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Er sei in einem protestantischen Ungarn geboren worden und werde in einem katholischen Ungarn sterben - soll Pazmany gesagt haben. Das traf zu und war zu einem beträchtlichen Teil sein Verdienst. 1570 wurde er in Großwardein als Sohn einer kalvinistischen Adelsfamilie geboren, Er besuchte die Jesuitenschule und wurde 1583 katholisch. 1587 trat er in den Jesuitenorden ein, 1598 wurde er an der Jesuitenuniversität in Graz Professor der Philosophie, später der Theologie. 1616 wurde er Prpst von Turóc und Erzbischof von Gran, 1629 Kardinal. Er starb 1637.

Pazmany versuchte vor allem, den Hochadel Ungarns für die katholische Kirche zu gewinnen, in enger Zusammenarbeit mit dem Wiener Hof, der Ämter und Privilegien auf Vorschlag Pazmanys verteilte. Etwa 30 der wichtigsten Hochadelsfamilien soll er gewonnen haben, darunter etwa die Nádasdy, Thurzó, Forgách, Batthyany, Zrinyi und Zichy. Er ließ Lateinschulen in Pressburg und Tyrnau, Priesterseminare in Wien und Tyrnau gründen, 1635 gründete er die katholische Universität in Tyrnau. Er war ein hervorragender und überzeugender Prediger und Schriftsteller.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war der Großteil der Bevölkerung Ungarns evangelisch. Es gab nur mehr wenige katholische Geistliche. Die meisten Klöster waren aufgelassen, selbst die der Franziskaner, die sich noch am besten halten konnten, hatten von 70 Klöstern mit etwa 1500 Mönchen nur mehr fünf mit 30 Mönchen.

1561 lud Erzbischof Olah alle Priester seiner Diözese zu einer Synode. Weid über 100 Pfarrer ignorierten die Vorladung. Von den 119 erschienen waren 62 verheiratet und weitere 42 spendeten das Abendmahl in evangelischer Form (Bucsay, S.139). Zahlreiche Bischofssitze waren unbesetzt, blieben aber erhalten. Auch die mehrheitlich protestantischen Stände wollten sie nicht abschaffen, ja forderten sogar deren Besetzung.

Die ersten Maßnahmen zur Erneuerung der katholischen Kirche wurden noch unter Ferdinand I. getroffen. Auf dem Reichstag von 1548 wurde verfügt, "dass die Gottesdienste und die Religion in den früheren Zustand gebracht und die Häresien überall beseitigt werden sollten". Die Bischofsstühle sollten wieder besetzt, die Bischöfe sollten persönlich predigen und Schulen sollten errichtet werden. Diese Beschlüsse, die immer wieder erneuert wurden, blieben ohne Folgen, nicht zuletzt auch deshalb, weil Ferdinand die Unterstützung der Stände brauchte und sich ein rigoroses Vorgehen nicht leisten konnte.

1564 übernahm das Haus Habsburg die Beschlüsse des Trientiner Konzils. Damit waren die Grenzen zu den protestantischen Kirchen klar gezogen. Katholische Priester hatten nunmehr einen Konfessionseid abzulegen, mussten sich zu den in Trient beschlossenen Lehrsätzen bekennen. Erzbischof Olah wollte die Konzilsbeschlüsse auf einer Landessynode durchsetzen. Kaiser Maximilian II., der 1564 den ungarischen Königsthron bestiegen hatte, lehnte jedoch ab, trotz einer Vorsprache des päpstlichen Legaten. 1579 gab der Raaber Bischof Georg Draskovich die Konzilsbeschlüsse trotzdem als für seine Diözese verbindlich bekannt.

Maximilian II. war gegenüber den Lutheranern tolerant. 1566, auf dem Reichstag zu Pressburg, versicherte er ihnen seine Sympathie. Dem Kalvinismus gegenüber war er ablehnend, ohne aber zu harten Maßnahmen bereit zu sein - gemäß seiner Maxime, dass man Religionsfragen nicht mit dem Schwert lösen dürfe. Zum Oberfeldhauptmann in Ungarn wurde der Lutheraner Lazarus von Schwendi ernannt. Mit dem graner Erzbischof Olah geriet der König immer wieder in Konflikt, etwa als er sich weigerte, die vom Erzbischof verordnete Bücherzensur zu genehmigen  oder als sich Olah weigerte, das vom Papst genehmigte Abendmahl in beiderlei Gestalt zuzulassen. Die Bürger von Tyrnau wandten sich in dieser Frage an den König um Hilfe. Auch wenn der Graner Erzbischof zunächst, wie die Visitation von 1561/62 zeigte, nur wenig Erfolg hatte, ja sich nicht einmal in seiner Residenzstadt Tyrnau durchsetzen konnte, legte er im Erziehungswesen und in der Ausbildung der Kleriker doch den Grundstein für die späteren Erfolge der Gegenreformation. Es wuchs eine Generation von hoch gebildeten Geistlichen und bedeutenden Humanisten heran, etwa Nikolaus Istvánffy, königlicher Sekretär und Vizepalatin und "kämpferischer Dichter der Gegenreformation". (Fata, S.77)  oder Johannes Sambucus, ein Schüler Melanchthons, den Olah während seiner Studien in Italien finanziell unterstützte und der ab 1564 als Hofdichter, Arzt, Bibliothekar und Geschichtsschreiber Maximilians II. in Wien wirkte. In Tyrnau sammelten sich um den Erzbischof bedeutende Gelehrte wie Lukács Pécsi, der die Druckerei des Tyrnauer Domkapitels leitete, Andreas Monoslóy, Rektor der Tyrnauer Schule und später Bischof von Wesprim oder Nikolaus Telegdi, später Bischof von Fünfkirchen. Am Tyrnauer Gymnasium wirkten ebenso wie an der Pressburger Schule bedeutende katholische Lehrer aus den Niederlanden.  In Tyrnau entstand die erste katholische Druckerei in Ungarn, in der etwa der von Telegdi übersetzte Katechismus des Petrus Canisius gedruckt wurde.

Schärfere Maßnahmen gegen den Protestantismus wurden erst unter König Rudolf, der 1576 auf den Thron kam, ergriffen. Der König unterstützte die katholischen Bischöfe, etwa Nikolaus Telegdi und Franz Forgasch gegen die Beschwerden der Stände. Es blieb aber zunächst bei Einzelmaßnahmen. Nach dem Tod des Erzbischofs Verancsics, 1569 bis 1573 Nachfolger Olahs, blieb der Graner Erzbischofsstuhl für lange Zeit unbesetzt. Auch die Priesterausbildung kam nur langsam in Gang. Das von Olah gegründete Priesterseminar in Tyrnau musste bald wieder eingestellt werden und begann erst wieder 1590 mit seiner Arbeit. Das Collegium Germano-Hungaricum in Rom sorgte allerdings schon längere Zeit für die Ausbildung und Entsendung hervorragender Priester, die selbstbewusst und tatkräftig die Erneuerung der katholischen Religion betrieben. Sie und auch die Jesuiten bedienten sich dabei der so erfolgreichen Waffen der Protestanten, der Predigt in der Volkssprache und der Druckerpresse. Dies gilt besonders für Telegdi, Bischof von Fünfkirchen und Vikar des Graner Erzbischofs. Auch die Kirchenlieder der Evangelischen wurden zum Teil übernommen.

In der Polemik gegen die Protestanten nützte man sehr geschickt deren Uneinigkeit. So etwa argumentierte Telegdi gegenüber dem evangelischen Pfarrer Bornemisza: "Eure Gemeinde ist weder eine noch heilig, weder katholisch noch apostolisch. Sie ist also zweifellos keine von Christus gesammelte Kirche, sondern eine vom Teufel in viele Richtungen versprengte bunte Menge. Denn bei euch ist der eine Lutheraner, der andere Zwinglianer, der dritte Calvinist, der vierte Majorist, dieser hier Anapaptist und jener da: ich weiß nicht was!  Ich vermochte nicht einmal herauszubekommen, was du wärest? Einmal hältst du dich gegen die Calvinisten zu den Lutheranern, ein anderes Mal zu den Calvinisten gegen die Lutheraner." (zitiert nach Bucsay, S. 142 f.)

Eine für die Protestanten gefährliche Argumentation war auch, dass man nun den Abfall vom alten Glauben für die Misere Ungarns verantwortlich machte. Den Auseinandersetzungen lag kein Gewinnen- oder Überzeugenwollen zu Grunde, sie war ausschließlich polemisch und wurde bald in einer sehr derben Art geführt. Das änderte sich dann aber mit dem Auftreten der überragenden Gestalt des Katholizismus dieser Zeit, mit Peter Pázmány. Er war Jesuit und damit Angehöriger jenes Ordens, dem das Hauptverdienst an der Rekatholisierung Ungarns zukam. Die Jesuiten wurden schon 1561 von Olah berufen, blieben aber nur wenige Jahre. Erst 1581 kehrte der Orden, nunmehr tatkräftig unterstützt und finanziell durch die Einkünfte der Turócer Propstei abgesichert. Die Jesuiten ließen sich in Vágsellye und dann in Tyrnau nieder. 

Die Protestantenverfolgungen begannen in Oberungarn mit dem Vorgehen gegen die Städte. Es wurde behauptet, die Städte seien Königsgüter und daher habe der König das Recht, die Religion zu bestimmen. Ebenso wurde in den evangelischen Dörfern, die zu Kirchengütern gehörten, vorgegangen. Der Hebel wurde in der größten Stadt, in Kaschau, angesetzt. 1597 hatte der Reichstag beschlossen, den Bischof von Erlau, dessen Sitz von den Türken besetzt war, in Kaschau seinen Sitz zuzuweisen. Dieser beanspruchte den Kaschauer Dom und wurde dabei von Erzherzog Matthias unterstützt. Die Stadt wurde von kaiserlichen Truppen unter Barbiano umstellt und der Bischof von Neutra, Franz Forgách, drang in den Dom ein und weihte diesen neu. Alle Kirchen wurden konfisziert, die evangelischen Prediger vertrieben und auch die Abhaltung von Gottesdiensten in den Privathäusern verboten. Die nächsten Aktionen richteten sich unter dem Erzbischof von Kalocsa, Martin Pethe, gegen die Zipser Städte. Als Propst des Zipserlandes ließ er eine Kirchenvisitation durchführen  und erklärte, er werde in der ganzen Zips die katholische Religion wieder herstellen.

Diese Maßnahmen hatten zur Folge, dass nun die lutherischen Städte und der zumeist reformierte Landadel die Notwendigkeit eines Zusammengehens erkannten. Ihre Vertreter einigten sich im Frühjahr 1604 darauf, auf dem Reichstag die Annahme der Tagesordnung zu verweigern, solange, bis Erzherzog Matthias als Vertreter König Rudolfs die Religionsfreiheit zusichere. Matthias erreichte aber die Zustimmung der Städte, indem er versprach, man würde anschließend über die Religionsbeschwerden verhandeln. Sobald er die Zustimmung hatte ließ er aber den Reichstag schließen. Zu den bereits beschlossenen Artikel ließ er außerdem eigenmächtig einen Artikel hinzufügen, der alle früheren Gesetze zugunsten der katholischen Kirche erneuerte. Alle Religionsbeschwerden sollten für die Zukunft vom Reichstag ausgeschlossen sein und ein Zuwiderhandeln sofort schwer bestraft werden. Die protestantischen Stände erklärten, dass sie diesen zusätzlichen Artikel nicht als Landesgesetz anerkennen würden. Sie kündigten an, dass sie von ihrem in der Verfassung verbrieften Recht auf Widerstand Gebrauch machen würden.

