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Im Frühjahr 1848 erfasste die revolutionäre Stimmung auch Ungarn. Die Opposition erstellte einen Adressenentwurf, der vom Reichstag beschlossen wurde. Er enthielt die Forderung nach einer verantwortlichen ungarischen Regierung, die sofortige Abschaffung der Untertänigkeit und die Aufhebung der Steuerfreiheit des Adels. Der König bewilligte die Forderungen und beauftragte Graf Ludwig Batthyany mit der Bildung einer ungarischen Regierung. Schon am 23. März 1848 konstituierte sich das Kabinett. Ungarn wurde in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt.

Die Abgeordneten zur Unteren Tafel sollten in Zukunft nicht mehr von den Komitaten entsandt, sondern gewählt werden. Wahlberechtigt sollten die Adeligen, alle städtischen Hausbesitzer (Wert des Hauses mindestens 300 Gulden) und alle männlichen Landbewohner über 20 Jahren sein, die bisher zumindest eine Viertelansässigkeit hatten, ferner Handwerker, Kaufleute und Fabrikanten, die mindestens einen Gesellen hatten, eine Werkstatt oder ein Geschäft besaßen sowie alle, die ein Mindesteinkommen von 100 Gulden nachweisen konnten. Ärzte, Advokaten, Ingenieure, Professoren, akademische Künstler, Pfarrer, Lehrer, Gemeindenotäre und Mitglieder der Akademie der Wissenschaften waren ohne Berücksichtigung ihres Einkommens wahlberechtigt. Wählbar waren alle Männer über 25, die wahlberechtigt waren und die der "Sprache der Gesetzgebung mächtig waren", also Ungarisch konnten. Waren zuvor 1,7 % der Bevölkerung wahlberechtigt, so waren es nunmehr immerhin 7 bis 9 %. Das Land wurde in Wahlbezirke eingeteilt. Das Komitat Eisenburg hatte 10 Wahlbezirke und damit 10 Abgeordnete. Die Wahlbezirksordnung blieb bis 1921 in Kraft.  Die Volksvertreter wurden auf drei Jahre gewählt.

Die Adelsvorrechte, also vor allem die Steuerfreiheit, wurden aufgehoben und damit die "Bauernbefreiung" eingeleitet - früher als in Österreich, wo sie von Hans Kudlich erst im September 1848 im Reichstag beantragt wurde.  Die grundherrschaftliche Gerichtsbarkeit wurde endgültig abgeschafft. Die Gerichtsbarkeit wurde von den Komitaten übernommen (Zivilsachen von den Stuhlrichtern, Kriminalsachen von den Komitatsgerichten).

Abgeschafft wurden alle Dienstleistungen, Natural- und Geldabgaben.  Auch die schwierigen Fragen der Kommassierung, der Abtrennung der Hutweiden und der Waldnutzungsrechte wurden prinzipiell geregelt und Grundsätze zur Entschädigung der früheren Grundherrn beschlossen. Der geistliche Zehent wurde entschädigungslos  aufgehoben, die niedere Geistlichkeit sollte durch staatliche Zuwendungen erhalten werden. Die Avitizität wurde nun endlich abgeschafft. Zu vielen dieser Gesetze fehlten allerdings noch die Ausführungsbestimmungen. Sie hätten erst am nächsten Reichstag beschlossen werden sollen. Dazu kam es aber nicht mehr, denn es folgte der Bürgerkrieg und schließlich die Rücknahme vieler Gesetze im Zeitalter des Neoabsolutismus.

Die Kroaten des Jelacic ziehen durch Westungarn

Hollenthoner erzählt, daß am 12. Oktober 1848 um 3 Uhr morgens etwa  20.000 Kroaten (10.000 Kroaten?) Richtung Kirchschlag gezogen sind, unter Führung des kroatischen Generals Theodorovich. Beim Durchzug sollen sie Jakob Prinster, den Sohn eines Jägers aus Hammer (=Hammerteich, Ortsteil von Lockenhaus), erschossen haben. Einen Augenzeugenbericht liefert der Feldwebel der ungarischen Nationalgarde, Franz Popp sen.:

