Zu den mächtigsten Grundherren im heutigen burgenländischen Raum zählten die Herren von Güssing. Ihre Vorfahren, die Brüder Wolfer und Hedrich, waren im 12. Jahrhundert aus der Steiermark nach Ungarn gekommen und stellten sich in den Dienst des Königs. Wolfer wurde zum Anherrn der Güssinger, Hedrich zum Anherrn der Hedervary, die großen Einfluss im Raume Raab/Györ gewannen.
Ein Mittelpunkt der Güssinger Herrschaft wurde der Burgberg von Güssing, wo Wolfer im Jahre 1157 eine hölzerne Burg und ein Benediktinerkloster errichten ließ. Von hier aus betrieben sie für fast zweihundert Jahre Machtpolitik, indem sie die jeweilige politische Situation im Königreich für sich ausnutzten und allmählich die mittleren und kleineren Grundherrschaften in ihren Besitz brachten.
Die Güssinger beherrschten gegen Ende des 13. Jahrhunderts den Großteil des westungarischen Grenzraumes sowie Gebiete in der heutigen Slowakei und in Slawonien. Unter anderem gehörten die Burgen und Herrschaften Bernstein, Schlaining, Pinkafeld, Güns (Köszeg), St. Veit (Velem) und Lockenhaus zum ausgedehnten Güssinger Herrschaftsbesitz. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts teilte sich das Geschlecht der Güssinger in drei Linien: in die Bernsteiner Linie, in die Lockenhauser Linie und in die Rechnitzer Linie.
Als zu Beginn des 14. Jahrhunderts nach dem Aussterben der Arpaden Karl I. Robert, aus demHause der italienischen Anjous, ungarischer König wurde, wollten die Güssinger und anderen möchtige Adelsgeschlechter die Königsgewalt schwächen. Aber im Kampf mit den neuen König unterlagen schließlich die Güssinger. In ihre wichtigsten Burgen und Grenzbefestigungen setzte der König seine Kastellane und Burghauptleute ein. Am Ende des 14. Jahrhunderts übergab König Sigismund, aus dem Hause der Luxemburger, die Burgen und Herrschaften Güssing und Güns an Ladislaus von Sàrò. Dessen Nachkommen, sie nannten sich Leva, besaßen Güssing über ein halbes Jahrhundert. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts eroberte Nikolaus Ujlaki im Zuge der Grenzwirren die Burg Güssing. Hier wurde Kaiser Friedrich III. von unzufriedenen ungarischen Magnaten zum Gegenkönig in Ungarn gewählt. Aber die aufrührerischen Magnaten wandten sich bald darauf von Kaiser Friedrich III. ab und gingen zum ungarischen König Mathias I. Corvinus über. Dieser belehnte schließlich Mathias Ujlaki mit Burg und Herrschaft Güssing. Als einer seiner Nachkommen ohne direkten Nachfolger verstarb, belehnte der ungarische König Ludwig II. seinen Obermundschenk Franz Batthyàny und dessen Neffen Christoph mit der Güssinger Herrschaft.
Machtkonzentration im Grenzraum?
"Es ist plausibel, daß - wenn überhaupt - eine solche neue Machtkonzentration, Herrschaftsbildung, im Grenzraum zwischen bereits bestehenden politischen Einheiten, Territorien, von statten geht - entweder als Neubildung in einem machtmäßig wenig strukturierten Grenzraum oder als Ausbau einer zunächst von der Zentralgewalt geförderten Position an einer bereits bestehenden, strategisch und wirtschaftlich wichtigen Grenze eines bestehenden, territorial fest umrissenen Herrschaftsgefüges, einer Position also mit Verselbständigungstendenzen." H. Dienst in: Die Güssinger, S.15/16
Der ungarische Historiker Pal Engel vertritt die Meinung, daß sich die Güssinger so wie die anderen Territorialfürsten auf dem Weg waren, aus ihren Territorien "Länder" mit eigener Verfassung zu machen. Zwar waren sie immer nur mit vom König verliehenen Amtstiteln ausgestattet (Gespan, Paladin, Wojwode...), aber sie hatten bedeutende Hoheitsrechte wie etwa die hohe Gerichtsbarkeit inne, sie hatten eine eigene Hofhaltung mit einer eigenen Kanzlei ... Unter Karl von Anjou wurde dieser Prozeß dann allerdings gestoppt, die Macht der Fürsten gebrochen.
Die hier gebotenen Materialen sind Auszüge und Zusammenfassungen aus dem Band "Die Güssinger", Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Nr.79. Dieser Band ist für die Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Burgenland unentbehrlich. Dort finden sich auch umfangreiche Materialien über die mittelalterlichen Burganlagen und im Anhang viele Originaldokumente, etwa aus der Reimchronik (auch mit der Übertragung durch Alfred Walheim!) , aus der der "Continuatio" und auch die "Wachtelmäre" (auch in Übertragung).
Als 1301 König Andreas III. als letzter männlicher Arpade starb, zerfiel Ungarn in sieben "Kleinkönigreiche", denen es in den ersten Jahrzehnten des 14.Jahrhunderts gelang, eine Territorialherrschaft aufzubauen. Dazu gehörten im Westen des Reiches zwei Territorien: Im Nordwesten das der Csak und im Südwesten das der "Güssinger".
