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Mit der Heirat Nikolaus Esterházys mit Ursula Dersffy fassten die Esterházy erstmals im Ödenburger Komitat Fuß und es begann der rasante Aufstieg zur größten Magnatenfamilie im burgenländisch - westungarischem Raum. Der Glaubenswechsel Nikolaus Esterházys zum Katholizismus trug dazu erheblich bei. Im Aufstand Gabor Bethlens blieb Esterhazy auf der Seite der Habsburger und war am Zustandekommen des Nikolsburger Friedens maßgebend beteiligt. Nikolaus Esterházy verzichtete auf die große Herrschaft Munkács, die pfandweise durch die Ehe mit Ursula Dersffy ebenfalls an ihn gekommen war. Diese Herrschaft kam an Bethlen. Als Entschädigung erhielt Esterhazy - zunächst ebenfalls pfandweise - die beiden Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt, die bisher der niedeösterreichischen Kammer unterstellt waren. Die ungarischen Stände drängten aber schon lange auf "Reinkorporation" in das Königreich Ungarn. Am 10. Jänner 1626 unterzeichnete Kaiser/König Ferdinand II. in Eisenstadt einen Vertrag, in dem die "Grafschaft" Forchtenstein und die Herrschaft Kobersdorf dem Königreich Ungarn "reinkorporiert" wurden. Die "Grafschaft" Forchtenstein ging in den Besitz Esterhazys über. 1626 wurden Nikolaus und seine Nachkommen in den erblichen Grafenstand als "Grafen von Forchtenstein" (Comites in Frachno aliter Forchtenstain") erhoben.

Sofort nach der Inbesitznahme  ging Esterhazy daran, die österreichischen Grundherrn zu enteignen. Er forderte  als Palatin des Königreiches Ungarn am 1. März 1626 sämtliche österreichische Landherrn auf, innerhalb von 15 Tagen den Besitznachweis nach ungarischem Recht zu erbringen. Unter den österreichischen Ständen entfachte er dadurch eine ungeheure Entrüstung. Am 22. Feber 1626 wurden alle österreichischen Edelleute zu einer Tagung nach Mattersburg vorgeladen, ein vom Palatin eingesetztes ungarisches "Schiedsgericht" begann mit den Verhandlungen. Wer nicht erschien, wurde sofort enteignet. "Angeklagt" wurden Ludwig von Königsberg mit Besitzungen in Marz und Zemendorf, Wolfgang Mathes von Königsberg (Pöttsching), Johann Christoph Urschenbeck (Schattendorf, Wiesen, Pöttsching, Müllendorf, Sigleß und Hirm), Johann Christoph Teuffl (Trausdorf), Johann Christoph von Kienburg ( Zillingtal, Müllendorf, Großhöflein), Johann Christoph Unverzagt ( Großhöflein), Gundaker von Polheim (Krensdorf), Georg Gabriel von Kollonitsch ( Marz), Eva von Kollonitsch (Steinbrunn), das Neukloster von Wiener Neustadt (Marz, Pöttsching), Johann Jakob Rueff (Mattersburg), Gregor Benedikt Tollas (Forchtenau), Johann Elman (Großhöflein), Johann Suphart ( Breitenbrunn) und Ladislaus Nagy (Antau). Ihnen allen wurden ihre Besitzungen abgesprochen und sie wurden als nichtungarische Edelleute für untauglich erklärt, ihre Güter zu besitzen. Einigen wurde eine Entschädigung angeboten, die jedoch lächerlich gering war. Einige resignierten und schlossen Sonderverträge mit Esterhazy, andere führten Jahrzehnte lange Prozesse, allerdings vergeblich, 1642 etwa beschäftigte sich der niederösterreichische Landtag nochmals mit der Enteignung, ohne greifbares Ergebnis. Auch der König unternahm nichts zugunsten der Geschädigten. Die Kleinherrschaft Petlau in Sigleß wurde aufgelöst und der Herrschaftssitz in einen Meierhof umgewandelt. Auch in anderen enteigneten Besitzungen entstanden Meierhöfe, so in dem des Benedikt Tollas in Forchtenau oder in Großhöflein und Pöttsching. Diese Meierhöfe kamen zu den bereits bestehenden in Mattersburg und Zillingtal und hatten einen beträchtlichen Ausbau der herrschaftlichen Eigenwirtschaft zur Folge.

Nikolaus Esterházy musste, da er in finanzielle Not geraten war, Teile der Herrschhaft Forchtenstein und anderer Herrschaften verpfänden, etwa Krensdorf, Schattendorf und den Anteil an Draßburg. Eine halbe Session wurde in Mattersburg an den Edlen Johann Jakob Rueff. Ladislaus überließ sie später zusammen mit der Baumgartenmühle zwischen Mattersburg und Walbersdorf dem "magister artium literarum et philosophiae und Landschaftsmedikus Dr. Adam Werner, der sie einige Jahre später an den Baron Nikolaus Joó abtrat. Er bekam dafür ganz Pöttsching und das Gut Zillingtal verschrieben, Über seine Tochter Maria Kurcin kam die Besitzung an Freiin Esther Eleonora von Wangen, geborene Gräfin Rothall. Auch unter Ladislaus kam es zu Verpfändungen, so etwa 1648 einer Zweiviertelsession an den Verwalter Achatius Olischer in Mattersburg. Ein ödes Lehen in Stöttera verkaufte Ladislaus an seinen Stallmeister, den edlen Georg Wukmanics. Teile von Stöttera und Antau wurden 1680 von Paul Esterhazy an Gregor Pavesics verpfändet.  Krensdorf war ebenfalls an eine Kreditgeberin, die Edle Barbara Balassa und deren Sohn Nikolaus Joó verpfändet, der für einen weiteren Kredit auch den esterhazyschen Teil von Marz erhielt. Nikolaus Joó, in den Freiherrnstand erhoben, vermachte in seinem Testament 1654 seinen Besitz Paul I. Esterhazy, gegen eine Jahresrente für seine Tochter.

Die Herrschaft Forchtenstein war unter Graf Nikolaus infolge der Kriegswirren in keinem guten Zustand. Vor allem der Durchzug und die Einquartierung der Kriegsvölker  waren eine große Belastung. Nikolaus befreite die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt von diesen Verpflichtungen, gegen eine hohe Ablöse. Der Vorort der Herrschaft, Mattersburg, erhielt von Ferdinand II. eine Erweiterung des bisherigen Marktprivilegs auf drei freie Jahrmärkte und einen Wochenmarkt jeden Donnerstag.

Dank der Fruchtbarkeit und der günstigen Lage erholte sich die Herrschaft aber immer wieder rasch. Wichtig war dabei die Nähe zu Wr. Neustadt, dessen Mark von der Herrschaft Forchtenstein aus mit Getreide und Wein versorgt wurde und das seinerseits Eisen- und Holzwaren lieferte. Die intensiven Verflechtungen zeigt deutlich das erhaltene Gewölberegister der Wr. Neustädter Handelsfirma Alexius Funk. Die Bürger von Wiener Neustadt, Adelige und Klöster bemühten sich um Weingartenbesitz jenseits der Leitha. 1570 gehörte etwa ein Viertel der Rebfläche der Grafschaft Forchtensein den Wr. Neustädtern. Das Verhältnis zur Stadt war aber nicht immer konfliktfrei. Die Esterhazy verlangten erhöhe Ausfuhrzölle für den Wein. In dieser Frage konnte man sich aber auf eine pauschale Ablösesumme einigen. Schwerwiegender war die Gründung von Neudörfl, vor allem als Ladislaus 1650 mit dem Bau einer großen Mühle an der Leitha und angeschlossenem Brauhaus und Wirtshaus begann. Die Anlage war befestigt, was die Wr. Neustädter beunruhigte. Proteste gegen das "Neudörfl" blieben vergeblich, ja König Ferdinand  III. verlieh dem Ort sogar Marktrechte. Die Siedler von Neudörfl (Uyfallw, Neodorf), später auch Sanct Nicolai genannt, waren zumeist Inwohner der benachbarten österreichischen Dörfer, die für einige Jahre Abgabenfreiheit erhielten, zum Teil auch aus religiösen Gründen übersiedelten. Der Ort war vom Anfang an nicht als Bauerndorf, sondern als Handwerker- und Handelsort geplant.1650 war die Siedlung bereits auf mehr als 40 Häuser angewachsen.  Ebenfalls zu Märkten erhoben wurden in der Herrschaft Forchtenstein das 1659 neu besiedelte Frauenkirchen, Großhöflein und Breitenbrunn.

Gut entwickelte sich der zentrale Markt Mattersburg. Zahlreiche Handwerker ließen sich nieder und Zünfte entstanden, insgesamt 20 an der Zahl.

Noch unter Nikolaus Esterhazy wurden zwei neue Orte, Neudörfl und Neustift, angelegt.

Die Belastungen für die Bauern waren in der Zeit der Kammerherrschaft recht günstig. Sie änderten sich unter der Herrschaft der Esterházy allmählich. Durch die vermehrte Zahl an Meierhöfen und durch die zunehmend von der Grundherrschaft selbst bewirtschafteten Äcker und Weingärten wuchs auch die Robotleistung, Die stark verschuldeten Esterházy benötigten aber auch immer wieder Bargeld und waren daher bereit, sich Abgaben und Leistungen in Bargeld ablösen zu lassen. 1630 schlossen sie mit ihren Untertanen einen Vertrag, in dem die besonders gefürchteten "Langen Fuhren" (meist nach Pressburg oder Wien) sowie andere Leistungen um 7000 Gulden jährlich abgelöst wurden, 1646 schlossen mehrere Gemeinden mit Ladislaus Esterházy Kontrakte, in denen ebenfalls Geld- und Naturalleistungen mit Pauschalsummen abgelöst wurden. Das brachte beiden Seiten Vorteile.

Paul I. ordnete für die beiden Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt die Erstellung neuer Urbare an, die 1675 fertig gestellt wurden. (siehe das  Urbar von Forchtenstein )

Ab den 1670er Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation, durch neue Steuerbelastungen, Türkenkriege und Kuruzzeneinfälle, vor allem aber durch den verstärkten Ausbau der herrschaftlichen Eigenwirtschaften. Die Gemeinden häuften immer höhere Schulden an. Zwar war die Situation nie so kritisch wie in den Batthyány - Herrschaften, mit Bauernunruhen rechnete man aber auch hier.

Die Burg Forchtenstein wurde noch unter Nikolaus umgestaltet. Nur der alte Bergfried blieb erhalten. 1632 bis 1637 entstand die neue Burganlage, 1643 wurden auch die Wehranlagen erneuert.Planverfasser und leitender Baumeister war Simone Retacco, ausführender Baumeister Domenico Carlone, aber auch einheimische Baumeister waren beteiligt. Als Zimmerleute wurden täuferische Handwerker eingesetzt.  1652, unter Fürst Paul, wurden dann die äußeren Bastionen errichtet und 1683 bis 1687 letzte Umbauten durchgeführt. Die Burg erhielt damit ihr heutiges Aussehen. Die Baukosten beliefen sich auf mehr als 32 000 Gulden. Jede Untertanensession musste einen Gulden beisteuern. Die Burg wurde nie belagert. Nach dem Ende der Kuruzzeneinfälle verlor sie ihre militärische Bedeutung. Sie wurde Arsenal und Zeughaus sowie Zentralgefängnis für die Esterhazygüter.

Einen Eindruck von der herrschaftlichen Hoghaltung in der Grafschaft Forchtenstein gibt eine Besoldungsliste aus dem Jahre 1675.

Die Grafschaft, später Herrschaft Forchtenstein erstreckte sich über ein Gebiet bis in den Seewinkel. Folgende Orte gehörten dazu: Mattersburg, Neustift a.d. Rosalia, Forchtenau, Wiesen, Müllendorf, Großhöflein, Breitenbrunn, Hirm, Stöttera, Schattendorf, Sieggraben, Sigless, Krensdorf, Kleinfrauenhaid, Pöttsching, Zillingtal, Haschendorf, Pamhagen, Wallern, das Territorium des damals unbesiedelten Frauenkirchen und teilweise die Orte  Trausdorf, Antau, Wulkaprodersdorf, Marz, Steinbrunn, Zemendorf, Draßburg und ein kleiner Anteil von Walbersdorf, wo Paul Esterhazy durch Ankauf einzelner Besitzportionen Fuß fassen konnte.  Ab 1644 entstand der Ort Neudörfl. Eine weitere, neu angelegte Siedlung war Neustift.  In Steinbrunn kam es zu einem Konflikt  mit der Herrschaft Hornstein. Dieser konnte erst 1656 dahingehend beigelegt werden, dass die Forchtensteiner Untertanen der Herrschaft Hornstein, dafür aber die Hornsteiner Untertanen in Wulkaprodersdorf der Herrschaft Eisenstadt zugeteilt wurden. Nikolaus Esterhazy schloss auch das Gut Csorna mit den Orten Csorna, Szárföld und Veszkény sowie ein Haus in Pressburg der Herrschaft Forchtensein an. Von 1652 bis 1654 hatte Maria Eleonora Batthyány, die Witwe von Paul Esterhyzys Bruder Ladislaus, die Csornaer Besitzungen mit einen Teil der Herrschaft Eisenstadt als Witwengut inne. Die weit von Forchtenstein abglegenen Orte in der Raabau wurden jedoch schon 1680 der Herrschaft Kapuvár zugeteilt, die Paul Esterházy von  Fürst Raimund Montecuccoli gekauft hatte. Auch die im Seewinkel gelegenen Orte wurden von Forchtenstein abgetrennt und kamen 1700 zur neu gegründeten Herrschaft Frauenkirchen.

Im Jahre 1683 huldigten die Städte und Adeligen Thököly. Paul Esterházy blieb als Einziger auf der Seite des Kaisers, obwohl durch seine Heirat mit seiner zweiten Frau, Eva Thököly, der Kuruzzenführer sein Schwager geworden war. Im Mai 1683 fand auf dem Weiten Feld bei Kittsee die Heerschau der Kaiserlichen statt. Zu den 32 400 Mann kamen auch 6000 Mann ungarischer Miliz des Palatins in prächtigen Uniformen. Vor den herannahenden Türken und Kuruzzen begab sich Paul zunächst nach Wien. Der kaiserliche Hof war aber inzwischen nach Linz geflüchtet, so dass er nach Forchtenstein zurück kehrte. Die Burg schien ihm aber nicht sicher genug. Über Wr. Neustadt und den Semmering floh er nach Bruck a.d.Mur und weiter nach Linz und Passau. In seiner Begleitung waren seine Frau und die vier Kinder, die Gräfin Kéry und Bedienstete. Noch vor seiner Flucht machte ihm der Großvesir das Angebot, ihn zum König von Ungarn zu machen. Paul lehnte ab. In seinem Bericht an den Kaiser verlangte er bereits den Lohn für seine "Treue": die Stadt Eisenstadt und die Stadtdürfer von Ödenburg. Beide Städte hatten ja zwangsläufig den Türken gehuldigt.

Von Juli bis September 1683, während der Belagerung Wiens durch die Türken, wurden die Güter Esterhazys immer wieder geplündert. Am 8. Juli etwa wurden in den Schanzen von Breitenbrunn 500 Menschen erschlagen. Am 24. Juli plünderten die Tataren Loipersbach, Klingenbach, Forchtenau, St. Margarethen und Eisenstadt. Im Laufe des Juli wurden alle Dörfer bis Donnerskirchen in Brand gesteckt, Klingenbach und Baumgarten wiederholt, etwa am 7. August, ausgeplündert. Auch untereinander hielten sich die Christen schadlos. So etwa wurden Ödenburger Kaufleute, die in Pöttelsdorf Wein kauften, von der Forchtensteiner Besatzung ausgeraubt - mit der Begründung, dass die Stadt ja gehuldigt hätte. Am 1. September wurden erneut Loipersbach und Agendorf überfallen und das Vieh sowie zahlreiche Einwohner verschleppt. Auch zwischen Türken und Tataren kam es vereinzelt zu Auseinandersetzungen um die Beute. Forchtenstein wurde zwar nicht belagert, am 11. September aber gelang es den Kuruzzen, durch das Wegtreiben des Viehs die Besatzung aus der Burg herauszulocken. Sie geriet in einen Hinterhalt, 150 Mann wurden getötet.Besonders gefährlich waren auch noch die Tage nach der Niederlage der Türken vor Wien, als sie sich flüchtend zurückzogen. Nahezu alle Kirchen wurden zerstört oder ihre Inneneinrichtung verwüstet. Was die Türken verschont hatten holte sich dann das kaiserliche Regiment Rabatta. Selbst der Palatin holte sich von seinen Nachbarn, was er bekommen konnte. So etwa hinderte er die Bewohner der Ödenburger Stadtdörfer daran, ihre Weingärten in der Herrschaft Forchtenstein abzuernten.

Der folgende Winter, ja auch noch die folgenden Jahre waren schlimm. Die Menschen hungerten und verhungerten. 1684 war zudem ein strenger Winter, es folgten Missernten und mehrere Jahre hindurch Heuschreckenschwärme. Die schwierige Situation hatte auch zur Folge, dass viele Menschen abwanderten, etwa in die 1686 zurückeroberten Königlichen Freistädte Ofen und Pest.

Paul Esterházy gab die Menschenverluste in der Herrschaft Forchtenstein mit 10 000 Personen an. Das war ohne Zweifel stark übertrieben, da die Herrschaft nur etwa 12 000 bis 13 000 Einwohner zählte. Prickler/Tobler (Katalog Bollwerk Forchtenstein, S. 29) schätzen die Verluste auf 1000 bis 1500 Personen  (10 - 15 % der Gesamtbevölkerung). Die Kuruzzeneinfälle 1704 - 1709 brachten erneut schwere Menschenverluste und Verwüstungen. Das 1690 bis 1696 in Forchtenstein erbaute Servitenkloster wurde zerstört. Erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung wieder, wobei die Cholera zu Rückschlägen führte. Cholaraepidemien gab es 1831/32, 1849, 1855/56, 1861, 1866 und 1873. Eine schwere Belastung für die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt waren auch die vieljährigen Einquartierungen während der Rückeroberung Ungarns.

