war die Bevölkerung der fünf Lockenhauser Pfarren  am Ende des 17. Jahrhunderts wieder ganz katholisch. 1731 führte Kardinal Sinzendorf eine Visitation durch. Der Bericht zeigt, dass es noch manche Probleme gab: "Das Volk ist zwar katholisch, aber sein Benehmen gegen die Ordensleute ist weniger gut ... Der Besuch des Gottesdienstes ist sehr lau, besonders bei der Christenlehre und noch mehr bei der Predigt ...Bei den Männern ist keine Frömmigkeit, kein Eifer; die ausgelassene Jugend ist hartnäckig und meidet die Kirche." (Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus, S. 185).

Der Baumeister des Klosters wie auch der schönen barocken Pfarrkirche war der Komaske Pietro Orsolino. Der westliche Flügel des Klosters wurde erst 1720, unter den Esterhazy, erbaut. 1656 wird Caesar Syrott als erster Prior mit zwei Priestern und einem Laienbruder nach Lockenhaus geschickt. Sie vertrieben den evangelischen Prediger und ließen sich zunächst bis zur Fertigstellung des Klosterbaues im Pfarrhof nieder. Laut Visitationsprotokoll gab es damals in der Pfarre nur 16 Katholiken. 1820 wurde das Kloster aufgelöst, das Gebäude diente als Pfarrhof und als  Wohnschloss. Das Augustinerkloster verfügte über beträchtlichen Grundbesitz. Nadasdy stattete das Kloster mit einer jährlichen Zuwendung von 1200 Gulden, mit 30 Joch Feldern, der Mühle in Langeck und mehreren Weingärten in Rattersdorf aus. Auch in Deutschkreutz hatte das Kloster Weingärten. Auch in Nebersdorf hatten die Mönche Besitzungen und vorübergehend auch einige Sessionen und Söllner in Oberpullendorf.Die Augustiner betrieben 1661 eine Meierei auf einer ganzen Session. 1836 hatte die Pfarre 5 einhalb Joch Acker und Wiesen, von der Herrschaft bekam sie Holz und Wein und 261 Gulden Bargeld. Die Lockenhauser Pfarrer und Kapläne waren immer gut entlohnt. Auch heute noch gehören der Pfarre 19 ha Äcker und Wiesen.

Die Augustiner versorgten die Pfarre Lockenhaus, zu der die Filialen Hochstraß, Langeck, Piringsdorf, Hammer-Teich und Kohlstätten gehörten,  und vier weitere Pfarreien. 1660 wurden die Pfarren Steinberg, Oberloisdorf, Pilgersdorf und Rattersdorf, 1697 auch Glashütten dem Kloster unterstellt.  Die Seelsorger mussten aber weiterhin im Kloster leben. Nur im Falle des weiter entfernten Steinberg wurde eine Ausnahme gemacht. Dort starben aber in relativ kurzer Zeit drei junge, vom Kloster entsandte Seelsorger. Man vermutete angeblich im Kloster, dass sie von den dortigen fanatischen Protestanten vergiftet wurden. So weigerte sich der Prior, einen weiteren Pfarrer zu entsenden. Das Recht auf die Pfarren Steinberg und Nebersdorf behauptete das Kloster aber auch weiterhin. Der Lockenhauser Konvent bestand aus etwa 6 bis 11 Priester und einigen Laienbrüdern. Die angeblich wertvolle Bibliothek wurde nach Auflösung des Klosters verschleudert. Die Klosteraufhebungen durch Josef II. betraf auch die ungarischen Augustiner-Eremiten, in Lockenhaus durften sie aber bleiben, wahrscheinlich wegen ihrer seelsorgerischen Arbeit. Die Zustände dürften in den letzten Jahrzehnten eher triste gewesen sein, die Disziplin verfiel. Es mussten mehrmals Jesuitenmissionen abgehalten werden.  Der Nachwuchs fehlte, der Konvent wurde immer kleiner, zwei Administratoren mussten versetzt werden, einer wegen Trunksucht. Es kam zu Konflikten mit der Gemeinde und auch mit dem Bischof. Prior Auer etwa war ein Gegner der Wallfahrten nach Mariazell. 1817 lebten nur mehr drei Mönche in Lockenhaus. Andere Orden weigerten sich, das Kloster zu übernehmen. Erst 1820 wurde der Konvent aufgelöst. Die Pfarre Lockenhaus sollte durch einen Weltpriester und zwei Kapläne betreut werden. Die noch lebenden Mönche erhielten eine Pension. Die 4370 Hochämter und 11 675 stillen Messen wurden durch wenige Messen ersetzt, die Messstiftungen für verfallen erklärt. Im Laufe der Zeit wurden einige Pfarren immer selbständiger und schieden aus dem Lockenhauser Verband aus: 1780 Kohlstätten, 1820 Piringsdorf nach der Auflassung des Klosters.  Fürst Esterhazy übernahm das Patronat über die fünf Pfarren Lockenhaus, Rattersdorf, Piringsdorf, Pilgersdorf und Kohlstetten. Er erhielt aus dem Klostervermögen 24 000 Gulden, musste dafür aber die Seelsorger der fünf Pfarren erhalten.

Die Klostergebäude gingen in fürstlichen Besitz über. Bis 1968 war das Klostergebäude  teilweise von fürstlichen Wirtschaftsbeamten bewohnt. 1868 wurde es zur Sommerresidenz der Etserhazy umgestaltet. Währen des 1. Weltkriegtes waren im Gebäude kriegsgefangene russiche Offiziere untergebracht. . Nach dem 2. Weltkrieg wurde es vollständig ausgeplündert und diente den Russen als Kaserne und Lazarett. 1949 wurde das Gebäude von der Gemeinde gemietet und instand gesetzt. Mehrere Schulklassen, die Gemeindekanzlei und ein Museum wurden dort untergebracht. Ab 1969 stand das Gebäude leer. Erst in jüngster Zeit wurde es von der Esterhazy-Verwaltung renoviert und revitalisiert.

Nach der Auflösung des Klosters übernahmen Weltpriester die Pfarren. In Lockenhaus standen dem Pfarrer bis 1914 zwei Kaplane zur Seite.  Die ersten Weltpriester in Lockenhaus  waren Paul Hafner (1820 bis 1845), ab 1830 auch Dechant,  und Georg Streit (1845 bis 1874), der 1853 die Kalvarienbergstationen errichten ließ. Julius Bertalanffy (1874 - 1905) aus einer Steinamangerer Buchdruckerfamilie wahr sehr gelehrt und widmete sich dem Ausbau des Schulwesens. Auf sein Betreiben übernahmen 1876 die Barmherzigen Schwestern die Mädchenschule.  Ein neuer Pfarrhof wurde 1890/91 gebaut, die Kirche renoviert. Noch unter Bertalanffy gab es Klagen wegen mangelnder Religiosität.  Matthias Heiss, aus Dörfl gebürtig, war bis 1930  ein überaus tatkräftiger Pfarrer, aber auch rechthaberisch und autoritär. Er gründete mehrere katholische Vereine (Katholischer Burschenverein, Marianische Kongregation).   In der Zeit der Räterepublik wurde er für einige Tage verhaftet. Im Anschlusskampf trat er mit ganzer Kraft für den Verbleib bei Ungarn ein. Pfarrer Dr. Eduard Maitz (1931-1963) war toleranter und in der Bevölkerung beliebter. Unter ihm wurde 1955 im Pfarrgarten ein katholisches Jugendheim errichtet.. Pfarrer Johann Ecker (1963-1972) machte sich durch zahlreiche Renovierungsarbeiten verdient. Diese setzte Pfarrer Josef Herowitsch fort. Dieser wurde durch das von ihm veranstaltete Lockenhauser Kammermusikfest bekannt.

Interessant ist die Geschichte der Lockenhauser Friedhöfe. Im Friedhof auf dem Berg, wo die Ladislauskirche stand, wurden die Toten aus Piringsdorf bis 1752 und aus Hochstraß bis ezwa 1888 bestattet. In einem Friedhof um die kleine Nikolauskirche wurden bis 1779 die Toten aus Kohlstätten begraben. 1890 ließ der <<<<<kaufmann Stössl dort eine Synagoge erbauen. Der große Friedhof am Platz des Franziskanerklosters wurde von Lockenhaus, Langeck, Hammer, Teich und Glashütten benützt. Dort gab es auch ein unterirdisches Beinhaus. 1915 wurde eine Kapelle errichtet, 1874 bis 1976 die Leichenhalle gebaut.

Der Grundstein für die prächtige Barockkirche wurde 1656 gelegt, 1669 wurde sie geweiht.  Baumeister war Pietro Orsolini aus Siena, der später auch das Jesuitenkolleg in Güns baute. Unter der Kirche befindet sich die Gruft der Nadasdy, die sich früher unter der Schlosskapelle befand. In der Gruft sind neben den Nadasdy auch Angehörige der Familie Draskovich bestattet.

Für den Bau der Kirche und des Augustinerklosters gab Franz Nadasdy 1669 den Leisserschen oder Bayrischen Hof mit 4 ganzen Lehen dem Magister Pietro Orsolini, frei von Robot, Zehent und Abgaben. Petros Sohn Franz war Abt. Er schenkte den Hof den Augustinern. Von diesen kaufte ihn der herrschaftliche Verwalter Georg Wibmer. 1687 verkaufte dieser den Hof an die Gemeinde Lockenhaus. Ein Teil der Orsolinischen Gründe fiel wieder an die Herrschaft. Nachdem im herrschaftlichen Kastnerhaus das Kloster der Barmherzigen Schwestern errichtet worden war  ließ die Herrschaft auf einem Teil der Orsolinischen Gründe ein neues Kastnerhaus errichten. Das Orsolinische Haus gelangte ebenfalls wieder in den Besitz der Herrschaft und wurde von dieser als Gasthaus genützt. Spter stand es eine zeitlang leer, diente dann der NSDAP und dem Reichsarbeitsdienst, als Unterkunft für Zwangsarbeiter und schließlich der russischen Besatzungsmacht. 1958 wurde das Haus von der Gemeinde gekauft und als Rathaus ausgebaut. Neben dem Gemeindeamt wurden auch der Kreisarzt, der Gendarmerieposten, das Postamt und das Büßro des Wasserverbandes untergebracht.

Die medizinische Versorgung des Marktes war gut. Seit 1731 gab es eine oder mehrere Hebammen. Ab 1707 führten die Augustiner eine Apotheke. Im 18. Jahrundert sind immer wieder Bader verzeichnet. Florian Beck kaufte 1757 das "Chirurgenhaus", sein Sohn Matthias wurde 1795 als "Chirurg" bezeichnet. Im 19. Jahrhundert sind mehrere Gemeinde.Chirurgen belegt. Ab 1880 waren auch Ärzte in Lockenhaus ansässig. 1903 wurde auf Wunsch der Herrschaft eine Apotheke eingerichtet und im "Gerichtshaus" untergebracht.. Um 1676 ließ Nikolaus Drakovich ein Armenhaus für 12 Personen errichten. Es wurde um 1770 neu gebaut. Das Armenhaus wurde von der Herrschaft unterhalten. Bis Ende der 1930er Jahre lebten Ortsarme in diesem "Spital" und wurden von der Bevölkerung verpflegt. 1974 kaufte die Raiffeisenkasse die Liegenschaft, riss das alte Gebäude ab und errichtete ein neues Geschäftslokal.

Zu Lockenhaus gehörten Hochstraß, Langeck und Piringsdorf als alte Filialen.Hammerteich und die Kohlstetten werden erst 1597 erwähnt, Glashütten 1697. Piringsdorf war wahrscheinlich schon in vorreformatorischer Zeit eine Pfarre. Die Evangelischen hatten 1660 eine eigene Kirche. 1745 erhielt die Gemeinde eine katholische Kirche. Ab 1750 ging ein Lockenhauser Pater jeden Sonn- und Feiertag nach Piringsdorf, 1752 wurde im Ort ein Lokalkaplan eingesetzt. 1820 wurde Piringsdorf selbständige Pfarre. Erster Pfarrer war Georg Fink. In Oberkohlstätten wurde1749 eine Kirche eingeweiht. 1790 wurde eine eigene Pfarre für Ober- und Unterkohlstätten eingerichtet, der auch Glashütten angeschlossen wurde. 1830 wurde das Dekanat Lockenhaus mit 6 Pfarren errichtet. Dechanten waren zumeist die Pfarrer von Lockenhaus. 1973 wurde das Dekanat aufgelöst und nach Oberpullendorf verlegt.

1874 gründete Maria Esterházy, geborene Trautmannsdorf,  aus Dankbarkeit für die Genesung ihres Sohnes ein Kloster der Barmherzigen Schwestern. Drei Schwestern sollten für die Erziehung und den Unterricht in Handarbeit der Mädchen aus Lockenhaus und Umgebung sorgen, damit diese "gute Töchter, fromme, fleißige und verständige Hausfrauen" würden. Sie wurden im ehemaligen Kastnerhaus untergebracht und dort eine Hauskapelle eingerichtet. Die Schwestern übernahmen den Kindergarten und auch die Mädchenschule in zwei Klassen. Das Gebäude wurde vergrößert. 1919 kam es zu Unstimmigkeiten mit Pfarrer Heiss, die Schwestern verließen Lockenhaus 1920. Ihre Stelle nahmen die Schwestern vom göttlichen Erlöser in Ödenburg ein. 1938 wurde die katholische Schule aufgelöst, 1945 wieder eingerichtet. Bis 1963 unterrichteten geistlichze Schwestern an der Volksschule. 1969 wurde das Kloster wegen Nachwuchsmangels aufgelöst.