Bocskai - Aufstand und Wiener Friede

Der Aufstand der Stände fand in Stephan Bocskai einen Anführer. Bocskai hatte große Besitzungen in Oberungarn. Er war Habsburg freundlich und sah in der Vereinigung Siebenbürgens mit dem königlichen Ungarn eine Notwendigkeit für den Kampf gegen die Türken. Er war maßgebend an der Übernahme Siebenbürgens durch die Habsburger beteiligt. Der siebenbürgische Landtag machte ihn für die Folgen verantwortlich, konfiszierte seine Güter und schickte ihn ins Exil. Er wurde zeitweise Berater des Königs am Prager Hof. Die kaiserliche Politik in Siebenbürgen bewog ihn allerdings bald, in der Selbständigkeit Siebenbürgens eine Garantie für die Einhalt der Landesrechte zu sehen. 1604 erhielt er seine Güter zurück und stellte sich auf die Seite der Stände, die für Religionsfreiheit kämpften. Das Misstrauen gegenüber Bocskai war in Wien schon immer groß und als man erfuhr, dass er Verbindung zur siebenbürgischen Opposition aufnahm, ja dass die Stände ihm sogar die Fürstenwürde angeboten hatten schlug General Barbiano zu. Bocskai wehrte sich und konnte den Kaiserlichen unter General Belgiojoso  in der Schlacht von Álmosd eine Niederlage beibringen. Die im kaiserlichen Sold stehenden Hajducken liefen zu Bocskai über. Sie wurden von ihm in Nordostungarn, im Gebiet das man dann Hajduság (Heiduckenland) nannte, angesiedelt und erhielten kollektive Freiheitsrechte. Nach dem ersten Sieg Bocskais schloss sich der Adel ihm an und die Städte Oberungarns öffneten ihm ihre Tore, Kaschau wurde erobert. Unter der Führung des Hajduckenkapitäns Gergely Németi wurde Westungarn erobert und es folgten Einfälle nach Niederösterreich und Mähren, die für die betroffenen Gebiete verheerend waren.In Westungarn etwa,  wo die Stadt Ödenburg einer Belagerung durch Bocskais Truppen standhielt, wurden viele Dörfer niedergebrannt und die Menschen verschleppt.

Auf einem Reichstag, den Rudolf im Jänner 1605 nach Pressburg einberief, erschienen nur die Delegierten von fünf Komitaten. Nahezu das gesamte Land hatte sich also vom König abgewandt.

Die siebenbürgischen Stände wählten im Feber 1605 Bocskai zum Fürsten. Er verlegte seine Residenz von Weißenburg nach Kaschau und zeigte damit, dass er auch das Königtum über Ungarn anstrebte - mit türkischer Hilfe. Im April 1605 wählte ihn der Reichstag in Szerencs  zum "Fürsten von Ungarn". Noch vor der Wahl hatte Bocskai den Sultan um eine königliche Krone gebeten. Die Türken stimmten gegen die Zusage eines entsprechenden Tributes zu. Den Ständen wurde allerdings bald bewusst, dass sie von den Türken nur benutzt wurden, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Der Großwesir eroberte Gran zurück, dachte aber nicht daran, die Festung den Ungarn zu übergeben. Außerdem waren die Kaiserlichen in Westungarn im Vormarsch. Am 11. November 1605 nahm Bocskai vom Großwesir eine Krone entgegen - die er aber angeblich nicht als Hoheitszeichen, sondern bloß als Geschenk sehen wollte. Bocskai war nunmehr bereit, einen Frieden zu schließen.

In der patriotischen ungarischen Geschichtsschreibung werden die Ereignisse des Bocskai - Aufstandes  freilich anders dargestellt:  Bocskai hätte die Königskrone abgelehnt. Er hätte seinen Kampf als in der Verfassung begründeten, rechtmäßigen Widerstand gegen einen Herrscher, der das garantierte Recht brach, gesehen. Die Verwüstungen, die die Hajducken und die türkischen Hilfstruppen hinterließen, werden oft verschwiegen.

Der Wiener Frieden

Am 23. Juni 1606 wurde der Wiener Friede geschlossen, der für sechs Jahrzehnte einen tragbaren Kompromiss im Verhältnis zwischen der katholischen Krone und den überwiegend protestantischen Ständen brachte. Eine der Bestimmungen sah vor, dass nach langer Pause das Amt des Palatins wieder besetzt wurde. Auch Protestanten sollten dieses Amt innehaben können.  Als  Palatin wurde vom Reichstag István Illesházy gewählt, der vor dem Ausbruch des Aufstandes in einem Aufsehen erregenden Prozess wegen Hochverrates zum Tode verurteilt worden war, aber fliehen konnte. Er war einer der wichtigsten Anhänger und Berater Bocskais. Auch das Amt des Landesrichters ging an einen Gefolgsmann Bocskais, an dessen Truppenführer Bálint Homonnai Drugeth. In Zukunft sollten nur Ungarn die hohen Ämter und die Kommandostellen der Grenzfestungen besetzen. Bocskai wurde als Fürst von Siebenbürgen bestätigt und die Unabhängigkeit Siebenbürgens anerkannt. Bocskai starb allerdings noch 1606. Ebenfalls noch 1606 wurde mit den Türken der Friede von Zsitvatorok geschlossen.

