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Kundpoldesdorf
860 schenkte König Ludwig der Deutsche unter anderem auch einen Ort "Kundpoldesdorf", auf Bitten des Erzbischofs Aldwin, an das Erzbistum Salzburg. Die ältere Forschung setzte dieses Kundpoldesdorf oft mit Kobersdorf gleich. Heute gibt es aber berechtigte Zweifel.

Um die karolingerzeitliche Besiedlung Pannoniens nach der Unterwerfung der Awaren durch Karl d.Großen, vor allem um die Lokalisierung der in den wenigen Urkunden genannten Orte, ringen die Historiker schon lange. Eines der umstrittensten Probleme ist dabei Kundpoldesdorf. Von einigen Forschern wurde es mit Kobersdorf gleichgesetzt. Gegen diese Ansicht argumentierte Alfred Ratz und schlug Rumpersdorf vor, Fritz Zimmermann sah Kundpoldesdorf in Hannersdorf. Ein Hauptargument gegen Kobersdorf ist, dass der Ort ja nicht in der Diözese Salzburg sondern im Passauer Bereich lag.

Orts- und Flurnamen im Bereich der späteren Herrschaft Kobersdorf sprechen für eine dünne slawische Besiedlung der abgelegenen Täler in der Awarenzeit. Fritz Zimmermann etwa meinte, dass der Ortsname Kobersdorf aus slawisch "Kobilica", Stutenbach, herzuleiten sei. Ein Nebenbach des Schwarzenbaches heißt Rossbach. Der Tessenbach könnte von einem slawischen Personennamen abgeleitet sein, der Ranbach (Rainbach, also Grenzbach) von Zaranuk potok, Wepur, vepr - Weppersdorf vom slawischen Wort für Eber, Gorbonouk /Gaberling von Gabrovnik (Weißbuche) usw. Auf eine Ansiedlung von Magyaren gibt es hingegen kaum Hinweise. Die deutsche Besiedlung erfolgte dann im 12. Jahrhundert.

Burg und Herrschaft
1222 schenkte König Andreas II. das Gebiet der späteren Herrschaft Kobersdorf seinem Gefolgsmann Pósa. König Andreas fiel auf dem Rückweg vom Kreuzzug in Griechenland in Gefangenschaft. Pósa, befreite ihn, geriet dabei aber selbst in Gefangenschaft. Pósa hatte am Kreuzzug teilgenommen, ebenso wie sein Nachbar, der Besitzer von Landsee, Nikolaus, Sohn des Borz (Bors).

Die Schenkungsurkunde (Kleine Markbeschreibung) von 1222 lässt den Umfang des Gebietes einigermaßen erkennen: Dazu gehörten die Orte Weppersdorf, Lindgraben, Neudorf, Kobersdorf, Tschurndorf und Lackenbach. Damals, zur Zeit der Schenkung, bestanden nur zwei Orte: Weppersdorf (Wepur) und Lackenbach Minor Loucu). 1263 wurde Lackenbach abgetrennt. Oberpetersdorf und Kalkgruben kamen erst dazu, als die Herrschaft an die Mattersdorf-Forchtensteiner fiel. Oberpetersdorf, Kalkgruben und Sieggraben gehörten dem Nemeti - Zweig der Osl. Sie verkauften 1302 ihren Besitz an die Mattersdorf - Forchtensteiner. 1278 wird ein Graf Súr als Kastellan von Kobersdorf genannt. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts gehört auch Stoob zur Herrschaft Kobersdorf.

Die mittelalterliche Wasserburg wurde schon zwischen 1222 und 1229 von Pósa, Sohn des Botus aus dem Geschlecht Szák, erbaut. Die Burg hatte ohne Zweifel große strategische Bedeutung. Sie kontrollierte - so wie Schwarzenbach auf österreichischer Seite - den Zugang nach Ungarn durch das Stooberbachtal. 1229 wird erstmals auch der Ort Kobersdorf als "...villae, que est aput castellum" genannt. Die Burg kam in den Besitz der Athinay von Neckenmarkt, die damals auch Burggrafen von Ödenburg und Verbündete der Güssinger waren. Kobersdorf dürfte von König Ottokar von Böhmen belagert worden sein. 1278 war ein Comes Súr II. aus der Súr- oder Agyagoslinie der Osl Kastellan in Kobersdorf. 1280 übergab König Ladislaus IV. die Burg dem Geschlecht der Csák, 1289 wurde Kobersdorf wie viele andere Burgen Westungarns von Herzog Albrecht I. von Österreich im Verlauf der "Güssinger Fehde" erobert. Nach der Einnahme von Neckenmarkt ergab sich Kobersdorf anscheinend ohne viel Gegenwehr. Berchtold von Emmerberg besetzte sie. 1291 wurde die Burg im Vertrag von Hainburg an Ungarn zurück gegeben und wahrscheinlich wieder von königlichen Kastellanen verwaltet. König Andreas III. verlieh die Burg den Grafen von Lamperg für dessen Verdienste bei der Aushandlung des Hainburger Vertrages. 1319 kaufte Simon II. von Forchtenstein-Mattersdorf die Burg. Vorübergehend war sie wieder in der Hand der Güssinger. 1319 ersuchten Paul und Lorenz von Mattersdorf-Forchtenstein König Karl Robert, die schon von ihrem Vater " von den Deutschen" gekaufte Burg zurückzuerstatten und als dauernden Besitz zu verleihen. 1323 ließen sie sich den Besitz feierlich bestätigen. 1332 leisteten die Csak in einem Ausgleich mit den Mattersdorf - Forchtensteiner Verzicht auf ihre Ansprüche auf Kobersdorf.