Dieser Prozeß der Territorienbildung geht (nach Fügedi, Die Herrschaft der Güssinger) weit zurück, bis in die Zeit der frühen Einwanderung, Kolonisation und Dorfbildung nach deutschem Recht. Die neuen Grundherren steigerten ihre Einnahmen, besaßen aber noch keine Burgen. In dieser frühen Zeit waren alle Burgen (mit ganz wenigen Ausnahmen) Königsburgen und wurden von Gespanen des Königs verwaltet. Erst nach dem Mongoleneinfall wurde der Burgenbau auch den Grundherrn erlaubt, ja sogar besonders gefördert. So wurden im 13.Jahrhundert zahlreiche neue Burgen gebaut.
Die Herkunft der Güssinger
Über Abstammung und Herkunft der Güssinger gibt es keine Urkunden. Nach der Chronik des Simon von Kéza kamen die Brüder Heidrich und Wolfer "de Vildonis" in der Steiermark, zusammen mit 40 "Rittern" nach Ungarn und erhielten von König Geza II. Besitzungen bei Raab, Wolfer auch einen Besitz "in monte Kiscin pro descensu", also einen Wohnsitz in Güssing, wo er sich eine Holzburg erbaute. Nach H.Dopsch sind die Vorfahren der Güssinger mit einem anderen bayerisch-österreichischen Adelsgeschlecht in Verbindung zu bringen. (H.Dopsch, Die Hengstburg, Wildon und die Herkunft der Grafen von Güssing. In: Die Güssinger. Wiss.Arb.aus dem Bgld 79, S. 185-195); Heydrich und Wolfer: Die ersten "Grafen von Güssing"
Streng genommen darf man die Familie, die im Werden unseres Landes eine so wichtige Rolle spielte, weder "Grafen" noch "von Güssing" nennen. Das ungarische "Comes" meint den Gespan, den Befehlshaber einer Komitatsburg. Der Hauptsitz der Familie aber war nicht Güssing, sondern Güns. In der ungarischen Forschung wird die Familie auch nicht die "Güssinger", sondern die "Günser" (Köszegi) genannt. In den Urkunden werden sie als Heyderici oder "genus Heydrich", in moderner Form Héder genannt. Ein anderer Zweig, später Hédérvary genannt (Heidenreichsthurn), war im Komitat Raab reich begütert.
Der Aufstieg der Brüder Heidrich und Wolfer muß sehr rasch erfolgt sein, sie gehörten offenbar zu den Vertrauten des Königs. Wolfer etwa führte im Auftrag des Königs Verhandlungen mit dem Erzbischof von Salzburg, Heidrich nahm 1158 am Deutschen Reichstag teil. Schon 1135 erscheint Heidrich in einer Urkunde als Gespan des Comitates Ödenburg, 1142 als Hofrichter und 1162 als Palatin.
1157 erfolgte die Gründung des Güssinger Klosters. Wolfer errichtete im Ort "Quisun" ein Kloster zu Ehren der Heiligen Maria und unterstellte es der Erzabtei St. Martinsberg (Pannonhalma). Das Kloster erhielt eine überaus reiche Ausstattung aus den Besitzungen der Familie in der Umgebung. Der geschenkte Grundbesitz war mit Eigenleuten ausgestattet, dazu kamen 46 Erwachsene und Kinder und je 5 Sklaven und Sklavinnen. Frau Lindeck- Pozza, eine der besten Kennerinnen des Urkundenmaterials, hält es für möglich, daß damals die Sklaverei noch üblich war und führt mehrere Belege an. Die Sklaven trugen slawische Namen.
Das Kloster Quizun - Güssing wurde unter König Bela III. (1173-1196) eingezogen und an seiner Stelle eine königliche Burg - vermutlich schon in der modernen, westlichen Steinbauweise - errichtet. Später wird in Güssing wiederholt ein "turris" erwähnt. Güssing war eine der wenigen Burgen, die gegen die Mongolen gehalten werden konnte. Der Sohn des Stifters von Güssing erhielt als Ersatz für die Patronatsrechte über sein Kloster die Patronatsrechte über das Kloster von Kapornak. Entschädigt mußte auch die Erzabtei St.Martinsberg werden. Dieser Prozeß zog sich aber sehr lange hin. Die Benediktinerabtei erhielt schließlich Königsgut für Güssing.
Die Güssinger kamen offenbar nicht nur mit ihrem ritterlichen Gefolge nach Ungarn. Sie begannen schon bald mit der Kolonisation des Landes durch deutsche Bauern. In einer Urkunde aus dem Jahre 1198 , eine Bestätigung des Besitzes der Klosters von St. Gotthard durch König Emmerich, wird eine Schenkung in Heiligenbrunn ( in territorio Novi Castri circa Fontem Sacrum" ) erwähnt und die Bewohner angegeben. Sie tragen durchwegs deutsche Namen. Aus dem Jahre 1330 gibt es eine Königsurkunde, die über die Besiedlung von Spanfurt bei Lutzmannsburg berichtet. Manche Indizien sprechen dafür, daß die "jobagiones" , die Bauern, zwar an Grund und Boden gebunden, aber keineswegs wie zumeist jenseits der Grenze Leibeigene waren. Zumindest hatten sie oft das Recht, mit ihrem gesamten Hab und Gut abzuziehen. "Jobagionen" ist ein nicht übersetzbarer Begriff, er meinte ursprünglich die königliche Burgbesatzungen, wurde später aber auch auf bestimmte Bauern angewandt.
Die beiden folgenden Generationen, Heidrichs Sohn Heinz und dessen Söhne Michael, Heinrich I. und Wernhard (von den Ungarn 'Virunt' geschrieben) bekleideten keine Landeswürden. Erst in der nächsten Generation, unter Heinrich II., den man auch "den Großen" nennt, erfolgte dann der weitere Aufstieg. Wolfers Sohn Heinz wird in einer Urkunde auch "Aenz" geschrieben. Aus der Verwendung der Kurzform Heinz für Heinrich kann man unter Umständen auf die Verwendung des Deutschen am Güssinger Hof schließen. Dafür und ganz allgemein für die kulturelle Bindung der Güssinger an den Westen kann man auch andere Belege finden. Von Michael und Heinrich, Heinz' Söhnen, wird berichtet, daß sie in ihrer Jugend im Ausland waren. Es könnte sein, daß sie während der Thronstreitigkeiten auf der Flucht waren.
Heinrich II. der Große
In den 1260er Jahren gab es einen heftigen Gegensatz zwischen König und Thronfolger. In diesem Kampf erfolgte der Aufstieg der Güns-Güssinger. Heinrich II. von Güssing wurde auf seiten des Königs. Er kommandierte das königliche Heer in der entscheidenden Schlacht König Belas IV. gegen seinen Sohn Stephan V. 1244 Gespan von Eisenburg, 1253 Hofrichter, 1260 Palatin. Letztere Würde mußte er zwar nach einem Ausgleich zwischen den streitenden Parteien zwar wieder abgeben, er blieb aber Banus von Slawonien.
Die Anhänger Belas IV. und damit auch Heinrich von Güssing fürchteten aber den Zeitpunkt des Todes des Königs, denn damit erfolgte die Machtergreifung Stephans V. Bela IV. hatte für seine treuen Gefolgsleute insofern vorgesorgt, als er Ottokar von Böhmen verpflichtet hatte, diese für den Fall, daß sie fliehen müßten, aufzunehmen. Heinrich II. lief tatsächlich zu Ottokar über - aber mit all seinen Herrschaften und Burgen, insgesamt 11 Burgen und das dazugehörige Gebiet. Es scheint, als ob Heinrich diesen Schritt als endgültig angesehen hätte, denn erließ sich von Ottokar belehnen und hatte den Wechsel offenbar auch gut vorbereitet: Er hatte eine böhmische Magnatentochter geheiratet. Als aber Stephan V. bald darauf starb, kehrte Heinrich II. unter die ungarische Krone zurück und mischte bald wieder in den folgenden Thronstreitigkeiten kräftig mit. 1274 fiel er. Besitzungen Heinrichs II. : Er durfte zwei neue Burgen bauen: Güns und Schlaining, und wurde mit den beiden Burgen St.Veit und Bernstein belehnt. Balint Homan, einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber Ungarns, charakterisierte Heinrich II. als "hemmungslos gewalttätig bis zur Grenze der Abenteurerei, ehrgeizig, Interessenjäger bis zur Erbarmungslosigkeit." Lindeck - Pozza findet etwas freundlichere Worte, sie erklärt die Grausamkeit Heinrichs aus dem Geist der Zeit:
" ... ein getreuer Ratgeber und Freund eines etwa gleichaltrigen Königs ..., ein begabter Staatsmann und Heerführer, freilich auch ein Haudegen von offenbar sehr robuster Gesundheit und nichts weniger als friedfertiger Denkungsart. ... zahlreiche urkundliche Zeugnisse berichten über gewaltsam ausgefochtene Meinungsverschiedenheiten mit Standesgenossen, Überfälle, Plünderung gegnerischer Besitzungen, Besetzung fremden Gutes ... Die Urkunden schildern genau, wie zum Beispiel der Wohnsitz eines Gegners überfallen und niedergebrannt wurde, dieser selbst aus der Kirche, in die er sich geflüchtet hatte, herausgezerrt und ihm 'turpiter' der Kopf abgeschnitten wurde, während die Frauen und Kinder in den Flammen umkamen ...
... Auch Heinrich und seine Söhne waren nicht kriminelle Räuber, ihre Kämpfe waren politische Kämpfe um die Macht, die eben mit zeitgemäßen Mitteln ausgetragen wurden ..."
Irmtraut Lindeck-Pozza, Die Herren von Güssing im Lichte der Urkunden. In: Die Güssinger. Wissenschaftl.Arbeiten aus dem Burgenland, Bd.79, Eisenstadt 1989, S. 66
1271 besaß Heinrich von Güssing folgende Burgen: Bernstein, Güns, Gaas, St.Veit (bei Güns), die Burg Roy (nicht identifiziert, vermutlich im Leithagebirge), Neuhaus am Klausenbach und zahlreiche Burgen außerhalb des heutigen Burgenlandes. Schlaining wurde vermutlich von ihm erbaut. In Güns bestand schon früher vermutlich eine königliche Burg, die spätere mächtige Burg und die Stadt wurden wahrscheinlich von Heinrich II. und seinem Sohn Iwein gegründet bzw. mit einem Stadtrecht ausgestattet. 1271 erwarben die Güssinger auch Lockenhaus. Herrschaftsmittelpunkte aber waren Güns und Schlaining.
1279 kam es zu einer Besitzteilung zwischen den Söhnen Heinrichs II., Iwein (Johannes), Nikolaus und Heinrich III.
Nikolaus bekam Lockenhaus und St.Veit, Iwein Güns und Bernstein, Heinrich III. die Burgen in Slawonien. Ein vierter Bruder, Peter, war Bischof von Wesprim und unterstützte seine Familie nach Kräften. 1329 erwarb Nikolaus in einem Tauschgeschäft mit den Ják Rechnitz, die Burg mit der Siedlung, nachdem er zuvor schon einen Teil des Ortes erworben hatte. Später waren auch wieder Güssing und Kobersdorf im Besitz der Güssinger. Man weiß jedoch nicht, wie sie diese Burgen erworben haben. Bis zur Jahrhundertwende bekamen die Güssinger noch weitere 18 Burgen in ihren Besitz. Sie besaßen schließlich nahezu alleBurgen im Komitat Eisenburg und an der Grenze nach Westen, kontrollierten nahezu alle Straßen nach Westen. Immer häufiger wandten sie beim Erwerb der Burgen auch Gewalt an.
Die Güssinger übten ihre Herrschaft über einen großen Teil Ungarns mit Hilfe ihrer "familia" aus. Die "Familiarität" war eine Einrichtung im mittelalterlichen Ungarn, die dem westlichen Lehensverhältnis sehr nahe kam. Es gab jedoch offenbar auch einen wesentlichen Unterschied: die Familiarität konnte jederzeit wieder gelöst werden, während das Lehensverhältnis ja ein lebenslängliches war. Die mächtigen Herren wie die Güssinger nahmen Gefolgsleute in den Kreis ihrer familia auf, wobei diese einen Treueeid zu leisten hatten. Der Erwerb neuer Burgen hatte jeweils die Vergrößerung der familia zur Folge und damit auch größere militärische Macht. Eine interessante Frage ist, woher die familiares, der "niedere Adel" , kamen. Es scheinen mehrere Gruppen zur Entstehung dieser damals in Ungarn neuen Schicht beigetragen zu haben: einerseits kleinere, freie Grundbesitzer, nicht selten "ausländische" Ritter, die als "Gäste" ins Land gekommen waren, oder auch weniger erfolgreiche Angehörige der "großen" Familien, die sich in die familia des Mächtigen begaben und von seinem Aufstieg profitierten, ferner bisherige "Königsdiener", also Angehörige der Königsgefolgschaft, und schließlich die früheren Besatzungen der Königsburgen, die in dieser Zeit "arbeitslos" wurden, da immer mehr Krongut verschenkt wurde. Diese verschiedenen Gruppen wuchsen in der "familia" der Großen zusammen und nannten sich in der Folgezeit "nobiles de comitatu", also Komitatsadel. Am ehesten kann man sie mit den Ministerialen in den deutschen Ländern vergleichen.
Im Dienst der Grafen von Güssing stellten die familiares und bezahlte Soldritter so ein "Privatheer", das anscheinend gut durch organisiert war und nach Fügedi durchaus 3000 Mann umfasst haben könnte. Auf Seiten der Güssinger findet man aber auch die Pfeilschützen von Deutsch - Schützen, obwohl diese dem König unterstanden
Die Macht der Güssinger
"Durch die Übernahme vieler Hofämter, weltlicher und geistlicher Würden weiteten sie ihre Macht, Einflusssphäre und ihren Besitz über das ganze Königreich vom slawonisch -kroatischen Gebiet bis zur Nordgrenze gegen Polen (Tatra-Lomnitz) systematisch aus. Die Schwäche der ungarischen Zentralmacht am Ende der Arpadendynastie nützend, erwarben sie einen riesigen Komplex von Burgherrschaften; mit ihrer Ämter-und Machtfülle galten sie als „Kleinkönige", mit einer großen Gefolgschaft abhängiger Dienstmannen, einer eigenen Hofkanzlei, einem selbstständigen Heer. An ihren Burgen, vor allem am Hauptsitz in Güns, blühten die ritterliche Kultur, Dichtung und das Spielmannswesen nach westlichem Vorbild. Ihre auf möglichst große Unabhängigkeit von der Zentralmacht zielende Politik forderte nicht nur den schwachen König zu vergeblichen Disziplinierungsversuchen heraus, sondern auch Albrecht I., Herzog von Österreich und Steiermark, den Sohn des deutschen Königs Rudolf I. Von einem vergeblichen Feldzug von König Ladislaus IV. hören wir im Jahre 1274, als er vor Burg Schlaining lag, auch spätere Angriffe auf Bernstein schlugen fehl."; Harald Prickler in: Stadtgemeinde Stadtschlaining. S.33
Die Güssinger und das Landeswappen
Das Güssinger Wappen - der von rot und kürsch dreimal gespaltene Wappenschild - bildet das Herzschild des burgenländischen Adlers...
Die Güssinger Fehde
Unter König Ladislaus war die Macht der Güssinger für das ungarische Königtum offenbar sehr bedrohlich geworden. Doch Ladislaus belagerte die Festung Bernstein vergeblich.Angeblich wandte sich Ladislaus daraufhin an Herzog Albrecht von Österreich um Hilfe. Dieser hatte ihn schon 1282 gegen die aufständischen Kumanen unterstützt. Nunmehr konnte er aber keine Hilfe leisten, wollte es vielleicht auch nicht. Außerdem war Ladislaus durch einen schweren Angriff der Tataren gebunden.
Diese Zurückhaltung des Habsburgers und die Schwierigkeiten des eigenen Königs nützte Graf Iwein kräftig aus. Er raubte und plünderte in der Umgebung von Wiener Neustadt. Ein Friedensangebot des Herzogs lehnte er ab, er hielt ihn wohl unfähig für eine größere Aktion. Albrecht aber mußte auf diese Provokationen reagieren und entsandte ein Heer gegen Bernstein. Diese Unternehmung von 1285 wurde zu einer Katastrophe für die Östereicher.
Ottokar von der Geul hat den Zug unter der Führung von Hermann von Landenberg in seiner Reimchronik ausführlich beschrieben, teilweise voller Schadenfreude vor allem über die unglückliche Rolle, die die schwäbischen Ritter der Habsburger dabei spielten. Die Steirer und Österreicher wie Alber von Puchheim und Berthold von Emmerberg kannten die "Ungarn" sehr wohl, sie wußten Bescheid über ihre besondere Taktik, die mit dem "ritterlichen" Kodex der Schwaben wenig zu tun hatte. Die Ungarn griffen an, wenn Erfolg zu erwarten war, zogen sich aber immer wieder auch rasch zurück, täuschten den Rückzug oft vor und lockten die Verfolger in den Hinterhalt. Die im Grenzkampf erfahrenen Steirer warnten auch wiederholt, allerdings vergeblich. Für die schwäbischen Ritter war ein Rückzug indiskutabel. Und so war das Verhängnis unabwendbar. Iwein, der seine ganze Sippe mit ihrem Anhang mobilisiert hatte, stellte sich keineswegs zum "ritterlichen" Kampf, er ließ die Gegner zunächst mit einen Pfeilhagel eindecken. Die miesten Pferde wurden so getötet, die Ritter waren unbeweglich. Als sie daraufhin Iwein zum Zweikampf herausforderten, lachte sie dieser aus, ja noch schlimmer, er ließ sogar ihren Parlamentär von seinen Pfeilschützen erschießen. Das habsburgische Ritterheer mußte schließlich aufgeben. Die schimpfliche, unritterliche Behandlung durch Iwein ging aber weiter. Er nahm ihnen ihre Rüstung und Kleidung ab und ließ jene Gefangenen, von denen kein Lösegeld zu erwarten war, sogar umbringen.
Nach diesem Fiasko sah sich Albrecht, der seine Ritter aus der Gefangenschaft auslösen mußte, zu einem schmählichen Frieden gezwungen. Er mußte Iwein Hilfe zusichern (mit Ausnahme gegen den König von Ungarn). Der Friede hielt allerdings nicht lange. Schon 1287 gab es wieder Kämpfe. Albrecht belagerte Preßburg und nahm die Stadt ein. Er legte eine Besatzung in die Burg. Im Süden griff Abt Heinrich von Admont, der Landeshauptmann der Steiermark, zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er bot die obersteirischen Bauern, also das Landesaufgebot, gegen die Güssinger auf. In Radkersburg zog er sie zusammen. Aber auch dieses Heer lief in die Falle. Die Güssinger raubten auf Streifzügen rund um Radkersburg das Vieh, das Landesaufgebot verfolgte sie und lief prompt in die Falle. Die Markleute, also die steirischen Ritter, kamen verspätet zur Hilfe und wurden ebenfalls geschlagen. Im folgenden Jahr griff Heinrich von Admont erneut an, die "Ungarn" stellten sich aber nicht.
Inzwischen hatte Herzog Albrecht beschlossen, entschieden gegen Iwein und seinen Anhang vorzugehen. Ladislaus von Ungarn gab seine Zustimmung, aktive Hilfe leistete er jedoch nicht. Der Herzog zog ein für damalige Verhältnisse geradezu riesiges Heer von angeblich 15 000 Mann zusammen. Landesaufgebote aus Österreich und der Steiermark, aber auch Leute der Bischöfe von Passau, Freising, Bamberg und Seckau waren beteiligt. "Modernstes" Belagerungsgerät wurde auf angeblich hundert Wagen mitgeführt: verschiedenste Arten von Steinschleudern, Belagerungstürme (Ebenhoch), Rammböcke... waren dabei, ebenso Mineure, die die Mauern belagerter Burgen untergraben sollten. Das ganze Unternehmen war also sorgfältig geplant und bestens organisiert.