Ein Schulhaus neben dem Pfarrhof  ist erstmals im Urbar von 1597 erwähnt. 1697 und 1756  wird von einem Schulhaus neben dem Günsbach berichtet. Laut Visitation war es in einem sehr schlechten Zustand und es wurde der Gemeinde befohlen, ein neues Schulhaus zu bauen. 1756 bis 1780 stand die Schule wieder in der Oberen Gasse, 1780 neben dem Hof des Klosters am Hauptplatz. 1815 war die Schule in gutem Zustand. Sie stand an der Hauptstraße und war auch ab 1938  bis 1969 als Hauptschole noch in Verwendung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gingen auch die Kinder aus den Pfarrfilialen in Lockenhaus zur Schule. Piringsdorf hatte ab 1782 und Kohlstätten ab 1779 eigene Schulen, Langeck ab 1803.  Die Volksschule war viel zu klein, sodaß der Schulinspektor 1874 ein neues Gebäude forderte. 1876 wurden zwei Klassen in der Mädchenschule des Klosters untergebracht, die Knabenvolksschule wurde neu gebaut und 1880/81 aufgestockt. In diesem Gebäude war auch die Gemeindekanzlei untergebracht. Die Marienschule (Mädchenvolksschule) hatte Probleme, da das sehr hohe Schulgeld von 150 Gulden von der Bevölkerung nicht aufgebracht werden konnte.Die Gemeinde musste die Bezahlung übernehmen. 1920 wurde die Mädchenschule von den Töchtern des Göttlichen Erlösers weitergeführt und 1938 augelöst. Nach 1945 nahmen sie den Schulbetrieb wieder auf. Da die Volksschule als Hauptschule ab 1938 diente, mussten auch die Knaben im KLoster unterrichtet werden. Die Knabenvolkschule wurde schließlich in das Schloss verlegt, wo die Gemeinde zwei Räume adaptierte und einen Pachtvertrag mit der Besatzungsmacht schloss. 1951/52 wurden Mädchen- und Knabenvolsschule zusammengelegt. Das Raumproblem wurde mit dem Bau der Zentralschule gelöst. Sie konnte 1969/70 bezogen werden.

Die Magyarisierungsbestrebungen der Schulen gab es auch in Lockenhaus. Vor allem die geistlichen Schwestern unterrichteten ausschließlich in ungarischer Sprache. Auch nach der gesetzlichen Einführung der deutschen Unterrichtssprache gaben die Schwestern den Kindern der fürstlichen Beamten weiterhin ungarischen "Privatunterricht". In der Knabenvolksschule hielt sich Oberlehrer Popp nicht an die Vorschriften und unterrichtete weiterhin in deutscher Sprache.

Die Hauptschule wurde 1938 - zunächst ohne behördliche Genehmigung - vom damaligen Bürgermeister Felix Popp und dem Ortsgruppenleiter Rudolf Konrad gestartet. Die Hauptschule fand sofort großen Zulauf. ERster Direktor war Hans Morawetz, der 1941 einrücken musste und im Krieg fiel.. Sein Nachfolger wurde ab 1850 Josef Schmall. Untergebracht war die Hauptschule in der ehemaligen Volksschule, die 1950 einen Zubau erhielt. PLäne für einen Neubau wurden lange Zeit hinausgeschoben. 1963 konnte von Esterhazy ein Grundstück für den Bau der Zentralschule (Volks-, Haupt- und Sonderschule) angekauft werden, 1966 begann der Bau, 1969 konnte das Gebäude bezogen werden. 10 Klassenräume standen der Hauptschule zur Verfügung. 16 Sprengelgemeinden gehörten zur Hauptschule Lockenhaus.  1982 war die Schule von einem Hochwasser betroffen und musste mit hohen Kosten saniert werden. 1970 - 1975 hatte die Hauptschule durchschnittlich 300 Schüler, ab 1981 fielen die Schülerzahlen stark ab, 1992/93 unter 150. Mit ein Grund dafür war neben dem Bau des Gymnasiums in Oberpullendorf die private Hauptschule Steinberg, die ein Halbtagesinternat und eine angeschlossene Hauswirtschaftsschule anbieten konnte. 1939/90 unterrichteten an der Hauptschule Lockenhaus 33 Lehrkräfte.

Wirtschaft

Natürlich war auch in Lockenhaus über Jahrhunderte die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig. Die Ansässigkeiten waren aber immer klein, die Böden nicht sehr ertragreich. So mussten schon früh andere Erwerbsmöglichkeiten gesucht werden. 1519 gab es 17 Bauern, davon eine halbe und die anderen mit Viertelansässigkeiten. Von den 1528 gezählten 26 Viertelsessionen waren 21 von Abgaben befreit - wahrscheinlich eine Folge der Zerstörungen durch die Türken. Aus diesem Jahr ist auch eine Klagsschrift erhalten. Die Lockenhauser beschwerten sich wegen der Übergriffe durch den Verwalter. 1597 gab es 23 Bauern und 15 Häusler. Die 21 Viertelsessionen hatten nur wenig Ackerland. In dieser Zeit gab es in Lockenhaus keine Weingärten mehr. 1608 wurden 19 Bauern und 13 Söllner gezählt, mehrere Sessionen lagen öde - eine Folge der Zerstörungen im Bocskay-Aufstand. Eine Viertelsession verfügte nur über 2 Joch Ackerland und 3 Mähder Wiesen. Einige Bauern hatten nichteinmal Zugvieh. In dieser Zeit konnte das Geld für die Ablöse der Robot nicht mehr aufgebracht werden. 1639 gab es 28 Viertelsessionen und 17 Häusler. Viele Einwohner waren auf Holzarbeiten als Zusatzeinkommen angewiesen. Die Robot wurde wieder um 40 Gulden abgelöst. 1645 schloss Franz Nadasdy mit der Gemeinde daz einen Vertrag. Die Robotablöse war aber keineswegs vollständig.Die Fuhrdienste, etwa beim Ausbau der Burg, mussten weiterhin geleistet werden und belasteten die Bauern schwer, ebenso die hohe Bannweinablöse. 1657 betrugen alle Einnahmen der Herrschaft aus Lockenhaus 474 Gulden und 40 Denare. 1661 bestanden 25 einhalb Sessionen und 23 Häusleraqnsässigkeiten, 1671 28 einhalb Sessionen.  Zu einer Viertelsession gehörte nur mehr ein Joch Acker. Bauholz und Dürrholz als Brennholz standen noch unentgeltlich zur Verdügung. Für Mühle und Sägemühle musste bezahlt werden. 1669 wurde der mit Nadasdy abgeschlossene Vertrag mit Esterhazy erneuert. 1767 gab es 102 Bauern, 30 behauste Söllner und 7 Holden (Inwohner).  Die meisten Bauern hatten nur mehr eine Achtelsession mit 1 3/4 Joch Acker und 3/4 Tagwerk Wiesen. 1858 fand im Zuge der Grundablöse die Vermessung und Kommassierung statt. Herrschaftlicher Wald und Hutweide wurden abgetrennt. Probleme gab es bei der Ablöse der großen Rodungsgründe. Da die Ablöse dafür zu hoch war musste auch ein Drittel des Rodungsgründe an die Herrschaft abgetreten werden. Die Acker- und Wiesenflächen waren meist zu klein, um als Bauern leben zu können. So waren die Lockenhauser schon im 19. Jahrhundert üerwiegend Nebenerwerbsbauern.

Handwerk und Gewerbe spielten in Lockenhaus immer eine größere Rolle als in den Nachbargemeinden. Schon im Urbaar von 1492 werden Müller und Sagmeister erwähnt, 1597 erstmals die herrschaftliche Pulverstampf, die 1740 noch bestand. 1670 bekam der Pulvermacher Matthias Schermann 27 Zentner Salpeter, 1670 waren in der Burg 482 Zentner Schießpulver vorhanden. 1657 wird erstmals ein Büchsenmacher erwähnt. Er musste jährlich 16 Gewehrrohre erzeugen, die er in der herrschaftlichen Hammerschmiede fertigte. Der Umbau der Burg unter Thomas Nadasdy erforderte die Anwesenheit zahlreicher Handwerker. 1744 wurden 25 Gewerbetreibende erwähnt, unter anderen 2 Kalchbrenner, zwei Leinweber, je ein Wagner, Schneider, Schuster, Hafner, Maurer, Tischler, Papiermüller, Hopfenmüller, Schießpulvermüller.

