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Ferrum Noricum - "Norisches Eisen" aus dem Burgenland

 

Plinius der Ältere berichtet, dass das norische Gebiet sich bis zum See Pelso, also bis zum Plattensee erstreckte und die Umgebung von Savaria, Scarbantia und die deserta Boiorum (Boier-Wüste zwischen Neusiedler- und Plattensee) ein Teil von Noricum gewesen sei. Nach Velleius Paterculus war Carnuntum um 6 n. Chr. noch ein "Locus Norici  regni", also ein Ort im Königreich Noricum. Erst am Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. gelangte der östliche Grenzstreifen von Noricum allmählich an Pannonien.

Die wichtigsten Römerstädte in Ostösterreich und Westungarn hatten ihre Vorläufer in befestigten Höhensiedlungen. Die Neuanlage der Städte der Römerzeit erfolgte dann in der Ebene, in der Nähe dieser Höhensiedlungen: Carnuntum hatte ihren Vorläufer "am Stein" bzw. am Braunsberg, Scarbantia im Ödenburger Burgstall und Savaria/Steinamanger am Veitsberg bei Güns (Velem-Szentvid). Alle diese Höhensiedlungen waren auch schon in vorrömischer Zeit Verwaltungszentren und hatten bereits mit der Erzeugung und dem Handel norischen Eisens zu tun.

Die Erforschung der norischen Eisenindustrie im Burgenland begann schon sehr früh, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und brachte weit eindeutigere Ergebnisse als etwa auf dem Magdalensberg oder am steirischen Erzberg. 1874 wurden von Steinamanger aus erste Funde untersucht, bei Kohfidisch wurden ein kuppelförmiger Schmelzofen und Eisenschlacken gefunden, 1887 folgte ein Schmelzofen in der Gegend von Rotenturm. 1929 veröffentlichte K. von Miske eine Arbeit über die Eisenverhüttung in St. Veit (Velem) und aus dem Gebiet zwischen Velem und Güns. Ab 1926 begann auch das burgenländische Landesmuseum mit der Erforschung der frühgeschichtlichen Eisenverhüttung. 1938 folgte eine Arbeit von A. Romwalter über die Eisenverhüttung bei Ödenburg. 1967 wurde am Landesmuseum ein interdisziplinäres Eisenforschungsprogramm eingerichtet und systematisch in den Bezirken Oberpullendorf und Oberwart die Verhüttungsplätze und Erzpingen erfasst. Der Oberpullendorfer Hobbyarchäologe J. Polatschek lokalisierte 1200 Verhüttungsplätze und etwa 20 000 Pingen. Es folgten umfangreiche ,etallurgische Untersuchungen. 1975 wurden bei einem internationalen Symposion in Eisenstadt die Forschungsergebnisse vorgestellt. Das Thema wurde auch museal aufgbereitet, im Landesmuseum in Eisenstadt und in einem Schauraum im Oberpullendorfer Rathaus.  Das Pingenfeld von Oberpullendorf - Zerwald wurde unter Denkmalschutz gestellt.

Ausgangsmaterial der Eisengewinnung waren Toneisenlagerstätten- Es sind Kleinstlagerstätten. Der Eisengehalt der "Eisennieren", aus dem darunter liegenden Gesteinspaket oder durch Verwitterung angereichert, liegt im Kern bei 69,7 %, in der Schale bei 82,4 %. Die eisenhältigen Knollen haben einen Durchmesser von 10-90 cm und sind kugel- oder linsenförmig. Nach Michael Götzinger liegt der mittlere Eisengehalt bei max. 40 Gew. %.

Die Abbaustätten sind im Wald als trichter- und grabenförmige Vertiefungen erhalten. Die trichterförmigen "Pingen" haben einen Durchmesser von 5 bis 20 Meter und sind 2 bis 5 m tief. Sie sind oft von Abraumhalden von etwa 2 m Höhe umgeben. Die Pingen bilden große Pingenfelder, mit bis zu 6000 Vertiefungen. Insgesamt sind etwa 19 400 Pingen erfasst. Die meisten und die größten Pingenfelder liegen östlich von Oberpullendorf zwischen Stooberbach und Raidingbach, aber auch im Bereich des Eisenberges und des Csaterberges.

Das Erz wurde sortiert, der Abraum am Rande der Pinge oder in einem bereits ausgebeuteten Nachbarschacht deponiert. Die groben Brocken wurden zerkleinert und das Erz anchließend "geröstet". Man legte eas Erz und Holzscheite  auf etwa 2,5 x 1,5 m großen Röstplatten aus Lehm schichtweise aufeinander und zündete das Holz an. Durch die Röstung wurde das Erz getrocknet und angereichert.

Die Verhüttung erfolgte im "Rennverfahren", d.h. durch Reduktion des Eisenerzes mit Holzkohle. Dabei entstand eine teigige Luppe, die weitergeschmiedet werden konnte. Die Verhüttungsplätze lagen meist einige km von den Pingen entfernt in der Nähe der Bäche. Die Archäologen können die Verhüttungsplätze gut an den Schlacken, Tondüsenteilen und Ofenbruchstücken erkennen.

Rennöfen wurden in Mitterpullendorf-Unterpullendorf, Stoob, Dörfl, Harmisch, Draßmarkt, Nebersdorf, Weppersdorf, Klostermarienberg, Oberpullendorf, Raiding und Piringsdorf ausgegraben. Dabei konnten fünf verschiedene Rennofentypen festgestellt werden, die zeitlich von der Späthallstattzeit bis zu den Schachtöfen des Mittelalters reichten.

Das Ergebnis des Schmelzprozesses waren 2 bis 40 cm große, unregelmäßige Eisenluppen mit bis zu 20 kg Gewicht. Sie mussten mehrmals erhitzt und umgeschmiedet werden. Auf eine Weiterverarbeitung direkt vor Ort gibt es wenig Hinweise. Vermutlich wurden die nur grob gereinigten Luppenstücke in den Handel gebracht.

Die  kuppelförmigen Rennöfen vom Typ Burgenland standen während der gesamten Dauer des Regnum Noricum in der Produktion. Karl Kaus vermutet, dass ein guter Teil des in der Antike so gerühmten norischen Eisens aus den Produktionsstätten des mittleren und südlichen Burgenlandes kam. Eine Hochrechnung kommt auf eine Erzfördrung von 100 000 t und 16 000 t Luppe. Eine andere Berechnung ergab eine Jahresproduktion von 12 T als Mindestmenge. Gehandelt wurde das Eisen vor allem entlang der Bernsteinstraße, die ja mitten durch das Produktionsgebiet führte. Das Eisen aus diesem Raum dürfte in der umfangreichen Rüstungsproduktion im Raume Aquileia eine wichtige Rolle gespielt haben.

 

 

 

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Quellen

 

 

 

 

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