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Josef Rauhofer

 

Die Familie Rauhofer besaß einen Spenglereibetrieb in Mattersburg. Joseph sollte Priester werden. Nach der Volksschule besuchte er die Oberrealschule in Ödenburg und anschließend das Gymnasium in Raab. Nach der Matura entschied er sich jedoch für das Rechtsstudium, des er an der Rechtsakademie in Pressburg absolvierte und 1899 erfolgreich abschloss. Anschließend war er für kurze Zeit Richter, unter anderem in Sarajevo und trat schließlich als Beamter in die bosnisch-herzegovinische Landesregierung ein. Vorübergehend war er in der Rechtsabteilung der Bosnisch-herzegovinischen Staatsbahnen. 1917 wurde er nach Budapest, in das Nationalitätenministerium, berufen.

1921, nach dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich, wechselte Rauhofer nach Wien. Im Staatsamt für Inneres wurde er "Vorstand des literarischen Büros im Burgenlanddienst". Er war als (kommissarischer) Bürgermeister von Ödenburg vorgesehen. Er gehörte dem "Ödenburger Heimatdienst" an und war bei der Ödenburger Volksabstimmung  einer der Abstimmungskommissäre. Rauhofer wurde in Sauerbrunn Stellvertreter Davys und Vorstand des Landesgrenzbüros, schließlich Vorstand der Personalabteilung im Amt der Burgenländischen Landesregierung.

Schon während seiner Zeit in Wien hatte sich Rauhofer der Christlichsozialen Partei angeschlossen. Er wurde geschäftsführender Obmann der provisorischen Landesparteileitung, legte diese Funktion aber schon einige Monate später wieder zurück, da es zu erheblichen Streitigkeiten mit anderen Führern der Christlichsozialen gekommen war. Rauhofer war und blieb dem strikt katholischen und konservativen Flügel der Partei immer unerwünscht. So machte man nicht ihn, sondern den Wiener Neustädter Dr. Rausnitz zum Nachfolger Davys.

Im Februar 1922 gründete Rauhofer die "Burgenländische Volkspartei"  und ging ein Wahlbündnis mit dem Landbund (Burgenländischer Bauernbund) ein. Er war keineswegs erfolglos, näherte sich aber schon 1923 wieder der Christlichdozialen Partei an, die ihn in den Landtag schickte. Während der langen Regierungsverhandlungen konnte man sich mit den Sozialdemokraten nicht einigen, da die Christlichsozialen zu konservative und klerikale Kandidaten vorschlugen. So wurde schließlich am 4. Jänner 1924 Josef Rauhofer als Kompromisskandidat zum Landeshauptmann gewählt. Er blieb es bis 1928. Seine Wahl war seiner umgänglichen, auf Ausgleich bedachten Persönlichkeit zu zu schreiben. Er war aber auch einer der ganz wenigen christlichsozialen Politiker, die nicht durch eine "magyaronische" Vergangenheit belastet waren. So genoss Rauhofer, auch als Verwaltungsfachmann, den Respekt der Großdeutschen und des Landbundes sowie der Sozialdemokraten. Die größten Schwierigkeiten machten ihm seine eigenen Parteifreunde sowohl im Land wie auch die Bundespartei in Wien. 1927 ließ sich Rauhofer auch in den Nationalrat wählen. Aber schon 1928 war er der ewigen Angriffe müde und legte seine politischen Ämter zurück. Für kurze Zeit war er Kurator der Burgenländischen Hypothekenanstalt und dann Obmann des Landesfeuerwehrverbandes. Seinen Lebensabend verbrachte Rauhofer in Wien und in Baden.

Würdigung Rauhofers anlässlich seines Rücktritts als Landeshauptmann in der "Burgenländischen Heimat". der Christlichsozialen Parteizeitung:

"Aus freiem persönlichen Entschluss scheidet nun Landeshauptmann Rauhofer aus dem öffentlichen politischen Leben, im Vollbesitz des Vertrauens seiner Partei, der christlichsozialen Partei des Burgenlandes, geachtet und geschätzt auch von den politischen Gegenparteien, geehrt und geliebt von der ganzen burgenländischen Bevölkerung. Er schuf in seiner Regierungszeit das sogenannte 'System Rauhofer',das deutlich die Kompetenzen der Politik und Verwaltung schied, den Volksbeauftragten wie den beamten gangbare Wege wies. So ist es verständlich, dass er in krisenloser Zeit das Land mit geordnetem Haushalt seinem Nachfolger überlassen konnte ..."

Daten

* 1875 in Mattersburg
† 1939 in Baden

 

Politiker, Landeshauptmann

 

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Quellen

  • Gerald Schlag: Burgenland. Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien.