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Am 7. September 1802 besuchte der kaiserliche Gesandte am Königlich Britannischen Hof, Graf Ludwig Starhemberg, der für längere Zeit auf Urlaub in Wien weilte, Eisenstadt. Er kam auf Einladung des Fürsten Nikolaus II. Esterhazy. Anlass war die jährliche Feier am Namenstag der Fürstin Maria Josepha Hermenegild, einer geborenen Prinzessin Liechtenstein.

Fürst Nikolaus II. Esterhazy (1765-1833) gehörte ebenso wie Starhemberg der österr.- ung. Hocharistokratie an. Beide waren weltgewandt, gebildet, hatten geistige Interessen und künstlerische Neigungen. Beide kannten sich, gehörten etwa der gleichen Freimaurerloge in Wien an (Loge "Gekrönte Hoffnung", in der auch Mozart Mitglied war). Starhemberg war ein Napoleon-Hasser und England - Freund. Als österreichischer Gesandter führte er in England ein Leben wie ein reicher Lord. In Wien wurde er vom Kaiser mit hohen Ehren empfangen und mit dem Orden des goldenen Vlieses geehrt. Fürst Nikolaus II. Esterhazy war in seiner Jugend auf Reisen und hatte so neben anderen europäischen Ländern auch England kennen gelernt. 1794 übernahm er nach dem Tod seines Vaters die riesigen Besitzungen. Anders als sein Vater begann er sofort wieder, den Hof auszubauen - mehr dem Beispiel seines Großvaters Nikolaus des Prachtliebenden folgend. Esterhaza aber wurde nicht wieder belebt, es entsprach nicht mehr dem Geschmack der Zeit. Das Eisenstädter Schloss aber begann Nikolaus II. sofort großzügig auszubauen. Auch Joseph Haydn wurde wieder angestellt bzw. aus der "Pension" zurückgeholt. Nikolaus II. bekleidete hohe militärische Ränge und war u.a. auch Obergespan des Komitates Ödenburg. Er galt als besonders Prunk liebend und war bekannt dafür, dass er bei offiziellen Anlässen selbst gekrönte Häupter durch seine Kleidung in den Schatten stellte. Napoleon bot ihm die ungarische Krone an. Dieses Angebot lehnte Nikolaus II. zwar ab, er dürfte zweit weise aber durchaus Gefallen an diesen Gedanken gefunden haben ...

Berühmt (und sehr kostspielig) war auch die Leidenschaft des Fürsten für schöne frauen. In Wien etwa, im Palais Esterhazy in der Landstraße, im Esterhazy'schen Garten, ließ der Fürst einen Liebestempel errichten, der allein 2500 Gulden kostete ... (mit freizügigen Statuen, versenkbaren Ruhebetten, geheimen Ausgängen...) Der "Tempel" war Stadtgespräch in der Hauptstadt.

Im Dienste der Esterhazy standen zahlreiche bedeutende Geister: neben Hydn etwa auch Ludwig Wieland, Sohn des bekannten Dichters, als Bibliothekar. Nikolaus II. war ein großzügiger Mäzen und Sammler. Er legte eine riesige Gemäldegalerie an (später Grundstock der ungarischen Nationalgalerie). Riesige Summen gab er auch für Kupferstiche und Bücher aus, ebenso wie für bauliche Maßnahmen. Den Schlosspark in Eisenstadt ließ er ganz im englischen Stil umgestalten und für die Wasserspiele eine Dampfmaschine in England ankaufen.

Eine besondere Vorliebe hatte Nikolaus II. (ebenso wie seine Gemahlin) für Musik und Theater. Gelegentlich trat er selbst in Theaterstücken auf. Seine Frau galt als besondere Gönnerin Haydns.

Die wirtschaftliche Situation des Fürstenhauses war bei der Übernahme des Besitzes durch Nikolaus II. äußerst trist. Die Ausgaben für die fürstliche Selbstdarstellung waren riesig, ebenso für die künstlerischen Ambitionen. Es gelang zwar, die Finanzen zeitweise in den griff zu bekommen, am Ende seines Lebens war auch Nikolaus schwer verschuldet, unter seinem Sohn Paul III. (1786-1866) mussten die Güter sogar unter Zwangsverwaltung gestellt werden.

Der erste, der sein Talent an den Esterhazyschen Finanzen versuchte, war Fürst Georg Adam Starhemberg, Ludwig Starhembergs Vater, der sich bereit erklärt hatte, die wirtschaftlichen Verhältnisse des jungen Fürsten zu ordnen. Er galt als Wirtschaftsexperte. Das klappte aber nicht, denn Starhemberg schlug offenbar zu radikale Sparmaßnahmen vor. Damit konnte sich Nikolaus II. nicht abfinden. Das Kunststück gelang schließlich einem getauften Juden namens Joel, der dem Fürsten jährliche Einkünfte von 600 000 Gulden verschaffte...

Nikolaus II. war an einer Baumwollspinnerei in Wien/hernals beteiligt, die später in die von den Esterhazy gekaufte Herrschaft Pottendorf verlegt wurde. Sie wurde von einem Engländer aus Manchester geleitet.

Das große Fest zum Namenstag der Gemahlin des Fürsten fand jährlich statt; dazu waren viele Gäste eingeladen; Musik wurde aufgeführt, es gab einen Ball und eine große Jagd. 1800 etwa war Lord Nelson Gast bei diesem Fest. Starhemberg war nach seiner Ankunft in Eisenstadt überwältigt vom Eindruck, den das Schloss auf ihn machte, vom ungeheuren Prunk und Glanz. Er wurde mit Garde, Trompeten und Kanonenschüssen empfangen.

Am Hofe in Eisenstadt weilten bedeutende Persönlichkeiten, die Starhemberg beschrieb: der Fürst Grassalkovics (ein Schwager Nikolaus' II.) mit seiner hübschen Frau Leopoldine Esterhazy, der englische Botschafter, Graf Maximilian Cavriani (ebenfalls ein Esterhazy-Schwager) und dessen Frau Josepha, Graf Palffy, der russische Botschafter Graf Razumofsky, der ein prächtiges Palais in Wien unterhielt ...

Den Fürsten Esterhazy beschreibt Starhemberg in seinem Reisebericht als gebildet, sprachkundig, aber wortkarg und von mittelmäßigem Verstand, aber sehr nobel, als Gransigneur... Mehr Geist spricht er der Fürstin zu. Besonders schön findet er ihre Tochter Leopoldine. Den Sohn der Esterhazy, Paul, findet er sympathisch und er schmiedet Heiratspläne, aus denen später aber nichts wird.

Nach der feierlichen Begrüßung durch das Fürstenpaar gab es ein ausgezeichnetes Souper. Am nächsten Tag fuhr ein großer Geleitzug von Wagen zur Kirche, es gab eine "wunderschöne Messe mit einer ausgezeichneten neuen Musik Haydns", der selbst dirigierte; danach fuhr man zurück ins Schloss, wo der Fürstin gratuliert wurde; es gab ein riesiges Diner, von Musik begleitet, mit Fanfaren und Kanonendonner...

Dann kam ein feierlicher Ball, der wie bei Hofe ablief; die Fürstin und ihre Tochter eröffneten mit einem "Menuett à quatre", danach wurde nur Walzer gespielt. Zwischendurch wurde ein Souper mit unzähligen Speisefolgen gereicht. Starhemberg begiebt sich um Mitternacht zur Ruhe; das Fest geht noch lange weiter...

Am nächsten Tag werden die Gäste durch Hörner geweckt; um halb zehn ist Aufbruch zur Jagd. Starhemberg versichert, niemals etwas Prachtvolleres erlebt zu haben. Innerhalb von drei Stunden schießen die zehn Schützen 900 Rebhühner. Am Nachmittag folgt die Besichtigung des Schlosses, der Fürst zeigt Starhemberg auch die Rechnungsbücher; dann folgt ein Konzert, wieder mit Haydn als Dirigent, das Abendessen und schließlich die Abreise nach Wien. Im nächsten Jahr folgte dann der Gegenbesuch Nikolaus Esterhazys in England.

 

 

 
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