1756 gab es in Lockenhaus 12 Zünfte. Die Laden aller Zünfte, die zu den Herrschaften Lockenhaus, Marienberg und Kreutz gehörten, mussten nach Lockenhaus gebracht werden.

 

Die Lockenhauser Tuchmacher

Bereits um 1756 läßt sich in Lockenhaus eine Tuchmacherzunft nachweisen. Am Beginn des 19. Jahrhunderts war bereits ein Drittel der Bevölkerung ( 350-400 Personen) in diesem Gewerbe beschäftigt. Die Tuchmacherzunft hatte 1829 die "Hackerschmiede" gekauft, um sie als Tuchwalke zu nützen. Um 1840 arbeiteten ca. 100 Meister und 150-200 Gesellen im Marktort. Die Absatzprobleme der Produkte ließ die Walke kurzfristig schließen. Es konnten in der Folge nur "ordinäre Tücher" - billiger Loden - hergestellt werden.Die Loden wurden nach Oberitalien, Kroatien und Serbien verkauft. Viele Tuchmacher betrieben nebenbei auch einen Weinhandel. 1878/79 besaß die Lockenhauser Tuchmachergenossenschaft vier Wasserwerke mit Kratz- und Spinnmaschinen und eine Handwalke mit Webstühlen. Die Lage der Tuchfabrikation glich 1881 einem "langsamen Dahinsterben". In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts besserte sich die Situation mit Salomon Kopstein.

Die Lockenhauser beschränkten sich auf die Herstellung von Loden und die Erzeugung von Pferdedecken und Laufteppiche. Die 25 Arbeiter erzeugten jährlich ca. 1000 Paar Pferdedecken, 500-600 Stück Loden und Laufteppiche, die in Wien und Budapest verkauft wurden. Nikolaus und Franz Moser erhielten 1885 bei "der allgemeinen Landesausstellung" die große Ausstellungsmedaille für Loden und Pferdewolldecken.

Die Walke der Tuchmacherinnung wurde nur mehr zur Kotzenerzeugung verwendet. Während Franz Moser 1894 seine Erzeugung einstellte, konnte Nikolaus Moser mit seiner Wasser-Spinnmaschine noch jährlich 500 Stück Pferdedecken herstellen. Die anderen Mitglieder der Genossenschaft stellten mit ihren Handmaschinen 100-200 Stück Pferdedecken her.

Für einen Aufschwung der Lockenhauser Tuchmacher fehlten das nötige Eigenkapital und Kredite; die Arbeiten mit der Walke wurden eingestellt. Nach der Klärung der Eigentumsfrage übernahm die Marktgemeinde Lockenhaus das Wasserwerk und die Walke. Es ging ab 1895 wieder aufwärts.........

Die Ödenburger Handels-und Gewerbekammer berichtet 1895 über die Auflösung der Lockenhauser Tuchmacherinnung und über eine "Lockenhauser Genossenschaft": die Genossenschaftsmitglieder erzeugten 1895 insgesamt 50 Stück Stoffe, 6o Stück Tuch, 90 Stück ungarisches Manteltuch und 100 Stück Flauschtuch in verschiedenen Farben. Der Verkauf konzentrierte sich auf Jahrmärkte. Ausländische Konkurrenz erschwerte den Absatz. Der Wochenlohn eines Arbeiters betrug 3 - 4 Gulden, jener der Arbeiterinnen 2,5-3 Gulden.

Aus dem Jahre 1906 gibt es ein Ansuchen der Gemeinde Lockenhaus, der Tuchmacher Karl, Wilhelm und Rudolf Popp, Nikolaus und Josef Moser und Johann Jesztl um "Unterstützung und staatliche Maschinen." Für eine gemeinsame Spinnerei hätten sich die genannten Tuchmacher verpflichten müssen, ein "Gebäude von 8 x 12 m, die notwendige Arbeitskraft und ein unbedingt notwendiges Betriebskapital" zur Verfügung zu stellen. Die Gemeinde erfüllte alle Voraussetzungen für die staatliche Hilfe. Für die Reparatur der Walke wurden 2.200 Kronen zugesagt.

Die Tuchmacherfamilie Popp gründete 1789 in Lockenhaus einen Betrieb, der von der ungarischen Regierung unterstützt wurde. Dadurch waren die Gebrüder Popp in der Lage, ihre Produktion auszuweiten: staatliche Maschinen - ein Reißwolf, Wollkrempelmaschinen, eine Mulejenny-Spinnmaschine mit 120 Spindeln - wurden 1907 genehmigt. Sieben Arbeiter waren an 4 Webstühlen beschäftigt. 1908 erlaubte der ungarische Handelsminister die Anschaffung eines Rohölmotors (Dieselmotor) mit 8 PS und zwei mechanische Webstühle.

Auch die alte Walkerei wurde auf Staatskosten erneuert und den Tuchmachern zur Verfügung gestellt. Fürst Nikolaus Esterházy ließ für seine Angestellten die Kleidung aus "Lockenhauser Tuch" fertigen. Die Gebrüder Popp erzeugten Flausch, Lodenstoffe und gehäkelte Tücher aus Wollgarn.

In den Jahren 1935, 1948 und 1955 wurde der Betrieb um eine Halle vergrößert . Trotz Kurzarbeit konnte der kapitalarme Betrieb nicht gehalten werden. 1986 wurde die Produktion endgültig eingestellt.

Die Ereignisse 1848/49
Als die Kroaten heranzogen flüchteten die Frauen und Kinder in den Wald. Die Männer beschlossen, den Ort zu verteidigen, Schlossberg und Schüttenberg wurden besetzt und das Feuer eröffnet. Erst als sie sahen, welch großer Übermacht sie gegenüberstanden, flüchteten auch die Männer. Der Ort sollte gebrandsschatzt werden. Auf Bitten des Tuchmachermeisters Bründl, der den Befehlshaber der Kroaten persönlich kannte und angeblich auch des Kaplans Francsek - Pfarrer Streit lag krank in Wien - unterblieb die Brandschatzung. Tatsächlich war wohl entscheidend, dass die Kroaten trachteten, möglichst rasch über die österreichische Grenze zu kommen. Sie führten einen Lockenhauser als Gefangenen mit, doch konnte dieser entkommen. 1849 wurden Dragoner nach Lockenhaus verlegt. Dem Ort wurde zum Verhängnis, dass die Tuchmacher nicht nur dem kaiserlichen Militär sondern auch den aufständischen Ungarn Tuche geliefert hatten. Nach mehreren Untersuchungen wurden Tuche, Rohwolle und Material beschlagnahmt, nach Österreich gebracht und dort im Freien gelagert. Alle Versuche, diese zurück zu bekommen, waren zunächst vergeblich. Die Lockenhauser schickten so eine Delegation unter Franz Popp nach Wien. In einer Audienz beim Kaiser wurde die Rückgabe versprochen, die Waren waren aber inzwischen unbrauchbar geworden. Einige Tuchmacher wurden verhaftet und nach Preßburg ins Gefängnis gebracht, Ende 1949 aber freigelassen.
nach Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus

Die Eigenbetriebe der Herrschaft

Die herrschaftliche Eigenwirtschaft spielte in Lockenhaus immer eine überaus gro´ße Rolle. Thomas Nadasdy hatte in Lockenhaus zwei, in Hochstraß und in Pilgersdorf je einen Meierhof. Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Lockenhaus sogar noch einen herrschaftlichen Weingarten. Er hatte eigene Kalköfen und eine Ziegelei.An den großen Rodungen am Ende des 16. Jahrhunderts beteiligte sich auch die Herrschaft. 1661 bewirtschaftete die Herrschaft 157 Joch Acker und 61 Mahd Wiesen. Im ZUge der Grundablöse behielt die Herrschaft auch ein Drittel der Rodungsfelder der Bauern, da diesen die Ablösegelder zu hoch waren.Die Herrschaftsfelder wurden verpachtet, einige in den 1950er und 1960er Jahren parzelliert und verkauft.Auch die Viehhaltung der Herrschaft war beachtlich. 1538 wurden 532 Schafe, 530 Lämmer und 52 Ziegen gehalten. 1553 wurde in Lockenhaus ein Gestüt mit 71 Pferden eingerichtet. Dieses wurde aber anscheinend Ende des 16. Jahrhunderts schon wieder aufgelöst. 1657 wurden in einem der Meierhöfe 10 ZUgochsen, 10 Melkkühe, 101 Melkschafe, 73 Galtschafe, 50 Lämmer, 70 Milchziegen, 42 Schweine, dazu Ferkel, Gänse, Enten, Hühner und Kapaune gehalten. Der Weingarten, 1557 erwähnt, war 1597 bereits aufgelassen.

Einer der Meierhöfe wurde 1914 bis 1918 abgetragen, der andere - in der Wienerstraße neben dem Brauhaus - bestand bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Am größten war der Meierhof in Hochstraß. 1945 bis 1955 stand der Meierhof unter russischer Verwaltung, danach wurde er nicht mehr genützt. IM Meierhof neben dem Bräuhaus wurden Ochsen für den schweren Holztransport und einige hundert Schafe gehalten. Die Schafwolle wurde an die Lockenhauser Tuchmacher geliefert.. Um die Jahrhundertwende dienten Pferde für die Holzfuhrwerke zur Säge und zum Bahnhof in Rattersdorf.

Thomas Nadasdy ließ 1548 bis 1556 drei Teiche und einen Fischbehälter anlegen. Der große Teich lag zwischen der Burg und dem Ortsteil Teich. Die Idee eines Stausees um die Burg wurde 1990 im ZUge der Günsregulierung wieder aufgenommen und als Hochwasserrückhaltebecken gebaut. Ein weiterer Fischteich lag im Vogelsangtal bei Hammer. Der große Teich unter der Burg wurde 1671 noch erwähnt.

Der Weingarten, 1557 erwähnt, war 1597 bereits aufgelassen. Die Bauern besaßen 1723 vereinzelt noch Weingärten. 1668 hatte die Herrschaft in Lockenhaus schon ein eigenes Gasthaus. Nach 1848 wurde das Schankrecht an die Gemeinde verkauft, das Gasthaus bestand aber noch bis 1945. Das"orsolinische Haus" war ebenfalls herrschaftliches Gasthaus, es wurde später zum Rathaus. Auch im Anschluss an des Brauhaus bestand ein herrschaftliches Gasthaus. Das Brauhaus wurde 1755 erstmals erwähnt.. Im Haus Wienerstraße 15 war ein großer Lagerkeller in den Felsen gesprengt. Das Bier wurde in die Herrschaften Bernstein, Güns und Kirchschlag geliefert. 1880 bestand das Brauhaus nicht mehr. An Stelle des Gasthauses wurde nach dem Ersten Weltkrieg von Franz Leitner ein zweistöckiges Hotel gebaut. Das Brauhaus, wieder ein Gasthaus, wurde 1945 von den Russen niedergebrannt. Später errichtete dort Stefan Maschler ein neues Gasthaus ("Bräuhaus").

Am wichtigsten für die Herrschaft war die Forstwirtschaft. Ein großer Teil des Lockenhauser Hotters ist von Wald bestanden. Gemeindegrund waren 1449 Joch, fürstlicher Grund aber 3070 Joch. Im Zuge der Kommassierung fielen 200 ha Wald an die Gemeinde. 1952 betrug die Gesamtfläche 2626 ha, davon gehörten denEsterhazy 1766 ha. Insgesamt sind 1871 ha bewaldet. Die ursprünglich unbegrenzte Waldnutzung wurde schon von Thomas Nadasdy eingeschränkt, auch für die Waldweide musste eine Abgabe geleistet werden. 1639 waren nur mehr dürres Holz und Bauholz unentgeltlich. Ab 1661 musste alles Holz gekauft werden. Nach der Hinrichtung von Franz Nadasdy kam es zu einem schweren Konflikt zwischen Bauern und Herrschaft. Die Bauern griffen nun auf die Wälder zu, der Verwalter Pavechich konnte dies nicht verhindern. Er meldete die Vorfälle an die ungarische Kammer in Preßburg, die die konfiszierten Güter verwaltete. 1871 trat ein Herrenstuhl zusammmen und verurteilte 77 Lockenhauser, 24 Hochstrasser, 41 Piringsdorfer und 18 Liebinger wegen Waldfrevels. 

Ein Sägewerk ist schon 1492 erwähnt. 1519 bestanden in den Besitzungen der Herrschaft vier Sägewerke, unterhalb der Burg lag eine Sägemühle, die das Holz für die zahlreichen herrschaftlichen Bauwerke lieferte. 1557 wurden für 300 Fässer Eichenholz geschlagen. 1560 brannte die herrschaftliche Säge nieder, wurde aber wieder aufgebaut. Eine "Privatsäge" wurde 1605 von den Türken niedergebrannt, sie lag 1608 noch öde. 1789 waren außer der Herrschaftssäge noch zwei Sägewerke in Betrieb.1860 pachtete ein Konsortium die die fürstlichen Wälder um Lockenhaus und das Sägewerk. Beteiligt waren der Zuckerfabrikant Bauer aus Brünn und Flesch, ein Lederfabrikant aus Wien. Sie errichteten ein neues Dampfsägewerk und ein Verwalterhaus ("rotes Haus").  Das Konsortium begann in der Burg mit einer Parketterzeugung. 50 bis 100 Tischlergesellen waren beschäftigt. 1870 gab das Konsortium das Unternehmen auf. Forst und Sägewerk wurden von der Herrschaft wieder in EIgenregie übernommen. Riesige Mengen an Bau und Nutzholz wurden auch noch in der Zwischenkriegszeit nach Ungarn geliefert. 1907 wurde der Kessel der Dampfsäge vergrößert., der Antrieb erfolgte durch ein Dampflokomobil, Strom klam von einem E-Werk im Schweingraben.  Etwa 30 000 Festmeter Holz wurden pro Jahr geschnitten, etwa 30 Personen waren beschäftigt. Das Holz wurde in Rattersdorf auf die Bahn verladen. 1927 wurde von der Forstverwaltung eine Waldbahn gebaut und auf eine Länge von 36 km ausgebaut. Ab 1930 hatte diese auch die Bewilligung für den Personenverkehr. Die Sommergäste aus Lockenhaus wurden bis zum fürstlichen Jagdschloss am Geschriebenstein transportiert. Das Jagdschloss wurde 1945 von den Russen gebrandschatzt. 2963/64 ließ die Forstverwaltung ein einfaches Jagdhaus errichten. Die Schmalspurbahn wurde 1945 eingestellt, von den Russen wieder in Betrieb genommen und 1959 dann endgültig eingestellt. 1938 brannte das Esterhazysche Dampfsägewerk nieder und wurde rasch wieder aufgebaut. Während des Krieges waren im Sägewerk auch Ostarbeiter eingesetzt. 1945 bis 1955 wurde es als USIA-Betrieb geführt. Nach 1955 war das Sägewerk nicht mehr rentabel, 1957 wurde es stillgelegt. Ein Privatbetreiber nahm es nochmals in Betrieb. 1962 kam das endgültige aus. Das herrschaftliche Sägewerk wurde von den Gebrüdern Gager gepachtet und dort eine Parkettfabrik errichtet.