Das erste Ziel war Mattersburg, das der Belagerung zunächst standhielt. Auch der Einsatz der Mineure war anscheinend vergeblich. Iwein versuchte, den Nachschub zu stören und die Belagerer von Mattersburg wegzulocken, was ihm diesmal aber nicht gelang. Nun machte er ein Friedensangebot, das Albrecht allerdings ablehnte. Der Beschuß von Mattersburg wurde verstärkt. Schließlich gaben die Belagerten auf. Sie erhielten freien Abzug. Albrecht legte eine Besatzung von 40 Mann in die Burg.
Am 17.oder 18.Mai 1289 brach die Belagerungsarmee nach St,Margarethen auf, das sich ergab, ebenso wie darauf Ödenburg. Neckenmarkt mußte wieder belagert werden. Die Burg wurde in Brand geschossen und schließlich zerstört. Nur Frauen und Kindern wurde freier Abzug gewährt. Die gefangenen Männer wurden an jene Städte ausgeliefert, die Iwein zuvor belästigt hatte. Sie wurden verurteilt. Kobersdorf ergab sich; über Landsee und Draßmarkt ging es weiter nach Rechnitz, wo die Belagerten nach acht Tagen, nachdem kein Entsatz kam, aufgaben. Ulrich von Stubenberg übernahm diese Festung. Schlaining mußte nach kurzer und heftiger Belagerung übergeben werden. Auch dort übernahm ein Stubenberger die Besatzung. Es folgte die Belagerung von Pinkafeld und Burg und vermutlich auch Güssing. Auch Oberschützen, Rotenturm, Oberwart, Stegersbach, Großpetersdorf ... brachte Albrecht in seine Gewalt. Der Herzog wollte auch noch Iweins Hauptburg Güns angreifen, abe rinzwischen war es Herbst geworden, die Weinlese stand bevor und die Österreicher drängten nach Hause.
Später erfolgte dann die Belagerung von Güns. Iwein versuchte wieder, den Nachschub zu stören. Albrecht ließ die Stadt abbrennen, die Burg aber hielt zunächst stand, mußte dann aber doch nach langer Belagerung übergeben werden. Damit war die Macht Iweins gebrochen.Albrecht konnte die westungarischen Burgen aber nicht lange halten. 1290 wurde Andreas III. zum ungarischen König gewählt. Er fiel in Österreich ein und erzwang so Verhandlungen. 1291 mußten die in Westungarn besetzten Gebiete zurückgegeben werden. Die Zerstörung einiger Burgen, die die Österreicher unmittelbar bedrohten, wurde aber zugestanden.
Bauern zur Zeit der GüssingerEs gibt in den Urkunden des 13.Jahrhunderts nur ganz wenige Hinweise auf das Leben der Bauern. Man ist hier oft auf Vermutungen angewiesen. Die Kolonisten aus dem Westen wurden in Dörfern angesiedelt. Über deren Größe weiß man nichts. An sie werden Hufen ausgegeben. In den ungarischen Quellen spricht man allerdings von "aratrum" (=Pflug), was der Hufe entsprechen dürfte, oder von mansio, später von sessio, oft mit dem Zusatz "vulgo Lehen". Diese Ansässigkeiten waren ursprünglich sehr groß, wurden aber bald geteilt. Zur Ansässigkeit gehörten Ackerland (terra arabilis), die Größe meist in jugera (=Joch) angegeben und Wiesen. Angebaut wurden Weizen, Hafer und Gerste. In den Quellen häufig erwähnt werden Birnbäume, seltener Äpfel und Kirschen. Über die Abgaben der Bauern ist wenig bekannt. "Zehent" und Frondienste waren mit Sicherheit zu leisten. Von den Weingärten wurde jedenfalls ein Bergrecht entrichtet.
Zwei für das heutige Burgenland interessante Quellen geben Nachricht über Abgaben: 1308 kam es wegen eines Getreidezehents zu einem Konflikt zwischen dem Klostermarienberg und einem Kastellan Iweins von Güssing auf "Bykug", einer Burg in der Nähe von Nikitsch. Iwein befahl dem Kastellan, die Leute von Nikitsch in Ruhe zu lassen, da ihre Abgaben dem Kloster zustünden. Comes Bors bestimmte 1122 für Mannersdorf und Prösing, daß von jeder mansio pro Jahr 30 Frisatici (Friesacher Pfennige, von den Erzbischöfen von Salzburg in Friesach geprägt) sowie 20 Metzen Hafer, zwei Metzen Weizen, ein Eimer Wein, zwei Hühner, ein Ochse und ein Schwein zu entrichten seien. Bestimmte Dörfer hatten für die Verpflegung der Burgbesatzungen aufzukommen.
