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In der schließlich am 22.November 1918 beschlossenen "Staatserklärung über Umfang, Grenzen und Beziehungen des Staatsgebietes von Deutschösterreich" hieß es unter Punkt 5:

"Die geschlossenen deutschen Siedlungsgebiete der Komitate Preßburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg gehören geographisch, wirtschaftlich und national zu Deutschösterreich, stehen seit Jahrhunderten in innigster wirtschaftlicher und geistiger Gemeinschaft mit Deutschösterreich und sind insbesondere der Stadt Wien zur Lebensmittelversorgung unentbehrlich. Darum muß bei den Friedensverhandlungen darauf bestanden werden, dass diese deutschen Siedlungen das gleiche Selbstbestimmungsrecht zuerkannt werde, das nach wiederholten Erklärungen der ungarischen Regierung allen anderen Völkern Ungarns eingeräumt ist."

Nunmehr begann in Wien die Arbeit der deutschungarischen Vereine, allen voran der Deutschen Landsleute unter Walheim, voll einzusetzen. Es ging darum, die Pariser Friedenskonferenz zu überzeugen.

Die Gefahr war umso größer, als nunmehr noch ein dritter Kandidat sich um Deutschwestungarn bewarb: die Tschechoslowakei. Die Tschechen wollten eine territoriale Verbindung zu ihren südslawischen Brüdern im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Sie beriefen sich dabei auf die kroatischen, also ebenfalls slawischen Siedlungen in Westungarn. Die westungarischen Kroaten wußten freilich nichts von diesem ihnen drohenden Schicksal.

Dieser Plan eines slawischen Korridors war keinesfalls neu. Schon anlässlich des "Slawenkongresses" 1848 in Prag hatte der Panslawist Jan Kollár diese "Idee" geboren. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde sie vom tschechischen Nationalisten Karel Krammár im Wiener Reichsrat erneut aufgegriffen. Während des Krieges verlangten die Exiltschechen immer wieder den Korridor, so etwa Thomas Massaryk im Dezember 1914 in einer Besprechung mit Kroaten und Slowenen in Rom. Schon im April 1915 legte Masaryk dem britischen Außenminister eine Denkschrift vor, die erneut den Korridor forderte. Nun, während der Friedensverhandlungen, griffen die Tschechen, die ja auf seiten der "Sieger" saßen, diesen Plan erneut auf. Die Italiener allerdings leisteten heftigen Widerstand, da sie kein Interesse an einer Versorgung des südslawischen Staates mit tschechischen Waffen hatten. Auch die übrigen Alliierten nahmen die tschechischen Forderungen nicht sehr ernst - zum Glück für das Burgenland.

In Wien war inzwischen ein "Vorbereitungsdienst auf die Friedensverhandlungen eingerichtet worden, der auch entsprechende Unterlagen für die Konferenz zusammenstellte und eine Instruktion verfasste, in der es hieß: "Für Westungarn ist mit aller Entschiedenheit einzutreten ..." Das alles hätte wohl nichts genützt, wenn nicht auch die Siegermächte von der Berechtigung der österreichischen Ansprüche überzeugt gewesen wären. Das größte Verdienst kommt bei der letztendlich für Österreich günstigen Entscheidung einem Amerikaner zu, dem man im Burgenland immer ein ehrendes Andenken bewahren sollte: im Auftrag einer Kommission, die die Fakten erheben sollte, bereiste der Geographie - Lehrer Major Lawrence Martin Westungarn und empfahl in einer Studie, dieses Gebiet aus nationalen Gründen Österreich anzuschließen. Dieses Gutachten dürfte entscheidend gewesen sein.

 

 

 

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Quellen

Goldinger, Walter: Die Burgenlandfrage als internationales Problem. Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 23 Heft 3. Eisenstadt 1961

Sinovats, Fred:  Zur Geschichte des Landesnamens. Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 23, Heft 3. Eisenstadt 1961

 
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