Die Herrschaft betrieb immer auch Mühlen. 1559 ließ der Verwalter eine Herrschaftsmühle bauen. Sie wurde 1597 aus Stein neu errichtet. Daneben gab es zwei "Privatmühlen". 1671 wird die Hofmühle erwähnt. Zusätzlich gab es eine Getreidemühle, zwei Sägemühlen und ein "lach stampf". 1674 überließ Draskovich dem Müllermeister Matthias Harner auch die dahinter liegende Säge. Um die Rechte an den Mühlen wurde mit der Herrschaft gestritten. 1804 gab es einen Vergleich mit der Gruberschen und der Kleinmühle. Die beiden Mühlen wurden nach einiger Zeit um eine Entschädigung an die Herrschaft übergeben. Die Hofmühle wurde bis 1850 von der Herrschaft bewirtschaftet, dann verpachtet. Johann Braun ließ Turbinen einbauen und machte dadurch diese Mühle sehr leistungsfähig. Nach dem Ersten Weltkrieg erzeugten Johann Braun und seine Söhne Eduard und Oskar in der Mühle Fartensessel, kleine Dreschmaschinen und andere Holzwaren. 1926 wurde in Hammerteich die Holzwarenfabrik Johann Braun und Söhne errichtet. Die Mühle wurde noch einige Zeit betrieben, dann der Pachtvertrag nicht mehr verlängert. Julius Schädl kaufte die Mühle von der Herrschaft und modernisierte die Mühle.

Die herrschaftliche Ziegelei in Lockenhaus war anscheinend sehr alt. Franziskanerkloster und Ladislauskirche, später Augustinerkirche und untere Burg wurde mit den Ziegeln gebaut. Später wurden die Ziegel auch für den Bau der Tuchmacherhäuser im Markt verwendet. Der Betrieb wurde erst während des Zweiten Weltkrieges eingestellt.

Die Esterhazy - Forstverwaltung war als Arbeitgeber sehr wichtig. Der Forstbetrieb hat eine Fläche von 5558 ha, davon 1669 ha in der Katastralgemeinde Lockenhaus. Zur Zeit der USIA-Verwaltung wurde von der Besatzungsmacht Raubbau betrieben. Erst nach 1955 war wieder eine geregelte Nutzung möglich. Nach Holzarten überwiegen leicht die Nadelhölzer (Kiefern und Fichten), die Laubhölzer (hauptsächlich Buchen) werden heute bevorzugt. Buchenholz wird etwa an die Möbelfabrik Braun geliefert.  Die Waldbahn wurde 1959 aufgelassen. Es musste ein neues Wegenetz angelegt werden. Die Waldfläche ist in fünf Försterreviere aufgeteilt. Der Personalstand - ein Wirtschaftsführer, 5 Revierleiter, zwei Kanzleiförster, 30 - 35 Arbeiter) wurde im Laufe der Zeit stark reduziert.

 

Erster Weltkrieg und Rätezeit

Die wirtschaftliche Lage war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trist. Die Tucmacherei im Niedergang, die Bauern waren hoch verschuldet. Transportarbeiten für die Forstverwaltung waren das einzige Nebeneinkommen. Die Auswanderung war für viele der einzige Ausweg. Sie setzte ab 1859 ein wurde ab 1884 umfangreicher und hielt bis zum Ersten Weltkrieg an. KLeinbauern und verarmte Tuchmacher waren besonders betroffen. Auch nach dem 1. Weltkrieg kam es erneut zu einer Auswanderungswelle. Insgesamt wanderten etwa 100 Personen aus.

Während des Ersten Weltkrieges waren hohe russische Offiziere als Kriegsgefangene im Schloss untergebracht. Der Ort hatte 21 Gefallene und 10 Vermisste zu beklagen. Im November 1918 wurde ein deutscher Nationalrat gewählt.

So wie in den anderen Orten wurde in der Rätezeit  auch in Lockenhaus ein "Direktorium" aus 5 Räten unter der Leitung von Anton Augustin eingesetzt. Der Richter Josef Schmall wurde abgesetzt. Dechant Heiss wurde im April verhaftet und nach Steinamanger gebracht. Im Meierhof in Hochstraß wurde ein Betriebs - Rat eingesetzt. Als zu Pfingsten, am 8. Juni, die verfrühte Nachricht vom Sturz des Rätesystems eintraf, überfielen die Lockenhauser die Wache im fürstlichen Palais, zogen statt der roten eine weiße Fahne auf und sperrten die Rotgardisten in der Gendarmeriekaserne ein. Franz Klemm übernahm das Kommando über die Lockenhauser "weiße" Garde. Mit sechs Wagen fuhren die Lockenhauser nach Pilgersdorf und Steinbach, wo sie die roten Gardisten und Grenzwächter entwaffneten. Als die "Roten" unter Szamuely Güns besetzten und dort den Hauptmann Waisbecker und den Bauern Herschitz erschießen ließen, flüchteten auch die Lockenhauser "Weißen", etwa Paul Sommer und Karl Haderer nach Kirchschlag.  In Lockenhaus, Deutsch Gerisdorf und Pilgersdorf wurden zahlreiche Menschen verhaftet und nach Güns gebracht, eingesperrt und verprügelt. In den Dörfern folgten Hausdurchsuchungen und die Zwangsablieferung von 100 Rinder und Schweinen. Auch hohe Geldstrafen mussten bezahlt werden. Nach dem Sieg der "Weißen" wurde lediglich ein Kommunist wegen Hehlerei angeklagt.
nach Aegid Schermann, Geschichte von Lockenhaus

Anschlusskampf und Zwischenkriegszeit

Während der Auseinandersetzungen um den Anschluss Deutschwestungarns an Österreich war Lockenhaus ein Zentrum der Freischärlerbanden..Im September 1921 kam es bei Lockenhaus zu einem Gefecht mit den Österreichern. Auch nach dem Anschluss fand man keine Ruhe. Die ungarische Delegation in der Grenzregulierungskommission forderte Lockenhausund Rattersdorf-Liebing, obwohl 1921 in diesem Raum 2381 Deutsche und nur 124 Ungarn lebten. Vor allem Esterhazy und die fürstlichen Beamten traten für Ungarn ein, aber auch Dechant Heiss und seine Gefolgsleute. Am 15. März 1922 kam die interalliierte Kommission nach Lockenhaus. Forstmeister, Bürgermeister und Dechant Heiss taten alles um das Dorf als ungarische Siedlung darzustellen. Die für Österreich eintretenden BGewohner wagten es nicht, sich zu rühren, da sie ja wirtschaftlich stark von den Esterhazybetrieben abhäüngig waren und eingeschüchtert wurden. Da trat Stefan Hollenthoner, damals Vizebürgermeister, vor die Kommission und erklärte dieser in englischer Sprache - er hatte sieben Jahre in Amerika verbracht - dass der Ort rein deutsch besiedelt sei. Die Kommission entschied für den Verbleib bei Österreich. Im September 1922 fand dazu auch eine VOlksbefragung statt. Hollenthoner wurde später Landtagsabgeordneter der Christlichsozialen.