Im "Kuruzzenrummel", dem Aufstand Rakoczis, litt die Herrschaft Forchtenstein ebenso wie die gesamte Umgebung schwer. Die Kuruzzen unter Sandor Károlyi eroberten Eisenstadt und Rust. General Heister konnte den Kuruzzen vor Eisenstadt zwar eine Schlappe zufügen, aber erst als verstärkte kaiserliche Truppen heranrückten räumten die Aufständischen die Stadt. Am 17. März 1704 wurde Neudörfl ausgeplündert, am 18. Juni St. Margarethen und Rohrbach. Die Grundherrn griffen schließlich zur Selbsthilfe und ließen ihre Bauern bewaffnen. 1706 und 1708 wurde Mattersburg schwer heimgesucht, die kleine kaiserliche Besatzung verteidigte sich in der Wehrkirche. 1708 griffen 4000 Kuruzzen an, konnten aber von den 70 Dragonern des kaiserlichen Regiments Bayreuth - Hohenzollern und den Bürgern des Marktes zurückgeschlagen werden. Der Ort brannte das dritte Mal ab.

Paul I. trieb die Gegenreformation mit Hilfe der Jesuiten und Franziskaner voran. Er selbst war ein glühender Marienverehrer. 1666 ließ er eine kleine hölzerne Kapelle auf der Rosalia errichten, die 1670 durch ein steinernes Gebäude ersetzt wurde. Der Rosalienkult breitete sich bald über weite Teile des Landes aus. In den Märkten und Dörfern wurden viele Pestsäulen und Dreifaltigkeitssäulen aufgestellt.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die Bauern schwer verschuldet und auch die Einnahmen der Grundherrn gingen zurück. Die herkömmlichen Kreditquellen durch Verpfändungen versagten. Als Geldgeber sprangen die Juden ein. Der Fürst fand im Eisenstädter Oberrabbiner Samson Wertheimer einen Geldgeber und auch einen Berater in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Die Judengemeinden von Eisenstadt, Mattersburg, Lackenbach, Kobersdorf, Deutschkreutz und Frauenkirchen wurden zu einem Verband zusammen gefasst ("Siebengemeinden"). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wanderte eine große Zahl von Juden aus Böhmen und Mähren zu. Der Schutzbrief von 1664 wurde 1716 und 1718 bestätigt. Um 1800 gewährte Fürst Nikolaus einen neuen Schutzbrief, der den Juden die niedere Gerichtsbarkeit übertrug. Die Judengemeinden konnten ihren eigenen Richter wählen.

In Mattersburg erwarben Moises Lazarus und Salomon Benedikt die Brauerei beim Meierhof. Im Schutzbrief von 1694 wurde den Juden der Handel mit der Herrschaft übertragen. Es wurde ihnen freier Handel mit Tuch und Leinwand und die Beschäftigung von vier Schneidern mit je einen Gesellen zugestanden. In ihrem Ortsteil erhielten sie die Selbstverwaltung, schließlich die Richterwahl. Die Errichtung  einer Synagoge, einer Schule und eines Bades wurde ihnen genehmigt. Sie hatten jährlich 400 Gulden Schutzgebühr zu zahlen. 1770 zählte die Mattersburger Judengemeinde bereits 179 Familien. Ihre Schule war dank hervorragender Lehrer wie etwa Peter Beer berühmt. Die Wohnverhältnisse in den Judenhäusern waren äußerst beengt, sodass der Ausbruch von Seuchen drohte. 1819 schloss die Herrschaft mit den Juden einen Kontrakt über die Errichtung von 12 Judenhäusern, in denen nur Esterhazysche Schutzjuden Unterkunft fanden. Alle Juden, die Christenhäuser bewohnten, mussten in die Judengasse übersiedeln.

Später, unter der Vormundschaftsregierung für Paul II. Anton, kam es zu schweren Konflikten mit den Juden. Man warf ihnen vor, sie würden als Inhaber der Maut die christliche Bevölkerung erpressen. Der Markt Mattersburg wollte die Maut wieder selbst übernehmen. Die Juden hingegen beklagten sich über neue Abgaben wie ein "Claggeld"  oder ein "Gewährgeld" für ihre Häuser. Simon Lazarus beschwerte sich wegen der Enteignung des Brauhauses, das er bei der Leithamühle erbaut hatte.

1687 wurde Paul I. in den Reichsfürstenstand erhoben, 1712 auch der jeweils älteste Nachkomme der Familie. Dar "L" für Kaiser Leopold wurde in das Familienwappen aufgenommen. Der Fürst durfte ein Majorat nach den Grundsätzen der Primogenitur errichten. Damit wurde der Besitz unteilbar und unverkäuflich und konnte jeweils nur an den ältesten Sohn vererbt werden. 1695 wurde im Testament Pauls dieser Esterhazysche Familien - Fideikommiss errichtet und 1699 von Leopold bestätigt. Nach dem Testament Pauls wurden zunächst drei Majorate errichtet. Der Erstgeborene Michael sollte den Großteil des Besitzes in Westungarn erhalten, Gabriel und Josef die übrigen Besitzungen.

Paul Esterhazy war in erster Ehe mit seiner Nichte Ursula, der einzigen Tochter seines 1641 verstorbenen Bruders Stephan verheiratet. Dieser hatte mit päpstlichem Dispens 1638 Elisabeth Thurzó, die Tochter seiner Stiefmutter aus ihrer ersten Ehe, geheiratet. So fiel der riesige Thurzó - Besitz ebenfalls in die Hände der Esterhazy. Pauls zweite Gemahlin war Eva Thököly, die Tochter seines Schwagers Stephan Thököly. Diese war nach der Enteignung ihres Vaters als vermögenslose Waise an den Esterházy - Hof nach Eisenstadt gekommen, wurde dort als Katholikin erzogen und schließlich, nach Ursulas Tod, Pauls zweite Gemahlin. In Pauls Testament wurde ihr Schloss und Herrschaft Kittsee zugesprochen.

Unter Paul I. erreichten die Besitzungen der Esterhazy ihre größte Ausdehnung. Zusätzlich zum von seinem Vater übernommenen Besitz erwarb er die Herrschaften Lockenhaus, KLostermarienberg, Deutschkreutz, Kapuvár, Kittsee, Csobáncz, Hegyesd, Hartenstein, Schwarzenbach, Végles, Szadvár, Léva, Güns, Kesthely, Unterlimbach, Nempthi, Tetika, Rezi, Dombo, Sasd, Döbrököz und Tabor, eine Kurie auf dem Berg Strigo, das Schloss Sztrecsen mit fünf Dörfern und die Herrschaft Hornstein. Er löste zahlreiche verpfändete Orte und Besitzungen aus und entschädigte die weiblichen Nachkommen seiner Brüder Stefan (Landsee)  und Ladislaus (Forchtenstein, Eisenstadt). Das vom Palatin erworbene Vermögen wird auf etwa 2,5 Millionen Gulden geschätzt. Es mussten aber auch immer wieder Teile der Herrschaft verpfändet werden. Paul I. war schwer verschuldet, unter anderem bei Graf Georg Széchenyi und bei Franz Dominik von Jörger in Katzelsdorf, der auch Neudörfl, da an das Wr. Neustädter Neuklöster verpfändet war, rücklöste. Jörger bekam dafür Pöttsching, Neudörfl und die Leithamühle verpfändet. Die Rücklösung erfolgte erst unter Paul II. Anton, mit Geldern die der Fürst von der Gräfin Eleonore Batthyány - Strattmann borgte.

Fürst Paul I. starb im März 1713 in Eisenstadt an der Pest. Nachfolger wurde sein Sohn Michael. Schon 1704 war Michaels Bruder Gabriel ohne Erben gestorben, 1721 starb auch Michael ohne männliche Nachkommen. Ihr Bruder Joseph vereinigte damit wieder alle drei Teile der fürstlich esterhazyschen Linien. Aber auch Joseph starb noch 1721. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Paul II. Anton (1721 - 1762). Er war erst zehn Jahre alt Dessen Mutter, Maria Oktavia, geborene Gilleis, übernahm zusammen mit ihrem Schwager, dem Reichsgrafen Alexander Erdödy von Eberau, Präsident der ungarischen Hofkammer, die Vormundschaft. Die Bevölkerung von Mattersburg beklagte sich wegen der hohen Begräbniskosten, die sie anlässlich des Ablebens der beiden Fürsten zu leisten hatte. Auch ein von der Herrschaft eingehobenes "Monturgeld" für die Garnison wollte man nicht bezahlen.

Fürst Paul II. Anton  trat weniger als Soldat denn als Diplomat hervor. 1750 führte er eine kaiserliche Gesandtschaft nach Neapel. Er war verheiratet mit Maria Aloisia, einer geborenen Markgräfin Lunati - Visconti. Er residierte in Eisenstadt. Dort unterhielt er ein Orchester unter der Leitung von Gregor Joseph Werner. 1761 trat der junge Joseph Haydn seinen Posten als 2. Kapellmeister an.

Paul II. Anton führte in Pöttsching einen Enteignungsprozess, von dem besonders die Orden in Wr. Neustadt betroffen waren. Diese hatten im Laufe der Zeit auf dem Gebiet der aufgelassenen Siedlung Wart Besitzungen bekommen, zum Beispiel hatte Nikolaus I. dem Neukloster eine Wiese übertragen. Diese Besitzungen wurden nun abgelöst, ebenso die Besitzungen des Domkapitels, der Pauliner und des Bürgerspitals. Die Entschädigungen lagen weit unter dem Wert der Besitzungen.

1738 wurden die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt neu organisiert. Breitenbrunn, Großhöflein, der Anteil in Trausdorf und Wulkaprodersdorf kamen an Eisenstadt, Rohrbach und die Besitzanteile in Antau, Zemendorf und Marz an Forchtenstein, Müllendorf von der Herrschaft Forchtenstein an Hornstein, Pöttelsdorf von Hornstein an Forchtenstein. Baumgarten kam von der Herrschaft Lackenbach an Forchtenstein. 1740 dürfte Sieggraben an Kobersdorf gekommen sein.

1735 entstand die neue Herrschaft Pöttsching und die Orte Pöttsching und Neudörfel, ab 1741 auch Zillingtal wurden von Forchtenstein abgetrennt. Draßburg (Obergut) und Baumgarten waren verpfändet. Draßburg wurde 1807 aus der Pfandherrschaft des Barons Jakob Meskó ausgelöst, Baumgarten 1772 von Graf Ludwig Stahemberg. In Marz und Zemendorf hatte die Propstei Csorna noch immer Besitzanteile. Diese wurden 1771 eingetauscht. Auch ein anderes Verwaltungsproblem wurde bereinigt. Der Marzer Meierhof, ein ehemaliger Edelhof, war mit der Herrschaft Schwarzenbach an die Esterhazy gekommen und wurde von Schwarzenbach aus verwaltet, 1791 wurde er der Herrschaft Forchtenstein angeschlossen.

Auf Paul II. Anton folgte dessen Bruder Nikolaus III. (1762 - 1790). Er schlug zunächst die militärische, dann die diplomatische  Laufbahn ein , war k.u.k. Kämmerer, Ritter des Goldenen Vlieses, Wirklicher Geheimer Rat. Nikolaus III. nahm an der Wahl Josephs II. zum römisch - deutschen Kaiser in Frankfurt teil, als Stellvertreter des böhmischen Kurfürsten. Die Kosten dafür waren sehr hoch, da der Fürst einen beträchtlichen Aufwand betrieb.  Er war ein eifriger Förderer der Künste, baute die Musikkapelle unter J. Haydn stark aus und gründete in Wien - Mariahilf die Esterházy - Bildergalerie. Nach dem Vorbild von Versailles und Schönbrunn ließ er das Schloss Esterháza erbauen.  Er war stark verschuldet und musste zahlreiche Verpfändungen vornehmen.  Mit einigen Dörfern der Herrschaft wurden Urbarialkontrakte abgeschlossen. Große Probleme bereitete die ansteigende Bevölkerungszahl. Es kam zu Konflikten zwischen Bauern und Kleinhäuslern, wobei es vor allem um die Weiderechte ging. Später, als der Bevölkerungsdruck immer größer wurde, wurden in vielen Orten der Herrschaft neue Söllnerhäuser, "Kurialsöllner", auf herrschaftlichem Grund angelegt. Diese Söllner hatten keine Brenn- und Bauholznutzung und keine Weiderechte, sie durften keinen Handel treiben und nur kleine Handwerksbetriebe betreiben. Sie zahlten einen Hauszins von einen Gulden jährlich und leisteten 36 Tage Handrobot. Es durfte nur eine Familie in einem Söllnerhaus wohnen, die Herrschaft konnte das Haus um den Schätzwert ablösen. Nach Aufhebung der Grunduntertänigkeit konnten die Söllner die Häuser erwerben. Die generelle Ablöse erfolgte erst 1888.

Nikolaus III. war mit Gräfin Elisabeth Weißenwolf verheiratet. Er hatte zwei Söhne, Anton und Nikolaus IV.sowie eine Tochter, Anna. Nikolaus III. starb 1777, Anton überlebte seinen Vater nur um vier Jahre. Er war Wahlbotschafter bei der Königskrönung Franz II. Der Aufwand, den er dabei betrieb, überstieg alles bisher Gesehene. Nikolaus IV. übernahm 1794 das Erbe. Er unterhielt einen glanzvollen Hof in Eisenstadt. Die vorübergehend unter Anton aufgelöste Hofkapelle unter J. Haydn stellte er wieder ein.

