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 Verglichen mit anderen Bundesländern, vor allem mit Niederösterreich und Wien, waren die Zerstörungen im weitgehend agrarischen Burgenland eher gering. Schwerer fielen die Unsicherheit während der langen Besatzungszeit, die gelegentlichen Übergriffe der Besatzungsmacht, die Isolation durch Eisernen Vorhang und Zonengrenze ins Gewicht. Zahlreiche Gebäude und Wohnungen waren noch immer beschlagnahmt, der Esterhazybesitz und einige andere Betriebe, etwa die Kureinrichtungen in Bad Tatzmannsdorf, wurden von den Russen als "deutsches Eigentum" beansprucht. Die sowjetische Besatzungsmacht verfügte mit den USIA -Betrieben und vor allem mit den riesigen Esterhazy-Gründen, auf die auch viele burgenländische Bauern angewiesen waren, außerdem über ein politisches Druckmittel, das sie auch zugunsten der Kommunisten einsetzte. Wer einen Arbeitsplatz wollte oder wer auf die Pachtgründe aus dem Großgrundbesitz angewiesen war, war auch politisch abhängig. Es gab sogar eine "Kleine Landwirtepartei", die unter dem Einfluss der Kommunisten stand.

Mit Hilfe der ERP-Mittel wurde vor allem die Grundstoff- und Investitionsgüterindustrie und die Energieversorgung erneuert. Von all dem gab es im Burgenland nichts. So profitierten vor allem jene Regionen, die bereits früher über industrielle Ansätze verfügten. Erst wesentlich später, Ende der 50er Jahre, konnten ERP-Kredite für das Kleingewerbe und für den Fremdenverkehr sowie für den Ausbau von Bad Tatzmannsdorf in das Burgenland geleitet werden.

Die Arbeitslosigkeit, vor allem die winterliche Saisonarbeitslosigkeit der vielen Bauarbeiter, war das schwierigste Problem Mitte der 50er Jahre. Da allmählich auch die Umstrukturierung der Landwirtschaft begann, wurden auch viele Landarbeiter ohne Beschäftigung. Die landwirtschaftlichen Saisonarbeiter waren dabei ein ganz besonderes Problem. Im Jahre 1954 wurden noch 3200 burgenländische Saisonarbeiter vertraglich vermittelt, etwa 1500 arbeiteten ohne Vertrag. Die meisten von ihnen waren als Rübenarbeiter in Niederösterreich beschäftigt. Ihre wirtschaftliche Situation war besonders schwierig. Aber auch die vielen Bauarbeiter, die zumeist noch als Wochenpendler in Wien beschäftigt waren und infolge der schlechten Verkehrssituation lange Anfahrtswege in Kauf nehmen mussten, waren ein Problem.

1955 und 1956 wurde daher ganz gezielt neben öffentlichen Bauten auch der private Wohnbau angekurbelt. Es wurde ein Wohnbaubeirat eingerichtet, der die Anträge auf Gewährung einer Wohnbauförderung zu begutachten hatte.

1950 wurden 57 Darlehen an Private und 3 an Wohnbaugenossenschaften, drei Jahre später aber schon 1100 an Privatpersonen und 11 an Genossenschaften vergeben. Die Darlehenssumme stieg von 0,8 auf 9 Millionen an. Ein privater Hausbauer erhielt damals einen Kredit von 7000 bis 10 000 Schilling. 1955 wurde die Wohnbauförderung dann mit Bundeshilfe erheblich ausgeweitet.

Budget 1955

  • Einnahmen:123,7 Mio
  • Ausgaben: 134,6 Mio

davon für:

  • 7,3 Mio für Schulbauten
  • 1,3 Mio für Krankenhäuser
  • 8,9 Mio für Wohnbauförderung
  • 18,7 Mio für Straßenbau
  • 8,3 Mio für Flussregulierung, Bodenverbesserung, Wasserleitungs- und Kanalbau
  • 5,7 Mio für Güterwege und Förderung der Landwirtschaft
  • 2 Mio für die Förderung des Fremdenverkehrs
  • 0,8 Mio für die Förderung der gewerblichen Wirtschaft

Dazu kam noch ein außerordentliches  Budget - insges.12 Mio, 4 Mio für die Lungenheilstätte Hirschenstein, 5 Mio Erwerb von Aktien von Wasserkraftwerken, 3,2 Mill. für die Ausgestaltung des Kurbades Bad Tatzmannsdorf.

 

 

 

 

 

 

 
 
 
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