Zum Kreissekrtariat Lockenhaus gehöprten auch Langeck, Glashütten, Hammerteich und Rattersdorf - Liebing. Wirtschaftlich machten sich die nunmehr eingeschränkten Beziehungen zu Güns als Markt bemerkbar. Der Schmuggel an der Grenze nahm zu. In den 1930er Jahren bestand in Lockenhaus eine starke Heimwehrgruppe. Im Juni 1930 etwa fand ein großer Heimwehraufmarsch mit 500 Teilnehmern statt. Ab 1933 machten sich vermehrt auch die Nationalsozialisten bemerkbar.

Am 10.,11. und 12. März 1938 fanden Umzüge der Nationalsozialisten aus Protest gegen die geplante Abstimmung am 13. März statt. Der Anschluss an Deutschland, auch in Lockenhaus mit 100 % befürwortet, wurde mit Fackelzügen und Reden gefeiert. Bürgermeister Giefing wurde seines Amtes enthoben, Felix Popp wurde als Bürgermeister eingesetzt. Die katholische Mädchenschule wurde aufgelöst. Die jüdischen Familien Stössl, Hacker und Szüsz mussten den Ort verlassen.  1939 wurde die Hauptschule eröffnet, drei neue Zollhäuser wurden gebaut, die Straße nach Rechnitz ausgebaut. Während des Krieges wurde der Betrieb der Firma Popp stillgelegt und eine FLAK-Reparaturwerkstatt eingerichtet. Im KLoster waren 200 Mädchen aus der Ukraine untergebracht. Ab Herbst 1944 waren 2000 Ostarbeiter am Bau des Südostwalls eingesetzt.. Sie waren im herrschaftlichen Gasthaus untergebracht. Unruhe kam in den Ort, als seit Dezember 1944 ein russischer Frontaufklärungstrupp im Gebiet des Geschriebensteins aktiv wurde. Man beobachtete Fallschirmabwürfe. Partisanen erschossen in Rattersdorf einen Hilfszollassistenten. Die Parisanen wurden aufgespürt, die Funkerin und ein Russe erschossen, ein weiterer wurde auf der Flucht erschossen, einer ergab sich. Im Dezember 1944 fand eine Partisanengruppe in Hochstraß Unterschlupf und wurde bis Kriegsende nicht entdeckt. Lockenhaus hatte im Zweiten Weltkrieg 42 Gefallene, 30 Vermisste und 7 Zivilisten zu beklagen.

Am 29. März kamen sowjetische Panzer bei Klostermarienberg über die Grenze bis Rattersdorf - Liebing. In Hammerteich wurde der ehemalige Bürgermeister von Russen erschossen. Am Karfreitag, den 30. März erfolgte der Angriff auf Lockenhaus, der zunächst abgeschlagen wurde. Von den Russen umgangen zogen sich die deutschen Truppen zurück. Das Munitionsdepot auf dem Schlossberg wurde gesprengt, ebenso die Lange Brücke über die Güns. Am Karsamstag wurde der Ort besetzt. Es kam zu Plünderungen und Vergewaltigungen. Einige Häuser wurden niedergebrannt, darunter auch das Bräuhaus. Das Schloss wurde geplündert, die Räume der Burg stark beschädigt. 1947 wurden ehemalige Nationalosozialisten verhaftet und in das Lager in Dörfl gebracht.

Im Mai 1945 wurde im Schlossgebäude eine russische Kommandantur eingerichtet. Das Schloss diente als Kaserne und Lazarett. Die Russen setzten Paul Augustin als Bürgermeister ein. Die Forstverwaltung, das Dampfsägewerk und und der meierhof in Hochstraß wurden unter russische Verwaltung genommen. In den Forsten wurden große Schäden durch wahllose Schlägerungen angerichtet. 1946 waren in Lockenhaus noch 800 russische Soldaten stationiert.  Die Unsicherheit war groß. Noch im Feber 1947 wurden der Transportunternehmer Karl Sax und dessen Sohn  nach einer Auseinandersetzung mit einem Besatzungssoldaten zu 10 Jahren Lagerhaft verurteilt und deportiert. Sie kamen im Oktober 1953 zurück.

Wirtschaftliche Entwicklung  im 19. und 20 Jahrhundert

Um 1865 errichtete ein Pächterkonsortium in der Burg eine Parketttischlerei. 1873 entstand daraus die Parketttischlerei Gager. Sie pachtete das Esterhazy-Sägewerk im Lerchenfeld mit  wassergetriebener Turbine. Ende der 1950er Jahre errichtete die Firma ein neues Betriebsgebäude in der Angergasse.

Inb der Zwischenkkriegszeit kam es zunächst nach dem Anschluss an Österreich zu einem Aufschwung des Ortes, mehrere Kauf- und Gasthäuser entstanden. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders nach dem Abzug der Russen, entstanden zahlreiche kleine Gewerbebetriebe, eine Betonwarenerzeugung, eine Autoreparaturwerkstätte, Betriebe des Bau- und Baunebengewerbes, eine Bettfedernerzeugung, zwei Banken entstanden. Es folgten zahlreiche Dienstleistungsbetriebe. Neue Arbeitsplätze entstanden durch die Ansiedlung der BECOM in Hochstraß. Die Entagrarisierung erfasste den Mark besonders stark. 1834 waren noch 409 Personen, 1951 303, 1961 154 Personen in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Nur zwei Vollerwerbsbetriebe konnte sich halten. Immer mehr Menschen wanderten in Industrie und Gewerbe, in jüngerer Zeit auch in Dienstleistungsberufe und in die öffentliche Verwaltung ab. Das konnte größtenteils nur durch Auspendeln geschehen. 1981 etwa pendelten 146 Personen nach Wien und 108 nach Oberpullendorf. Einigen Erfolg hatten die Bemühungen um mehr Fremdenverkehr. In den 1980er und 1990er Jahren stiegen die Übernachtungszahlen. Man setzte auf Naturerlebnis im Naturpark Geschriebenstein und auf das Kammermusikfestival.

Die Ortsentwicklung nach 1945

Die Russen setzten 1945 Paul Augustin als Bürgermeister ein, 1946 bis 1950 war Franz Gilschwert Bürgermeister. In der ersten Gemeinderatswahl 1950 wurde Franz Martin gewählt.l Durch das Gemeindestrukturverbesserungsgesetz von 1970 wurden die Gemeinden Lockenhaus, Hammerteich, Glashütten Langeck und Hochstraß zur Großgmeinde Lockenhaus zusamengelegt. Sie hatten zuvor schon ein Kreissekretariat gebildet.Rattersdorf und Liebing hingegen wurden mit der Großgemeinde Mannersdorf vereinigt. 

Von 1963 bis 1982 war Franz Horvath Bürgermeister. Bis 1977 hatte die ÖVP die Mehrheit, seit 1982 stellte die SPÖ mit Ernst Nuschy den Bürgermeister. In der Gemeinderatswahl von 1982 erhielt die SPÖ 10, die ÖVP 8 und eine Namensliste 3 Mandate, 1987 die SPÖ 12, die ÖVP 9 Mandate.  1997 erhielt die ÖVP wieder eine Mehrheit von 10 Mandaten gegen 9 für die SPÖ und 1 für die FPÖ. Ab 2002 bekam die SPÖ jeweils eine eindeutige Mehrheit von 13 bzw, 2017  12 Mandten, die ÖVP stagnierte bei 10 bzw. 9 Mandaten. Die Freiheitlichen erhielten 2012 1, 2017 zwei Mandate. Bürgermeister war von 1997-2012 Werner Brenner und seit 2012 Christian Vlasich (SPÖ), der 2017 mit 58,8 % bestätigt wurde.