Der Wiener Friede sicherte dem Adel, den königlichen Städten  und den Soldaten der Grenzburgen Religionsfreiheit zu, freilich mit der Einschränkung "ohne Benachteiligung der römisch - katholischen Religion". Diese Formel wollte die protestantische Ständemehrheit nicht akzeptieren. Auf dem Reichstag von 1608 musste sie fallen gelassen werden und die Beschlüsse des Friedens wurden dann zum Landesgesetz erhoben. Der neue König Matthias II. musste noch vor seiner Krönung die Zustimmung geben. Die Religionsfreiheit wurde nun auch auf Dörfer unter einem katholischen Grundherrn ausgedehnt. Die katholischen Stände legten gegen den Wiener Frieden wie gegen die Gesetzte von 1608 formal Protest ein.

Gegenreformation in Kroatien

Der kroatische Landtag verweigerte 1606 die Anerkennung des Wiener Friedens. Ebenso lehnten die Stände die 1608 gewährten Freiheiten für die Protestanten ab und drohten mit dem Austritt aus dem Verband der ungarischen Krone. 1604 beschloss der Landtag, dass in Kroatien nur Katholiken leben durften, 1608 wurden strenge Maßnahmen gegen evangelische Pfarrer und gegen den Import von Büchern beschlossen. König Matthias II. akzeptierte diese Beschlüsse. Die kroatische Kirche schloss sich eng an das inzwischen mit Gewalt rekatholisierte Innerösterreich an. Man brauchte ja dessen Unterstützung im Kampf gegen die Türken. Alle Versuche Ungarns, das Königreich Kroatien in Religionsfragen zum Nachgeben zu bewegen, blieben erfolglos. Nach 1608 begann eine intensive Rekatholisierungsphase. Thomas Erdödy, Banus und Obergespan von Warasdin, und seine Frau Anna Ungnad traten zum Katholizismus über und verfolgten nunmehr die Evangelischen.  1606 wurden die Jesuiten nach Kroatien gerufen. In Warasdin und Agram errichteten sie erste Niederlassungen, die dem Grazer Jesuitenkolleg unterstellt waren. 1607 wurde in Agram ein Jesuitengymnasium errichtet, 1662 kam ein dreijähriges Studium der Philosophie hinzu. Diese "Academia Zagrebiensis"  bildete jährlich  hunderte Studenten aus, durfte allerdings keine akademischen Grade verleihen. Insgesamt war die Mission der Jesuiten äußerst erfolgreich. Im nördlichen Teil Kroatiens waren neben den Jesuiten und Franziskanern auch die Pauliner tätig - unterstützt vom Banus Peter Erdödy und von Christof Banffy. 1623 brachten die Pauliner auch Georg Zrinyi dazu, zu konvertieren. Er ließ die evangelischen Prediger von der Murinsel vertreiben. Seine Witwe Elisbath Zichy blieb bis 1646 evangelisch, ihre Söhne wurden aber katholisch erzogen. Die Pauliner unterhielten Gymnasien in Lepoglava und ab 1670 in Kreuz. In Südkroatien waren vor allem die Franziskaner tätig. 1610 übergab ihnen Anna Ungnad in Samobor die evangelische Kirche und ließ ein Kloster erbauen. In den von den Türken besetzten Gebieten Slawoniens, wo der Kalvinismus großen Einfluss hatte, setzten sich ebenfalls die Franziskaner durch. Die katholischen priester kamen bis zur Errichtung des Agramer Priesterseminars 1575 aus dem Collegium Germanum Hungaricum in Rom. 1627 stellte Papst Urban VIII. das von Papst Gregor XIII. errichtete Collegium Illyricum in Loreto wieder her. 1624 wurde nach dem Vorbild des Pazmaneums das Collegium Croaticum Viennense gegründet. Ein Collegium Hungaricum - Illyricum wurde schon 1557 in Bologna eingerichtet. Es stand unter der Leitung des Agramer Domkapitels und nahm bald nur mehr kroatische Studenten auf. Die größte Zahl der kroatischen Priester kam aus dem Tyrnauer und aus dem Agramer Priesterseminarien. Die Pauliner errichteten in Lepoglava ebenfalls eine Ordensuniversität. Evangelisch blieben in Kroatien nur die deutschen Bergarbeiter in Samobor und die Bewohner von Warasdin, die von den dort stationierten deutschen Soldaten Rückhalt erhielten. 1613 löste der Landtag den evangelischen Magistrat von Warasdin gewaltsam auf. In den Grenzfestungen konnte sich der Protestantismus noch etwas länger halten, in Karlstadt etwa bis 1645. Die katholische Mission richtete sich aber nicht nur gegen die Protestanten, sondern auch gegen die der Zahl nach weit größere Gruppe der orthodoxen Uskoken. Es waren dies aus den türkisch besetzten Gebieten geflohene bosnische und serbische Bauern, die entlang der grenze angesiedelt wurden. In den 1630 erlassenen Statuta Valachorum erhielten sie Sonderrechte. Hier ging die katholische Mission vorsichtiger vor. Junge Uskoken wurden zu katholischen Priestern ausgebildet und schlossen sich der katholischen Kirche an. Insgesamt blieben diese Bemühungen aber erfolglos, die Orthodoxen konnten sich behaupten.

Gabor Bethlen und György Rákóczi I.