Städte und Märkte in der Zeit der Güssinger
Die Bewohner der größeren Siedlungen waren - soweit man das auf grund der eher seltenen Namensnennungen schließen kann, ausschließlich Deutsche. Sie werden in den Quellen "cives" genannt (etwa die Bewohner von Eisenburg, Tschapring-Csepreg, Nikitsch...). Manchmal ist auch von "cives et hospites" die Rede. Bis heute sind diese rechtlichen Begriffe nicht eindeutig geklärt. Lindeck - Pozza gibt folgende interessante Interpretation: Cives könnten die ursprünglich königlichen Burgbesatzungen sein, hospites aber die eigentlichen Bürger, mit besonderen Rechten ausgestattet. Die Deutung des Begriffes "hospites" ist besonders schwierig. Die Übersetzung als "Gäste" ist völlig unzulänglich, denn die Zuwanderer aus dem Westen waren ja keineswegs "Gäste" im heutigen Sinn ...
Iwein, Iwan oder Johannes?
Wie kam Iwein von Güssing zu seinem Namen? Oder hieß er vielleicht Iwan oder Johannes? Viel wurde in der Forschung herumgerätselt. Heute scheint klar zu sein: Iwein, wohl der bedeutendste unter den Heinrichsöhnen, hieß tatsächlich Iwein, auch wenn man ihn - den Ungarn war dies vertrauter - auch Iwan nannte und folgerichtig dann Johannes übersetzte.
Woher aber stammt der Name? Er kommt vom " Iwein " Hartmanns von der Aue. Wie vor allem Lindeck - Pozza aus den Urkunden bewiesen hat, waren Namen aus den deutschen Ritterepen damals, im 13.Jahrhundert, in Westungarn weit verbreitet: da gibt es Siegfried, Gunther, Tristan, Lancelot ...
Diese Tatsache erlaubt natürlich interesante kulturhistorische Rückschlüsse: Der Adel Westungarns war mit den damals modischen Ritterepen vertraut, er war also kulturell nach Westen, in das Reich, orientiert.
Nikolaus Kakas (Kokosch,"der Hahn") und sein "Verrat" an Ungarn
In der ungarischen Geschichtsschreibung kommt vor allem ein Güssinger schlecht weg: Nikolaus "der Hahn". Man wirft ihm vor, er wäre zu den Österreichern übergelaufen und hätte Ungarn "verraten".
Tatsächlich schloß er mit Herzog Friedrich d.Schönen von Österreich einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete, Friedrich gegen jedermann besizustehen. Den König von Ungarn anerkannte er aber durchaus als seinen Herrn. Man darf nicht vergessen, daß es sich dabei um eine der im mittelalterlichen Lehenswesen keineswegs seltenen doppelten Bindungen handelt, die allerdings zu Loyalitätskonflikten führen konnte. Aber erst die Verträge von 1336 bedeuteten ein tatsächliches Ausscheiden aus dem ungarischen Staatsverband. Die Witwe des Hahns, Elisabeth von Pottendorf und ihre Söhne Heinrich, Johannes und Ladislaus unterstellten sich mit all ihren Besitzungen den Habsburgerherzögen Albrecht und Otto. 1339 nahm Albrecht II. "unsern getriuwen graf Yban von Pernstayn in unser gnad und scherm" auf.1301 starb der letzte Arpade. Die Territorialherren, unter ihnen als eine der mächtigsten Familien die Güssinger, hatten den Zenit ihrer Macht erreicht. Um die Krone stritten zunächst Karl v.Anjou, Wenzel von Böhmen und Otto von Bayern. Erst 1310 wurde Karl v.Anjao endgültig mit der Stephanskrone gekrönt und galt seitdem als unanfechtbar. In den folgenden dreizehn Jahren gelang es ihm, in unzähligen Kämpfen die Königsmacht durchzusetzen. Sie endeten mit dem Untergang der Güssinger Macht.
Zunächst wurden die Güssinger von Karl v.Anjou durchaus hofiert. Ihre Macht war damals überaus groß. Johannes und Peter, die beiden Söhne des 1310 verstorbenen Ban Heinrich, besaßen riesige Eigengüter in Slawonien und Kroatien, Johannes war Gespan von vier Komitaten.
Die andere, in Westungarn wichtigere Linie war vertreten durch Nikolaus, dem Sohn Gregors und Enkel Iweins. Er war Gespan von Eisenburg, Ödenburg, Zala und wahrscheinlich auch von Wesprim, Raab und Wieselburg. Als er 1314 starb folgte sein jüngerer Bruder Andreas. Diese beiden Linien hatten unter Karl v.Anjau zunächst auch wichtige Hofämter inne. Dann gab es noch eine dritte Linie, die weniger bedeutend war. Ihr Haupt war Nikolaus Kakas (Kokosch, der Hahn), der auf burgenländischem gebiet Lockenhaus und Rechnitz, daneben auch Kanizsa und Pölöske besaß.
1314 kam es zum Bruch mit dem König. Die slawonische Linie war daran schuld, bald wurden aber such die anderen Güssinger mit in die Wirren hineingezogen. Der Streit begann mit einer Erbschaftsfrage. 1313 starb der königliche Oberkämmerer Egidius von Moszlo, der in Slawonien grpße Besitzungen hatte. Einer seiner Erben war sein Schwiegersohn Nikolaus aus dem Geschlecht der Aba (der auch einer der Besitzer von Landsee war). Johannes von Güssing aber wollte diese Erbschaft einziehen. Es gelang ihm, Nikolaus Aba in seine Hände zu bekommen. Er behandelte ihn äußerst grausam. Er ließ ihn nackt, an einen Pferdeschweif gebunden, um die belagerte Burg Atyina schleifen ...
Diese und andere Ereignisse, die Übergriffe gegen "seine Getreuen", dürften den König bewogen haben, Johannes als Oberstallmeister abzusetzen und ein Heer gegen die "Heinrichssöhne" auszuschicken. Drei Jahre lang dauerten die Auseinandersetzungen. Sie waren der Anfang vom Ende der mächtigen Güssinger. In einer Schlacht fielen zahlreiche Anhänger der Güssinger in die Hände des Königs. 1315 griff König Karl von Temesvar aus, wohin er seinen Hof verlegt hatte, die Güssinger in Südungarn und Slawonien erneut an. 1316 folgte ein großer, durch ein allgemeines Aufgebot sorgfältig vorbereiteter Feldzug, der für die Güssinger den Verlust zahlreicher Burgen zur Folge hatte. Zahlreiche Gefolgsleute fielen von Johannes von Güssing ab. Er hatte sie zuvor anscheinend oft mit Gewalt in seinen Dienst gezwungen. Wenn sie zum König überliefen haten sie die Chance, Karriere zu machen. Selbst Familienangehörige wie Nikolaus Kakas (der Hahn) huldigten König Karl. In der Folgezeit setzte sich der König immer mehr durch, auch gegenüber den anderen großen territorialherrn. Die weiteren Kämpfe führten seine Feldherrn.
Während diese Kämpfe in Slawonien stattfanden wagte Andreas, der Herr der westungarischen Güssinger-Besitzungen, im Jänner 1317 einen Angriff auf die königlichen Städte Ödenburg und Raab, unterstützt von Teutonici, also von Österreichern. Die Städte hielten stand, er wurde von den Ödenburger Bürgern und Paul von Mattersdorf, dem späteren Hofrichter, geschlagen. Der Stadtrichter von Ödenburg wurde für seine Treue vom König belohnt (BUB III, 101). Auch seinen königstreuen Vetter, Nikolaus den Hahn, griff er in Rechnitz und Lockenhaus an - ohne Erfolg. Im Herbst 1317 mußte sich Andreas König Karl unterwerfen. Daß an seiner Niederwerfung auch Österreicher beteiligt waren, zeigt die Neuordnung Westungarns. Rudolf von Pottendorf wurde sein Nachfolger als Gespan von Ödenburg (1317-1318), Paul von Mattersdorf wurde Gespan von Raab. Andreas verlor alle seine Ämter und auch einige Burgen.
1319 wagte Andreas erneut den Aufstand, mit Hilfe von Verbündeten und Söldnern aus Österreich. Der König schickte Nikolaus Gutkeled, ab 1318 Gespan von Ödenburg und Kastellan von Kapuvar, sowie Lorenz von Csorna (Ahnherr der Kanizsai) gegen ihn. Sie eroberten Kobersdorf und errangen vor Güns einen großen Sieg. Viele Österreicher im Heer des Andreas wurden dabei gefangengenommen. Andreas selbst aber wurde vom König wieder in Gnaden aufgenommen. 1321 war er schon wieder Gespan von Eisenburg und blieb es bis zu seinem Tod 1324. Güns, Güssing und Sarvar blieben in seinen Händen. Auch Nikolaus Kakas, diesmal am Aufstand beteiligt, wurde besiegt. Er verlor seine Ämter und Teile seiner Besitzungen. Seine Stammburgen Rechnitz und Lockenhaus durfte er aber behalten. 1320 kam es auch in Slawonien zum Friedensschluß. Die Güssinger behielten auch dort noch viele Herrschaften.
1326/27 kam es erneut zum Krieg der "Heinrichsöhne". Dieser letzte Aufstand in Slawonien bewog den König offenbar, auch die Macht der Güssinger in Westungarn nunmehr endgültig zu brechen. Dort war auf Andreas dessen Onkel Johannes der Wolf (Farkas) gefolgt. Der Hofrichter Alexander drang in das Komitat Eisenburg ein und übernahm Güssing, Güns und Sarvar. Nur Bernstein wurde den Güssingern noch belassen.
Das letzte Kapitel im Niedergang der Güssinger begann 1336. Während eines Krieges zwischen Ungarn und Österreich anerkannten die Güssinger die Lehensherrschaft der Habsburger Albrecht II. und Ottos. Erst 1339 kam es zum Frieden zwischen dem König und den Söhnen des inzwischen verstorbenen Johannes von Güssing. Die drei Söhne wurden wieder in die Gnade des Königs aufgenommen, ja sogar mit besonderen Vorrechten ausgestattet.
Heinrich, der jüngste der Farkassöhne, wurde Ahnherr der Familie Tamási (1444 ausgestorben); Johannes von Bernstein verlor während des Krieges mit den Österreichern seine Herrschaft; er floh nach Österreich und wurde dort der Begründer der Familie Pernstein. Die Nachkommen der Nikolaus Kakas verloren Lockenhaus, 1403, nach einem Aufstand, auch Rechnitz. Sie behielten eine Herrschaft in Slawonien, wo sie im 15.Jh. ausstarben.