In den Jahren 1950 bis 1954 begann die Umgestaltung des Hauptplatzes. Der Marchgrabenbach, der quer über den Platz floss, wurde umgeleitet und eingedeckt, die Straße an den Rand des Platzes verlegt. Nach der Fertigstellung des Rathauses wurde ein Park angelegt. 1991 wurde der Hauptplatz völlig neu gestaltet.1957/58 wurde die große Betonbrücke über die G´üns gebaut. Der Bau des Rathauses war 1958 abgeschlossen. Neben dem Gemeindeamt beherbergte es auch den Gendarmerieposten, die Ordination des Kreisarztes und das Büro des Wasserverbandes. In den 1960er und 1970er Jahren wurden die Gemeindestraßen asphaltiert und die Güterwege ausgebaut- 1965-1967 entstand das Schwimmbad. Der Aussichtsturm auf dem Weg zum Geschriebenstein (Margarethenwarte)  musste, da das Holz morsch war, abgetragen werden. Der neue Holzturm litt ebenfalls unter den Witterungseinflüssen. 1981 wurde ein Stahlskelettturm errichtet. Das größte Bauvorhaben der Gemeinde war die Zentralschule 1967 bis 1969 - für Hauptschule, Volksschule und Sonderschule. 1975 wurde die Leichenhalle errichtet. 1989 wurde im Sumpfgebiet hinter der Schule ein großer Teich angelegt. Längerfristig war die Gemeinde mit der Kanalisation beschäftigt. Sie wurde erst 1991 abgeschlossen. Die Hochwasserschutzbauten zogen sich über Jahrzehnte hin.

Die Elektrifizierung setzte in Lockenhaus schon früh ein, mit dem Bau der Möbelfabrik Johann Braun und Söhne in den 1920er Jahren. In der Mühle, die man von der Herrschaft gepachtet hatte, wurde ein Glichstromgenerator installiert, der auch die Gemeinde versorgte. 1954 übernahm die NEWAG, 1958 die BEWAG die Stromversorgung. Der  Bau einer Wasserleitung wurde 1957 geplant und im Bereich Geschriebenstein mit Quellerschließungen begonnen. 1959 wurde der Wasserverband Lockenhaus und Umgebung gegründet, dem sich 12 Gemeinden anschlossen. Weitere Gemeinden kamen in den 1960er Jahrenhinzu. 1967 war der erste Bauabschnitt mit 82 km Transport- und Veersorgungsleitungen und 9 Hochbehältern abgeschlossen. Weitere Quellen mussten in der Folgezeit erschlossen werden, 1989 etwa im Bereich des Tränkbodens. Schließlich versorgte der Verband mit 74 km Transport und 82 km Ortsnetzleitungen sowie 14 Hochbehältern 9500 Menschen in 7 Gemeinden, den gesamten südlichen Teil des Oberpullendorfer Bezirkes bis nach Draßmarkt und Kaisersdorf. 1974 erweiterte der Wasserverband Lockenhaus und Umgebung seinen Aufgabenbereich auf die Abwasserentsorgung. 1976 wurde der Spatenstich für die Zentralkläranlage Klostermarienberg getätigt, 1986 ging sie in Vollbetrieb. 1972/73 wurde mit der Planung, 1980 mit dem Bau der  Ortskanalisation in Lockenhaus begonnen.  1991 war das Projekt abgeschlossen. Die Verbandszentrale befindet sich in Lockenhaus, mit einem eigenen Büro.

Die erste Kommassierung erfolgte im Zuge der Grundablöse 1857/58. 1962 - 1966 wurden die Grundstücke neu vermessen und 1971 das Grundbuch neu angelegt. 1977 wurde ein Flächenwidmunsplan erstellt. Ein großes Problem waren die Überschwemmungen. 1916 etwa waren sie  durch den Marchgrabenbach katastrophal. 1958 wurde dieser Bach reguliert. 1965 trat die Güns mehrmals über die Ufer und überschwemmte etwa die neue Schule. Ein erstes Entlastungsgerinne wurde angelegt. 1982 kam es erneut zu Überschwemmungen. 1986/97 wurde mit Regulierungsarbeiten an der Güns begonnen, das Flussbett eingetieft, die Ufer befestigt und die Begleitdämme erhöht. Den Abschluss bildete die Errichtung eines Retentionsbeckens.

Das kulturelle Leben ist von den Vereinen und vom bekannten Lockenhauser Kammermusikfestival geprägt. Die Feuerwehr spielt eine wichtige Rolle. Sie errichtete auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik Popp ein neues modernes Gerätehaus. Der Sportclub Lockenhaus wurde schon vor dem 2. Weltkrieg gegründet. In der Besatzungszeit war er ein USIA-Betriebssportverein. 1963 wurde der Sportclub erneut gegründet. Es besteht auch ein Tennisclub. Den Verschönerungsverein gibt es seit 1930. Er legte zahlreiche Wanderwege an. Einer der ältesten Männergesangsvereine des Landes wurde 1894 von Oberlehrer Kirchknopf gegründet und 1914 eingestellt. Ab 1928 war er wieder für einige Jahre aktiv.

Das erste Lockenhauser Konzert fand 1974 im Pfarrhof statt. Initiator war der musikbegeisterte Pfarrer Herowitsch. 1976 kam Gidon Kremer nach Lockenhaus. . Ab 1974/75 beh´gannen die Lockenhauser Konzerte. Kremer war ab 1976 jedes Jahr in Lockenhaus. Die Konzerte wurden in der Kirche und im Festsaal der Burg veranstaltet. 1980 wurde die Idee eines Kammermusikfestivals geboren. Es wird seither kontinuierlich - mit einer einjährigen Pause - veranstaltet. Die Akzeptanz in der Bevölkerung hat allerdings im Laufe der Jahre abgenommen. Probleme des Festivals sind die nicht ausreichenden Unterbringungsmöglichkeiten für die Gäste am Ort und die Finanzierung.

 

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Burg

 

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Kirche/Kloster

Quellen

  • Steiger Denise: Lockenhaus. Festschrift 500 Jahre Markterhebung. Pinkafeld 1992

  • Nuschy, Denise: Die Herrschaft Lockenhaus. Diplomarbeit Wien 1985

  • Prickler, Harald: Burgen und Schlösser des Burgenlandes

  • Schermann Aegid: Geschichte von Lockenhaus. Martinsberg 1936

  • Prickler, Harald: Zur Herrschaftsgeschichte von Lockenhaus und Bernstein im 17. und 18. Jahrhundert. Fokus Burgenland Spektrum Landeskunde. Burgenländische Forschungen. Sonderband 2015

  • Prickler, Harald: Die Lockenhauser Maurer und Steinmetzzunft, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Bd.100 Eisenstadt 1998.

  • Theuer, Franz: Ritterburg Lockenhaus in Geschichte, Sage und Literatur. Eisenstadt 1981.

  • Keller, Paul Anton: Burg Lockenhaus. Landschaft und Geschichte. Lockenhaus 1969