Trotz des Wiener Friedens und der Gesetze von 1608 gab es erhebliche Probleme, vor allem nach der Schlacht am Weißen Berg, als den ungarischen Protestanten ein ähnliches Schicksal drohte wie den böhmischen. Die Gefahr war umso größer, als inzwischen der Hochadel weitgehend katholisiert war. In Gabor Bethlen, seit 1613 Fürst von Siebenbürgen, fanden die Protestanten aber einen tatkräftigen Unterstützer. Er stand in Verbindung mit den protestantischen Ständen Österreichs und Böhmens, mit deren führenden Repräsentanten, etwa Thurn, Hohenlohe oder Tschernembel. Im September 1619 brach er mit seinem Heer von Klausenburg auf, Mitte Oktober hatte er bereits Pressburg erobert, wo er die ungarische Krone erbeutete. Mitte Jänner 1620 schloss er mit Ferdinand einen Waffenstillstand. Der ungarische Landtag von Neusohl wählte ihn zum König. Er ließ sich aber nicht krönen. Interessant sind die Beschlüsse des Landtages von Neuhäusl, die zwar nicht wirksam wurden, aber einen Ausweg aus den Konfessionskämpfen möglich gemacht hätten. Katholiken, Lutheranern und Reformierten wurde Religionsfreiheit zugestanden, eine Beleidigung einer anderen Konfession wurde verboten, jede Konfession sollte Religionsverteidiger erhalten. Die Kirchengüter sollten in den Besitz des Staates übergehen und damit die Geistlichen bezahlt werden. Die Jesuiten sollten des Landes verwiesen werden. Ein ähnliches Vorgehen wie gegen die böhmischen Protestanten nach der Schlacht am Weißen Berg konnte Bethlen durch seinen Sieg bei Neuhäusl verhindern. Es wurde 1621 der Friede von Nikolsburg geschlossen. Bethlen verzichtete auf die Königswürde und gab die Stefanskrone heraus. Er erhielt die schlesischen Herzogtümer Opppeln und Ratibor. Die Rechte der ungarischen Protestanten wurden gesichert, ebenso wie dann 1624 im Zweiten Wiener Frieden und 1626 im Pressburger Frieden. Bethlens Nachfolger als Fürst von Siebenbürgen wurde 1630 György Rákóczi, der die Politik Bethlens erfolgreich fortsetzte. 1644 griff er in den Dreißigjährigen Krieg ein. Im Linzer Frieden von 1645, dessen Bestimmungen 1647 zum Landesgesetz erhoben wurden,  konnte er die Rechte der Protestanten erneut absichern. Die Protestanten erhielten von den 300 verlangten Kirchen immerhin 90 zurück.

Die Zeit Bethlens und György Rákócsis gilt als das Goldene Zeitalter Siebenbürgens. Bethlen war ein frommer, überzeugter Kalvinist. Er ließ die Schule in Weißenburg zur Hochschule ausbauen, mit einer großen Bibliothek und mit Gelehrten aus ganz Europa, unter anderen auch Martin Opitz. Neue Schulen wurden in Klausenburg und Tyrnau eingerichtet. Bethlen war sehr tolerant. So siedelte er Täufer aus Mähren (Habaner) in Siebenbürgen an und reif sogar die Jesuiten zurück, ja unterstützte deren Arbeit. Rákócsi unterstützte ebenfalls die kalvinistische Kirche, besonders die Kollegien in Weißenburg und Sárospatak, den anderen Konfessionen gegenüber war er aber weit weniger tolerant. Die Unitarier unterstellte er den kalvinistischen Bischöfen, die Sabbatarier ließ er verfolgen.

Mit dem Tod György Rákóczis II. im Jahre 1648 fiel Siebenbürgen als Schutzmacht für die ungarischen Protestanten weg.

"Magnatenverschwörung", Pressburger Sondergericht und "Trauerjahrzehnt"

Der katholische Hof hatte im Wiener Frieden Zugeständnisse machen müssen. Das Ziel, den ständischen Widerstand in Ungarn zu brechen und das Land wieder katholisch zu machen wurde aber nie aufgegeben. Mit der "Magnatenverschwörung" hatte man einen Anlass gefunden, um gegen die ungarischen Stände vorzugehen. Nach der "Verwirkungstheorie" des Reichsvizekanzlers Graf Leopold Wilhelm von Königsegg hieß es: "Die Ungarn haben rebelliert und damit alle ihre Privilegien verloren ...".

Noch zögerte Ferdinand III. mit massiven Eingriffen, da er noch zu seinen Lebzeiten seinen Sohn zum König von Ungarn gekrönt sehen wollte. 1658 starb Ferdinand III., Leopold I. folgte. In einer Synode in Tyrnau wurden unter Erzbischof Lippay neue Ma0nahmen gegen die Protestanten beschlossen. 1662, auf dem Pressburger Landtag, wurden bereits zahlreiche Beschwerden wegen der Übergriffe gegen die Protestanten vorgebracht. Sie wurden in der verfassungsmäßig vorgesehenen Form nicht beachtet. Die Protestanten verließen daraufhin den Landtag.  Die Beschwerden richteten sich vor allem gegen Franz Nádasdy und Georg Erdödy, die die evangelischen Pfarrer vertrieben und die Bevölkerung mit Gewalt zur Annahme der katholischen Religion zwangen. Der Erzbischof selbst vertrieb die evangelischen Bauern von seinen Gütern und ließ Katholiken ansiedeln....

Nach dem Sieg über die Türken bei Mogersdorf/St.Gotthard schloss Leopold 1664 den "Schandfrieden" von Eisenburg (Vasvar), ohne Zustimmung des Landtages. Das zeigte auch dem katholischen Hochadel die Absicht des Kaisers, den Absolutismus auch in Ungarn durchzusetzen und dass ihm das Vorgehen gegen die Stände wichtiger war als die Fortsetzung des Türkenkampfes. Unter dem Palatin Franz Wesselényi und in Anwesenheit des Erzbischofs Lippay wurde der Widerstand beschlossen. Die Pläne der Verschwörer waren allerdings vom Angang an in Wien bekannt. Leopold reagierte lange Zeit nicht, schlug aber schließlich zu. Wesselényi und Lippay  starben noch vor Beginn der Verfolgung, Peter Zrinyi. Franz Frangepán und Franz Nádasdy wurden zum Tode verurteilt, Franz I. Rakocsi konnte sich durch ein hohes Lösegeld freikaufen. Die Hauptbeteiligten an der "Magnatenverschwörung" waren katholisch. Die Gelegenheit war aber günstig, um neben der ständischen Opposition auch die Protestanten dafür verantwortlich zu machen.

