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Ein großer Teil des heutigen Neusiedler Bezirkes gehörte im Mittelalter zur Herrschaft Ungarisch Altenburg (Mosonmagyarovár). Wesentliche Impulse für diese Grenzherrschaftsbildung gingen von den Grafen Poth aus. Nach einem misslungenen Aufstand in Bayern gelangte Botho im 11. Jahrhundert als Flüchtling nach Ungarn, wo er als "Gast" freundlich aufgenommen wurde. Seine Nachkommen, die sich "Györ" nannten, bekamen um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert große Landschenkungen im Wieselburger Komitat. Daraus entwickelte sich im 13. Jahrhundert ein riesiger geschlossener Güterkomplex mit einer zentralen Burg in Ungarisch Altenburg (Moson-Magyarovár). Die Grundherrschaft erhielt nach dieser Burg ihren Namen. Ihr Begründer, Konrad I. (1239 - 1299) nannte sich "de Òvár - von Ungarisch Altenburg."

Der bayrische Pfalzgraf und sein Bruder Botho standen in einer Fehde  auf Seiten Konrads von Bayern gegen dessen Oheim Heinrich III. Sie wurden besiegt und mussten nach Ungarn fliehen. In den Thronstreitigkeiten zwischen König Andreas und seinem Bruder Béla gehörten sie der Partei des Königs an. Béla siegte und stellte die gefangen genommenen deutschen Ritter vor die Alternative, heimzukehren oder in seinen Dienst zu treten. Botho blieb in Ungarn und wurde zum Ahnherrn der in Ungarn lebenden Aribonen.  Unter den Königen Ladislaus I. und Koloman wurden die deutschen Adeligen besonders begünstigt. Unter den Königen Emmerich und Andreas II. erlebten die Nachkommen Bothos und seines Sohnes Botho II. einen steilen Aufstieg. Sie erhielten Schenkungen im Wieselburger Komitat und wurden die mächstigste Familie in diesem Raum. Sie nannten sich "Györ". Konrad I. nannte sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts "de Owar - von Altenburg. Saul aus der Familie der Altenburger war Metropolit und Erzbischof von Kalocsa und hatte großen Einfluss auf den König. Von seinen Brüdern waren Alexander II., Maurus und Botho III. Obergespane von Wieselburg. Csepan I. wurde 1207 Palatin von Ungarn, hatte damit das höchste weltliche Amt inne.Botho III. vereinigte den gesamten, schon sehr umfangreichen Güterkomplex in seiner Hand. Auich er war nach Chepans Tod Palatin. 1208 erhielt Botho III. das Dorf Hof am Leithagebirge mit 300 Joch Ödenburger Burgland und Weingärten. Auch Mannersdorf dürfte zu dieser Zeit in seinen Besitz gekommen sein. Einige Güter erwarben die GRafen Poth käuflich. Podersdorf wurde zwischen 1209 und 1212 ihm vom König geschenkt. Der Palatin überließ die Hälfte dieses Besitzes seinem Diener Rat, der das Dorf zu Ehren seines Herrn umbenannte. Podersdorf und Winden kamen als Schenkung der Poth an das Kloster Heiligenkreuz. Botho III. starb 1221. Von seinen drei Söhnen Botho IV., Maurus II. und Stephan III. starben zwei früh . Botho IV. hatte nur zwei Töchter. Erst unter Konrad I. von UNgarisch Altenburg, dem Enkel von Maurus I. wieder ein Hofamt. Er wurde Mundschenk von König Andreas III. Konrad und Maurus III. überlebten den Tatarensturm von 1241. Sie flohen zusammen mit Bela IV. Die Herrschaft UNgarisch Altenburg wurde von den Tataren verwüstet. Als Reaktion auf diese Ereignisse erlaubte Bela IV. den Brüdern in UNgarisch Altenburg den Bau einer Burg aus Stein und übertrug ihnen den Brückenzoll an der Leitha. Im Streit zwischen König Bela IV. und Ottokar von Böhmen schlug sich Konrad auf die Seite Ottokars. Nach der Aussöhnung der beiden Könige verlor er 1260 seine Burg und die Herrschaft Ungarisch Altenburg. Er wurde als Landesverräter am Reichstag verurteilt. Seine Besitzungen bekam der Truchsess des Königs Lorenz Aba. Als zwei Jahre später der Streit zwischen Bela IV. und seinem Sohn Stephan V. ausbrach schlug sich Konrad auf die Seite Stephans. Nach der Aussöhnung zwischen Vater und Sohn setzte sich Stephan aber für KOnrad ein , der einige seiner Besitzungen zurück erhielt. Mit seinen Nachbarn lag Konrad oft im Streit, etwa 1273, als der Osl Herbord II. Podersdorf überfiel und die Pferde und Ochsen wegtrieb - obwohl Podersdorf zu dieser Zeit schon zum Teil dem Kloster Heiligenkreuz gehöprte. Konrad dürfte um 1299 gestorben sein, Er hinterließ die Söhne Jakob I. und Stephan IV. und zwei Töchter. Jakob I. war ebenfalls Obergespan von Wieselburg. Mit seinem Bruder geriet er in einen heftigen Besitzstreit. Jakobs Söhne waren Nikolaus I. und Konrad II. Stephan IV. starb kinderlos.

Die Nachkommen Jakobs verlegten ihren Sitz in das Baranyer Komitat, in die Burg Kemend, nach der sie sich fortan nannten. Die Poth mussten die Herrschaft UNgarisch Altenburg aaufgeben. 1317 erschien König Karl Robert von Anjou, der neue König Ungarns, mit einem Heer an der Westgrenze und erzwang die Öffnung der Burgen Wieselburg und UNgarisch Altenburg. Die Besitzungen mussten ohne Entschädigung abgetreten werden. 1314 waren Burg und Herrschaft schon königlich. Im 15. Jahrhundert setzten sich die Poth in drei Linien fort- die de Kemend, die Gyulai und die Patfy von Gyula.Die Poth werden gelegentlich als "de Györ" bezeichnet, obwohl sie nie Besitzer der Stadt Raab/Györ waren.

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts ging die Herrschaft Ungarisch Altenburg auf die Wolfurt über. Der Ritter Ulrich von Wolfurt war erst kurze Zeit vorher aus dem heutigen Voralberg, wo die Stammburg der Wolfurt liegt, in unsere Gegend gekommen. Vorher verdingte er sich und seine Brüder als Söldner in Italien, wo sie reiche Beute machten. Für treue Dienste erhielt Ulrich von Wolfurt vom Ungarnkönig zunächst die Burg Vöròskö (Bibersburg; heute Cervèny). Sie wurde zur Zentralburg der Wolfurt in Ungarn. Von den Wolfurt übernahmen im 15. Jahrhundert die Grafen von St. Georgen-Bösing (Jùr - Pezinok in der Slowakei) die Herrschaft Ungarisch Altenburg, was langdauernde Erbstreitigkeiten mit sich brachte.

König Ludwig II. schenkte Burg und Herrschaft seiner Gattin Maria aus dem Hause Habsburg. Die Herrschaft Ungarisch Altenburg blieb bis zur "Bauernbefreiung" im19. Jahrhundert im Besitz der Familie Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen.


 

 

 

 

 
 

 


 
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