"Man meinte, es sei nur ein kleines Häuflein Kroaten; die Weiber und Kinder flüchteten mit schnell zusammengerafften Sachen in den Wald, die Männer und Burschen beschlossen die Kroaten aufzuhalten. Schloßberg und Schüttenberg wurden besetzt und beim Heranziehen des Feindes wurde das Feuer eröffnet. Hierauf ließen die Kroaten Leuchtraketen aufsteigen und als sie nur wenig Feinde erblickten, eine Salve abgeben. Aber auch die Lockenhauser sahen beim Schein der Raketen die große Zahl der Kroaten und flüchteten sich in den Schweinegraben. Nun sollte Lockenhaus gebrandschatzt werden; auf vielfaches Bitten, besonders des Tuchmachers Bründl, der dem kroatischen Befehlshaber persönlich bekannt war, wurde die Gemeinde geschont. Kaplan Francsek soll den General Filipovic fußfällig gebeten haben, Lockenhaus zu schonen. Gerettet wurde aber die Gemeinde besonders darum, weil die Kroaten so schnell als möglich die österreichische Grenze erreichen wollten. Den Matthias Schiefer führten sie gebunden mit sich. Es gelang ihm, bei Steinbach zu entwischen."

Ein Bericht über die Ereignisse findet sich auch in der Schul- und Ortschronik von Draßmarkt: "Den 13. März 1848 hat sich in Wien eine Revolution durch Studenten und Gemeines Publikum erhebt, wegen Rowothen und Zehnten und Freyheuten aller Nacion, so dass der König geschworen hat diese Freyheiten auf ewig zu halten, so sind die Gesetz Büchel herausgegeben worden von 11-ten Abrill 1848 angefangen die Freyheiten ... 1848 im Monath Oktober sind die Kroaten von Seiten von Wieselburg herüber den See bey Baumhagen nach Schützen gezogen 22 000. Die ungarische National hat sie angehalten und ist eine kleine Schlacht vorbey gangen. Von dort sind die Kroaten nach Denning, Heiss und Pressing gezogen , dort ist eine große Schlacht geschehen, so dass viele Kroaten auf den Schlachtfeld geblieben sind, der Landsturm ist aufgerufen worden. Ein jeder greife zu Waffen was er nur hat, Spies, Rechgabel, Gewehr und haben das kroatische Militär gejagt, nach Güns und von dort nach Lockenhaus, von dort nach Kirchschlag in Österreich, so sind viele auf der Reis erschossen und Gefangene genohmen und auch in unseren Wald sind 14 Mann freywillig hereingegangen  zu gefangen geben  und Draßmarkt hat die 14 Mann Kroaten nach Ödenburg geschickt. Die Opfern an Geld und Menschenleben sind keine Erwähnung getan welches Draßmarkt die Revolutionsjahre gekostet hatten" (nachMihalkovits Ernst: Eine Zeitreise durch Draßmarkt - Karl und Oberrabnitz. Ortschronik der Marktgemeinde. 2014)

Mattersdorf 1848 / Eisenbahnbau

Schon am 10. April 1848 kam es zu einer Rebellion Mattersdorfer Bauern, da sie bereits 1845 ihre Grundstücke an die Ödenburg - Wr. Neustädter Eisenbahn-Gesellschaft abtraten, ohne dafür entschädigt worden zu sein. Die Grundstückssteuer mußten sie aber noch immer entrichten. Ihren Unmut zeigten die Bauern, indem sie die Hottersteine herausrissen. Diesen Vorfall sollten 224 Soldaten, die man von Ödenburg nach Mattersdorf schickte, schlichten.

Die Forderungen der unzufriedenen Bauern - mittlerweile schon 3000 im Markt Mattersdorf - waren maßvoll: "Wir wollen nur unser Geld für unser Eigentum haben. Wenn wir binnen drei Tagen nicht hinlänglich befriedigt sind, so sperren wir unseren Hotter für die Eisenbahn und lassen keinen Wagen darüber fahren. Wir wollen für jetzt noch nicht die Eisenbahn zerstören, aber wenn wir in Zukunft nicht zufriedengestellt werden, so sollen sie sich die Folgen zuschreiben."

Am 12. April 1848 kamen wieder 500 Soldaten von Wien nach Mattersdorf, um die Ruhe wiederherzustellen; tags darauf wurde das Standrecht verkündet!

 

 

 
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