1671 bis 1673 wurde Ungarn mit loyalen kaiserlichen Truppen besetzt. 1673 setzte Leopold die ungarische Verfassung, zu der er sich bei seiner Krönung verpflichtet hatte, außer Kraft. Ein Gubernium aus vier deutschen und vier ungarischen Mitgliedern unter der Leitung von Johann Caspar von Ampringen, dem Hochmeister des Deutschen Ordens, wurde eingesetzt. Träger der nunmehr einsetzenden gewaltsamen Gegenreformation wurde der Klerus. Der Wardeiner Bischof und Zipser Abt Georg Bársony lieferte 1671 in einem Traktat die Begründung: Die Rechte der Katholiken würden in Ungarn verletzt, der Wiener Friede von 1606, das Reichsgesetz von 1608 und der Linzer Friede von 1647 seien ungültig, da die ungarischen Prälaten niemals vollständig zugestimmt hätten. Außerdem - und das war das wichtigste und wirkungsvollste Argument - sei die Religionsfreiheit der Evangelischen verwirkt, da sie durch die Teilnahme an der Magnatenverschwörung Hochverrat begangen hätten. Kaiser Leopold, so Bársony, müsse in Ungarn die alleinige Herrschaft der katholischen Kirche wieder herstellen, wenn nötig auch mit Waffengewalt. Die Bischöfe schritten zur Tat, mit Hilfe des kaiserlichen Militärs und ihrer eigenen Bewaffneten. Führend waren neben Bársony der Erzbischof und Primas Szelepcsényi, der Wiener Neustädter Bischof und Präsident der ungarischen Hofkammer Graf Leopold Kollonich, und der Erlauer Bischof Franz Szegedy. Auch der päpstliche Nuntius Buonovisi unterstützte diese Gruppe.  Kollonich wurde später Bischof von Raab, dann Erzbischof von Kalocsa und schließlich Erzbischof von Gran. 1671 wurde das Pressburger Sondergericht eingerichtet. Für die Evangelischen begann das "Trauerjahrzehnt" mit schwersten Verfolgungen ihrer Pfarrer und Lehrer.

Mit Militäreinsatz wurden die evangelischen Kirchen und Schulen besetzt und die Pfarrer vertrieben. Evangelische wurden in katholische Gottesdienste geschleppt und zur Annahme der Kommunion gezwungen. Evangelische Adelige verloren ihre Ämter, in den Städten wurden die evangelischen Bürger aus den Magistraten ausgeschlossen, Handwerker durften den Zünften nicht mehr angehören und wurden damit in ihrer Existenz vernichtet. Die Kirche von Kaschau wurde den Katholiken übergeben, ebenso die Kirchen von Tyrnau und Bartfeld, das Kolleg von Sárospatak von Söldnern besetzt.Widerstand wurde mit Gewalt gebrochen. In Pressburg etwa bewachten die evangelischen Bürger ihre Kirchen und Schulen. Kollonich musste 1200 Soldaten einsetzen, die lutherischen Bürger wurden verhaftet und für ihre Freilassung wurde ein hohes Lösegeld erpresst. Die evangelischen Kirchen und Schulen ließ Kollonich aufbrechen und den Katholiken übergeben.  An einigen Orten kam es zu bewaffnetem Widerstand, dem zum Beispiel in Turóluka  Bischof Bársonys Bruder zum Opfer fiel, der Bischof selbst wurde verprügelt und nur das Einschreiten des evangelischen Pfarrers rettete sein Leben. Aus dieser spontanen Widerstandsaktion wurde erneut eine Verschwörung konstruiert und die evangelischen Kirchen in Raab, Komorn, Ungarisch Altenburg, Kremnitz, Käsmark "katholisiert" ... General Paris von Spankau besetzte das lutherische Kolleg in Eperies (Preschau), vertrieb die zehn Professoren und 400 Studenten und übergab es mit allen Stiftungen der katholischen Kirche. Auch mancher Adelige schloss sich den Unterdrückungsmaßnahmen an, darunter etwa Sofia Bathory, die wegen ihrer Heirat mit Georg II. Rákóczi Kalvinistin geworden wae, nunmehr wieder katholisch wurde. Sie versuchte ihren Sohn Franz Rákóczi zu retten, der wegen der Teilnahme an der Magnatenverschwörung zum Tode verurteilt worden war. Sie schloss 1667 das reformierte Kolleg, die Druckerei und die Bibliothek in Sárospatak.

Wie erfolgreich alle diese Maßnahmen der Gegenreformation waren zeigt das Jahrbuch der österreichischen Ordensprovinz der Jesuiten für 1674:

"Dieses Jahr gibt der Nachwelt ein glänzendes Beispiel davon, was die bewaffnete Macht, gepaart mit Verkündigung der Wahrheit, bei der Eroberung der Seelen für die gerechte Sache auszurichten vermag. Die Zahl derjenigen nämlich, die die verschiedenen Arten der Häresie teils aus Furcht, teils auf Grund von Ermahnung und Belehrung durch unsere Ordensbrüder verlassen haben, betrug 50 219. Darunter waren 11 häretischen Katholiken, fünf Anapaptisten, ebenso viele Türken, sechs Juden, drei Arianer. Die anderen waren teils Lutheraner, teils Kalvinisten, darunter 61 Prediger.  ...Zu ihrer Rückkehr trug sehr wirkungsvoll das Militär bei. das in den Dörfern und Städten so lange stationierte, bis die Bevölkerung den wahren Glauben sich aneignete ..." (zitiert nach Bucsay, S.189)

Die Folge dieser Übergriffe war ein Aufstand. Ein aus evangelischen Flüchtlingen bestehendes Kuruzzenheer drang von Siebenbürgen aus in Oberungarn ein und besiegte die Kaiserlichen bei Kaschau. Erzbischof Szelepcsenyi erhob kollektiv Anklage gegen die evangelischen Prediger wegen Aufwiegelung des Volkes. Im September 1673 wurden 32 lutherische und ein reformierter Pfarrer aus den oberungarischen Städten vor das Pressburger Sondergericht zitiert und alle zum Tode verurteilt. Sie unterschrieben, um der Hinrichtung zu entgehen, einen Revers, mit dem sie ihre "häretischen Lehren" widerriefen und sich verpflichteten, ins Exil zu gehen. Im März 1674 wurden alle evangelischen Pfarrer aus dem königlichen und dem türkischen Ungarn vor das Gericht zitiert. Aus dem türkischen Gebiet erschien kein einziger, aus Oberungarn flohen viele über die Grenze. 284 Lutheraner und 52 Kalvinisten wurden schließlich in Pressburg angeklagt. Die meisten unterschrieben die Reverse und wählten das Exil. Andere, vor allem Kalvinisten, leisteten Widerstand und wurden zum Tode verurteilt. Der Kaiser zögerte die Vollstreckung hinaus und ordnete Gefängnis mit Zwangsarbeit und Folter an. 256 Personen verpflichteten sich unter diesem Druck, ins Exil zu gehen, 46 lutherische und 47 kalvinistische Prediger hielten stand. Drei starben an der Folter, 18 unterzeichneten schließlich doch noch den Revers. Etwa 30 Personen wurden auf Vorschlag Kollonichs als Galeerensklaven nach Neapel verkauft. Die Öffentlichkeit im protestantischen Europa war empört. Zahlreiche Proteste gingen in Wien ein, die aber zurückgewiesen wurden, mit dem Argument, dass es sich nicht um Religionsverfolgungen handle sondern um die Bestrafung für eine Rebellion. Vor allem der niederländische Gesandte Bruyninx setzte sich für die verfolgten Pfarrer ein. Eine internationale Sammelaktion für die Auslösung der Galeerensklaven wurde gestartet und diese schließlich für eine hohe Summe freigekauft. Kaiser Leopold gab seine Zustimmung unter der Bedingung, dass die befreiten Pfarrer nicht zurückkehren durften, Der holländische Admiral de Ruyter konnte schließlich 25 Prediger in Sicherheit bringen. Einige von ihnen kehrten schon bald wieder in ihre bedrängten Gemeinden in Ungarn zurück.

Die Gewaltmaßnahmen führten nicht zum Ziel. Enteignete und vertriebene Adelige liefen zu den Kuruzzen über. Der Herrschaftsbereich des Emmerich Thököly in Ostungarn entzog sich der Kontrolle. 1679 und 1680 erlitten die Kaiserlichen schwere Niederlagen. Der drohende Türkenkrieg, das Auftreten der Pest 1679 sowie das Verlangen auch der katholischen Stände nach einer Neuregelung der Verfassungsfrage zwangen Leopold schließlich zum Nachgeben. Der neue Bischof von Wien und Vertraute des Kaisers, Emerich Sinelli, ein Gegner der Jesuiten und selbst erfolgreicher Prediger in Niederösterreich. war kompromissbereit und drängte den Einfluss Kollonichs zurück. Auch Papst Innozenz XI. befürwortete eine Aussöhnung, da er seit seiner Wahl 1676 den Plan einer Vertreibung der Türken aus Europa verfolgte. Im kaiserlichen Rat setzten sich im April 1681 die Gemäßigten durch. So wurde der Weg frei, auf dem Reichstag in Ödenburg 1681 einen Ausweg zu finden: Rückkehr zur Ständeverfassung und zur Religionsfreiheit für die Protestanten, Neubesetzung des Palatinates, Abzug der kaiserlichen Soldateska und Friedensschluss mit den Kuruzzen. Die Widerstände im katholischen Lager, bei den Prälaten und den Magnaten, gegen eine Schonung der Protestanten waren freilich groß. Sie wollten eine Erörterung der Religionsfrage verhindern. Die Protestanten wandten sich mit einer Bittschrift an den König, in der sie die Wegnahme von 888 Kirchen, aller Schulen und Spitäler beklagten. Die evangelischen Stände forderten, "in den vorigen Zustand gänzlich wieder zu versetzen, die Störer der freien Religionsausübung nach Gebühr zu bestrafen und den bedrückten evangelischen Reichsstand in seine vorige gesicherte Stellung, in der er sich zufolge der erlassenen Diplome gesetzmäßig befand, wieder einzusetzen". (zitiert nach Fata, S.275) Die Katholiken wandten ein, dass die Kirchen ursprünglich ja katholisch gewesen wären.  Leopold drängte auf einen Ausgleich, zumal Thökölys Kuruzzenheer auf dem Weg Richtung Wien war. Im Oktober erließ der König schließlich eine Resolution, in der er dem Adel, den königlichen Freistädten, den privilegierten Marktflecken und den Grenzsoldaten Glaubensfreiheit zusicherte. Die seit 1670 weggenommenen Kirchen sollten aber im Besitz der Katholiken bleiben. Den Protestanten sollten Plätze für den Kirchenbau zugewiesen werden, die Reverse wurden für nichtig erklärt, die Prediger konnten zurückkehren. Die Protestanten wollten aus Protest den Reichstag verlassen, wurden aber vom neuen Palatin Paul Esterhazy dazu überredet, zu bleiben. Gegen die am 29. Dezember 1691 verlesenen Gesetzesartikel protestierten sie vergeblich. Die Rückgabe der Kirchen wurde dahingegen geregelt, dass nur jene, die noch nicht von den Katholiken neu geweiht waren, zurückgegeben werden sollten, Das waren naturgemäß nur wenige. Die Evangelischen sollten das Recht erhalten, in zwei bis drei Ortschaften jedes Komitats sowie in den Freistädten und Bergstädten Kirchen zu bauen (Artikularkirchen). Die Artikularorte waren meist abgelegen und schwer erreichbar. Im Komitat Eisenburg waren es für die Lutheraner Dömölk und Nemescsó, für die Kalvinisten Oberwart, im Komitat Ödenburg Vadosfa und Nemeskér. Doer und in den Freistädten mussten die Evangelischen neue Kirchen auf eigene Kosten bauen.

Thököly war mit den Bestimmungen des Ödenburger Reichstages unzufrieden und setzte seinen Widerstand fort. Im Gefolge der Türken zog er 1683 vor Wien. Leopold setzte aber nach der Niederlage der Türken die Versöhnungspolitik trotzdem fort, amnestierte die Adeligen, die Thököly gehuldigt hatten und sicherte 1684 in einem Dekret die Einhaltung der Ödenburger Reichstagsbeschlüsse zu. Damit begann der Abfall von Thököly, zumal ja die Befreiungstruppen in Ungarn im Vormarsch waren.1688 muste Ilona Zrinyi, die Frau Thökölys, nach dreijähriger Belagerung Munkács, die letzte Burg der Aufständischen, übergeben.  1699 verzichtete Sultan Mustafa II. im Frieden von Karlowitz dann auf ganz Ungarn und Siebenbürgen.

Die Protestantenverfolgungen waren damit aber keineswegs zu Ende. Nach Sinellis Tod und den großen Siegen der Befreiungsarmeen in Ungarn begann auch der Wiederaufstieg des Scharfmachers Kollonich. Er wurde 1685 Bischof von Raab, 1686 Kardinal, 1692 Minister und Präsident der Hofkammer und 1695 Erzbischof von Gran.  General Antonio Graf Caraffa ließ 1686 in Eperies (Preschau) während der Belagerung von Minkács trotz der königlichen Zusagen erneut ein Sondergericht einsetzen, das 1687 24 Personen zum Tode verurteilte und weitere 60 Personen einkerkern ließ, darunter die Vertreter der Stadtverwaltung und der lutherischen Kirche. 1687 wurde der Pressburger Reichstag einberufen, der auf die freie Königswahl und auf das Widerstandsrecht verzichtete. Der Reichtag verabschiedete den Gesetzesarukel 21, in dem festgehalten wurde, dass die Protestanten durch ihren Protest die Zusagen des Ödenburger Reichstages verwirkt hätten. Die Religionsfreiheit wurde zwar weiter zugestanden, jedoch nicht als verfassungsmäßiges Recht, sondern lediglich als Gnade des Herrschers. In der dazu 1691 erschienen "Explanatio Leopoldina" wurde lediglich die Lektüre von Erbauungsschriften im engsten Familienkreis gestattet, öffentliche Gottesdienste durften nur in den Artikularkirchen abgehalten werden, Die Stolgebühren und der Zehent mussten weiterhin an den katholischen Geistlichen gezahlt werden. In den zurückeroberten Gebieten wurde ab 1701 die protestantische Konfession verboten.

Die andauernden Übergriffe und die absolutistische Herrschaft über Ungarn führte 1703 noch einmal zur Wiederaufnahme des "Freiheitskampfes" durch Franz II.Rákóczi. 1705 wählten ihn die Landstände zum Fürsten Ungarns. Seine Kuruzzenheere hatten zunächst einige Erfolge. Rákóczi war Katholik, stellte aber die Religionsfreiheit im Sinne der Gesetze von 1608 und 1647 wieder her. 1711 endete der Aufstand im Frieden von Sathmar. Die Religionsfrage sollte auf einem Landtag geregelt werden. Der neue König Karl VI. (als ungarischer König Karl III.) berief den Landtag für 1712 ein, wegen einer Pestepidemie musste er aber geschlossen werden, Er wurde dann 1714/15 abgehalten und brachte für die Evangelischen keine Verbesserungen, Beschwerden durften in Zukunft nicht mehr an den Landtag, sondern nur an den König gerichtet werden, Synoden und Versammlungen durften nur mehr mit königlicher Zustimmung stattfinden. Den Protestanten wurden Geldsammlungen verboten.

Die katholische Kirche hatte ihr großes Ziel nicht aufgegeben, die Evangelischen blieben unterdrückt. Sie hatten aber die Gegenreformation überlebt. Allmählich brach das Zeitalter der Aufklärung auch in Österreich und in Ungarn an, obwohl es nochmals 70 Jahre dauern sollte,bis es zu einem Zeitalter der relativen Toleranz werden konnte.

 

 

 

 

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Peter Pazmany

 

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Quellen

  • Márta Fata: Ungarn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Multiethnizität, Land und Konfession 1500 bis 1700. Aschendorff Verlag, Münster. 2000

  •  Mihály Bucsay: Der Protestantismus in Ungarn 1521-1978, Teil 1, Böhlau, Wien 1977

  • Rittsteuer Josef: Palatin Nikolaus Esterhazy und die Jesuiten. In: Forscher - Gestalter - Vermittler. Festschrift für Gerld Schlag, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Bd. 105
  • Prickler, Leonhard: Venedig – (klein-)Mariazell – Breitenbrunn. Der Lebensweg des Andreas Izerus als Spiegelbild der kirchlichen Zustände in der Zeit um 1600. In: Burgenländische Forschingen Band XXV. Eisenstadt 2003

  •  

    Kriszt, Roman: Fallstudien zur Lage der Protestanten in Westungarn vor 1781. Burgenländische Heimatblätter 2022, Heft 1 & 2.
 
 

 

 

 
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