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"Otto von Gottes Gnaden erhabener Kaiser, an Pilgrim, den ehrwürdigen Bischof der Passauer Kirche unseren Gruß und unsere Gnade. Wir schicken,Bischof Bruno zu Euch und empfehlen ihn Euer Beliebtheit, damit ihr ihm weitgehend helft, was auch immer er benötigt, und führt ihn ehrenhaft und mit größter Umsicht mit Euren Leuten sowie mit Pferden und anderen notwendigen Reiseutensilien versehen zu den Grenzen der Ungarn, so nahe wie nur möglich. Ihn delegieren wir deshalb dorthin, damit er ihren König sobald wie möglich mit unserer Macht in Verbindung bringt. Ihr möget sehr große Sorgfalt darauf legen, daß diese Gesandtschaft ganz sicher zustande kommt, denn wenn Unsere beschlossene Absicht Erfolg erzielt, so wird Euch, Euch allen äußerst großer Nutzen daraus entstehen. Gott mit Euch!"

Die Christianisierung der Magyaren erfolgte keineswegs in kurzer Zeit und auf freiwilliger Basis. Neben der Mission war ein beträchtlicher Einsatz von Gewaltmaßnahmen erforderlich. Die Dominanz des Christentums mußte durch königliche Verordnungen durchgesetzt und geschützt werden. Dabei gingen Missionierung und zwangsweise Christianisierung und der Ausbau der Königsmacht Hand in Hand.

Einige der aus dem Westen nach Ungarn gekommene Missionare erlangten besondere Berühmtheit, etwa Gerhard (Gellèrt), ein Benediktinermönch, der aus Venedig stammte. Während einer Wallfahrt ins Heilige Land erlitt er Schiffbruch und gelangte auf Umwegen nach Ungarn. Er wurde zum Erzieher von Stephans Sohn Emmerich – Imre (Heinrich) berufen und später einer der ersten Bischöfe Ungarns. In den Thronwirren nach Stephans Tod wurde er ermordet, heiliggesprochen und einer der besonders verehrten Märtyrer der ungarischen Kirche. Eine andere bedeutende Persönlichkeit in der frühen ungarischen Kirche war Anastasius, ein päpstlicher Würdenträger, der angeblich die Königskrone überbracht haben soll. Stephan machte ihn zum Abt von Pècsvàrd. Später wurde er Erzbischof von Kalocsa.

Die Bistumsorganisation ging vom Westen des Reiches aus. Neben zwei Erzbistümern - Gran und Kalocsa - gründete König Stefan sechs bis acht Bistümer und weitere Abteien. Die Diözese Vesprém (Weißbrunn) ist neben Gran die erste Ungarns. Sie ist vielleicht noch vor der Königskrönung entstanden. Die Diözese Gran bestand bereits 1009. Die von Großfürst Géza vor 997 gegründete Benediktinerabtei Martinsberg (Pannonhalma) wurde von Stefan vollendet. 1002 erhielt sie die Privilegien der Abtei von Montecassino und reiche Schenkungen. Neben den den Bischofskirchen gab es Kirchen vor allem an den Sitzen der Archidiakone. Die Archidiakonate entwickelten sich aus den Burgbezirken und entsprachen oft den Komiaten. Im heutigen Burgenland war Lutzmannsburg der Sitz eines Archidiakons.Raab, Ödenburg, Wieselburg und Komarom waren zur Zeit Stefans Sitze von Archidiakonen.

Der Aufbau der Pfarrorganisation erfolgte Schritt für Schritt. Due ersten Pfarrkirchen entstanden neben den Komitatsburgen, in den Burgsiedlungen, später dann bei anderen Burgen, Marktorten und bei Gutshöpfen.Um 1010 bestimmte König Stefan, dass jeweils zehn Dörfer gemeinsam eine Kirche erbauen und den Lebensunterhalt der Priester sichern sollten. Sie unterstanden direkt den Bischöfen, die auch das Ernennungsrecht für die Pfarrer hatten. "Zehn Siedlungen sollen eine Kirche bauen, die sie mit zwei Grundstücken versehen, mit ebensoviel Dienern, Hengsten und Stuten, mit sechs Ochsen und zwei Kühen und dreißig Stück Kleinvieh. Für Kleidung und Altardecke sorgt der König, für Geistliche und Bücher der Erzbischof". Als sogenannte "Stefanspfarren" kommen nach Rittsteuer im Burgenland in Frage: Leithaprodersdorf, Donnerskirchen, Kleinfrauenhaid, Marz und Pinkafeld.

(Es) "sollen die Priester und Gespane die Dorfvorsteher anweisen, am Sonntag jeden in die Kirche zu befehlen, Alte, Junge, Frauen und Männer, ausgenommen jene, die das Feuer hüten. Wer aus Nachlässigkeit daheim bleibt und nicht, weil er das Feuer hüten muß, der soll verdroschen und geschoren werden." Sonntagsarbeit mußte strikt untersagt werden. Die Märkte hingegen wurden am Sonntag an den Kirchorten abgehalten. Erst nach der erfolgreichen Christianisierung wurden die Sonntagsmärkte wieder abgeschafft.

Anders als im römisch – deutschen Reich wurde die Kirchenorganisation also in Ungarn sehr zentralistisch aufgebaut, der regionale und lokale Adel hatte keinen direkten Einfluß, die Einrichtung von adeligen Eigenkirchen war nicht möglich. Das ersparte der ungarischen Kirche manche Probleme. Es gab zwei Erzbistümer, das von Gran (Esztergom) und das von Kalocsa. Der Erzbischof von Gran hatte und hat bis heute als Primas von Ungarn den Vorrang. Die weltlichen und kirchlichen Verwaltungsgrenzen deckten sich weitgehend. Ein Komitat entsprach einem Archidiakonat, mehrere Komitate zusammen einer Diözese. Im Bereich des heutigen Burgenlandes gab es die Archidakonate von Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron), Lutzmannsburg, Eisenburg (Vás). Sie aller gehörten zur Diözese Raab (Györ). Lutzmannsburg wird in dieser Position als altes Komitat erkennbar. 1777 wurde die Diözese Steinamanger gegründet, das Komitat Vás und damit das heutige Südburgenland wurde dem neuen Bistum unterstellt.

Die ersten Priester waren Schüler Adalberts von Prag, später Deutsche, Italiener, Wallonen und Lothringer. Der einheimische Klerus wuchs aber schnell. In den 1040er Jahren soll er bereits Bischöfe gestellt haben. Für die Verdichtung der Seelsorge sorgte dann in den folgenden Jahrhunderten die Tätigkeit geistlicher und weltlicher Grundherrn. Die führenden Adelsgeschlechter und auch die Klöster gründeten Pfarren. Die Zisterzienser erwarben sich durch ihre Kolonisationstätigkeit große Verdienste. 1184 wurde St.Gotthard gegründet,1195 Kloster Marienberg, das 1197 von Heilgenkreuz aus besiedelt wurde. Das Kloster Heiligenkreuz erhielt Anfang des 13. Jahrhunderts reiche Güterschenkungen um den Neusiedler See und plante sogar 1206/9 eine Verlegung in dieses Gebiet. 

 

 

 

 
 

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