1800/1801 wurden die Orte Krensdorf mit Kleinfrauenhaid sowie Sigless und Hirm der Herrschaft Pöttsching angeschlossen. Hirm kehrte 1828 wieder zu Forchtenstein zurück. Im Jahre 1769 wird der Pöttschinger Sauerbrunn erwähnt. Schon unter Nikolaus V. wurde der Ausbau geplant. 1800 folgten erste Untersuchungen des Quellwassers durch den Komitatsphysikus und  ein Gutachten der Universität Wien eingeholt. 1803 wurden von der Herrschaft Pöttsching die in der Nähe der Quelle gelegenen Äcker und Wiesen eingetauscht. 1810 erteilte die k.k. Landesregierung die Genehmigung  zur Nutzung.

Die Eigenwirtschaft der Grundherrschaft wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts stark ausgebaut. Für den Schaflerhof in Hirm mussten etwa die Bauern aus Stöttera ihre Hausäcker abtreten. In einigen Orten wurden die Schafweiden der Meierhöfe vergrößert. Überall gab es Versuche, die Herrschaftsbreiten auszudehnen oder zumindest zu arrondieren. 1786 bewirtschaftete die Herrschaft 1396 Joch Acker, 388 Tagwerk Wiesen und 555 Pfund Weingärten, 9 Gärten, 7 Waldungen, 7 Teiche und 2 Vieh- und Hutweiden. Die  herrschaftlichen Ackerflächen waren besonders in Antau, Mattersburg, Sigleß und Schattendorf ausgedehnt, die Weingärten in Forchtenau, Walbersdorf, Sigleß und Schattendorf.

Während der Fronzosenkriege litt die Herrschaft vor allem unter Einquartierungen und Kontributionen. Die österreichische Armee unter Erzherzog Johann zog sich nach Körmend zurück. Bei Raab sollte sie sich mit der ungarischen Insurrektionsarmee unter dem Palatin Erzherzog Joseph vereinigen. Die Insurrektion, also das ungarische Adelsaufgebot, war am 3. März von der Generalkongregation in Ödenburg beschlossen und am 15. April aufgeboten worden. Die italienische Armee der Franzosen unter Vizekönig Eugen Beauharnais bezog bei Wr. Neustadt Stellung. Auf Befehl Napoleons wurden Streifzüge in das angrenzende Ungarn unternommen. Die Bevölkerung wurde dabei geschont, aus Eisenstadt wurde gemeldet, dass die Franzosen auf Kosten der Bevölkerung nächtelang Orgien feierten. Die Requirierungen von Lebensmittel und Futter für die Pferde wurden aber bald zur Belastung. Nach der Schlacht bei Aspern wurden mehrere französische Divisonen an die ungarische Grenze verlegt, die Franzosen streiften wieder im angrenzenden Ungarn. Am 29. Mai besetzten sie Ödenburg. Nach dem Waffenstillstand von Znaim am 11./12. Juli 1809 bezogen die Franzosen Quartier bei Ödenburg, die Garde und das Hauptquartier des Vizekönigs wurden nach Eisenstadt verlegt. Mattersburg und die umliegenden Orte, die schon unter den undisziplinierten ungarischen Insurgenten zu leiden hatten, mussten im Juni 1809 eine Truppe von 111 Mann, später noch erheblich mehr, Walbersdorf 30 Kürassiere mit ihren Pferden und Nachschubtruppen aufnehmen. Kontributionen mussten von allen Orten gezahlt werden. Auch die Judengemeinden wurden herangezogen. Esterhazy musste 1 400 000 Gulden zahlen. Die Dörfer mussten hohe Kredite aufnehmen und blieben jahrelang verschuldet. Am 19. November verließen die letzten Franzosen das Gebiet.

 

 

 

 

Grafik / Karte

forchtenstein 
Herrschaft Forchtenstein 1750-1800.

 

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Quellen

  • Felix Tobler: Die Fürst Esterházyschen Herrschaften des burgenländisch-westungarischen Raumes und ihre Zugehörungen vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Supplement zu den Burgenländischen Heimatblättern. Eisenstadt 2005.

  •  Landestopographie. Band III/1.

  • Prickler, Harald: Das Forchtensteiner "Tauseneimerfass" und andere Riesenfässer. In. Burgenländische Forschungen Band XXV. Eisenstadt 2003
 
 

 

 

 
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