Ab 1319 war Kobersdorf also im Besitz der Mattersdorf - Forchtensteiner bis zum Aussterben dieses Geschlechts, also über 200 Jahre. Die Mattersdorf - Forchtensteiner verhielten sich nach dem Aussterben der Arpaden gegenüber dem neuen Herrschergeschlecht der Anjou loyal. Paul I. und Lorenz kämpften im königlichen Heer gegen die "Rebellen" und gegen König Stefan II. Urosch Milutin von Serbien, gegen Andreas von Güssing und gegen die Österreicher, die in die Grenzgebiete einfielen. Karl I. Robert bestätigte ihnen ihren Besitz, darunter Kobersdorf, der ihnen vorübergehend entrissen worden war.

Wilhelm, der letzte Mattersdorf - Forchtensteiner, verpfändete 1441 und 1445 und verkaufte schließlich 1447 Burg und Herrschaft an Herzog Albrecht VI. von Österreich. Albrecht VI. schloss einen Vergleich mit der Witwe Pauls III., Wilhelms Bruder, und deren beider Töchter. 1447 wird ein Johann Linzer als Hauptmann von Kobersdorf genannt. Nach dem erbenlosen Tod Wilhelms I. von Mattersdorf - Forchtenstein überließ der Gubernator Johann Hunyadi im Namen König Ladislaus V. dem Michael von Vát und seinen Brüdern die Hälfte der Burg und Herrschaft Kobersdorf - in Würdigung seines großen Verdienstes im Türkenkampf. Die andere Hälfte bekam Stefan Ugron. Sie wurden jedoch nie in den Besitz der Herrschaft eingewiesen.
Schon 1451 verkaufte Albrecht VI. die Burg, an seinen Bruder Friedrich, den späteren Kaiser Friedrich III. um 50 000 Gulden. Dieser verpfändete die Herrschaft an die Weispriach. Die Habsburger konnten Kobersdorf auch in den Friedensverträgen von 1463 (Vertrag von Ödenburg - Friedrich III. erklärte sich bereit, Ödenburg und die Stephanskrone an Matthias Corvinus auszuliefern, behielt aber die westungarischen Herrschaften) und 1491 (Vertrag von Pressburg) behaupten, Burg und Herrschaft blieben aber "intra fines regni Hungarie", also innerhalb der Grenzen des ungarischen Königreiches. Sie verpfändeten die Burg und Herrschaft aber zumeist an österreichische Adelige. 

Unter den Weispriach
Schon 1458 dürfte Sigmund von Weispriach vorübergehend auf Kobersdorf gesessen sein, 1464 ist er Burggraf. Er wurde in den Freiherrnstand erhoben und anschließend mit der Herrschaft Koberdorf belehnt. Schon 1459 ist Sigmund Burgherr und wahrscheinlich Pfandinhaber von Landsee. Bis 1490 blieb Landsee abwechselns in den Händen der Weispriach und der Grafenegger. Sigmund setzte in Kobersdorf Verwalter ein. 1458 etwa war Franz Stainpuchler Verwalter von Kobersdorf. Es kam zu Streitigkeiten mit den Nachbarn, mit Ödenburg und mit den Grafenegger, damals Pfandherrn von Landsee. Kurz darauf erwarb Sigmund Weispriach auch Landsee als Pfand. Die Wasserburg war in dieser Zeit sehr baufällig, Kaiser Friedrich III. hatte sogar den Abbruch in Erwägung gezogen.

Sigmund von Weispriach betrieb eine geschickte Schauekelpolitik zwischen Ungarn und Österreich. Er schlug sich auf die Seite des Matthias Corvinus, der ihm 1466 Kobersdorf schenkte. 1467 war Sigmund auch Hauptmann und Obergespan von Ödenburg. 1471 verpfändete ihm Matthias Corvinus die Stadt Ödenburg. Ab 1473 schlug er sich wieder auf die Seite Friedrichs III. 1484, nach der Niederlage des Kaisers, entzog ihm Corvinus die westungarischen Herrschaften. Andreas Weispriach konnte allerdings Kobersdorf behaupten. Bald nennt Corvinus die beiden Weispriach wieder seine "Getreuen". Nach Sigmunds Tod wird Andreas die Gespanschaft Ödenburg verschrieben.

1493 war Sigmund Prüschenk Pfandherr, vorübergehend die Baumkircher und schließlich wieder die Weispriach. Die Weispriach stammten aus dem Lungau, hatten Mitte des 14. Jahrhunderts in Oberkärnten zahlreiche Pfandgüter inne und tauchten unter Friedrich III. in Westungarn auf. Sie verfügten über große finanzielle Mittel und waren wichtige Geldgeber des Kaisers. 1506 ist Ulrich von Weispriach Herr von Kobersdorf, nach ihm sein Sohn Hans von Weispriach. Sie erwarben auch Landsee.

1482 wird unter Weispriach die Vorburg errichtet und die protestantische Kapelle gebaut und später, schon im 16. Jahrhundert, von den Weispriach, die den Höhepunkt ihres Einflusses erreicht haben, die Burg erweitert. Die Herrschaft ist. so wie die meisten Herrschaften Westungarns, protestantisch und bleibt es, da auch die späteren Besitzer, obwohl katholisch, die Gegenreformation mit nur geringem Nachdruck durchführen.
Nach dem Tod Ulrichs von Weispriachs 1512 übernahm seine Witwe Gertraud die Herrschaften Landsee, Kobersdorf und Stickelberg. Unter Gertraud tobte die "Landseer Fehde", die das ganze Gebiet in große Unsicherheit und Unruhe versetzte und vor allem die Stadt Ödenburg und deren Stadtdörfer schwer traf.

Ulrichs Sohn Hans von Weispriach konnte das Wohlwollen des Kaisers gewinnen. Seine Frau, eine geborene Lunay, war Obersthofmeisterin und Erzieherin am Kaiserhof. 1527 bewährte sich Hans von Weispriach bei der Eroberung von Steinamanger und Körmend, 1531 war er Gespan von Ödenburg, 1537 auch Stadthauptmann. Schon 1541 wollte er Forchtenstein von Jakob von der Dürr kaufen. 1546 löste Erasmus Teufl für Weispriach Forchtenstein ein und übergab ihm die Herrschaft.

Hans von Weispriach war als Grundherr verhasst. Er setzte Zins und Robot willkürlich fest und anerkannte keine alten Rechte. Unter Hans Weispriach begann die Ansiedlung von Juden in seinen Herrschaften, deren Ertrag er dadurch steigern konnte. In Kobersdorf war der erste Jude ein Mann namens Gerstl. König Ferdinand I. hatte 1529 auf Ersuchen der Juden des Herzogtums Österreich die von Friedrich III. und Maximilian I. gewährten Freiheiten in Güns, Eisenstadt. Mattersburg, Kobersdorf, Zistersdorf und Marchegg bestätigt. 1544 ließ er aber die Juden aus dem Hetzogtum und aus den Herrschaften in Westungarn ausweisen. 1564 beteuerte Weispriach gegenüber der Kammer, keine Juden angesiedelt zu haben, vielmehr das Verbot des Kaisers beachtet zu haben. Er könne jedoch nicht verhindern, dass Juden mit Freibriefen des Kaisers und von anderen Herrschaften in seinen Herrschaften Handel treiben. Schließlich versuchte Weispriach entgegen der Anordnung Kaiser Maximilians II. die Juden aus der Herrschaft Mattersdorf - Forchtenstein ohne Ablöse zu vertreiben. Im Urbar von 1569 wird angeführt, dass die Juden dem gemeinen Mann durch ihren Handel das Brot wegnehmen. In Mattersburg gab es damals 67 Juden, die in neun Häusern lebten. Schließlich durften die Juden, die schon vor 1568 ansässig waren, bleiben.

Alle Proteste gegen Hans von Weispriach waren vergebens, sein Einfluss am Hof war zu groß. Erst als Maximilian II. den Thron bestieg waren die Beschwerden erfolgreich.

Fortsetzung: Die Herrschaft Kobersdorf in der frühen Neuzeit

 

 

 

 

 

 

 
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